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Provinz und Nina Chuba bewegen sich zwischen „Zorn & Liebe“

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Provinz und Nina Chuba bewegen sich zwischen „Zorn & Liebe“
Provinz // © Mike Kipper

Wie heißt es doch so schön – Gegensätze ziehen sich an. Provinz und Nina Chuba würden das ihrem gemeinsamen Song nach wohl genauso sehen: Die Liebe braucht den Zorn und der Zorn braucht die Liebe. Ein ungeschriebenes Gesetz, dem sie in ihrer neuen Single „Zorn & Liebe“ Raum geben.

Reibung, Spannung, Aufregung. Kribbeln. Der tiefe Fall. Streit, Wut. Im neuen Song „Zorn & Liebe“ von Provinz und Nina Chuba geht es leidenschaftlich her und man merkt, die beiden Gefühle liegen gar nicht mal allzu weit auseinander wie man meinen mag. Provinz-Frontsänger Vincent erzählt, dass er den Claim „Zorn & Liebe“ schon länger im Kopf hatte: „Ich fand das immer schon strong. Ich wusste nur lange nicht, wie ich das in einem Lied unterbringen kann und welcher Song dieses Gefühl transportiert.“

Die Emotionen werden in dem Song in einer von Provinz-typischen hymnischen Art und einem warmen Popsound mit tanzbaren Synthie-Beats untermalt. Gleich zu Beginn singt Nina Chuba gefühlsbestimmt: „Herzen brechen Porzellan / Wir sind nicht mehr, was wir mal waren / Wir werfen mit Schatten und warten darauf / Dass es irgendwann mal wieder Tag wird“. Dem drohenden Ende und Kontrollverlust der Gefühle, folgt dann aber gleich die Hoffnung, dass sich niemals etwas an der Liebe ändern wird: „Ein Hoch auf uns zwei, darauf, dass es ewig und immer so bleibt“.

Provinz im Interview

Neben der markanten Stimme von Vincent ist Nina Chuba nicht nur in dem Song zu hören, sondern war ebenfalls beim Schreiben beteiligt. Die beiden trafen sich als Provinz nach ihrer Tour im Sommer im Studio in Hamburg waren. „Irgendwie standen die Sterne gut, denn alles hat sich sehr natürlich und automatisch gefügt und plötzlich hatten wir ‚Zorn & Liebe‘ geschrieben. Ohne Liebe kein Zorn und ohne Zorn keine Liebe. Das Eine bedingt das Andere. Wir brauchen beides. Es tut weh und es ist schön, gleichmäßig stark.“

Mit Nina Chuba haben sich Provinz eine vielversprechende Künstlerin zur Seite geholt. Die Hamburgerin ist derzeit eine der spannendsten Newcomerin, die Deutschland dieses Jahr zu bieten hat und war auch an einem Feature von Kummers Nummer-1-Hit Der letzte Song beteiligt, bei dem sie den gewohnten Part von Fred Rabe der Giant Rooks übernommen hat.

Für Provinz ist der gemeinsame Track mit Nina Chuba, der erste diesen Jahres. Zuletzt brachten sie im Sommer die Single Liebe zu dritt mit MAJAN und JEREMIAS heraus und wurden im Dezember als „Beste Band“ mit der 1LIVE Krone ausgezeichnet. 2022 gehen Provinz auf Tour – präsentiert von The Postie.

Seht hier das Video zu „Zorn & Liebe“ von Provinz und Nina Chuba:

In „BILLIE JO“ nimmt Casper wieder die Rolle des Erzählers ein

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Casper // © Chris Schwarz

Zwei Wochen vor Veröffentlichung seines Albums veröffentlicht Casper die vierte Single aus „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“. „BILLIE JO“ ist zugleich Titel des Songs und Name seiner Cousine, deren Geschichte er erzählt. Eine Geschichte, die an Tragik nicht zu überbieten ist und in ihrer Wirkung lange nachhallt.

Casper wuchs als Sohn eines US-Soldaten in den amerikanischen Südstaaten auf, sozialisiert im Umfeld einer christlich-konservativen Army-Familie. 2016 ereignet sich hier eine Tragödie, die sie erschüttert. Nach seinen Einsätzen als Army-Pilot erfährt Billie Jos Mann keine professionelle Hilfe, keine Behandlung seiner posttraumatischen Belastungsstörung. Er stützt sich auf Familie und Glauben, fällt in eine Abwärtsspirale aus Beruhigungsmitteln und Drogen. Sie endet im Mord seiner Frau, beider Kinder und seinem Selbstmord.

Es ist nicht das erste Mal, dass Casper in seinen Songs Geschichten teilt, die von seinen Verlusten handeln: Der Selbstmord eines Freundes in „Michael X“, der Tod seiner Schwester in „Ariel“. Und jetzt: „BILLIE JO“. Es ist eine Geschichte, die in ihrer Tragik fast unwirklich scheint. Und doch ist sie nicht die einzige ihrer Art. Casper richtet den Blick nicht nur auf das Schicksal seiner eigenen Familie, sondern auf das strukturelle Problem der mangelnden Hilfsnetzwerke für Kriegsrückkehrer:innen.

Es ist eine Gabe, Worte da zu finden, wo es einem die Sprache verschlägt. Caspers Sprachtalent wird um Max Riegers musikalisches Genie ergänzt. Die Musik zu „BILLIE JO“ schrieb und produzierte er schon 2017 für sein eigenes Projekt All diese Gewalt. Hintergrundgesänge von Drangsal und Lisa Morgenstern bilden mit Max Riegers Produktion ein Soundbett, das ebenso eindringlich wirkt, wie die Worte, die darüber liegen.

„BILLIE JO“ ist eine keine offensichtliche Wahl als Single. Zu groß die Schwere, die Tiefe, die Anzahl der Wörter. Dabei ist es doch genau das, was Casper der Musiklandschaft schenkt: Geschichten in all ihrer Tiefe und Schwere, in all und genau den Worten, die es dafür braucht. Vor zehn Jahren schon, heute noch immer. „BILLIE JO“ erinnert daran und stellt so eben doch einen eindrucksvollen Vorboten für „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ dar.

„BILLIE JO“ von Casper gibt’s hier:

Der Ringer beenden mit „NO FEAR“ die Zeit des depressiven Stillstands

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Der Ringer // © Markus Alexander Voigt

Jetzt ist es offiziell: Der Ringer veröffentlichen ein neues Album und „NO FEAR“ ist die zweite Auskopplung daraus.

Dass Angst wahnsinnig lähmend sein kann, zeigt die längere Pause von Der Ringer. Deshalb hat sich die Band auch bewusst zu „NO FEAR“ als zweite Singleauskopplung aus ihrem bevorstehenden Album entschieden. Nach eigener Aussage beschreibt der Nachfolger von „Heart of Darkness“ das Ende einer lange, zehrenden Reise geprägt von Angst und den Moment der Überwindung dieses Zustandes.

Damit beschreiben sie ein Gefühl, welches wir alle in den vergangenen drei Jahren noch stärker als sonst verspürt haben. Neben der Pandemie und sämtliche Faktoren, die damit verknüpft sind, hatten die Mitglieder von der Ringer auch mit weiteren Problemen zu kämpfen. Die Gründe waren vielfältig: Zerstreuung in verschiedene Städte, Bruch mit dem bestehenden Netzwerk wie Label und Management und finanzielle Schwierigkeiten.

Das Selbst als Endboss – Der Ringer im Interview

Die Angst beschreiben sie in „NO FEAR“ als eine Art ständiger Begleiter, der einem ins Ohr flüstert und dich immer wieder abstößt und zu sich herzieht. Doch ist es der Funke Hoffnung, der einem oftmals hilft aus diesem inneren Käfig auszubrechen und sich mit einem großen Kraftakt freizumachen. Dies spiegelt sich auch musikalisch im Song wider, der sich gegen Ende hin entlädt und explosionsartig eskaliert.

Im dazugehörigen Video wird die Angst als wildes Fabelwesen namens „fear“ im Wald dargestellt. Diese hat die Menschheit ausgelöscht und nur ein paar Cyborgs sind noch übrig geblieben. Damit liefert die Band und Jannik, der beim Video Regie geführt hat, bereits einen Ausblick, was die Fans auf dem neuen Album „XP“, welches am 8. April erscheint, erwarten wird. Der Ringer begeben sich in eine dystopische Welt und führen zwischen Natur und Cyper-Space einen Kampf ums Überleben. Ausgang offen.

Das Video zu „No Fear“ von Der Ringer gibt’s hier:

Vom Aufstieg und Abschied – Black Country, New Road im Portrait

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Black Country, New Road // © Rosie Foster

Die Überflieger von Black Country, New Road veröffentlichen ihr zweites Album mit dem Titel „Ants From Up There“ (4. Februar 2022). Es knüpft an die außergewöhnliche Erfolgsstory der jungen Band an – doch hinterlässt auch Fragen. Denn wie geht man eigentlich damit um, dass der Sänger kurz vor dem Release die Band verlässt?

Der Blick in die Zukunft ist ein Blick in die Glaskugel. Er kann mitunter angsteinflößend sein. Doch wie muss es jungen Musiker:innen einer Band ergehen, der bereits vor ihrem Debüt ein Kultstatus zugesprochen wird? Schnell mehrten sich hochlobende Kritiken, nach denen es in den vergangenen Jahren wenige so interessante Ensembles wie Black Country, New Road (BC,NR) gab. Einer der vielen Bands aus dem Umkreis des bekannten Windmill Club im Londoner Stadtteil Brixton. Und ja: Das Debütalbum „For the First Time“ (2021) beweist das. Die Gründe sind vielfältig.

