2020 war auch für Musikhörer:innen anders. Inspirationsquellen wie Festivals, Support Acts oder Musik in Clubs sind weggefallen und somit musste man auch den Musikaustausch anders anregen. Doch auch Musiker:innen mussten völlig neue Wege gehen. Die eigenen vier Wände wurden mehr als je zuvor kurzfristig zu Studios umfunktioniert. Und auch neben der Pandemie gab es mit BLM, Fridays For Future und Empowerment Themen, die weit bis in die Popkultur hineingereicht haben. Dies sind daher unsere 50 besten Songs des Jahres 2020.

50. Giant Rooks – Heat Up

2020. Das Jahr, in dem Giant Rooks ihr Debütalbum veröffentlicht haben. Bitte was? Kaum vorstellbar, dass diese etablierte Band jetzt erst ihr erstes Album promoten. Gefühlt begegnen uns die fünf schon seit Jahren im Lineup diverser Festivals mit Songs wie „Wild Stare“! Bisher haben Giant Rooks jedoch kein offizielles Album, sondern in Anführungszeichen nur EPs auf den Markt geschmissen. Das haben sie in diesem turbulenten Jahr mit „Rookery“ nun endlich nachgereicht. Hier haben wir uns den Song „Heat Up“ für unsere Liste gepickt. Zurecht.

49. Rico Nasty – IPHONE

Es wäre ziemlich unsinnig im Jahr 2020 eine Jahresliste zu erstellen ohne 100 Gecs in irgendeiner Art und Weise unterkommen zu lassen. In dem Fall mogeln sie sich als Producer von „IPHONE“ mit rein. Die Gefühlswelt des Tracks von Rico Nasty lässt sich am besten mit einem Zitat aus den Youtube-Kommentaren beschreiben: „this song scratches a part of my brain that hasn’t been scratched in months“.

48. Kaltenkirchen – Trocken

Erinnert ihr euch an jene Leute, die zu Beginn des ersten Lockdowns von Entschleunigung sprachen, von Besinnung und Ruhe? Tja, aufgrund der Tatsache, dass wir alle ziemlich ahnungslos waren wie dieses Jahr verlaufen wird, kann man ihnen heute kaum einen Vorwurf machen. Angesichts der vielen Medienberichte von damals auch nicht. Denn es dauerte vergleichsweise lange, bis mal jemand über die psychischen Folgen der Krise sprach, die abseits der allgemeinen Verunsicherung für Depressionen und Angstzustände sorgen. Einer der dieses Thema musikalisch verarbeitete, ist der Musiker Kaltenkirchen. In seinem Song „Trocken“ versucht er zu enttabuisieren, was für viele (nicht nur während der Pandemie) zum Alltag gehört: Panikattacken und medikamentöse Behandlungen. Tiefgründige Texte über seinen eigenen psychischen Zustand machen den Song zu einem radikal ehrlichen Porträt.

47. Pabst – My Apocalypse

Auch wenn „My Apocalypse“ von Pabst kein Corona-Song ist (zum Glück) und grob um enttäuschte Erwartungshaltungen geht, trifft der Titel und das düstere Setting des Musikvideos wahrscheinlich ebenso gut für viele auf das Jahr 2020 zu. Der Track geht als Ballade des zweiten Albums „Deuce Ex Machina“ durch, dass die Berliner Band dieses Jahr veröffentlichte, die sonst mit ihrem Garage-Rock härtere Töne anschlagen und an alte Nirvana-Zeiten erinnern. Pabst zeigen – Rock is not dead – und dürfen definitiv nicht auf dieser Liste fehlen.

46. Amilli – I’m Not Tryna Be Your Girl

Aus Bochum entsprungen hat sich Amilli seit ihrem Debüt „Rarri“ 2018 zu einer der deutschen Soul-Stimmen gemausert. Dieses Jahr führt sie mit ihrer EP „Pulling Punches“ ihre Erfolgsstory weiter und hält an ihrem soulig-entspannten Stil fest. Mit „I’m Not Tryna Be Your Girl“ zeichnet sie einen Song voller Selbstbewusstsein und Stärke, der somit verdient einen Platz in unserer Liste gefunden hat!

45. BLVTH – Butterfly

Insgeheim warten wir alle auf seine eigene Kochshow auf YouTube. Denn jeder, der BLVTH auf Instagram folgt, weiß um seine Leidenschaft. Der:Die ein oder andere hat womöglich schon seine legendären Zimtschnecken nachgebacken, dessen Rezept er gerne mit seiner Community teilt. Nebenbei macht er natürlich eigentlich Musik. So wie sein neues Album „I LOVE THAT I HATE MYSELF“ (denken nur wir da an den Albumtitel“I hate being bipolar, it’s awesome“ von Kanye?!). Wir haben uns den Song Butterfly für unsere Liste ausgesucht. Warum? Er ist genau die richtige Mischung aus Autotune und Hard Feelings mit der richtigen Prise „Fick dich selbst“!

