Shirin David ist gekommen, um zu bleiben

Shirin David hat nicht vor, dass ihr Album „Bitches brauchen Rap“ ein Ausreißer bleibt – und das ist auch gut so.

Falls ihr Shirin David nach „SUPERSIZE“ bereits in eine Schublade gesteckt haben solltet und sie als reines Major Label-Produkt seht, solltet ihr dies nach „Bitches brauchen Rap“ schnellstens überdenken. Das zweite Album der Musikerin und Youtuberin untermauert ihren Status im Deutschrap – ja, sogar in der deutschen Musikszene.

„Bitches brauchen Rap“ ist nämlich nicht nur das Statement einer Künstlerin, die das Business nach ihrer Nase tanzen lässt, sondern auch die Blaupause für alle Frauen, die ihr nachziehen wollen. Denn obwohl sie auf den fünfzehn Songs keinen ihrer männlichen Kollegen namentlich disst, verteilt Shirin David ordentlich verbale Backpfeifen. Bereits der Opener ihres zweiten Studioalbums macht klar, dass sich etwas ändert wird, wenn sie rappt: „Doch ’ne Frau mit Grips im Kopf wird abgetan zu ’ner Emanze „. Es ist ein klassischer Flex-Song und mit dem trifft sie die „German Angst“ des deutschen Spießertums auf mehrfache Art und Weisen.

Flex-Emanzipation und Empowerment

In ihrem Track by Track auf Youtube berichtet Shirin David davon, wie ihr Management ihr regelmäíg ans Herz legte, als Frau doch besser über Liebe zu singen. Und genau hier deckt sie ein Problem der deutschen Musikszene auf. Vor allem weibliche Acts werden noch immer darauf gedrillt, möglichst angepasst zu sein, um dem perfekten Bild des deutschen Mainstreams zu entsprechen. In dieser anthrazitfarbenen Welt ist aber kein Platz für Bling-Bling und perfekt gestylte Looks.

„Bitches brauchen Rap“ soll ein Door-Opener für ein diverseres Frauenbild in Deutschland sein und dafür liefert sie gleich fünfzehn verschiedene Maßnahmen in Form von Hits. Support bekommt Shirin David hier beispielsweise von Kitty Kat auf „Be a Hoe/Break a Hoe“. Weiter leugnet die Künstlerin nicht, dass sie von Laas Unltd. Unterstützung beim Songwriting bekommt und auch bei der Produktion ein komplettes Team hinter ihr steht.

Damit eckte sie besonders in der Hip-Hop Community regelmäßig an und musste sich der ewigen Realness-Debatte stellen. Dazu kam der Vorwurf, dass sie ihr Team Verschwiegenheitsklauseln unterschreiben lässt. Manche würden es professionell nennen und doch fühlte sich Shirin David dazu verpflichtet mit „NDA’s“ auf die Vorwürfe zu reagieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Persönlichkeiten des Geschäfts möchte sie nämlich nicht mit Großfamilien, Psychoterror oder ähnlichen Schmutzkampagnen antworten, sondern mit Bars. Und sollten sich ihre Kolleg:innen nicht eben genau daran ein Beispiel nehmen?

Wer nach „NDA’s“ noch Zweifel daran hat, dass Shirin David und Hip Hop kein One Night Stand sind, sollte vorspulen zu „Bramfeld Storys“. Der 8:55-lange Epos ist zugleich der Closer des Albums und blickt noch einmal auf ihre Karriere. Schritt für Schritt und Line für Line.

„Nur noch machen, was ich wirklich fühle“

Man muss an der Stelle nicht erwähnen, dass es Shirin David bestens versteht, sich und ihre Marke, wie kaum jemand anderes in Deutschland, zu vermarkten. Vielleicht reißen gerade deshalb die Rufe nach einer billigen Kopie von Cardi B oder Nicki Minaj nicht ab. Ihr Team und sie haben es verstanden, Marketing aus den USA für Deutschland salonfähig zu machen – ohne sich dabei groß stilistisch anzupassen. Egal ob Eistee, Douglas oder die eigene Mode-Linie, Shirin David macht vor, wie es geht. In „Man’s World“ richtet sie sich erneut an starke Frauen, die unter ständiger Beobachtung der Öffentlichkeit stehen.

Genau diese Tatsache zeigt, dass Shirin David mit sich und ihrem neuen Album „Bitches brauchen Rap“ etwas geschaffen hat, was vor ihr wahrscheinlich niemand geschaffen hat. Mit ihrer direkten Art, die sie aus ihrer Youtube-Zeit nie abgelegt hat, schafft sie es vielen, jungen Frauen aus der Seele zu sprechen. Eine Aufgabe, die in der Vergangenheit oftmals doch die Männer im Business übernommen haben, da man Frauen ja „schützen“ müsse. Diese Zeit ist spätestens mit ihrem neuen Album vorbei. Denn Shirin David und eine Generation an starken, selbstbewussten Frauen, sind gekommen um zu bleiben.

„Bitches brauchen Rap“ von Shirin David gibt’s hier:

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