Da ist die einzigartige Mischung aus Post-Punk, Klezmer, Jazz, Art-Rock und einer Prise Pop, die es schafft, die sonst häufig blasse Gitarrenmusik kompatibel mit der heutigen Zeit zu machen. Denn: Die unkonventionelle Art der sieben Londoner Musiker:innen bringt die Euphorie und Abwechslung zurück, an der es in weiten Teilen der eintönigen Rockszene fehlt.

„Wir wollen die nächsten Arcade Fire sein“

Vielschichtige und teils unaufhaltsam rasante Songfrickeleien – fast zu nah am akustischen Fiebertraum – verlangen den Hörer:innen einiges ab. Einige mögen die stetigen Wendungen und Haken sogar überfordern. Dennoch: Sie bilden das einzigartige Gerüst für die raffinierten, vor Referenzen strotzende stream-of-consciousness Lyrics von Sänger Isaac Wood. Mal gefühlvoll, emotional und hochsensibel, mal fanatisch, angsteinflößend und kurz vor dem Nervenzusammenbruch.

Sie lassen sowohl Kritiker:innen, als auch Gen-Z-Herzen höher schlagen. Da ist er, der im Debüt verankerte Status der Ausnahmeband, die von sich selbst sagt: „Wir wollen die nächsten Arcade Fire sein“. Vielleicht sagten sie dies spaßeshalber, aber ganz verkehrt ist der Wunsch mit Blick auf den weiteren Verlauf der Band nicht. Doch diesen Druck scheinen nicht alle Bandmitglieder auszuhalten.

Der wahnhafte Sound wird zärtlicher

Kurz vor dem Release des zweiten Albums „Ants From Up There“ verkündet der für Black Country, New Road so charismatische Vokalist Wood überraschend seinen Austritt. Er habe ein anhaltendes „trauriges und ängstliches Gefühl“, sagt er. Gleichzeitig Gitarre spielen und singen sitze nicht mehr drin. Die Band muss viele Konzerte absagen. Ganz neu ist das für BC, NR nicht. Bereits der Sänger der Vorgängerband Nervous Conditions verließ die Band. Ihm wurde sexuelle Belästigung vorgeworfen.

Beinahe zeitgleich zu Woods Abschied erscheint „Ants From Up There“ (2022). Es ist ein erneut einzigartiges Album, auf dem Wood noch ein vollständiges Mitglied der Band ist. BC, NR knüpft stilistisch erfolgreich an ihr Debüt an. Auf den ersten Blick schrauben sie die Intensität zwei Gänge herunter. Was auffällt, sind melodische und orchestrale Elemente, die tatsächlich an die Funeral-Era von besagten Arcade Fire erinnern. Der wahnhafte Sound wird zärtlicher und organisierter, bleibt dennoch überschwänglich. Die sieben Londoner:innen spielen ihre Instrumentierung weiterhin mit einer Hingabe aus, die ihres Gleichen sucht. Die Intensität wird auf dem zweiten Blick also nicht heruntergeschraubt. Sie verschiebt sich lediglich.

Ein Gefühl der Leichtigkeit

Musik zu machen, die im Vergleich zum Debüt zugänglicher ist und gleichzeitig einen innovativen Ansatz beibehält, sei etwas, das aus einem gesteigerten Gefühl der Leichtigkeit in der Band hervorgegangen sei, sagt Wood. Man habe sich nicht von der ganzen Aufregung um BC, NR mitreißen lassen, habe eher das Gegenteil gemacht und sei umsichtiger geworden. „Dadurch konnten wir uns wohler fühlen und einfach nur Musik machen“.

Es ist eine Aussage, die mit Blick auf „Ants From Up There“ Sinn ergibt. Und es ist eine Aussage, die zu Woods tapferen Schritt zunächst konträr erscheint. Doch natürlich muss man unterscheiden zwischen der Musik und der Person Isaac Wood. Von außen in die Gefühlswelt eines Menschen einzutauchen, ist nicht möglich. Für Wood ist das Kapitel BC, NR vorbei. Die restlichen sechs Musiker:innen wollen aber weitermachen, wie die Band schreibt. Welche Richtung sie einschlagen wird, ist ungewiss. Denn wer weiß schon, was die Zukunft bringt.

Hört hier „Basketball Shows“ von Black Country, New Road:

 

Auf Tuchfühlung mit der Angst – Tocotronic im Interview

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Tocotronic // © Gloria Endres de Oliveira

Seit 1993 manifestiert Tocotronic einen Sound in der Indielandschaft, den man im positiven Sinne getrost als eigen betiteln kann. Nun veröffentlichen sie mit „Nie wieder Krieg“ ihr 13. Studioalbum. Darüber sprachen wir mit Sänger Dirk von Lowtzow.

Ängste gehören zum Leben dazu. Verwundbarkeit ganz bestimmt auch. Viele Menschen werden das in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie intensiver bemerkt haben. Tocotronics Frontmann Dirk von Lowtzow geht es nicht anders. Doch bereits vor 2020, als die Welt in einen Corona-Tiefschlaf versank und die Songauswahl für „Nie wieder Krieg“ bereits abgeschlossen war, beschäftigte er sich mit seelischer Zerrissenheit. Eine Vorahnung? Das möchten er und seine Band sich nicht auf die Fahne schreiben. So große Propheten seien sie dann doch nicht.

Und dennoch passt vieles von dem, was sie auf ihrem 13. Werk besingen, in die heutige Zeit. Und auch wenn es im Hagelschauer der schlechten Nachrichten oft nicht auffällt: Es gibt sie, die Momente der Hoffnung und der Liebe. In ihrem oft liebevoll verworrenen Songwriting seziert die Band auch diese Augenblicke.

Was auf „Nie wieder Krieg“ zusammenläuft, sind donnernde Rocksongs, die musikalisch in Teilen an „The Hamburg Years“ erinnern und flüchtige Stimmungen der Gegenwart ausloten. Insbesondere aber auch Balladen, die sich mit offenem Visier in die Unsicherheit der heutigen Zeit stürzen und sich durch eine fabelhafte Magie behutsam an die geschundene Seele der Pandemie schmiegen.

Auf „Nie wieder Krieg“ lösen nicht wenige herzzerreißende Songs eine beruhigende Zufriedenheit aus. Dirk, bist du selbst eigentlich auch berührt von eurem Songs?

Würde ich von mir selbst sentimental berührt sein, wäre das eitel und auch ein bisschen ekelig (lacht). Aber ich weiß ungefähr, was du meinst. Ein ähnliches Gefühl habe ich bei Liedern, an deren Entstehung ich mich heute nicht mehr genau erinnern kann (Album bereits lange fertig, Amd. d. Red.). Dazu gehört „Ich tauche auf“. Für mich ist das ein Song, der fast wie aus einem Traum geboren ist. Rückblickend bin ich selber davon überrascht und frage mich, wie das eigentlich zustande gekommen ist. Aber es war so: Uns kam die Idee, dass man ihn als Duett aufarbeiten könnte. Dann konnte es nur mit „Soap&Skin“ sein, weil wir sie als Künstler:innen total verehren. Als Anjas Mail mit ihren Gesangsspuren aus Wien kam, dachte ich „Wow, da geht nochmal eine ganz andere Tür auf.“ Es ist bei mir häufig der Input von außen. Es gibt diese Momente, in denen wir selbst Baff sind von dem was wir, aber auch die Leute, die lange mit uns zusammenarbeiten, da fabriziert haben. Das ist ganz fantastisch.

Neben „Hoffnung“ und „Nie wieder Krieg“ schießt mir da der Song auch als erstes in den Kopf. Dabei verstehe ich die Lyrics nicht mal. Wobei ich das auch gar nicht möchte.

Und genau das mach Lyrik ja auch aus. Es gibt immer in gewisser Weise Geheimnisse, aber man wird sie allein nicht komplett lösen können. Aber sie schaffen es, einen zu berühren. Auch wenn man sie vielleicht nicht bis zur letzten Stelle hinter dem Komma auflösen kann. Und das ist die Magie, die solche Songs umgibt. Für mich ist es manchmal ähnlich, weil ich mich selbst frage, wie das eigentlich zu mir gekommen ist. Habe ich das vielleicht geträumt? Oder hat mir das irgendjemand eingeflüstert?

Ich finde es bemerkenswert, dass eure Songs auf unerklärliche Art und Weise positive Twists schaffen, obwohl sie häufig Einsamkeit oder Ängste behandeln. Warum sind diese Themen für euch so wichtig?

Wenn du mich als Musiker fragen würdest, warum ich Songs schreibe, dann würde ich sagen: Diese Ängste sind der Grund. Innere Zerrissenheit, Aggressionen oder Ängste sind die Dinge, die viele Menschen umtreiben. Wenn ich das in Worten verbalisiere, dann ist da die Hoffnung, dass das irgendjemand hört, der das teilt. Der vielleicht mitfühlen und dem ich dadurch etwas mitteilen kann.

Es sind manchmal auch Hilfeschreie, das kommt ja in einem Song („Ich gehe unter“) auch vor. Damit verbunden ist das Streben nach Anteilnahme, aber vielleicht auch nach einem Exorzismus der gemeinsamen Ängste. Ich glaube Popmusik kann das: Irgendjemand schreibt etwas, andere hören es und da gibt es dann vielleicht die absurde Hoffnung, dass man dadurch die Angst ein bisschen aus der Welt schafft.