44. Waxahatchee – Fire

Gegenüber dem Rolling Stone sagte Katie Crutchfield von Waxahatchee folgendes: „It’s about the internal dialogue of shame surrounding mistakes you’ve made in the past and how we spiral and beat ourselves up when we slip. It’s meant to be a bit of a personal pep talk. If I can love myself unconditionally, then I can move through the world a little easier.” Und genau diese Selbstliebe ist unabdingbar, wenn man mit Freude und positiven Gedanken durch das Leben kommen möchte. „Fire“ ist besser als jede Motivational Quote auf Insta.

43. Real Lies – Boss Trick

Real Lies sind vielleicht das bestgehütetste Geheimnis der Musikszene in UK. Nachdem sie vor etwa sechs Jahren mit ihrem Debütalbum „Real Life“ einen kurzen Hype hatten, wurde es schnell ruhig um die drei Musiker aus Islington, London. Dabei konnten sie zu Anfangszeiten sogar von dem Push von Jamie xx profitieren. 2020 sollte das Comeback-Jahr von Real Lies werden. Doch schnell hagelte es Konzertabsagen, eine Pandemie beherrscht seitdem das Geschehen. Zeit also sich in Songs wie „Boss Trick“ zu verlieren. Einem Track, der die Club-Szene UKs in die heimischen Wohnzimmer bringt.

42. The Screenshots – Manchmal

Würden The Screenshots nicht Musik machen, sie hätten wohl neben Jan Böhmermann eine eigene Fernsehsendung. Denn Susi, Dax und Kurt füttern ihre Community auf Twitter und in den sozialen Netzwerken regelmäßig mit absurden, lustigen und meist sehr ironischen Zitaten aus dem „echten“ Leben. Das Ganze haben sie auf ihrem Album „2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee“ jetzt in Songs verpackt. Einer davon ist „Manchmal“ der irgendwie den Charme einer Schulband mit Satire paart. Eigentlich das, was The Screenshots ausmacht! Wir lieben sie.

 

41. BENEE ft. Gus Dapperton – Supalonely

Als Pop-Hymne und wichtiges Zeitdokument ging im März plötzlich dieser Song der 20-jährigen Neuseeländerin Benee und dem New Yorker Musiker Gus Dapperton viral. „Supalonely“ ist die bittersüße, selbstironische Antwort der Gen Z auf häusliche Isolation und Kontaktbeschränkungen und wurde schnell zum Motto der Stunde. Der Track ist bereits Ende 2019 veröffentlicht worden, wurde aber während der ersten Lockdown-Phase auf TikTok zum Superhit. Dass 2020 Benee’s Durchbruchs-Jahr war, zeigte sie nicht zuletzt auch mit ihrem Debütalbum „Hey u x“, das mit tanzbaren Feel-Good-Sounds und spannenden Features mit Lily Allen und Grimes den Weg Richtung zukünftiger Popmusik weist.

40. Future Islands – Thrill

Burnout, Selbstzweifel und neue Erwartungshaltungen: Die Synth-Popper aus Baltimore hatten es in den vergangenen Jahren wegen ihres großen und schnellen Erfolgs nicht immer leicht. Ihr neues Album „As Long As You Are“ bezeichnen sie als „Homecoming“-Platte: Songs über die Aufarbeitung der Vergangenheit, das Akzeptieren im Jetzt und die Unsicherheit der Zukunft. „Thrill“ fasst all das in einer sentimentalen Achterbahnfahrt zusammen.

39. Yves Tumor – Kerosene!

Die in den letzten Jahren langsam aber sicher fortschreitende Abkehr von klassischer „Rockmusik“ erschien als ein ganz logischer Trend. Das Genre und entsprechende Subgenres schafften es im Großen und Ganzen schlicht und einfach nicht, den progressiven Zeitgeist weiterhin so gut einzufangen, wie ihre Counterparts in Pop und Hip-Hop. Jedoch gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine dieser Ausnahmen ist Yves Tumor. Auf dem in diesem Jahr erschienen Album „Heaven To a Tortured Mind“ verbindet Yves Tumor auf elegante Weise eine frische Art-Pop Ästhetik mit 70s Glam Rock, verpackt in einem zeitgenössischen Produktionsgewand. Das Herzstück „Kerosene!“ macht deutlich, dass ein neues, kontemporäres Verständnis von Rockmusik möglich ist und richtig viel Spaß macht.

38. Ansu – Bomberjacken

Keine Vergleiche, keine Kompromisse – Ansu macht sein ganz eigenes Ding. Im vernetzten Deutschrap Untergrund ist er ein Einzelgänger. Über Drogen rappt Ansu, wenn er auf die sozialen Probleme seines Viertels aufmerksam macht. Er nutzt seine Stimme, um die gesellschaftlichen Probleme, die ihm tagtäglich begegnen, in das Bewusstsein seiner Hörer:innen zu rücken. Scharfsinnige Texte treffen hier auf dunkle Trap Beats. In seinem Song „Bomberjacken“ erzählt er in deutlichen Worten von Alltagsrassismus und seinen Erfahrungen mit Racial Profiling und Polizeigewalt, noch bevor diese Probleme in den Fokus des öffentlichen Diskurses rückten.