Die Songs des Albums hattet ihr schon vor der Pandemie fertig. Mit Blick auf Ängste und Einsamkeit allerdings ein gutes Timing.

Ja, wie du richtig gesagt hast, handeln viele unserer Stücke von Isolation, vom Gefühl der Gemeinsamkeit, aber auch von der Angst vereinnahmt zu werden und derlei mehr. Und wenn man sich solchen Themen hingibt, dann ist natürlich die Trefferquote in Zeiten der Pandemie sehr, sehr hoch. Ich glaube allerdings, dass unter diesem „Brennglas Pandemie“ betrachtet sehr vieles eine andere Bedeutung bekommt. Wenn man jetzt eine Band wäre, die hauptsächlich Partysongs macht, dann hätte man diese Songs in der pandemischen Zeit auch anders gedeutet. Vielleicht eher als ein Abgesang oder ähnliches. Also ich glaube, es fällt ganz schwer, Literatur, Filme und Songs – weil sie so unmittelbar sind – nicht unter diesem Corona-Aspekt nochmal abzuklopfen oder zu beleuchten.

„Wir streben nach einem Exorzismus gemeinsamer Ängste“

Was sollen eure Songs denn sonst noch auslösen?

Ich empfinde es als sehr schön, wenn die Leute sagen, sie können über unsere Songs auch lachen. Das habe ich jetzt ein paar Mal gehört und das ist auch ganz und gar angemessen. Vieles von dem, was wir machen schwankt zwischen Komödie und Tragödie. Ohne das eine ist das andere nicht denkbar. In unserer Musik ist viel Witz. Auf eine gewisse Art sind wir fast eine humoristische Band, auch wenn man das auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt sieht. Aber wenn mir Leute sagen, bei dieser oder jener Zeile mussten sie ganz herzlich lachen – das finde ich persönlich sehr, sehr schön.

Das ist mir bei diesem Album auch tatsächlich passiert. Was mir auch aufgefallen ist: „Nie wieder Krieg“ ist meiner Meinung nach etwas abstrakter als „Die Unendlichkeit“ (2018). Ist das Absicht?

Eigentlich arbeiten wir intuitiv, es gibt wenig Vorsätze. Wenn wir ein paar Stücke zusammen haben, dann ist es eine sehr schöne Arbeit, sich zu überlegen: „Könnte das jetzt noch weiter gehen?“ oder „Fehlen dort noch ein paar Bausteine“. Da können wir an einer Gesamtdramaturgie arbeiten und haben einen Überblick über die Gesamtausrichtung des Albums. Da ergänzen wir uns in der Band sehr gut. Wir sagen uns vorher also nicht, ob das Ganze eher kryptischer oder erzählerischer wird. Ich finde, es hält sich bei dem Album die Waage. Es gibt sehr erzählerische Stücke, die fast vertonte Kurzgeschichten sind, z.B. „Nie wieder Krieg“. Das Stück hat in den Strophen fast drei Geschichten, die durch den Refrain verbunden sind. Auf der anderen Seite gibt es Stücke, die so eine eher assoziativ, düstere, gespenstische Gesamtstimmung transportieren. Der zweite Song „Komm mit in meine heile Welt“ ist ein gutes Beispiel dafür. Dort wird keine unmittelbare Narration erkennbar.

Auf Albumlänge liest sich „Nie wieder Krieg“ wie einen kleiner Roman oder ein Film. Da gibt es eine Bestandsaufnahme der Gesellschaft, die Tocotronic-typische Flucht, das Verschwinden und ein versöhnliches Ende der Liebe und Hoffnung.

Wir haben Übung darin, Stücke so zusammenzusetzen, dass es einen roten Faden ergibt. Aber es ist auch sehr viel Glück dabei. Ich persönlich finde es im Streamingzeitalter aber auch wichtig, dass man sich das etwas überlegt.

Das sind wir den Hörer:innen schuldig. Wenn sie sich die Mühe machen, das Album von Anfang bis Ende durchzuhören, dann sollte es schon irgendeine sinnvolle Dramaturgie geben. Was für eine Geschichte sich dann ergibt, das bleibt dem „Film im Kopf“ der Hörer*innen überlassen. Ich stelle mir das oft so vor: Anhand dieser Songs könnte man einen Film drehen. Die Songs sind der Soundtrack und markieren Wendepunkte in der Handlung. Oder sie unterstreichen bestimmte Vorgänge. In der Albumproduktion führen wir uns das als Band vor Augen und arbeiten ganz bewusst darauf hin.

Dabei startet ihr erneut mit drei starken Parolen, für die ihr ja auch bekannt seid: „Nie wieder Krieg“, „Komm in meine freie Welt“ und „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“. Warum?

„Nie wieder Krieg“ ist da vielleicht wirklich ein gutes Beispiel. Das ist, wie es oft bei uns ist, eine Aneignung. Man kennt diese Parole von dem ikonisch gewordenen Plakat von Käthe Kollwitz aus der Weimarer Republik, aus der Zwischenkriegszeit. Und das kam mir in den Sinn. Ich dachte, es wäre eine gute Möglichkeit, diese politische Parole für innere Vorgänge zu nutzen: den Krieg, den man gegen sich selbst führt. Aber auch für all die äußeren Einflüsse, denen man als vulnerabler Mensch ausgesetzt ist. Es handelt von Menschen, die – so habe ich mir das zumindest immer vorgestellt – in einem verzweifelten Zustand mit sich sind. Und dann gucken sie in den Spiegel und schreien dort hinein. Solche Überlegungen stehen da zunächst. Irgendwas kommt mir in den Kopf und dann baue ich darum eine Erzählung.

Ähnlich wie bei früheren Tocotronic-Stücken.

Genau, z.B. „Let There Be Rock“. Das ist ebenfalls eine Aneignung und das Lied hat mit der Parole eigentlich gar nichts zu tun. Aber zusammen ergibt sich vielleicht eine spannende Begegnung zwischen narrativen Elementen und der Parole. Eine gerade auch in der Diskrepanz interessante Begegnung.

Und so arbeiten wir dann weiter. Wie du eingangs richtig gesagt hast, hat der erste und titelgebende Song der Platte „Nie wieder Krieg“ etwas sehr beruhigendes, schönes, harmonisches. Das Stück endet mit den Worten „Nie wieder Krieg in dir, in uns, in mir“. Doch genau danach geht eben der Krieg los. „Komm mit in meine freie Welt“ beginnt als zweiter Song mit einem wahnsinnig krachigen A-Moll-Akkord. Es wird die ganze Zeit dronig gehalten. So ergeben sich manchmal solche Reihenfolgen, durchaus auch musikalisch, bei denen man sich denkt: Das ist jetzt genau das Richtige. Das ist jetzt die Antithese zu dem vorherigen.

Hört hier „Ich tauche auf“ von Tocotronic feat. Soap&Skin:

Mia Morgan präsentiert in “Segen” sich selbst und ihre Widersprüche

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© Max Sand

Am 29. April bringt Künstlerin Mia Morgan ihr Debütalbum “Fleisch” heraus. Das neue Jahr leitet sie mit einer Single ein, die persönlich und extrem die Widersprüche ihrer selbst darstellt.

Es klingt wie eine Liste, an der sich Mia Morgan abarbeitet. Ein Katalog von Dingen, die sie ist, versucht zu sein oder vorgibt zu sein. Im gleichen Atemzug reihen sich Widersprüche an Tadel an sich selbst und Drohungen an Männern, denen sie nicht genug zu sein scheint, um später doch wieder die Frau als das göttliche Wesen zu beschreiben. All das ist in “Segen” zu finden und bildet damit eine wohl sehr persönliche Sichtweise Mia Morgans auf sich selbst und die Gesellschaft ab, die sie umgibt.

Unschwer findet sich in diesem Song wohl eine Wahrheit oder Denkweise, die in vielen (weiblichen) Köpfen spukt und trifft mit Zeilen wie: “Ich bin Frau, darum zu viel oder zu wenig” direkt ins Mark. Gleichzeitig spricht Morgan in späteren Strophen emanzipiert und selbstbewusst “Gott ist eine Frau und sie ist viele” aus. Ein großer Sprung von “wenig” zu “Gott”! Damit zeigt sich die Widersprüchlichkeit, in der sich dieser Song geradezu suhlt. Gedanken, die sich gegenseitig angreifen und die Angst präsentieren, sich selbst nie genug zu sein. Dicht gefolgt von einem Drang nach Anerkennung. “Immer schon die lauteste und leiseste, klügste, dümmste, fetteste, dünnste, schönste, hässlichste, erste und letzte!” Typisch für Mia Morgan ist der Song sehr philosophisch und es verstecken sich gar viele Wahrheiten und Interpretationen in den Zeilen. “Segen” ist stark und schwach, stolz und demütig, wütend und traurig zu gleich. Nicht zuletzt zeichnet er das Bild einer Frau zwischen radikaler Selbstakzeptanz, Selbstsexualisierung und Selbstinszenierung.

Das komplette Video zum neuen Song “Segen” könnt ihr euch jetzt hier anschauen:

Die besten Songs des Jahres (Team-Edition)

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Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, ist es bei mehreren Schreiber:innen nicht einfach sich auf 50 Songs zu einigen. Mit unserer Team-Edition-Liste wollen wir euch ein paar unbekannte Perlen verraten.

Unsere Top 50 Liste des Jahres 2021 findet ihr hier. 

Yannick Philippe

1. Little Simz – Introvert
2. Verifiziert – Schlaflos
3. Real Lies – Since I
4. Olivia Rodrigo – good 4 u
5. Charli XCX – Good Ones
6. Caroline Polacheck – Bunny Is A Rider
7. Clara Luciani – Respire Encore
8. Feu! Chatterton – Monde Nouveau
9. goldy.mp3 – Karma
10. Pashanim – Sommergewitter

Chiara Baluch

1. Schmyt – Ich wünschte du wärst verloren
2. Kummer, Fred Rabe – Der Letzte Song
3. Casper – ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH
4. Tocotronic feat. Soap&Skin – Ich tauche auf
5. Alli Neumann – Madonna Whore Complex
6. Provinz – Zimmer
7. Goldroger – Rave
8. Wanda – Die Sterne von Alterlaa
9. Ezra Furman – Mysterious Power
10. Isolation Berlin – Am Ende zählst nur du

Helen von Daacke

1. Shannon Lay – A Thread To Find
2. Kummer, Fred Rabe – Der Letzte Song
3. das bisschen Totschlag – cloud’s on fire
4. International Music – Immer mehr
5. Tyler the Creator – Blessed
6. Fibel – Winter
7. PinkPantheress – Pain
8. Fai Baba – Veränderet
9. For Those I Love – You Stayed / To Live
10. Rauchen – Wasserglas

Nils Heidemann

1. Cassandra Jenkins – Hard Drive
2. For Those I Love – You Stayed / To Live
3. Real Lies – Since I
4. Olivia Rodrigo – drivers license
5. Black Country, New Road – Opus
6. slowthai (feat. Skepta) – CANCELLED
7. girl in red – did you come?
8. Edwin Rosen – Verschwende deine Zeit
9. Dave (feat. Stormzy) – Clash
10. Japanese Breakfast – Be Sweet

Dion Schlesiger

1. Cassandra Jenkins – Hard Drive
2. goldy.mp3 – Karma
3. Famous – The Beatles
4. Black Country, New Road – Bread Song
5. Pinkpantheress – Just For Me
6. Little Simz – Introvert
7. Olivia Rodrigo – good 4 u
8. Dry Cleaning – Scratchcard Lanyard
9. Turnstile – Blackout
10. Luis Ake – Umweg

Julian Dean

1. Haiyti – Sterben
2. Jay Pop – Nur an dich gedacht
3. Caroline Polachek – Bunny Is A Rider
4. goldy.mp3 – Karma
5. Die Kerzen – Für Immer
6. Tocotronic feat. Soap&Skin – Ich tauche auf
7. Little Simz & Obongjayar – Point and Kill
8. Tightill – Dealer
9. Isolation Berlin – Private Probleme
10. Apsilon – Sport

Paula Bormann

1. RAPK – Ich muss
2. Ahzumjot – Lass uns scheinen
3. OG Keemo – Regen
4. Edwin Rosen – Verschwende deine Zeit
5. Gianni Suave – HALLUS
6. Jorja Smith – Addicted
7. Casper – ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH
8. Little Simz – Introvert
9. Ibeyi, Pa Salieu – Made of Gold
10. BRKN – Zu Ende

Karin Wir

1. Wet Leg – Wet Dream
2. Alli Neumann – Madonna Whore Complex
3. KUMMER ft. Fred Rabe – Der letzte Song
4. Olivia Rodrigo – good 4 u
5. girl in red – hornylovesickmess
6. Telquist – Cheesy Cars
7. Weekend Punks – The Theme from Weekend Punks
8. Cassia – Right There
9. Somebody’s Child – Stubborn
10. Power Plush – Feelz

Johanna Weiss

1. Lil Nas X – MONTERO (Call My By Your Name)
2. The Wombats – If you ever Leave, I’m Coming with you
3. Olivia Rodrigo – good 4 u
4. FINNEAS, Ashe – Till Forever Falls Apart
5. MARINA – Purge the Posion
6. Saint Motel – Van Horn
7. Leoniden, Pabst – Freaks
8. Drangsal – Exit Strategy
9. Billie Eilish – Happier Than Ever (Edit)
10. Måneskin – ZITTI E BUONI

Alexandra Gulzarova

1. goldy.mp3 – Karma
2. Nepumuk – Das Chaos ist in Ordnung
3. Tocotronic – Jugend ohne Gott gegen Faschismus
4. Alice Phoebe Lou – How to get out of Love
5. Verifiziert – SkitV2
6. L’Impératrice – Off to the Side
7. Tocotronic feat. Soap&Skin – Ich tauche auf
8. Moritz Krämer – Nackt & Einsam
9. Eloquent – Was sagen Die
10. Polo & Pan – Melody

Schira Kissin

1. Drangsal – Urlaub von mir
2. Parcels – Comingback
3. Tristan Brusch – Der Abschaum
4. MARINA – Man’s World
5. La Femme – Cool Colorado
6. Betterov – Dussmann
7. Billie Eilish – Happier Than Ever
8. Lana Del Rey – Arcadia
9. Mitski – Working for the Knife
10. Willow, Kid Cudi & Travis Barker – t r a n s p a r e n t s o u l

Die besten Songs des Jahres 2021

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2021 war ein Jahr voller Gegensätze. Live-Musik war für einen gewissen Zeitraum wieder möglich und doch herrscht noch immer ein Gefühl von Isolation. Menschen und damit auch Musiker:innen müssen sich gezwungenermaßen mit sich selbst beschäftigen. Es geht um Trennungsgeschichten, TikTok-Trends und fiktive Vorstellungen von Club-Nächten; alles in Krisenzeiten einer Pandemie. Wie gut also, dass Musik als Zufluchtsort noch immer funktioniert. Daher sind dies unsere 50 besten Songs des Jahres 2021.

50. Idles – Progress

Eine innere Zerrissenheit spiegelt sich in „Progress“ vom vierten Album „Crawler“ der Punkband aus Bristol wider: „I don’t wanna feel myself get high, high / Come home to / As light as your grace was / I don’t wanna feel myself come down“. Entstanden in der Zeit der Pandemie ist das Album ein Zeitdokument, befasst sich gleichzeitig mit dem Thema mentale Gesundheit. Auf den vorherigen Alben haben Idles keine Scheu gehabt zu zeigen, dass sie zart und nicht nur hart sind. Die Band hat sich weiter entwickelt und klingt mehr denn je nach sich selbst. „Progress“ sticht besonders hervor. Während Jon Beavis die Drums schweigen lässt, übernimmt Joe Talbot mit zurückhaltendem Gesang, der von einnehmend drückendem Sound begleitet wird. Dies hat wenig mit der sonst gewohnten Aggressivität und brachialem Sound zu tun. Beinahe verletzlich wirkt Talbot. Und darin liegt die Stärke.

49. The War on Drugs – I Don’t Live Here Anymore

Mit ihrer gesamten Platte „I Don’t Live Here Anymore“ macht The War On Drugs einen gewaltigen Sprung in Richtung Stadionrock, ohne dabei von den grandiosen Vorgängern „A Deeper Understanding“ (2017) und „Lost In The Dream“ (2014) gnadenlos ausgestochen zu werden. Frontmann und Mastermind Adam Granduciel schafft es, die schwierige Lücke zwischen Underground und Mainstream gekonnt zu schließen. Klar: Der vermeintlich abgehalfterte Befindlichkeits-Softrock-Vibe eines Mittvierzigers – irgendwo zwischen Melancholie und Verzweiflung – ist auch hier präsent, doch schafft es die Band immer wieder einen solch kristallklaren, wohligen und berührenden Klang zu erzeugen, dass wir einfach nicht anders können.

48. Bilderbuch – Nahuel Huapi

Fernweh mit Bilderbuch. So könnte man den neuen Stilwechsel der Band aus Wien beschreiben. In „Nahuel Huapi“ wird ein Naturschutzgebiet in den USA besungen. Ein Land, das aufgrund der anhaltenden Pandemie gefühlt wieder weiter weg gerückt ist. Wie gut also, dass Bilderbuch uns wenigstens ein Stück Americana schenken.

47. MARINA – Man’s World

2021 machten sexistische Gesetzesänderungen und Femizide Schlagzeilen. Ebenso aber auch Frauen, die sich gegen die Diskriminierung wehren und protestieren. MARINA schreibt ihnen dafür einen Song. Neben Slut Shaming, Klimawandel und Pandemie-Anspielung forderte sie: „So don’t punish me for not being a man.“.  Mit „Man’s World“ kündigte sie auch ihr Studioalbum „Ancient Dreams in a Modern Land“ an, das sich mit Female Empowerment und LGBTQIA+ Rechten beschäftigt. Der Refrain „I don’t wanna live in a Man’s World anymore.“ geht ins Ohr, bleibt im Kopf und sichert sich einen Platz auf unserer Jahresliste.

46. Haftbefehl – Offen/Geschlossen

Es ist aus der heutigen Sicht kaum zu glauben, dass Haftbefehl zu seiner Anfangszeit ständig belächelt wurde. Im Laufe der Jahre hat sich der Rapper mehr und mehr zu einem Liebling des Feuilletons entwickelt – und ist dabei immer noch der gleiche Dude aus Offenbach. Mit seinem ehrlichen, ungeschönten Ton erzählt er Geschichten aus seinen Vierteln. So auch bei „Offen/Geschlossen“, oder wie er es im Video zum Song andeutet: „Depressionen aus dem Ghetto“.