37. 070 Shake – Morrow

070 Shake – man spricht sie „Oh-Seven-Oh-Shake“ aus – bringt mit „Morrow“ beinah filmisch wirkende Synth-Sounds in unsere Liste. Der erste Song ihres wundervoll narrativen „Modus Vivendi“-Albums ist gleichzeitig auch der erste Song des Soundtracks zu FIFA 21, womit das Lied gleich doppelte Bekanntheit erreichte. Außerhalb der Gamer:innen-Bubble wird 070 Shake auch von der LGBTQ-Community gefeiert, obwohl sie sich selbst nicht als queer bezeichnen möchte. In „Morrow“ beschreibt sie die Tiefpunkte einer zerbrechenden Beziehung und findet am Ende doch zur Wertschätzung ihrer Partnerin. Wir finden: wer zusätzlich zum herausragenden Sound so viel Gefühl aufbringt und damit diverse Peergroups catcht, hat einen Platz in unserer Liste verdient.

36. Holly Humberstone – Falling Asleep At The Wheel

Die junge Britin ist eine der aufregendsten Newcomerinnen des vergangenen Jahres. Ihre erste EP „Falling Asleep At The Wheel“ zeichnet sich durch einen professionellen und modernen Pop-Sound aus, wie man ihn bei so jungen Künstler:innen selten findet. Doch keine Sorge: Ihre Songs sind dadurch nicht etwa öde oder zu glattgebügelt. Holly Humberstone schafft es dick aufzutragen, ohne zu über die Stränge zu schlagen. „Im Moment würde ich sagen, dass ich authentischen Pop mit dunklen, weirden und teils unkonventionellen Wendungen mache“, verriet uns die Musikerin im September im Rahmen unseres Formates 10/10.

35. Solumun feat. Isolation Berlin – Kreatur der Nacht

Nach ganzen elf Jahren ein neues Album herauszubringen, nimmt nicht gerade Druck aus den Erwartungshaltungen raus. Was Solomun mit der zweiten Single reißt, ist allerdings ein ganz schöner Banger. Die Feature Artists Isolation Berlin steuern die nötige unterkühlte Düsternis bei, die dem New Wave-Stück die ideale Abrundung verpasst. Dass Regisseur Fatih Akin das Video zu „Kreatur der Nacht“ drehte, ergibt auch visuell mehr als Sinn. Ein in sich abgerundetes Projekt, nicht zuletzt, weil sich Solomun als Kind der 80er damit einen lang gehegten Wunsch erfüllt hat. Den Zeitgeist seiner Jugend einzufangen, ist ihm definitiv gelungen.

34. JEREMIAS – schon okay

Auch wenn es absurd klingen mag. Doch 2020 dürfte das Jahr von JEREMIAS gewesen sein! Die junge Band aus Hannover hat zwar schon im letzten Jahr so langsam einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht. Aber erst zu ihrer ersten eigenen Tour im Februar hat sich gezeigt, dass Jeremias auch außerhalb ihrer Heimat wirklich an Relevanz und vor allem Fans gewonnen haben. Mit deutschen Texten, viel Gefühl und jugendlicher Unbeschwertheit. Kurz vorm Lockdown haben sie glücklicherweise noch ihre komplette Tour absolviert und bringen seitdem stetig neues Material! So wie „schon okay“. Ein Song mit Flow und positiven Vibes. Was wollen wir gerade mehr?

33. Little Simz – might bang, might not

Dass dieser Song ein ziemlicher Banger ist, kann wohl keiner so einfach bestreiten. Little Simz rappt radikal und badass, stapelt witzige Koketterie über gewaltige Bässe und crasht in ihren Texten nicht nur die Party, sondern ist die Party. Während sie dieses Jahr ein paar Monate in Isolation verbrachte, produzierte sie die EP „Drop 6“ selbst und veröffentlichte es über ihr eigenes unabhängiges Label Age 101. Little Simz ist – wie sie selbst singt – eine „one-woman army“ und nebenbei eine der talentiertesten Rapperinnen des Jahres.

32. Haiyti – Sweet

Ein Jahr, zwei Alben, 34 Hits. In Zeiten der Isolation konnte man sich dieses Jahr ganz wunderbar in Haiytis einsamer Gangsterwelt verlieren. Auf „Sui Sui“ folgt im September mit „Sweet“ die erste Single des Albums „Influencer“, das im Dezember erschien. Nach 15 düsteren, traurigen Songs über die Schattenseiten des Erfolgs hat Haiyti nun ihr Selbstbewusstsein zurück. Voller Abfälligkeit rechnet sie mit der halben Deutschrap Szene ab und fordert im 9-1-1-Call Lebenslänglich für Fake Rapper. Wenn sie in der Hook dann vollkommen unberührt rappt, „Was sie tun für die Klicks ist schon fast wieder sweet“, dann ist das vielleicht die Punchline des Jahres.