45. Tristan Brusch – Einer liebt immer mehr

Tristan Brusch hat mit „Am Rest“ eines der wohl düstersten deutschsprachigen Alben des Jahres geschaffen und seine direkten Songtexte haben im vergangenen Jahr bestimmt mehr von uns zum weinen gebracht, als wir zugeben möchten. In „Einer liebt immer mehr“ singt Brusch vom Ungleichgewicht zwischenmenschlicher Beziehungen und davon, wie es ist, der zu sein, der immer mehr liebt als die andere Person. Das tröstende Fazit: „Wer die Liebe fühlt, ist auch der, dem sie gehört“.

44. For Those I Love – You Stayed / To Live

Im Projekt For Those I Love ordnet David Balfe seine verworrenen Gedanken zum Tod seines besten Freundes mit hingebungsvollem Eifer. Nicht nur das: Er kreiert einen ausgelassenen Rave, der mit melancholischer Poesie zusammenwächst. Dieser melodische Afterhour-Schwebezustand ist eine Rückblende auf eine jahrelange Freundschaft, die sowohl euphorisierend als auch wahnsinnig traurig ist. Neben „I Have A Love“ portraitiert „You Stayed / To Live“ diesen Vibe am besten. Zusammengefasst haben wir das Debüt außerdem in unserer ersten Liebeserklärung.

43. Mia Morgan – Teenager

Während die einen sich gerne nostalgisch in Erinnerungen an ihre Jugend verlieren, ist das Zurückblicken auf diese Zeit für andere geprägt von Unsicherheiten, Ausgrenzung oder Einsamkeit. So auch für Mia Morgan. Im Song „Teenager“ – der ersten Single-Auskopplung des Debütalbums „Fleisch“, das am 29. April 2022 erscheint – verarbeitet die Musikerin diese prägenden Gefühle, die sie noch im Erwachsenenleben begleiten und bekräftigt wieder einmal ihre Stellung in der deutschen Indie-Szene als feministisches Vorbild für viele junge Frauen. Die perfekte Hymne für alle, die auch keine coolen Teenager waren – oder jene, die es nicht sind.

42. Real Lies – Since I

Seit Jahren sind Real Lies einer der unterschätztesten Bands aus UK. Nachdem sie 2015 einen kurzen Hype hatten, wurde es aus persönlichen, wie auch beruflichen Gründen Still um das Gespann aus London, das mittlerweile als Trio unterwegs ist. 2021 war, und das trotz einer Pandemie, eine Art Renaissance für die Band, die es wie kaum jemand anderes versteht britische Clubkultur mit dem typisch britischen Idealbild einer Band zu vermischen. Mit diesem Konzept und Songs wie „Since I“ kreieren sie seit Monaten eine Art Underground-Hype – und allein deswegen sind wir Real Lies-Ultras.

41. Black Country, New Road – Bread Song

Die Evolution von Black Country, New Road, der jungen und aufstrebenden Post-irgendwas Band aus London, ist beachtlich. Anfang dieses Jahres releaste die 7-köpfige Ausnahmeband ihr Debütalbum „For The First Time“; eine wilde Mischung aus Post-Rock, Klezmer und eindringlichen spoken-word Vocals. Etwa ein Jahr später, genauer gesagt am 04. Februar 2022, werden Black Country, New Road ihr Zweitwerk mit dem Titel „Ants From Up There“ herausbringen. Aus diesem koppelte die Band bereits drei Singles aus. Hört man in die neuen Tracks rein, wird eine klare Veränderung zum Vorgängeralbum deutlich. Strukturen und Melodien sind konsonanter, der ganze Sound ist orchestraler und klassischer, jedoch ohne an Originalität verloren zu haben. Witzelte die Band vor einiger Zeit noch, die nächsten Arcade-Fire werden zu wollen, so schätzen wir dies nicht mehr als so unwahrscheinlich ein.

40. Die Kerzen – Für immer

Zwei Jahre nach ihrem Album „True Love“ erschien in diesem Jahr die neue Single „Für Immer“ der Berliner Band Die Kerzen. Der Song schließt mit seinen kristallklaren 80s-Sounds und der unstillbaren Sehnsucht in den Lyrics nahtlos an die Vorgänger an. Das dazugehörige Video wurde von Marcus Wojatschke gedreht und zeigt die vier Musiker:innen in einer traumhaften Pop-Kulisse in blassrosa. Wer mehr über die Kerzen erfahren möchte, kann sich unseren Podcast „Unendlich Schön“ anhören, in dem uns Felix und Jelena besucht haben.

39. Pa Salieu feat. slowthai – Glidin‘

In Glidin‘ treffen Dancehall und Grime aufeinander. Dass dies explosives Hit-Potenzial hat sollte allen klar sein. Vor allem, wenn mit Pa Salieu und slowhait auch noch zwei der talentiertesten Künstler ihres Landes ihre Finger mit im Spiel haben.

38. AHZUMJOT – Lass uns scheinen

2021 war das Jahr, in dem AHZUMJOT nach vier Jahren zum Format des Albums zurückfand. Es ist eine Disziplin, die er beherrscht wie nur wenige Kolleg:innen seiner Szene. „3:00“ ist Beweis genug: 16 Songs, die von Anfang bis Ende in ihrer Produktion, Sequenzierung und ihren Themen eine umfassende Momentaufnahme seiner Selbstreflexion, eine Manifestierung seiner Werte und Ziele ergeben. Sie spannen einen Bogen über eine Vergangenheit des Selbstverlusts in Egoismus und Höhenflügen, eine Gegenwart der Selbstoptimierung und Überwindung alter Muster und der Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden und Liebe. „Lass uns scheinen“ bündelt alle Hoffnung, Liebe und positive Energie in den letzten 5:48 Minuten des Albums. Der Song ist das Ergebnis des Reflexionsprozesses, der „3:00“ ist.

37. Betterov – Dussmann

Mit seinem Song „Angst“ hat es der Musiker Betterov schon 2020 in unsere Jahresliste geschafft. Kein Grund, seine Single „Dussmann“ nicht auch aufzunehmen. Der Song beweist erneut die Songwriting-Qualität des Musikers, der suizidale Gedanken mit lakonischen Humor zusammenbringt, als wäre es selbstverständlich. Über die stoischen Gitarrenriffs besingt er den Leichtathleten Rudolf Harbig oder Tarantinos „Pulp Fiction“, der heute auf RTL II läuft. Es gibt viele Gründe für ein Gefühl von Unverständnis gegenüber der Welt und Betterov hat diesen mit „Dussmann“ eine kleine Hymne gewidmet.

36. Philine Sonny – Lose Yourself

Kaum ein Debüt hat uns beim ersten Hören in diesem Jahr derart gepackt wie „Lose Yourself“ von Philine Sonny. Dies mag zwar auch daran liegen, dass es Debüt ist und dafür so unglaublich ausgewogen klingt. Eine solche Sicherheit im eigenen, musikalischen Handeln kennen wir sonst eigentlich eher von Acts wie The War On Drugs.

35. Luis Ake – Umweg

Luis Ake macht Musik für die großen Gefühle. Nicht umsonst trägt das aktuelle und in diesem Jahr erschienene Album des Musikers den Titel „Liebe“. In „Umweg“ singt Luis Ake über die Erfahrung, mit der verflossenen Liebe die Nachbarschaft zu teilen und die schrecklich-schöne Nostalgie, die mit dieser ständigen Konfrontation einhergeht. Typisch für Luis Ake ist das ganze in ein 80s Synth-Pop Gewand gehüllt, mit einem Chorus, bei dem es scheint, dass dieser bereits nach einmaligem Hören nie wieder das Ohr verlassen wird.

34. Drangsal – Urlaub von mir

Nach einem inneren Kampf mit zerfressenden Selbstzweifeln und der Jagd zur (Un)zufriedenheit, sehnt sich Max Gruber alias Drangsal in „Urlaub von mir“ nach mehr Gutmütigkeit sich selbst gegenüber und einem Moment, in dem man die „Exit Strategy“ wählen kann, um aus dem Gedankenkarussel auszusteigen. Mit dem Song präsentierte Drangsal 2021 den ersten Titel aus seinem neuen Album. Auch wenn der euphorische melodische Sound darauf hoffen lässt, seinem kleinem Dämon im Kopf entfliehen zu können, so müssen wir am Ende doch alle feststellen: It’s not possible.

33. Tightill – Dealer

Tightills „Dealer“ ist wohl einer der schönstens Hits aus dem Bremer Erotic Toy Records Umfeld. Der Song fasst die vielen Facetten auf seinem 2021 erschienen Album „Straßenpop“ in mehrfacher Hinsicht zusammen. Ein bisschen Kleinkriminalität, der tägliche Hustle auf der Straße, die Lust auf den nächsten Trip und dann mit dem Skateboard in den Sonnenuntergang fahren. Musikalisch bedient sich Tightill in diesem Fall an der Disco-Ära und performt melancholisch und entspannt über das minimalistische Instrumental. „Dealer“ ist ein perfektes Beispiel dafür, dass ein Song mehr als eine Momentaufnahme darstellt, sondern ein ganzes Lebensgefühl ausdrücken kann. Wir sind gespannt, was von Tightill und seinem Umfeld im kommenden Jahr noch zu erwarten ist.

32. Lil Nas X – MONTERO (Call Me By Your Name)

Als Lil Nas X im März sein Video zu „MONTERO (Call Me By Your Name)“ droppt, ist er damit wochenlang im Gespräch. Ob nun wegen der kreativen Umsetzung des Songs (er spielt alle Rollen im Video selbst), seiner Performance an der Pole-Dance Stange oder seinen Lapdance für den Teufel höchstpersönlich. Doch hinter dem Song steckt auch eine Message: „Even as a little child, I was really scared of every single mistake I may or may not have made. I want kids growing up feeling these feelings, knowing they’re a part of the LGBTQ community, to feel like they’re O.K. and they don’t have to hate themselves.“ Religiöses Trauma verpackt in einem Pop-Hit. 2021 war vermutlich das erfolgreichste Jahr für den Künstler bisher. Das zeigt sich auch in seinem gleichnamigen Debütalbum. Auf dem hat er sich Musiker:innen wie Doja Cat, Jack Harlow und sogar Elton John mit ins Boot geholt.

31. OG Keemo – Regen

Es war die vielleicht sonnigste Woche eines verregneten Sommers, als OG Keemo einen neuen Song in seiner zweiten COLORS SHOW vorstellte, in dem er ausgerechnet den Regen besingt. „Denn wenn es regnet, regnet’s richtig“ – eine Zeile so ikonisch wie sie nur von Keemo kommen kann, dazu ein Beat von Funkvater Frank, der den perfekten Soundtrack dazu liefert, den Tropfen dabei zuzusehen, wie sie langsam an der Fensterscheibe herunterlaufen. „Regen“ kommt als eines der wenigsten und bisher letztes musikalisches Lebenszeichen, nachdem sein Album „Mann beißt Hund“, das für April angekündigt war, einfach doch nicht erschien. Aber es geht weiter. Mittlerweile ist das Album für den allerersten Freitag des Januars angekündigt. Gar keine so verregneten Aussichten für das neue Jahr!

30. Shirin David – Babsi Bars

Man kann von Shirin David halten, was man möchte, ihren Platz in der Deutschrapwelt und auf unserer Liste hat sie sich aber eindeutig verdient. Mit Vergleichen („Dangerous Woman, als wär ich Ariana.“) und Abgrenzungen („Feminin as fuck, meine nicht Alice Schwarzer.“) bezieht sie Stellung zu Feminismus. Im Rahmen von #deutschrapmetoo äußerte sie sich dieses Jahr auch zu Sexismus im Deutschrap. Sie distanzierte sich von Rapper Samra und änderte die Zeilen ihrer Single „Lieben wir.“, der ebenso wie „Babsi Bars“ auf ihrem Album „Bitches brauchen Rap“ erschien.

29. Doja Cat – Kiss Me More (ft. Sza)

Doja Cat versetzt uns 2021 in andere Sphären. Wenn wir uns wohl eins dieses Jahr gewünscht hätten, dann wäre es eine neue Welt in fröhlich-bunten Bonbon-Farben mit Doja Cat und Sza als Herrscherinnen. Mit „Kiss Me More“ katapultieren uns die beiden auf einen Planete voller Female Power. Im Video spielen die Frauen auf Adam und Eva an, wo ein Mann von der verbotenen Frucht kostet und damit in ihren Sog gezogen und weiter verführt wird. Damit demonstrieren Doja Cat und Sza zum einen symbolisch was Frauen zu bieten haben und zeigen auf, wie ihre verletzliche Seite ihre weibliche Schönheit und Stärke untermalt.

28. Shygirl – Cleo

„Cleo“ von Shygirl ist ein Banger. Warum? Erstens, weil es in diesem Jahr kaum Musik für Clubs gab, die majestätischer klingt. Zweitens weil Shygirl sich mit dem Track einfach mit der ägyptischen Pharaonin vergleicht und damit eine Hymne für Selbstbestimmung und Selbstakzeptanz kreiert hat, die ihresgleichen sucht.

27. Parcels – Comingback

„Comingback“ knüpft an die vorherige Single „Free“ an, in der Parcels die gewohnte melodische Leichtigkeit ihrer Songs transportiert, die optimistisch stimmen. „Comingback“ gibt uns zum Jahresende Mut – in der Single geht es um das Durchhalten in schwierigen Zeiten, die Hoffnung an die Rückkehr und die Isolation, die das Tourleben von Musiker:innen mit sich bringt. Die australische Band lebt mittlerweile in Berlin und ist für das Musikvideo in die Heimat gereist – bis ins australische Outback. Hier tanzen und singen sie losgelöst von allem mit ihren Instrumenten.

26. Peggy Gou – I Go

Dass die 90s zurück sind, ist kein Geheimnis mehr und dass es auch längst die Clubkultur erreicht hat auch nicht. Wie passend also, dass Peggy Gou mit „I Go“ dieses Gefühl und dem großen Wunsch nach Raves und langen Clubnächten auferleben lässt. Mit den koreanischen Lyrics gibt die Musikerin dem Song ihre persönliche Note und könnte eines der legendärsten Genres kaum stärker ins Rampenlicht stellen.

25. black midi – John L

Chaotisch und progressiv vereinen die Londoner Black Midi verschiedene Genre zwischen Jazz, Rock, Blues und Funk. Dass die vier Bandmitglieder Anfang 20 sind, macht das Hörerlebnis noch faszinierender. Die Vollblut-Musiker wollen innovativ sein und das gelingt ihnen ohne Zweifel. Auf ihrem aktuellen Album „Calvacade“ ist das Chaos weiterhin Programm. Zu „John L“ ist das Video so sehenswert wie das Lied hörenswert. Grotesk führen Tänzer*innen in hautengen lachsfarbenen Ganzkörperanzügen und merkwürdigen Kopfbedeckungen eine Performance vor futuristisch anmutender Kulisse auf. Die Intensität einer Erfahrung mit Black Midi kommt einer Offenbarung gleich.

24. Snail Mail – Valentine

Snail Mail meldete sich dieses Jahr mit ihrem zweiten Album zurück. Erwachsener, cooler und mit einer Menge zu erzählen- verarbeitete Sängerin Lindsey Jordan ihre Vergangenheit in der Platte. „Valentine“ ist dabei nicht nur die erste Single-Auskopplung, sondern auch der Albumtitel. Die Platte ist nach einer Trennung und einem Rehab Aufenthalt entstanden. Dabei hat sie Musik wieder in seinen Ursprüngen entdeckt, nur mit Stift und Papier und ganz ohne Instrumente. Gefühlvoll und ein bisschen düster schafft es Snail Mail in unsere Jahresliste.

23. LAYLA – Dichter

LAYLA ist ein Unikat im Deutschrap. Ihre Alleinstellungsmerkmale sind ihre Attitude, ihr Selbstbewusstsein, ihre kompromisslose Selbstliebe. Und ihre Vielseitigkeit. Wer sonst rappt in dem einen Song so smooth, spittet im anderen so scharf und singt die Hook so sanft und klar? LAYLA kann Trap, RnB und Soul, sie kann harte Provokation, Romantik und Sexpositivität. Und sie kann große Momente. Der vielleicht Größte davon: Im Video zum Song „Dichter“ rasiert the one and only OG Keemo ihre Haare ab, während sie vollkommen unbeeindruckt ihre Punchlines spittet.

22. Edwin Rosen – Verschwende deine Zeit

Schon in unserer Jahresliste 2020 katapultierte sich Edwin Rosen – damals noch als „Mysterium“ betitelt – mit „leichter/kälter“ auf Platz 3. Seitdem hat sich bei ihm einiges getan: der erste Plattendeal, die erste EP (die musikalisch durchaus an die Hit-Single anknüpfen kann, wie „Verschwende deine Zeit“ beweist) und innerhalb von Minuten ausverkaufte Gigs. You name it. Edwin Rosen rüttelt die deutsche Indielandschaft mit seiner dunklen neuenneuedeutsche Welle wach. Gleichzeitig bleibt er sympathisch zurückhaltend mit einem lauernden Auge auf das, was um seine Person herum passiert. „Das Geheimhalten war eine bewusste Entscheidung, die sich aus einem Zufall entwickelt hat“, sagte er uns in einem seiner ersten Interviews.

21. Yves Tumor – Jackie

Yves Tumor hat in diesem Jahr Gitarrenmusik klangheimlich für sich selbst (und damit auch ein bisschen für uns alle) revolutioniert. Produziert wurde der Track von Chris Greatti, der sonst bei den Songs von Yungblud seine Finger mit im Spiel hat. Und tatsächlich klingt „Jackie“ wie eine elegantere, weniger plumpe Version des Musikers. Außerdem bedient sich Yves Tumor noch an Stil-Elementen weiterer Genres und hat es damit geschafft seinen ganz eigenen Sound zu schaffen.

20. Haiyti – Sterben

Das neue Album von Haiyti beginnt mit dem Tod. „Sterben “ ist die erste Single aus „Speed Date“ und beschäftigt sich mit den Gegensätzen und Abgründen der Liebe, in denen Hochgefühle auf tiefe Abgründe treffen. “Du sagst, du würdest sterben für mich. Ich will nicht, dass du’s tust. Ich will nur, dass du weißt: Ich hab’ es versucht. Wie bei jedem neuen Album hat sich Künstlerin Haiyti auch hier wieder ein neues Selbst erfunden und nimmt uns mit in ihre Welt mit musikalischen Einflüssen aus Hyperpop bis Südstaaten-Rap.