31. Culk – Dichterin

Sprache formt unser Bewusstsein. Dass diese Sprache die Identitäten von nicht-Männern häufig ignoriert ist leider auch 2020 noch ein Problem. Ein Problem, mit dem sich auch die Wiener Band Culk in ihrer Single „Dichterin“ auseinandersetzt und Surprise – sie sind angepisst. Was als gefälliger Dream-Pop beginnt steigert sich schnell zur energischen Postpunk-Nummer, in welcher schreiende Gitarren und unruhige Drums die Anklage in Sophie Löws Gesang unterstreichen: „Du kennst keine Worte für mich und die du für mich hast führen mich weit weg von Einfluss und Macht“. So präzise fasst die Künstlerin zusammen, wie auf sprachlicher Ebene Lebensrealitäten negiert und strukturelle Machtverhältnisse reproduziert werden. Dabei gelingt ihr die Auseinandersetzung mit einem hochpolitischen Thema, ohne mit dem Zeigefinger zu winken oder zur reinen Diskurs-Musik zu verkommen. So darf gerne die Zukunft deutschsprachiger Musik aussehen.

30. Search Yiu – Spaß

Wenn Traurigkeit und Leichtigkeit ein gemeinsames Start Up gründen würden, würde es unter dem Namen Search Yiu im Handelsregister stehen. Niemand verbindet diese zwei Welten derart harmonisch miteinander, wie der in Berlin lebende Musiker. „Spaß“ ist ein Song, der Spaß macht, obwohl es inhaltlich darum geht, dass es keine Freude mehr in der Beziehung gibt. Es geht um Leere, Lustlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Der Track ist einer der Vorboten seines Debütalbums, das Anfang 2021 erscheint.

29. Moses Sumney – Polly

Auf seinem Debütalbum „Aromanticism“ beschäftigt sich Moses Sumney mit der Frage, inwieweit es okay ist, nicht zu lieben. „Polly“ hingegen ist eine Liebeserklärung. Eine schmerzhafte jedoch. Heruntergebrochen auf Falsettgesang begleitet von einer Akustikgitarre, exploriert Moses Sumney auf der zweiten Single seines neuen Albums „græ“ das Gefühl, nicht zurückgeliebt zu werden. Wohin mit dem Schmerz dieser unerfüllten Sehnsucht? Flucht in die Sicherheit und Anerkennung Anderer? Warten und hoffen, dass man doch noch zurückgeliebt wird? So schmerzhaft es auch sein mag, vermutlich bleibt nur: Akzeptanz und die Traurigkeit erleben. So wie auch Sumney selbst, in seinem bewegenden Video zu „Polly“.

28. Perfume Genius – On The Floor

Hätte The Postie eine Jahresliste für Alben, könnte Perfume Genius mit einer hohen Platzierung rechnen. Mike Hadreas wirft derart mit Bangern, Herzschmerz und clever gemachten Songs um sich, dass selbst Pitchfork ein „most ambitious Perfume Genius album yet“ über die Lippen rutscht. Stellvertretend dafür steht die Singleauskopplung „On The Floor“, in der es um eine toxische Beziehung und um Konventionen geht, mit denen man als queere Person zu tun hat.

27. Billie Eilish – Therefore I am

Auch 2020 führt kein Weg vorbei an Billie Eilish: Anfang des Jahres gewann sie 5 Grammys sowie einen Brit Award als Beste Internationale Künstlerin. Sie ist die erste weibliche Künstlerin und zweite Person überhaupt, die in allen 4 Top-Kategorien der Grammys gewonnen hat (Record Of The Year, Album Of The Year, Song Of The Year und Best New Artist). Mit „No Time To Die“ liefert sie den offiziellen Titelsong für den neuen James Bond-Film und ihr Debüt „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ hält sich seit mehr als 80 Wochen in den Charts. Trotz all ihrer jüngsten Erfolge ruht sich die 19-jährige Singer-Songwriterin noch lange nicht aus und haut gemeinsam mit ihrem Bruder Finneas eine Hit-Single nach der anderen heraus und beschert uns zum Jahresende mit „Therefore I Am“ den nächsten Ohrwurm. Wir sind überzeugt, dass Billie Eilish mit ihrem Talent auch 2021 weitere Rekorde brechen wird.

26. Harry Styles – Watermelon Sugar

Wer kann eine Wassermelone erotischer in Szene setzen als Harry Styles in seiner Sommerhymne „Watermelon Sugar“? Auch, wenn Harry mal sagte, in dem Song ginge es um die anfängliche Euphorie einer romantischen Beziehung, lässt der Pop-Song in Kombi mit dem Video sehr viel Raum für Zweideutigkeiten. Gepaart mit dem lässigen, unaufdringlichen Charme, hatten aber auch wir keine Wahl und sind ihm total verfallen. Dass Harry einmal Teil der Boygroup „One Direction“ war, ist ihm heute kaum noch anzumerken. Als Solo-Künstler hat er sich inzwischen international einen Namen gemacht und setzt mit Aktionen regelmäßig Maßstäbe, die 2020 längst zur Normalität gehören sollten.

25. Roosevelt – Feels Right

Roosevelts Sound ist mittlerweile unverkennbar und der Künstler weiß genau, was er will. Dass seine Vorstellungen nicht immer mit denen der Produzent:innen zusammenpassen, machte er 2020 in seinem Musikvideo zu „Feels Right“ deutlich. Hier zeigte er uns nach den bisherigen Songs „Echoes“ und „Sign“ einmal mehr seine Liebe zur elektronischen Tanzmusik und dem Retro-Stil. Im Frühjahr dürfen wir uns dann auf weiteres Material freuen, wenn er sein Album „Polydans“ veröffentlicht. Bis es soweit ist, fühlt sich dieser Gute-Laune-Track aber auf jeden Fall richtig an!