19. Alli Neumann – Madonna Whore Komplex

Alli Neumann ist dafür bekannt, in ihren Songs Probleme der Gesellschaft oder spezifisch die Rolle der Frau zu thematisieren. Auf ihrem Album „Madonna Whore Komplex“ geht es darum viel um Emanzipation, aber auch Selbstfindung. Speziell der gleichnamige Song befasst sich mit dem einst von Sigmund Freud benannten Phänomen, in denen Männer die Frau (oder ihre Vorstellung der Frau) in die Kategorien Madonna und Hure trennen. Im Klartext: Entweder ist sie eine gute Ehefrau oder ein Vamp, der ihre sexuellen Wünsche erfüllt. Sie kann aber nicht beides sein. Das hat Alli auf sich und ihre Musik übertragen. Ihr Album sollte vielschichtig sein und nicht nur eine Dimension abbilden. „Du willst mich nur klein, du willst mich nicht wachsen seh’n“ eine Zeile aus dem Song, beschreibt das ziemlich auf den Punkt.

18. RIN feat. Giant Rooks – Insomnia

Wer hätte gedacht, dass RIN sich mal Giant Rooks für ein Feature dazuholen würde und es auch noch so unglaublich gut passt? In „Insomnia“ zeigt RIN einmal mehr wie vielfältig Hip Hop verpackt werden kann und Genregrenzen durchbrochen werden. Fred Rabe, Sänger der Indie-Band Giant Rooks, scheint in dem Track auf den Geschmack seiner Muttersprache gekommen zu sein, wo er doch hier sein deutschsprachiges Gesangs-Debüt gibt und zuletzt auch mit Kummer „Der letzte Song“ aufgenommen hat.

17. Charli XCX – Good Ones

Charli XCX hat Menschen zu Hyperpop gemacht, die sich nicht einmal über die Existenz dieses Genres bewusst sind. Dies ist ebenso eine Errungenschaft, wie die Tatsache, dass dies in den vergangenen Jahren unter den strengen Augen eines Major Labels passiert ist. Dieser Vertrag läuft nach dem anstehenden Album aus, weshalb die Musikerin aus UK noch einmal alle Register zieht, die das Pop-Business zu bieten hat. „Good Ones“ dient also als eine Art Hommage an die Blüte-Zeit des Pop (ja, wir meinen die Britney-Zeit).

16. Verifiziert – Schlaflos

Kühle Nächte in Wien, planlos durch die Stadt mit einem gebrochenem Herz. Zusammen mit dem Produzenten Florida Juicy kreiert Verifiziert Songs zwischen Cloud und Urban Pop. In „Schlaflos“ beschreibt sie einen dieser Abende, wo man am Ende einfach nur noch ins Taxi steigt und sagt: „Fahr mich irgendwohin. Egal, am besten weit weit weg.“ In ihrer Single „Schlaflos“ geht es um Gefühle, nicht ums Posen, wie das oft so ist im Deutschrap. Es geht Abenteuer, Melancholie und Gefühle, die manchmal auch etwas unangenehm sein können.

15. Tyler, The Creator – LUMBERJACK

„Lumberjack“ basiert auf einem Sample von Gravediggaz’ „2 Cups Of Blood“. Mit der ersten Singleauskopplung des neuen Albums „Call Me If You Get Lost“ bedient Tyler, the Creator rohe simple HipHop-Beats, bei denen er seine rap-skills nicht in Vergessenheit geraten lässt (während er auf vielen anderen Songs mittlerweile spricht oder singt). Auch, wenn er in Neuseeland und Großbritannien ein Einreiseverbot wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung erhielt, spielt er in der restlichen westlichen Welt sein musikalisches Genie weiter spazieren. Womit uns Tyler, the Creator seit seinem ersten Solo-Album „Goblin“ begeistert, ist sein Innovationsreichtum und die beibehaltene ‚I don‘t give a damn’-Attitüde. 2021 geht Tyler, the Creators Reise nach Selbstfindung auf seinem sechsten Album in bürgerlichen Spießer-Outfits und Pastellfarben weiter. Dabei aber laut und abgedreht wie gewohnt.

14. KUMMER – Der letzte Song (Alles wird gut) ft. Fred Rabe

Wenn ein Künstler groß ankündigt, dass der nächste Song auch der Letzte sein wird, ist ein Hype vorprogrammiert. Vor allem, wenn im gleichen Atemzug das letzte Konzert angeteast wird. Die FOMO wird groß, wenn man das gefühlt hat, am Ende das wichtigste zu verpassen. Der Erfolg des Soloprojekts des sonstigen Kraftklub Sängers war riesig. Doch er hatte auch eine Halbwertzeit. Das war zumindest Felix Kummer von Anfang an klar gewesen. Mit “Der Letzte Song” bereitet er uns zusammen mit Fred Rabe einen Abschied zwischen Melancholie und Sorgen. Ein traurig schöner Song. Perfekt, um ein Letzter zu sein.

13. das bisschen Totschlag – CLOUD’S ON FIRE

Was ist fake, was ist echt in sozialen Medien, dem Digitalen Zeitalter? Die Single „cloud’s on fire“, die gleichzeitig einen Vorboten auf das am 11. Februar 2022 erscheinende Album „No Risiko“ darstellt, fragt, was mit uns passiert, wenn unsere Daten verloren gehen. Das liebevoll arrangierte Video zum Song stammt vom Hamburger Designstudio Liebermann Kiepe Reddemann, zu der Drummer Maximilian selbst gehört. Die sogenannten Meta-Humans in dem Video werden in ihrer Fragilität von der zittrigen Intensität des Gesangs und elektronischen Sounds begleitet.
Post-Brunchpop nennt das Trio selbst seinen Stil, wie ihr es in unserem Podcast nachhören könnt. Für uns ganz klar eine der aktuell spannendsten Bands und daher in unserer Jahresliste ein Muss.

12. FKA twigs, Headie One, Fred again.. – Don’t Judge Me

„Don’t Judge Me“ handelt von der oftmals unsichtbaren und systematischen kulturellen Unterdrückung, die man als Person of Colour in UK täglich erfährt. FKA twigs, Headie One und Fed again setzen mit dem Track ein Statement für Anti-Rassismus. Dies wird auch im dazugehörigen Video von Emmanuel Adjei aufgegriffen. Eine Hauptrolle spielt hier ein Kunstwerk der Künstlerin Kara Walker. Der Brunnen ist im viktorianischen Stil gehalten, zeigt eine andere Geschichte des Kolonialismus. Es zeigt die Ausbeutung der Menschen in Form des Sklavenhandels.

11. Japanese Breakfast – Be Sweet

Mit Blick auf die Diskographie von Japanese Breakfast erscheint ihr im Frühjahr veröffentlichtes Album „Jubilee“ weitaus heller, wärmer und sonnendurchfluteter als ihre Vorgänger. In „Be Sweet“ verdeutlicht Künstlerin Michelle Zauner das mit ausgewogenem Indie-Pop. Es sei ihr wichtig, eine Platte über Optimismus und Freude zu schreiben – eine Ode an das Leben. Und das ist uns in dieser verrückten Zeit auch ganz recht. Wenngleich sie sich mit ihrem Album von einem traurigen Abschnitt ihres Lebens losreißen möchte. Unser Interview mit Japanese Breakfast aus dem Sommer lest ihr hier.

10. Casper – ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH

Was man weiß: Wenn Casper an einem Album arbeitet, dann kann es eine ganze Weile dauern, bis es an die Öffentlichkeit gelangt. Was man auch weiß: Wenn es dann (fast) so weit ist, darf man sich über eine Ankündigung freuen, die einem Feuerwerk gleichkommt. „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ ist so ein Feuerwerk einer Ankündigung: musikalisch, lyrisch und visuell ein explosives Spektakel der Euphorie. Da sind Streicher und Chöre, die buntesten Farben und Leuchtraketen. Dazu ein mal rappender, mal schreiender, mal fast singender Casper mit bewegenden Zeilen. Mit dem Release der ersten Single des gleichnamigen Albums zeigt er: Das Warten wird sich wieder einmal gelohnt haben!

9. Dave – Clash ft. Stormzy

Mit seinem Debütalbum „Psychodrama“ räumte Dave mit gerade einmal 20 Jahren die renommiertesten Preise der britischen Musikszene ab. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an das zweite Album des Wunderkinds, das in diesem Jahr unter dem Titel „We’re All Alone In This Together“ erschien. Sie wurden nicht enttäuscht. „WAAITT“ ist wieder ein Konzeptalbum, das den zuvor sehr zentrierten Blick auf Dave und in seine Psyche in den Kontext seines gesellschaftlichen Umfelds, vor allem aber seiner familiären Migrationsgeschichte einordnet. „WAAITT“ offenbart den Rassismus der britischen Gesellschaft und stellt die Lebensrealitäten derer dar, die mit Hoffnung kamen und auf Chancenlosigkeit trafen. Die erste Single des Albums, „Clash“, überrascht als klassischer Flex-Song, in dem Dave und Stormzy ein jedes ihrer Besitztümer aufzählen. Was zunächst ungewohnt oberflächlich scheint, wird im Kontext des Albums dann doch zu einer starken Aussage, wenn zwei Menschen entgegen aller Widrigkeiten Erfolge zelebrieren, die die Mehrheitsgesellschaft ihnen nur zu gerne absprechen würde.