24. The Weeknd – Heartless

Über den Erfolg von The Weeknds „Heartless“ wollen wir gar nicht erst anfangen zu referieren. Dennoch gibt es eine Tatsache an der Comeback-Single, mit der sich der Musiker grundlegend von vielen männlichen Kollegen unterscheidet. Er gesteht sich eine gewisse Schwäche zu, spricht offen über sein herzloses Dasein in der Welt. Mit diesem Weg ist The Weeknd auch sehr viel Abel Tesfaye und das ist auch gut so.

23. Porridge Radio – Born Confused

Für viele Menschen war 2020 ein Jahr der Selbstreflektion. Das öffentliche Leben fuhr zeitweise komplett runter und Dinge, in denen wir uns sonst so gerne verlieren, wie Feiern oder Konzerte, fielen weg. Zwar blieben die schier endlosen Spaziergänge durch die Stadt oder Zoom-Meetings mit den Freund:innen. Doch am Ende des Tages fanden sich die Menschen in den eigenen 4-Wänden wieder, die sie ihr Zuhause nennen. Konfrontiert mit den eigenen Gedanken. „Born Confused“, das Intro zum Album „Every Bad“ der britischen Indie-Rock Band Porridge Radio erschien kurz vor dem ersten Lockdown. Als hätte es die Band um Musikerin Dana Margolin geahnt, vertonte sie damit die Fragen, die sich die Menschen Monate später stellen sollten: „I’m bored to death, let’s argue / What is going on with me? / And maybe I was born confused“.

22. King Krule – Cellular

Noch bevor uns gänzlich bewusst war, was für ein Jahr uns bevorsteht, erschien im Februar „Man Alive!“. Ein Album ebenfalls geprägt durch Umbruch. King Krules private Veränderungen ließen ihn mitten in der Arbeit am Album zum zweiten Mal Vater werden, was einen Umzug von der Metropole London aufs Land nach sich zog. „Cellular“ als Einstiegssong der dritten Langspielplatte ist vermutlich der passendste Track, um die Aufbruchsstimmung zu repräsentieren. Getrieben, atmosphärisch. Weiche Gitarrenriffs, die auf brachiale Drumsounds treffen, roh wie in Joy Divisions späten 70ern. Hypnotisiert erzählt King Krule in „Cellular“ von Dingen, die er im Fernsehen sieht und ihn hilflos zurücklassen, an die Grenzen des Ertragbaren führen. Ein Gefühl, das prophetisch erscheint, gleichzeitig den Zeitgeist einfängt. King Krule hat seinen musikalischen Wunderkind-Status nicht verloren.

21. Fontaines D.C. – A Heroes Death

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu und die Geschichte der wütenden Jungs-Band scheint immer noch nicht auserzählt zu sein. Dass das völlig okay ist, beweisen die irischen Vorzeige-Postpunker Fontaines D.C. mit der Titelsingle aus ihrem zweiten Album „A Hero’s Death“. Im Gegensatz zum Debut fällt das Zweitwerk dennoch ruhiger aus, was nach eigener Aussage den endlosen Tourneen geschuldet ist, auf denen sich die Band bis an den Rand des Burnouts gespielt hat. Trotz dem Zulassen ruhigerer Moment haben Fontaines D.C. jedoch nicht an Dringlichkeit und Energie eingebüßt.

20. Taylor Swift feat. Bon Iver – exile

Die Corona-Zeit hat in diesem Jahr keiner so produktiv genutzt wie Taylor Swift. Mit den beiden Schwester-Alben „Folklore“ und „Evermore“ besinnt sich die Singer-Songwriterin 2020 wieder auf ihre Wurzeln: Country-Klänge, zarte Klaviermelodien und poetische Erzählungen. So überraschend die beiden Alben ohne Vorankündigung veröffentlicht wurden, umso überraschender liest sich auch die Kollaborationsliste der Alben. So erhält sie auf dem ergreifenden Duett „exile“ musikalische Unterstützung von Justin Vernon alias Bon Iver. Nur begleitet von Klavier, Chören und ein paar Streichern singen die Beiden über eine vergangene Liebe und erschaffen etwas magisches.

19. HAIM – The Steps

In der Feelgood-Nummer „The Steps“ zeigen sich HAIM unabhängig, stark und zelebrieren ihr Frau-sein durch Nichtanpassung weiblicher Schönheits-Konventionen. Der Song klingt durch die scheppernden Drums roh, versprüht durch die Akustikgitarre etwas Country-Vibe und findet durch die große Prise Pop dennoch direkt den Zugang ins Ohr. „Women In Music Part III“ ist eine Liebeserklärung an die Musik. So emanzipiert sich das Schwestern-Trio auf ihrem dritten Studioalbum von jeglichen Einflüssen und zeigt sich offen für verschiedene Stile der 70er-, 80er- und 90er-Jahre.

18. Adrianne Lenker – anything

Noch Anfang März stand Adrianne Lenker im Berliner Astra mit Big Thief auf der Bühne – das wegen Corona vorerst letzte Konzert der Band. Daraufhin zog sie sich zusammen mit ihrem Soundengineer Philip Weinrobe und ihrer Akustikgitarre zurück in eine abgelegene Berghütte in Massachusetts, um ihr Doppel-Album „songs“ und „instrumentals“ aufzunehmen. Das musikalisch reduzierte „anything“, die erste Single, besticht durch Lenkers außergewöhnliches Songwriting und ihrer leise wimmernden Stimme. Es ist der intime Einblick in eine introvertierte Seele, mit dem sich der:die eine oder andere Hörer:in sicherlich identifizieren kann.

17. Haftbefehl & Shirin David – Conan x Xenia

Es ist schon wieder Winter – und, wer hätte das für möglich gehalten, dieses Mal tatsächlich mit einem neuen Haftbefehl Release in petto. “Conan x Xenia” hat als dritte Single-Auskopplung dabei ebenso polarisiert, wie “Das Weiße Album” selbst. Dass auf diesem Track zu allem Überschuss auch noch Shirin David gefeatured wurde, tut sein Übriges. Aber abseits von der heiß diskutierten Frage nach Shirins Platz in der deutschen Hip Hop-Szene, setzt sie der Message des Tracks die Krone auf. Denn, scheißt mal auf Arnold, Haftbefehl ist zurück und das in der besten Verfassung, in der er jemals war. Und das weiß er auch zeigen. Mit Shirin ist die Inszenierung seines absolutistischen Anspruches im Deutschrap statuiert, sowohl visuell, als auch lyrisch.

16. Arca – Nonbinary

Es ist der Song, der in keine Playlist passt. Der in seiner Fremdartigkeit so unverkennbar ist, dass man nicht wirklich einen richtigen Namen dafür findet. Der einen in seiner kompakten Spielzeit von zwei Minuten zwanzig durch sinnliche Spoken-Word-Monologe und metallischen Beats führt und in einem Sperrfeuer aus Schüssen und wirbelnder Explosionen endet. Mit „Nonbinary“ brachte Arca ihre sicherlich poppigste Aufnahme auf den Markt und stürzte uns in einer Achterbahnfahrt in ihre dystopische Welt aus synthetischen Texturen, rauhen Schraffuren und zarten Momenten. Das Narrativ bildet dabei nicht nur die Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentitäten, sondern die nicht-binäre Denkweise im Allgemeinen, die für Arca unverzichtbar ist, um unkategorisierbar zu bleiben.

15. Cardi B feat. Megan Thee Stallion – WAP

Cardi B und Megan Thee Stallion haben die Begriffe Feminismus und Women Empowerment 2020 neu aufgeladen. „WAP“ ist explizit, obszön und drüber, wie die Ze.tt so schön schreibt. Und damit haben sie nicht nur in den USA die Wut vieler, weißer Männer auf sich gezogen. Dabei ist es doch so, dass Frauen, auch in der Hip Hop-Szene, in Musikvideos nach wie vor als Objekte reduziert werden. Tun die Frauen das in ihren Videos jedoch selbst und halten damit die Flagge der weiblichen Autonomie und selbstbestimmter Sexualität hoch, ist das nach wie vor ein Problem. Allein deswegen sind Songs wie „WAP“ mit starken Frauen wie Cardi B und Megan Thee Stallion nach wie vor von enormer Wichtigkeit.

14. Betterov – Angst

Woher Betterov kam, weiß wohl niemand so genau. Plötzlich war er da und klappert Lied für Lied mal eben die ganz großen Gefühle ab. So ist in seiner zweiten Single die „Angst“ an der Reihe. Von ihr singt Betterov in einer so bildhaften Sprache, dass selbst die Furchtlosesten unter uns verstehen müssen, was es bedeutet, wenn da immer etwas im Nacken sitzt oder im Kopf oder im Bauch oder auch einfach überall. „Denn solang‘ meine Angst bei mir ist, kann mir gar nichts mehr passieren“: Betterov findet Worte, die viele vergeblich suchen und schreibt eine Hymne für alle, die Tag für Tag vor ihrer Angst fliehen müssen.

13. IDLES – GROUNDS

Die Kategorisierung Punk lehnen Idles ab und parieren gleichzeitig Vorwürfe sich die Working Class Mentalität anzueignen, wo sie doch Mittelschichtler seien. Was die Idles mit ihrer Musik darstellen ist Aufruhr. Das Gewand ist Nebensache. Sie sind wütend, sie sind laut und sie verschaffen sich ein Ventil, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Die drücken sie auch auf ihrem dritten Album „Ultra Mono“ wie schon bei „Joy as an Act of Resistence“ in einem atemlosen hoch energetischem Energielevel aus. Idles stehen gegen Faschismus ein und appellieren für Empathie. „Grounds“ fängt das Jahr der BLM-Bewegung ein, wenn sie konstatieren „so I raise my pink fist and say black is beautiful. Do you hear that thunder? That’s the sound of strength in numbers.“ Was Idles sagen: Wir sind Teil des Protests, wir sind viele und verdammt nochmal laut dabei.

12. All diese Gewalt – Erfolgreiche Life

Nicht dass Max Rieger in den vier Jahren seit seiner letzten Veröffentlichung faul gewesen wäre. Ein Album und endlose Konzerte mit die Nerven, Albenproduktionen für befreundete Musiker:innen und die Komposition von Filmmusik sind nur einige Tätigkeiten, mit denen sich der Vorzeige-Allrounder bei Laune hält. Er selbst bezeichnet den Produktionsprozess von „Andere“ als vierjährige Selbstdekonstruktion. Ständiges Hadern am eigenen Schaffen, Songs bis zum letzten möglichen Zeitpunkt korrigieren, alles verwerfen und neu anfangen – bis es raus muss und der Kopf frei für das nächste Projekt ist. All zu lange wird uns Max Rieger sicher nicht warten lassen.

11. Romy – Lifetime

Für die meisten Indie-Fans ist Romy aka Romy Madley Croft als Teil der Band The XX alles andere als eine Unbekannte. Mit „Lifetime“ veröffentlichte die Künstlerin mitten im Lockdown ihre dancy Solo-Debütsingle, welche in Zusammenarbeit mit den Erfolgsproduzent:innen Fred again (Stormzy, The xx) und Marta Sologni (Björk, M.I.A.) entstand. Im Gegensatz zu den widrigen Umständen, in denen der Track erschien, platzt er nur so vor Euphorie, Optimismus und einer lebensbejahenden Einstellung. Der perfekte Soundtrack für den Lockdown-Wohnzimmer-Dancefloor und die Sehnsucht, wieder mit Freunden, Familie und geliebten Menschen vereint zu sein.

10. Pashanim – Airwaves

Wie hat Pashanim es bloß geschafft, mit seiner gerade mal dritten Single den Sommerhit 2020 zu liefern? An „Airwaves“ kam diesen Sommer niemand vorbei. Bis heute wurde der Song auf Spotify über 79 Millionen Mal angehört. Pashanim übernimmt den Berliner Untergrund, zusammen mit seinen Freunden aus der Playboysmafia. Seit dem Hype um die Straßenhymne „Shababs botten“ sind alle Augen auf ihn gerichtet. Schnell folgt der Vetrag bei Universal URBAN und schon Pashanims zweite Single „Hauseingang“ entsteht in Zusammenarbeit mit dem Platinproduzenten Stickle. Auf die melancholische Hoodhymne folgt im Mai dann „Airwaves“. Der Song beweist die Vielseitigkeit des jungen Rappers und überrascht mit sommerlichen Vibes und tanzbarem Beat. „Airwaves“ befördert seine Hörer:innen sofort auf die sommerlichen Straßen Berlins. Kein Song wird uns so sehr an den verrückten Sommer 2020 erinnern, wie dieser.

9. Mavi Phoenix – Boys Toys

Manchmal haben Songs die Kraft die Welt ein bisschen besser zu machen. Bei „Boys Toys“ ist das der Fall. Der Track helfe ihm bei seinen Depressionen schreibt ein 13-jähriger female-to-male User in den YouTube-Kommentaren. Auch auf Instagram häufen sich die Danksagungen unter den Posts, dass Mr. Mavi Marlon Phoenix, dieser vielfältige Autotune-Virtuose, Rapper und Songwriter, seinen Fans bei der Selbstfindung ihrer Geschlechtsidentität ein Vorbild ist. Denn in „Boys Toys“ rappt Mavi stolz darüber als Transgender-Mann nicht ins klassische Trap- und HipHop-Muster zu passen („…Don’t fit in the biz but I stick to it…”) und zelebriert es, endlich der kleine Junge sein zu können, der zum ersten Mal richtig Gehör findet.

8. Dua Lipa – Don’t Start Now

Ein Song, den wahrscheinlich niemand dieses Jahr verpasst haben kann, ist der von den 80er inspirierte Track „Don’t Start Now“. So selbstsicher mit dem Mittelfinger hinhaltend würden wir auch gerne das Jahr 2020 hinter uns lassen und jedes Problem einfach wegtanzen. In dem mitreißenden Power-Song der britischen Künstlerin Dua Lipa geht es darum, nach einer gescheiterten Beziehung, weiterzumachen und sich dabei von niemandem Steine in den Weg legen zu lassen. Das sind die positiven Vibes, die wir gerade brauchen!

7. Charli XCX – Claws

Was für die einen Sauerteigbrote waren, war für die anderen Charli XCX. Ihr Album „how i’m feeling“ ist im ersten Lockdown entstanden und „claws“ ist zweifelsohne der Hit aus den insgesamt elf Songs. Der Song, dessen Beat von Dylan Brady (100 Gecs) kommt, ist eine Liebeserklärung von Charli XCX an ihren Lover: „Like your mind, like your smile / Like your eyes, I could die“. Mit folgenden Lines gibt sie weitere Details preis: „I’m not shy, make you sigh / Slip and slide up my thighs / Juicy just like clementines / Sorry if I make you cry.“ Da wirkt es schon fast wie eine xcx-esque Hollywood-Lovestory, dass sie ihren Partner Huck Kwong am Ende des selbstgedrehten Videos innig küsst.

6. The 1975 – If You’re Too Shy

Das Album „Notes On A Conditional Form“ ist ein Sammelsurium aus Genres, die Matt Healy und The 1975 über die letzte Zeit hinweg für sich entdeckt haben. Viele Fans waren also auf der Suche nach dem unverkennbaren 1975-Banger auf dem Album. Mit „If You’re Too Shy (Let Me Know)“ haben sie ihn gefunden. Bereits beim Einsetzen der Gitarre weiß man, dass hier wieder eine smoothe Brücke zwischen 80s-Kitsch und Zeitgeist geschlagen wird. Definitiv ein Song für Indie-Kids & more.

5. slowthai feat. James Blake, Mount Kimbie – feel away

Dieser Moment, wenn nach dem pianolastigen Intro der Bass einsetzt, sorgt bei jedem verdammten einzelnen Hören für ein Gefühl in der Magengegend, ähnlich wie dem bei einer Achterbahnfahrt. Den gelungenen Counterpart zu slowthais draufgängerischen Rapstil übernimmt James Blake, dessen melancholischer Gesang so einfühlsam daherkommt, dass man mit dem Song instant auf Tuchfühlung gehen möchte. Rein instrumentell funktioniert die Single „feel away“ wunderbar reduziert, dank der smoothen Abrundung durch Mound Kimbie. Slowthai und James Blake übernehmen stimmlich alles, was es braucht, um einen Rhythmus zu erzeugen, dem man sich hingeben und mit dem man sich hinweg fühlen kann. „feel away“ lässt uns tief fallen und butterweich landen. Das ist mit „nhs“ der Vorgeschmack auf das im Februar 2021 kommende Album „Tyron“.

4. Arlo Parks – Eugene

Die traumhaft zarte Ballade „Eugene“ legt sich im kalten Februar-Wetter wie eine warme Umarmung über unsere Seele. In ihrer Heimat wird die Londonerin als eine der talentiertesten Singer-Songwriterin gefeiert und in einer Riege mit Größen wie Lauren Hill, Neneh Cherry und Lana Del Rey genannt. Mit gerade einmal 20 Jahren verarbeitet Arlo Parks bereits große Emotionen in brilliante poetische Tracks. In „Eugene“ verpackt die Britin die gefühlvollen Lyrics in ein Gewand aus 90er R’n’B und Pop und zeigt uns wie schön Herzschmerz sein kann.

3. Edwin Rosen – leichter // kälter

Anfang des Jahres wurde ein Track in unsere Playlists gespült, der wochenlang in der Rotation lief und nach wie vor hervorsticht. Über Edwin Rosen, den mysteriösen Künstler hinter „leichter // kälter“, lässt sich bisher nicht allzu viel herausfinden. Es bestehen die obligatorischen Profile auf den gängigen Streamingplattformen, inklusive der selbstgegebenen Genrebeschreibung „neueneuedeutschewelle.“ Das Instagramprofil des scheinbar in Tübingen ansässigen Künstlers zeigt sein Interesse und Gespür für Analogfotografien und 80s New-Wave Romantik. Letzteres wird auch in seiner Musik deutlich, die am ehesten mit dem frühen Drangsal zu vergleichen wäre. „leichter // kälter“ ist ein getriebenes und gleichzeitig melancholisches Stück Post-Punk, in dem Edwin Rosen die Tragik einer langsam endenden Beziehung vorträgt. One to watch!

2. Phoebe Bridgers – I Know The End

Warum dieser Song? Vielleicht ist es der angsteinflößende Schrei, mit dem ihr wundervolles Zweitwerk „Punisher“ endet und mit dem wir uns in diesem Seuchenjahr 2020 so gut identifizieren können. Wahrscheinlich ist es aber eher die musikalische Eleganz mit der Bridgers im offenen Visier nach und nach auf einen orchestralen Weltuntergangssturm hinsteuert. „I Know The End“ ist gleichzeitig betäubend und mitreißend, voller Herzschmerz und Hoffnung. Perfekt arrangierte Soundwände türmen sich auf, explodieren förmlich in jede Richtung und übermannen den:die Hörer:in mit einer Intensität wie man sie selten findet.

1. Christine and The Queens – People I’ve Been Sad

Mit ihrer Ode an Isolation und Traurigkeit nahm Christine and the Queens im Februar 2020 voraus, was für viele zur bitteren Realität des Jahres wurde. Dabei besingt die französische Künstlerin mit „People I’ve been sad“ keinen biederen Rückzug ins Private, sondern zelebriert selbstbewusst die eigene Fragilität. Héloïse Adelaïde Letissier bezeichnet sich selbst als pansexuel und genderqueer. Während viele Musiker:Innen, die nicht in heteronormative Strukturen passen, in musikalischen Nischen stattfinden, ist Christine and the Queens zumindest in Frankreich längst zur Pop-Ikone geworden. Empowerment, self-love, social justice – es gibt viele Wörter, die den gesellschaftlichen Diskurs 2020 geprägt haben und wenn all dies musikalisch zusammenfindet, dann bei Christine and the Queens. Damit verkörpert die Musikerin alles, was die Pop-Musik des kommenden Jahrzehntes gebrauchen kann. Unsere Nummer 1.

Die dazugehörige Spotify-Playlist gibt’s hier.