8. Cassandra Jenkins – Hard Drive

In „Hard Drive“ lädt uns Cassandra Jenkins ein, ihr durch die Straßen New York City’s zu folgen. Dabei begegnen wir den verschiedensten Leuten. Eine Security-Mitarbeiterin spricht mit uns über Missstellungen in der Gesellschaft und der Buchhalter erklärt uns die Philosophie von Saint Germain. Wir begleiten sie bei einer aufreibenden Fahrstunde, um uns später in Form einer Achtsamkeitsübung wieder zu erden. Wir werden uns bewusst darüber, dass wir alle eigene Realitäten haben. Die Art und Weise, wie bildhaft und spürbar Cassandra Jenkins diese Szenen beschreibt und gleichzeitig mit einer delikaten Instrumentierung ganz spezifische Gefühle transportiert, sucht nicht nur in diesem Jahr ihresgleichen.

7. PinkPantheress – just for me

Der Output von PinkPantheress ist der Inbegriff dafür, wie Musik im Jahr 2021 funktioniert. So, wie auch schon bei den vorherigen Singles kursierte ein Bit von „just for me“ für eine längere Zeit als Sound auf TikTok und generierte einen Hype. So weit, dass in den Kommentaren förmlich danach gebettelt wurde, dass die junge Künstlerin als London endlich den vollständigen Song veröffentlicht. Gebettet auf einem Nostalgie-auslösenden Garage Beat und begleitet von einer zarten Akustikgitarre singt PinkPantheress über eine ungesunde Beziehung, in der die Bewunderung für eine andere Person überhand nimmt, sich in eine Obsession verwandelt und grenzüberschreitend wird.

6. Olivia Rodrigo – good 4 u

An diesen Song kam wohl niemand dieses Jahr vorbei. Olivia Rodrigo hat mit „good 4 u“ wohl jedem einen Ohrwurm verpasst. Der sarkastische Text dürfte vor allem bei denen auf Zuspruch stoßen, die eine miese Trennung hinter sich haben und mal eben so ausgetauscht wurden. Olivia Rodrigo rächt sich hierfür in ihrem Musikvideo auf ganz besondere Art und Weise und fackelt halt einfach das Zimmer ihres Ex ab. (Ja, bitte nicht nachmachen.) Auch ihre vorherigen Liebeskummer-Titel waren schon erfolgreich und sorgten nach der Schauspielerei bei Disney für einen ordentlichen Start ihrer Pop-Karriere. Ihr Album „Sour“ zählt 2021 zum meistgestreamten Album auf Spotify und auch das Time Magazine kürte sie vor einigen Tagen zur Entertainerin des Jahres.

5. Little Simz – Introvert

Wie kann eine scheinbar introvertierte Person einen derartigen Epos wie „Introvert“ schreiben? Diese Frage stellt man sich, wenn das orchestrale Intro in Form von Streichern und Bläsern durch die Speaker schallert. In dem Song verarbeitet sie ihre eigene Unsicherheiten, reflektiert diese aber auch auf das Geschehen in unserer Gesellschaft. Man könnte sich jetzt eine stellvertretende Stelle herauspicken, um die These zu stützen, doch die Bars, die Little Simz droppt, sind einfach zu zahlreich. Die Lyrics des Songs lesen sich nämlich wie ein Manifest, das sich jede:r ausdrucken sollte und übers Bett hängen sollte, weil: „As you embark on a journey /Of what it takes to be a woman“.

4. Pashanim – Sommergewitter

x Wer wurde dieses Jahr eigentlich nicht mit „Sommergewitter“ von Pashanim in die Insta-Storys reingespült? Das war ja wohl der Sommerhit 2021! Damals, als man doch wieder so optimistisch in die Zukunft geblickt hat und dachte: Ab jetzt wird alles wieder gut. Nachdem Pashanim schon letztes Jahr mit Airwaves einen Sommer-Ohrwurm hingelegt hat, kam „Sommergewitter“ genau richtig. Dieses Mal etwas ruhiger, rappt er über sein alltägliches Leben in Berlin: „Meine Gegend, meine Stadt, hör‘ den Regen ganze Nacht / Meine Augen werden schwer, weil ich war zu lange wach.“ Die lauwarmen Sommernächte mit Freunden im Kiez verbringen… das wollen wir doch alle gerade wieder zurück, oder?

3. Tocotronic – Ich tauche auf feat. Soap&Skin

Trost in der Hoffnungslosigkeit. Hoffnung in der Trostlosigkeit. Für Tocotronic ist das nicht irgendeine Plattitüde. Ihr neues Album „Nie wieder Krieg“ erscheint bald und soll genau das vermitteln. In der zweiten Single „Ich tauche auf“ gesellt sich Soap&Skin zu Frontmann Dirk von Lotzow. Beide bilden ein Duett, das die Hörer:innen fast dahinschmelzen lässt. Es ist ein berührender Mix aus Schönheit und Trauer. Es ist ein Song, der die Liebe ebenso wie die Ungewissheit in den Fokus nimmt und beides mit gewohnt behutsam ausgewählten Worten fusioniert. Und auch wenn es kein Happy End gibt, bleiben uns einfache, aber wunderschöne Zeilen wie diese: „Man spricht schlecht von mir, nicht so bei dir.“

2. Caroline Polacheck – Bunny Is A Rider

War „Bunny Is A Rider“ einer der heimlichen Hits des Sommers 2021? Wir finden schon. Die Musikerin selbst sieht das übrigens ähnlich: „Bunny Is A Rider’ is a summer jam about being unavailable. Bunny is slippery, impossible to get ahold of“. Produziert wurde der Song, der so weird und doch zugänglich zugleich klingt von Danny L Harle. Jener ist einer der wichtigsten Figuren im Avant-Pop-Game und hat bereits mit Acts wie Charli XCX zusammengearbeitet – genau so wie Caroline Polacheck. Doch wer ist jetzt eigentlich Bunny? Man weiß es nicht. Das von Caroline Polacheck gezeichnete Bild von Bunny ist allerdings erstrebenswert.

1. goldy.mp3 – Karma

goldy.mp3 gehört zu den überraschendsten Neuentdeckungen dieses Jahr. Wer sie schon vor ihrer Single „Karma“ kannte, weiß, dass Tightill sie nicht umsonst im Song „Sexroboter“ mit ins Boot geholt hat. Ihre leicht sarkastische Ader, kombiniert mit Rap und RnB Sounds, macht sie zu einer außergewöhnlichen Persönlichkeit in der Newcomer:innen Szene. Was die anderen über sie denken ist ihr scheiß egal. Und das zeigt sie auch in ihrem allerersten Song ohne Feature. Ihre Single „Karma“ ist durch die Decke gegangen. Kein Wunder, der Track passt auch einfach zum Dauermodus in diesem Jahr: „Wie du rufst in den Wald ja so ruft er zurück / Karma meine Schwester / Heute hab ich Glück“ Bleibt nur zu hoffen, dass 2022 wirklich besser wird. Spätestens, wenn goldy.mp3 ihr erstes Album droppt. Fingers crossed!

Ein Hayiti Song auf einem Casper Album : „MIESES LEBEN/ WOLKEN“ ist eine Kollaboration der besonderen Art

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Casper // Still aus
Casper // Still aus "MIESES LEBEN/ WOLKEN"

Die Einblicke in Caspers kommendes Album „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ mehren sich, die Vorfreude steigt. Nach der gleichnamigen Debütsingle und „TNT“ feat. Tua folgt jetzt die dritte Auskopplung – und die könnte einigen Rapfans bekannt vorkommen.

„Wolken“, so heißt der letzte und vielleicht beste Song auf Haiytis Album „Mieses Leben“, das im April dieses Jahres veröffentlicht wurde. Haiyti reißt sich hier zwei Minuten lang das Herz heraus und ihren Hörer:innen gleich mit. Es ist ein Paradebeispiel ihrer Königsdisziplin, dem Spiel mit Kontrasten. Herzzerreißende Verletzlichkeit trifft laute Unnahbarkeit. Die zarte, zerbrechliche Stimme und die hoffnungslosen Worte der Hook treffen mitten ins Herz. Das scheint auch Casper nicht anders gegangen zu sein.

Ergänzt durch aggressive Parts von Casper und erweitert um ein neues, melodisches Ende wird aus „Wolken“ nun also „MIESES LEBEN/ WOLKEN“. Darin zeichnet er ein schonungslos intensives Bild einer toxischen Beziehung, findet Worte für den Balanceakt zwischen Höhenflug und Fall, „immer zwischen Gift und Medizin“.

Genau diesen Balanceakt visualisiert das Musikvideo zum Song. Haiyti und Casper schweben auf der blühenden Insel aus dem Video zu „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ über den Dächern Berlins. Die Schönheit der Insel verbirgt die Gefahr des tiefen Abgrunds. Am Ende geht sie in Flammen auf.

Mit „MIESES LEBEN/ WOLKEN“ gibt Casper nicht nur endlich einer nicht-männlichen Stimme Platz auf einem seiner Alben. Er platziert ein wichtiges Stück Diskographie einer der wichtigsten Rapperinnen des Landes in seiner eigenen. Die Zusammenarbeit zwischen Haiyti und Casper lag vielleicht nicht auf der Hand, hinterlässt dafür aber einen umso stärkeren Eindruck.

Das Video zu „MIESES LEBEN/ WOLKEN“ gibt es hier: