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Über Heimat – NALI im Interview

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NALI wächst in Berlin-Wilmersdorf auf, zweisprachig. Deutsch und Englisch – manchmal vergisst er in unserem Gespräch ein deutsches Wort und macht dann einfach auf Englisch weiter, weil er es kann. Als Sohn einer nigerianischen Filmemacherin und eines deutschen Schauspielers bekommt er beide Seiten mit. Die Wut, den Hass auf Menschen, die „anders“ sind als der Rest, aber auch das Privileg wie ein Weißer behandelt zu werden.

„So how are you? Your daddy was here. He told me that you’ll make some film here. 
Make yourself comfortable. You’re welcome.“ sagt der Mitarbeiter des Restaurants, in dem wir sitzen und klopft mir auf die Schulter.

Die kennen deine Familie hier?

Ja die kennen sich. Der Laden hat vor 2-3 Jahren aufgemacht. Ich geh hier gerne hin, das erinnert mich ein wenig an Nigeria. Meine Mutter kommt ja daher und mittlerweile merkt man bei mir schon eher, dass ich nicht so ganz Deutscher bin. Als ich ein kleines Kind war, sah ich aus wie jeder 0815 white boy. Wenn dann das ein oder andere mal in meiner Freundesgruppe ignorante Sprüche gefallen sind, habe ich mich schon ein bisschen awkward gefühlt.

Ich kann mich noch daran erinnern: in der Schule, so 3. Klasse und ich warte mit einem Kumpel draußen und dann kommt meine Mum mich abholen und er sagt: „That’s your mom?! Oh…“ You know what I’m saying?

Gab’s Phasen in deinem Leben, wo du nicht wusstest, wer du wirklich bist?

Ich glaube das macht jeder durch in der Pubertät. Es ist normal, dass du irgendwann ein Identitätskomplex hast. Ich hatte einfach Glück, dass meine Mum so einen guten Job gemacht hat, mich darüber zu informieren, wo ich herkomme oder wo sie herkommt. Ich hatte einfach gute Eltern, gute Familie um mich herum, gute Freunde. Leute, die mir zugehört haben, die sich für mich interessiert haben. Deswegen habe ich diese Zeit easy überstanden.

Das kriegt nicht jeder hin – wie war das in deinem Umfeld?

Ich habe bei vielen Freunden miterleben dürfen, wie sie anders behandelt werden. Von Schülern, Lehrern, Polizisten. Ich habe solche Probleme nie am eigenen Laib erfahren. Aber, und ich glaube das ist einzigartig an meiner Perspektive, dass ich es verstehe. Ich wurde von einer afrikanischen Frau geraised, aber gleichzeitig von der Welt wie ein Weißer behandelt.

Jetzt warst du wieder in Nigeria. In Lagos hast du ja auch dein Musikvideo zu „Abendrot“ gedreht, wie war das?

Das war der spaßigste Videodreh, den ich je hatte. Die Leute haben mir die Stadt gezeigt während wir geshootet haben. So habe ich Lagos noch nie kennengelernt. Jedes mal als ich da war, habe ich mich immer an die Pläne meiner Mutter gehalten. Wo sie hinging, bin ich mit.

Jetzt war das allererste Mal, dass ich in dieser Stadt war mit so Leuten, die mich nicht wirklich kannten. Wir waren am chillen und haben geshootet und ich hab mich so gefühlt, als würde ich zum ersten Mal diesen Ort so richtig kennenlernen. Aus der Perspektive eines Einmischen. Das war ein krasses Gefühl, weil ich so willkommen war.

Zurück nach Deutschland. Du bist auf eine internationale Schule gegangen – auch mit KazOnDaBeat.

Also als ich Kaz kennengelernt habe, in der 7. oder 8. Klasse – das war schon special. Sowas gibt’s nur einmal im Leben. Eine Person, mit der man so eng befreundet ist, die man genau in diesem Moment kennenlernt, wo man vom Kind zu einem jungen Erwachsenen wird. Man findet diesen einen Freund und sagt so: We conquer the world together. Dafür bin ich unglaublich dankbar in der Schulzeit. Dieser internationale Raum, wo man so viele Leute kennengelernt hat, aus verschiedensten Backgrounds. Genau das hat mir die Chance gegeben mich normal zu fühlen. Alle kamen irgendwo her, jeder hatte seinen Background – das war halt total normal.

Seitdem Kaz und ich gesagt haben: Jetzt ziehen wir durch, ist unser bond so stark. Wir haben gemeinsame Ziele. Wir sehen uns nicht so oft, aber wir arbeiten ja auch zusammen, das macht die Sache mit dem Treffen leichter.
Und Kaz ist eine Person, er weiß einfach. Er weiß wie, was, wo, wann.
I’m so proud of him.

Wie ist es denn zur Zusammenarbeit mit Samon Kawamura in deinem neuen Album gekommen?

Hat sich bisschen von selbst ergeben. Ich hab das erste Beat Pack gekriegt und ich war so: damn, this is exactly what I wanna do. Dann habe ich mir richtig Mühe gegeben gute Songs aus diesen Beats zu machen und hab’s ihm so geschickt. Er hat dann ziemlich zügig ’nen Mix zurückgesendet und ich wusste dann relativ schnell: Ok das wird was.

Der Typ ist ja Monsterproducer, Platinproduzent, der hat, was weiß ich schon alles gemacht. Ich wusste einfach, ich muss das machen, weil es mich so endviel weiterbringt. Wir haben uns im Studio in Kreuzberg getroffen. Ihm wars wichtig, dass, wenn wir einen Release zusammen machen, wir uns auch richtig kennenlernen. Er ist ein älterer Typ, etwa 40, mega interessiert zu hören, wo ich herkomme, was in der New Wave abgeht. Meinte: Stell mir mal Kaz vor, stell mir mal XAVER vor. Not even aus dem cultural interest shit – einfach, weil er ein richtiger Musiker ist. Der produziert mainly HipHop und hiphop is new youth culture. So he knows – he needs to be in touch with the youth, aber auf so eine ehrliche Art und Weise.

Wie meinst du das?

Es ist total was anderes wenn du mit einem 40 jährigen Produzenten arbeitest. Die Konversationen… da kann man nicht einen kiffen und dann sagen ok, let’s go, sondern es geht so um die erwachseneren Dinge.
Like morals, Interessen. Heutzutage nennt man das wahrscheinlich Deeptalk. Über Sachen reden, die uns wirklich wichtig sind oder die uns sehr am Herzen liegen. Wir haben uns sehr viel über Weltschmerz unterhalten.

Das fand ich voll sweet, als er so gesagt hat, dass er sich Sorgen um unsere Generation macht. Wir sind alle ein bisschen so: Where is this all going? Is there even hope?

NALI veröffentlicht dritte Single "Abendbrot" und kündigt neues Album an

„Ich glaube HipHop wird in Deutschland noch nicht zu 100% ernst genommen als die Kunstform, die sie eigentlich ist.“

Gibt es denn noch Hoffnung für unsere Generation?

Ich glaub es sieht auf jeden Fall nicht gut aus, aber die Hoffnung aufzugeben wäre einfach langweilig. Und ein bisschen arrogant. Zu behaupten, es gäbe keine Hoffnung heißt verstehen zu können, was vor sich geht. Und das würde ich nicht unterstützen, weil, ich habe keine Ahnung was hier passiert.
Meistens habe ich das Gefühl, dass Leute sehr schnell andere Perspektiven sofort smashen wollen. Es ist so viel einfacher irgendwas zu hassen, als zu versuchen es zu verstehen.

Du hast dich sehr lange geweigert auf Deutsch zu rappen, geht doch in die ähnliche Richtung, oder?

Ja, ich hab es mir leicht gemacht. Etwas, was ich nicht verstehe einfach abzustoßen und zu sagen: das ist whack und deswegen muss ich’s nicht machen. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass es eine Chance sein kann, das weiter zu machen, was mir gefällt. Ich kann immer noch auf Englisch rappen, aber keine Ahnung. Das bringt mich nicht so viel weiter wie Deutschrap. Wenn ich Deutschrap rausbringe merk ich, Leute sind there for that, die freuen sich drauf. Wenn ich englische Musik rausbringe, bekommt das keiner mit.

Woran liegt das?

Wenn du als Deutscher englische Mukke rausbringst heißt es sofort: „Oh warum machst du das auf Englisch, hältst du dich für was besseres?“.
Im Deutschrap fällt es den Leuten schwer Sachen ernst zu nehmen. Wenn du dir anguckst, was alles so richtig groß ist, das sind alles Sachen, wo sehr viel Humor mit verbunden ist. Ich glaube HipHop wird in Deutschland noch nicht zu 100% ernst genommen als die Kunstform, die sie eigentlich ist. Das ist irgendwie schade.

Die 3. Videosingle von „Asche“, dem neuen Album von NALI:

Über Fragen, die viel größer sind als man selbst – Paula Hartmann im Interview

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Paula Hartmann ist gerade einmal 20 Jahre alt. 15 Jahre lang war sie auf Kinoleinwänden und im Fernsehen zu sehen, doch die Musik hatte sie im Hinterkopf. Paula fusioniert Schauspiel und Musik in ihren Musikvideos so gekonnt, dass sofort ein Kopfkino steht.

Wie ist sie zu der Person geworden, die wir jetzt hören?

Ich hab schon immer Musik gemacht und viele Gedichte geschrieben, aber beides habe ich nie zusammengebracht. 2017 haben mich dann zwei Jungs aus Hamburg angeschrieben, ob ich für die ’nen Song schreiben kann. Ich hab bis dahin noch nie sowas gemacht und meinte die können mir sagen worüber ich schreiben soll, dann schreibe ich meine Gedichte dazu. Sie können daraus nehmen, was sie wollen. Das haben sie dann auch gemacht und ein halbes Jahr später kam die Frage, ob ich es nicht auch singen möchte. So bin ich nach Hamburg gekommen und hab dort Friso kennengelernt, der ja mittlerweile mein engster Vertrauter ist.
Durch Freunde und Bekannte hat sich irgendwann eine Tür nach der anderen geöffnet. Ich habe einfach jede Tür, die ich nehmen konnte, genommen. Ich war so happy, dass ich mich endlich getraut habe.

Warum hast du dich denn lange Zeit nicht getraut?

Ich mach ja schon super lange Schauspiel und darüber habe ich nicht oft geredet, aber ich mochte es einfach zu arbeiten. Am Set war ich immer unheimlich gerne und es war mir auch ehrlich gesagt relativ egal, was für Filme das waren – ich wollte einfach schauspielern. Ich musste nicht danach in die 6. Klasse rennen und sagen: „Oh guck mal, was ich hier für’s ZDF gemacht hab“. Trotzdem merkt man als Kind sehr schnell, dass das nicht jeder cool findet, wenn es jemanden gibt, der sowas macht.
Ich habe mich aus diesem Grund noch mehr damit zurückgehalten. Glaube, da war vieles einfach aus Selbstschutz.

Warst du dir lange unsicher, in dem was du tust?

Total, extrem. Es braucht auch einfach ’ne gewisse Zeit, zumindest war es bei mir so. Erst einmal zu checken, dass es nicht schlimm ist jemand zu sein, der quasi in einem „Mittelpunktsjob“ ist. Das macht dich nicht automatisch zu ’nem Narzissten oder ’nem schlechten Menschen. Du kannst genauso ein guter Mensch sein wie alle deine Freunde. Das steht in keinster Weise im Widerspruch, aber wenn dir das in der 3. Klasse viele erzählen, kann das glaube ich schon, besonders bei Kindern, unterbewusst viel auslösen. Das war jetzt sehr ehrlich.

Wie sehr unterscheidet sich denn die Arbeitsweise von Musikmachen und Schauspielern?

Ich würde sagen extrem, obwohl es beides kreative Branchen sind. An sich haben sie auch beide dieses Family Feeling. Am Set hast du ja mit 80 Leuten oder so ein gemeinsames Ziel: diesen Film so angenehm wie möglich über die Bühne zu bringen. Das ist so magisch irgendwie, wenn so ganz schnell irgendwas passieren muss. Dann helfen da einfach 10 Leute mit, die dafür überhaupt nicht eingeteilt sind. Für mich als Schauspielerin ist es auch super anders. Ich setze da etwas von jemand anderem um. Es war nicht meine Idee, dass es diese Rolle in diesem Drehbuch gibt. Das ist bei Musik halt einfach anders.

„Ich muss mit niemandem arbeiten, mit dem ich nicht arbeiten will. Ich muss nichts singen, was ich nicht möchte.“

Es ist sehr sehr viel selbstbestimmter, aber ein viel höheres Eigenrisiko. Wenn mir ein Film am Ende nicht gefällt, dann mache ich mich nicht kaputt,  dass es genau so steht, wie es jetzt steht.
Das kannste bei Musik halt alles beeinflussen. Cover, wie du singst, was du schreibst. Beim Endergebnis musst du dich dann aber auch selber konfrontieren, ob es dir gefällt oder nicht. Und ich schreibe eigentlich nur mit meinem Produzenten zusammen, sonst ist da niemand – das ist total intim.

Deine Musikvideos und Songs sind ja recht düster. Besonders, wenn man bei „Fahr Uns Nach Hause“ mal auf die Lyrics schaut. Wieviel Trauer steckt eigentlich in dir?

Insgesamt bin ich sehr glücklich und ein sehr positiver Mensch. Nur kann ich in der aktuellen Lage, mit Corona, politischen Auseinandersetzungen oder auch Social Media sagen, dass ich es sehr nachvollziehbar finde, wenn man mal ins Grübeln gerät. Wenn ich meine Gedanken dazu in einem Song verarbeiten kann finde ich das doch schöner als mich 4 Wochen Zuhause einzusperren. Es ist ok, sich traurig zu fühlen, sonst könnte man das Gute ja auch gar nicht so genießen.

Fühlst du dich als Repräsentantin der Generation Z mit deiner Musik?

Definitiv, wäre auch komisch, wenn ich jetzt was anderes behaupten würde.
Das sind eben die Gegebenheiten, in die ich geboren wurde. Aber so sehr ich Internetzugang, unbegrenzte Informationen und all das liebe, es hat halt eben auch total kranke Aspekte.
Das Schlimmste ist, glaube ich, dieser Dauerreiz, dass man dauernd alles wissen, alles sehen kann und muss.

Was denkst du, wieviel Hoffnung hat unsere Generation noch?

Das ist eine Frage, die sehr viel größer ist als ich. Die Geschichte hat ja gezeigt, dass es Lösungen für viele Problematiken gibt, leider oft mit tragischen Enden.
Ich glaube, es wäre menschlich unterschätzt zu sagen, dass man nicht Lösungen finden wird.
Wo ich eher hoffnungslos bin, ist, dass sich Menschen in Diskussionen gar nicht mehr gegenseitig zuhören. Da kann es doch gar nicht erst zur Problemfindung oder zu einer Lösung kommen. Ich wäre noch zu jung, um zu sagen, dass ich keine Hoffnung hätte.
Aber ja, um es abzuschließen: ich hoffe noch.

Die neue Single „Fahr Uns Nach Hause“ könnt ihr euch hier anhören:

Back to Krach – Rauchen veröffentlicht Album „Nein“

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Rauchen by Hannah Agel

Die Hamburger Hardcorepunkband ist mit neuen Powerhasstiraden zurück. Im September kündigte die Band drei EPs an, die sie im Dezember unter dem Namen „Nein“ auf Vinyl veröffentlichen wollten. Gesagt, getan.

„Nein“ ist seit Freitag, 3. Dezember, erhältlich. Ep I, Ep II und EP III, in vier Wochen Abständen erschienen, sind zu „Nein“ verschmolzen. Jeweils vier Lieder ergeben damit ein zwölf Lieder starkes, 25 Minuten andauerndes Album. Die ersten limitierten 100 Bundle inklusive „Nein“-Schal sind bereits ausverkauft. Das KNOWN AS STUDIO ist für die Gestaltung dessen und des Covers verantwortlich.

“Als wir anfingen, neue Musik zu schreiben, war uns von vornherein klar, dass wir etwas Neues machen mussten. Wir wollten uns sowohl musikalisch weiterentwickeln, als auch die Art, wie wir unsere Musik veröffentlichen, neu denken”, äußert sich Gitarrist Philo.

Das ist speziell bei der ersten und dritten EP zu hören. Die Texte sind von Sängerin Nadine deutlicher zu verstehen wie bei „Reaktion“ oder „Monotonie“. Sonst ist man bisher auf die Untertitelung bei den Videos angewiesen gewesen. So kraftvoll geschrien und gefaucht waren und sind sie aber auch bei anderen Liedern wie „Aufnahme“ oder „Wasserglas“ erneut. Dennoch hört man dem Album eine deutliche Weiterentwicklung an, die nicht gleich eine vollständige Abkehr des Gewohnten bedeutet. Wie auf dem Album „Gartenzwerge unter die Erde“ und der EP „Tabakbörse“ beschäftigt sich die Band mit Themen rund um Sexismus, Kapitalismus, aber auch Liebe. Rauchen bleiben Rauchen mit deutlichen Botschaften. „Nein“ ist eine davon.

“Nein ist für mich das Loslassen vom Festhalten an Genre Regelwerken. Die Vereinigung von Unsicherheit und Aufregung, Neues auszuprobieren. Ein Blick nach vorne mit der Frage im Hinterkopf: Was machen wir aus den Missständen, mit denen wir uns beschäftigen? Es ist auch ein Versuch zu träumen, der immer wieder scheitert an der Realität, an kapitalistischen Verhältnissen, an eigenen Erfahrungen und Erinnerungen. Doch eines ist auf jeden Fall geblieben – die Wut, die uns antreibt, mit einem Unterschied. Wir haben gemerkt, dass sie nicht immer laut sein muss, um deutlich zu werden“, so Sängerin Nadine.

Speziell bei der Single „Schlüsselkind“ wird aus verschiedenen weiblichen Perspektiven das Patriarchat angegriffen, aber nicht laut, sondern sehr ruhig. Wir hören dort sogar melancholische Bläser. Damit wird die Wut tatsächlich noch deutlicher.  Auch bei „Angst“ geht es um Misogynie.

Seht hier das Video zu „Angst“:

„IF I COULD“: Dystopischer Überlebenskampf mit das bisschen Totschlag

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Still aus das bisschen Totschlag - "IF I COULD"

Das Trio das bisschen Totschlag veröffentlicht die zweite Single ihres kommenden Albums NO RISIKO. Darin zeigen sie sich musikalisch von einer bedrohlicheren Seite – und gehen mit dem Perfektionismus ins Gefecht.

Erst kürzlich labelte die Band das bisschen Totschlag ihre Musik im The Postie-Podcast „Unendlich Schön“ als „Post-Brunchpop“. Was Fabian und Max spaßeshalber erwähnten, könnten die Hörer:innen aber ohne großes Zögern auch für bare Münze nehmen – insbesondere, wenn man sich den beeindruckenden Opener des neuen Albums „IF I COULD“ anhört.

Denn: Die Band zeigt, dass sie sich musikalisch seit ihrem Debüt Easy Care + Softener weiterentwickelt hat. In „IF I COULD“ türmen sich dystopische Soundwände auf, die – trotz des Widerspruches – einen harmonischen Gegenpart zu den seichten, fast engelsgleichen und an Thom Yorke erinnernden Vocals bilden: „I don’t want to, even if I could“, heißt es dort beinahe gebetsmühlenartig.

Es ist ein ästhetischer Warnschuss gegen die Überwältigung des inneren Kampfes, 24/7 funktionieren zu müssen: Eine weitere Erkenntnis des digitalen Zeitalters mit seinen sozialen Medien, in denen sich die Menschen in den allerseltensten Fällen von ihrer zerbrechlichen Seite zeigen.

Das digitale Zeitalter im Fokus

das bisschen Totschlag haben sich seit jeher auf die Fahne geschrieben, das Digitale und das Reale zusammenzuführen und behutsam zu analysieren.

Und wie es sich für das bisschen Totschlag gehört, spielt neben dem musikalischen auch die visuelle Ebene eine mindestens genauso wichtige Rolle. Das Musikvideo ist eine 3-Kanal-Triptychon-Medieninstallation von Misha Gurovich, die den Kampf gegen den Perfektionismus in der heutigen Zeit durch eine mittelalterliche Fantasy-Schlachtszenarie aus der Zukunft verdeutlichen soll.

Das ist, ähnlich wie bereits bei der ersten Single „Cloud’s On Fire“, beeindruckend sowohl für Ohr, als auch für Auge. Das gesamte Album „NO RISIKO“ von das bisschen Totschlag erscheint am 11. Februar 2022.

das bisschen Totschlag kommt im Februar auf Tour:

17.02. Berlin – Loophole
18.02. Hamburg – Astra Stube
25.02. Stuttgart – Merlin
26.02. Braunschweig – Nexus

Hört hier „IF I COULD“ von das bisschen Totschlag:

Haiyti mit „Speed Date“ in Höchstgeschwindigkeit

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Haiyti legt mal wieder nach. Kein Jahr Ruhe hat sich die Musikerin seit ihrem letzten Album „Mieses Leben“ gegönnt, um am Jahresende den Nachfolger „Speed Date“ zu präsentieren.

Apropos Ruhe. Vor der bewahrt uns Haiyti auf „Speed Date“ ziemlich konsequent. Anstatt zum Release den eingängigsten Hit als Single auszukoppeln, wählt sie mit „Gabba“ einen brutalen Party-Banger. Während dessen eingängige Eurodance-Synthies noch an den 90er Hit „Barbie Girl“ erinnern, scheppern die Drums gnadenlos durch. Gegen Ende steigert sich der Song zur versprochenen Gabba-Eskalation mit völlig überdrehten Happy Hardcore-Vocal-Spielerein. Willkommen auf „Speed Date“.

Zum erwähnten Output von Haiyti müssen eigentlich keine Worte mehr verloren werden. Haiyti weiß was sie tut, wovon sie spricht und wo ihre Stärken liegen. Dass eine dieser Stärken eine an Wahnsinn grenzende Performance ist, beweist sie direkt mit den ersten Songs. Im Opener „Boo“ besingt sie die Monster unter ihrem Bett und die Dämonen, die ihr auf den Fersen sind. In eine ähnliche Kerbe schlagen die darauf folgenden Songs „Hyperspeed“ und „Lois Lane“. Es werden 90er Eurodance-Eskapaden angedeutet und von brutalen Basslines im Keim erstickt. Die Adlips flirren hin und her und lassen Hyperpop-Einflüsse vermuten, die spätestens bei „Philipp Plein“ überdeutlich werden.

Die Synthies sind catchy und verstörend zugleich, die Vocals bis ins Unkenntliche verfremdete. Melodien und Akkordfolgen wie in „XTRA Dry“ oder „No Front“ könnten in gewöhnlichen Radio-Produktion öde und berechnend wirken, hier sind sie Teil eines überschäumenden Gesamtwerkes, in dem Haiytis abwechslungsreiches Auftreten mit den ausufernden Produktionen Hand in Hand geht.

Dass Haiyti nicht nur irritieren, sondern feinste Dancefloor-Banger liefern kann, zeigt sie auf „Speed Date“ spätestens mit „Zahl es Bar“. Jetzt wird die 4-to-the-floor Kick ausgepackt, mit Dancehall-Grooves garniert und mit einer ohrwurmtauglichen Hook überzogen. Wie wir es von ihr erwarten, widmet sie sich in Songs wie „Entertainment“ den Vorzügen und Schattenseiten des Lifestyle-Konsums und dass auf „Speed Date“ nicht nur gefeiert, sondern auch scharf geschossen wird, zeigt ein Song wie „Hundertzehn“ auf dem Caney zu Gast ist.

„Warum fühlt es sich so an, als würde ich sterben?“

Auf „Zahl es Bar“ folgt mit „Sterben“ einer ihrer wohl stärksten Songs überhaupt. Die tragische Ausgangssituation über eine bedingungslose Liebe, die sie nicht erwidern kann, wird bei Haiyti zur vielleicht eingängigsten Pop-Nummer des Albums. „Du sagst ich würde sterben für dich/ich will nicht, dass du es tust/will nur, dass du weißt, ich hab es versucht.“ Was bei anderen Künstler:innen eher nach unangenehmen Pathos klingen würde, ist bei Haiyti Ausdruck einer in sich zerrissenen Ehrlichkeit. Als würden die Momente der Zärtlichkeit durch die eigene Kaputtheit legitimiert. Ähnlich funktioniert auch „Breakdance“ mit Zeilen wie: „Ich breche mir alle meine Knochen und mein Herz brennt/ich hoff, es ist ein Scherz jetzt/warum fühlt es sich so an, als würde ich sterben?“ Diese Dramatik ist so überzeugend intim und zugleich überlebensgroß, dass einem beim Hören kurz die Luft wegbleibt.

Erwähnenswert ist auch die Wahl der Feature-Gäste auf „Speed Date“. Haiyti ist dafür bekannt tendenziell „nach unten zu featuren“, also bevorzugt Acts einzuladen, die in der Regel unbekannter sind, als sie selbst. Wovon selbsternannte Marketing-Gurus abraten würden, ist bei Haiyti Teil des Konzepts. Anstatt sich an die bekanntesten Musiker:innen der Szene zu hängen, läd sie in einem Song wie „Burberry Money Clip All Starz“ ihre Besties in die Cypher ein.

In „Stupido“ wirkt der langjähriger Weggefährte Money Boy neben Haiyti zwar etwas steif, macht mit seinen charakteristischen Vergleichen und seiner Attitude aber trotzdem Spaß. Im folgenden Song „Nur Medizin“ präsentiert sich Doktor Sterben wie der Thugger persönlich. Auto-Tune vom Feinsten, Verständlichkeit hat er lange hinter sich gelassen. Vielleicht liegt der Trick darin, dass keiner ihrer Gäste Haiyti überbieten kann. So viel berechnendes Kalkül möchte man ihr aber nicht unterstellen. Wahrscheinlich läd sie lieber die Leute ein, mit denen sie sowieso die ganze Zeit rumhängt.

„Ich mache mich kaputt, jag alles in die Luft, warum bin ich nur wie ich bin? Drama.“

Gegen Ende des Albums verdeutlicht „Wunder“ erneut die Ambivalenz der Musikerin. Der Song beginnt mit einer Sprachnachricht von einer Frau, die ihr vom Tod eines gemeinsamen Freundes berichtet. Nach dem fast hoffnungsvollen Refrain beschreibt Haiyti, wie sie Rosen in allen Farben kauft, bis sie plötzlich von ihren Goldketten und gezogenen AKs berichtet. Das könnte deplatziert wirken, ist bei Haiyti aber logische Konsequenz. Der Tod ist omnipräsent und auf dem Weg dahin wird die Goldkette umgelegt und in den Lauf der Waffe gelacht. Die besten sterben jung, Haiyti macht weiter. Mit ihrer einmaligen Melange aus Wahnsinn, Glamour und brutaler Verletzlichkeit.

Über allem steht dabei ihr Hang zur Selbstzerstörung. Im Überhit „Drama“ beantwortet sich Haiyti die Frage nach dessen Ursache selbst: „Warum bin ich nur, wie ich bin?/dafür habe ich einen Award verdient/ich mache mich kaputt, jag alles in die Luft, warum bin ich nur wie ich bin? Drama.“ Haiyti ist Drama, überlebensgroß, ausschweifend und gleichzeitig am Rande der Erschöpfung. „Trapstar ein Leben lang, denn ab jetzt ist eh egal“, rappt sie in „Breakdance“ und bringt damit auf den Punkt, was sie mit drei Albenveröffentlichungen in zwölf Monaten bewiesen hat. Es gibt kein Zurück mehr. Haiyti ist in voller Fahrt und anstatt uns freundlich zu fragen, ob wir sie begleiten dürfen, saugt sie alles in ihren Kosmos auf.

Ihr neues Album ist dafür das beste Beispiel. Die Songs kratzen oft kaum an der 2-Minuten-Marke. „Speed Date“ ist ein intensiver Rausch, der kaum Zeit zum Runterkommen lässt. Ein endloser Endorphinschub, in dem sich die Hochs überlagern und die Tiefs darauf verzichten, analysiert und ausbuchstabiert zu werden. Die Ups and Downs kommen nicht phasenweise, sondern fallen sich emotionsgeladen in die Arme.

In Wohlfühl-Momenten wird um die beendete Beziehungen getrauert und im selben Augenblick tränenüberströmt die nächste Nase vom Spülkasten der Club-Toilette gezogen. Haiyti ist kompromisslose Höchstgeschwindigkeit durch einen glamourös finsteren Tunnel, aus dem es kein Entkommen gibt. Wohin der führt? Wenn es jemand weiß, bestenfalls sie selbst.

„Speed Date“ von Haiyti gibt’s hier:

Die Geschichte geht weiter: Jeremias knüpfen mit „Blaue Augen“ an früheren Song an

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@ Lucio Vignolo

2019 haben uns Jeremias bereits in einem Song davon erzählt, dass grüne Augen nicht lügen. Dieses Jahr erzählen sie die Story von Sehnsucht nun endlich weiter.

„‚Blaue Augen‘ ist ein zweiter Teil. Eine Fortführung von ‚Grüne Augen lügen nicht‘ und somit Part 2 einer Geschichte die möglicherweise nie enden wird.“ Mit diesen Zeilen teasern Jeremias vor einigen Tage ihren neuen Song in einem Instagram-Post an und werfen damit direkt einige Fragen in den Raum. Um welche Geschichte geht es hier eigentlich? Wird es noch weitere Teile dazu geben? Und von wessen Augen sprechen wir hier eigentlich?

Fragen über Fragen, die wir wohl (noch) nicht beantworten können, die jedoch unser Interesse an „Blaue Augen“ nur noch mehr wecken. In dem Song spielen die Themen Sehnsucht und Einsamkeit, genau wie schon im ersten Part, eine zentrale Rolle. Nur ist das Ganze dieses Mal in einen anderen Sound gehüllt, der gar trügerisch positive Vibes versprüht. Doch der Text erzählt eine etwas andere Geschichte. Eine von grünen Augen, die ihre Farbe zu Blau wechseln und einem Menschen, der noch immer alleine ist. Scheint fast so, als wäre die Person oder das „lyrische Ich“, das den Song erzählt, wieder auf der Suche. Stehen vielleicht die Augenfarben für die Menschen, denen diese gehören? Liebespartner, die kommen und gehen und einen alleine zurücklassen. Vielleicht handelt „Blaue Augen“ genau davon. Vielleicht ist damit die „Geschichte, die möglicherweise nie enden wird“ gemeint. Die Suche nach dem Menschen mit den Augen, die nur einen selbst sehen.

„Blaue Augen“ hört sich leicht an. Wie eine Erinnerung an eine gute Zeit, die man sich zurückwünscht. Der Song erzählt zwar vom Vermissen. Es klingt nur weniger nach Schmerz. Es zeigt damit umso mehr die verschiedenen Facetten von Liebe oder Trennung. Vielleicht braucht es deswegen mehrere Teile. Und vielleicht wird es darum auch noch Weitere geben.

Hier könnt ihr euch den neuen Song „Blaue Augen“ von Jeremias anhören:

10/10 Brenda Blitz: „Ich weine oft, weil ich überwältigt vom Leben bin.“

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Brenda Blitz // © Thomas Schoger

2019 meldet sich Brenda Blitz mit ihrem ersten Song „Durchsichtig“. Ihre ersten Live-Shows spielte sie als Support von GURR und beim Popkultur Festival Berlin. Der Sound der Newcomerin entspringt einem Meer aus Synthies. Wave Pop, der einen nicht mehr so schnell loslässt. Mit ihren Texten möchte sie ihre Hörer:innen aufrütteln, mutiger zu sein, die eigene Comfort-Zone zu verlassen und aus ihrer routinierten Blase herauszutreten.

Nach Brenda Blitz Veröffentlichung im Februar 2021 ihrer ersten selbstproduzierten EP „Unendliche Weiten“, erschien im November die Remix-EP „Küss mich“, auf der Brenda ihre Songs „Rote Lederjacke“, „Durchsichtig“ und „Küss mich“ nochmal neu interpretiert. Hier spiegelt sich auch Brendas female Power wider, wofür sie sich von unterschiedlichen jungen talentierten Producerinnen Unterstützung geholt hat, um die Songs tanzbarer zu machen.

Mit dieser Power geht es dann für Brenda Blitz auch im nächsten Jahr weiter, wofür die Newcomerin sich die Produzenten Nick Höser und Zebo Adam zur Seite geholt hat, die unter anderem schon mit Alli Neumann oder Bilderbuch arbeiteten.

Für unser Format 10/10 haben wir Brenda Blitz unseren Fragebogen zugeschickt und ihre Antworten bekommen.

1/10 Welche Themen beschäftigen dich und haben dabei direkten Einfluss auf deine Musik?

Wieso ist es verdammt nochmal so schwierig einfach gut zueinander zu sein?! Fairness, im Umkehrschluss Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft, der Sinn für Gemeinschaft, Queer Rights, teure Mieten, unser Planet, das Ende der Coolness, Anpassung, Rassismus, staubige Strukturen und die Definition von Familie.

2/10 Welches Release würdest du einer Person vorstellen, die dich noch nicht kennt und warum?

Meinen unveröffentlichten Track „Barbie“, der auch die nächste Single sein wird. Um es in den Worten meiner Tante zu sagen: Der Anspruch nach Perfektion lässt mich zu Tode langweilen. Darum auch dieser Track, genau JETZT! Das Streben nach Glattheit ermüdet mich.  Die Liebe im Charakter eines Menschen oder auch in einer Sache zu finden, das ist mein Ziel. Die Gesellschaft läuft immer mehr Gefahr, sich in jeder Richtung anzupassen. Der Horizont scheint immer kleiner zu werden und die Leute trauen sich nichts mehr. „Barbie“ ist eine überspitzte Hommage, die auf zwei Ebenen funktioniert. Entweder nimmst du diese Welt hin oder willst noch mehr möglich machen (mein Favorit).

3/10 Wie entsteht deine Musik?

Meine Musik entsteht, wenn ich einen guten Zugang zu mir habe. Entgegengesetzt dem Künstler:innen Klischee, muss es mir sehr gut gehen. Meistens kommt diese Phase nach einem miesen Erlebnis. Wenn ich quasi „bereit“ bin darüber zu sprechen.

Zuerst habe ich immer eine Melodie im Kopf, mach eine diffuse Aufnahme auf meinem Handy davon, geh nach Hause und baue schnell die erste Skizze auf Ableton. Dann versuche ich jeden Tag daran zu arbeiten bis ich die Version mit ins „Super Studio“ nehme. Das ist das magische Studio von Nick Höser wo ich gemeinsam mit Thomas Zehnle ganz neue Sachen geschrieben habe. Wichtig ist bei uns: Es gibt keine Tabus und keine Regeln. Wir sitzen meistens zu dritt da und jeder darf wirklich ALLES ausprobieren. Ob ein Song 7 Minuten oder 00:43 Sekunden lang wird, ist mir egal. Die neuen Songs sind bahnbrechend. Ich liebe sie jetzt schon sehr.

4/10 Wie würdest du deine Rolle in der Musikszene beschreiben?

Gerade befinde ich mich noch auf  „Mission Undercover“, es ist ja alles noch sehr frisch. Doch von außen hoffentlich bunt, grenzenlos und voller Überraschungen. Ich habe keine Angst davor, mich wirklich zu zeigen, einen Trend nicht zu bedienen oder furchtlos Menschen in mein Leben zu lassen.

Alles in mir entsteht aus einem Gefühl das richtige zu tun. Das ist die einzige Wahrheit, die es gibt. Ich will absolut nicht cool sein. Ich möchte nahbar sein und mit Menschen ins Gespräch kommen. Keine unzugängliche scheiß Front aufbauen, wie es viele so machen. Am Ende des Tages zählt doch einfach, ob die Menschen, die du getroffen hast, es gut mit dir meinen und dass sie für dich da sind. Das Leben ist eine ständige Auseinandersetzung mit Berührung. Es ist fragil.

Es gibt nie genug zu erleben. Das Wort „Norm/ Normal“ ist mir ein Dorn im Auge. Das System in dem wir leben ist ziemlich irre. Menschen gewöhnen sich so schnell an etwas, hören auf es zu hinterfragen und auf einmal wird die Welt so klein, dass alles außerhalb der eigenen Routine, völlig unmachbar und verrückt wird. Deutschland bringt es immer gut auf den Punkt: Rasen betreten verboten. Das ist somit das lächerlichste und sinnbildlichste, was ich kenne, um zu zeigen, wie staubig unsere Strukturen tatsächlich sind.

5/10 In welchem Zusammenhang stehen Musik und Ästhetik für dich?

Keine Angst davor zu haben, Gefühle zu zeigen, neue Menschen zu treffen, starke Verbindungen und damit auch starke Erlebnisse zu schaffen. Das bin ich und das ist mir wichtig.

6/10 Welchen Stellenwert hat das Thema Digitalisierung für deine Musik?

Dazu hab ich schonmal einen Song geschrieben: „1000 Kilobyte“. Heute ist es viel schwieriger geworden, auch mal Abstand von Dingen zu nehmen. Wir haben einfach alle Erinnerungen, Fotos, Nachrichtenverläufe und Videos von vergangener Zeit auf unseren Handys. Auch auf Insta sieht man ja manchmal mehr als man möchte. Es ist schwieriger geworden, abzuschließen und zu vergessen. Naja, und ein ganz anderer Aspekt der Digitalisierung ist einfach Streaming. Klar, die meisten Songs sind nur noch 2:30 Min lang und Playlists sind das A und O. Aber das hat keinen Stellenwert für mich. Das ist halt einfach so.

7/10 Welche Jahre in der Musikgeschichte waren für dich am Prägendsten?

Meine Intuition hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Und nie stand das Jahr von etwas im Vordergrund. Ende der 70er wurde geniale Musik gemacht und das wird es heute auch noch. Was am prägendsten für mich war, war kein musikalisches Jahrzehnt, sondern wie ich zum ersten Mal Musik entdeckt habe. Klar, erinnere ich mich an Falco, Nena und auch viel Elvis auf der Rücksitzbank im Cabrio, aber auch daran, wie ich zum ersten Mal Velvet Underground, Talking Heads und meine absolute Lieblingsband Joy Division entdeckt habe. Da war ich dreizehn und auch sehr allein damit. Alle um mich herum haben Charts gehört. Inzwischen liebe ich zwar auch Dua Lipa, Haim und Christine and the Queens, aber ich habe eben auch den anderen Weg erkundschaftet und habe Musik immer als eine Entdeckungsreise wahrgenommen.

8/10 Was ist deine größte Eigenart?

Ich weine oft, weil ich überwältigt vom Leben bin. Und mein Herz schlägt oft schneller, wenn ich merke, dass Menschen die absichtliche Verkleinerung des eigenen Horizonts betreiben. „Das kann ich nicht“, „Ne das geht nicht, das wäre mega komisch…“ – das macht mich wahnsinnig.

9/10 Was ist der beste Self-Care Rat, den du geben kannst?

Viel Sport machen, gesundes Essen, Meditieren – jeden Tag. Ach ja, jedem erzählen, was man will und was man nicht will. Dann geht alles schneller und einfacher.

10/10 Was willst du noch loswerden?

Es geht um Herzlichkeit und Menschlichkeit. Um Esprit und um Ausstrahlung. Darum jeden Tag etwas zu schillern und anderen etwas abzugeben. Zu teilen und für andere und sich selbst einzustehen.

Das Video zu „Unendliche Weiten“ gibt es hier:

Zurück aus dem Winterschlaf: Melt verkündet Datum und erste Acts für 2022

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© Nicola Rehbein & Jen Krause

Endlich wird das Ferropolis aus seinem viel zu langen Kryoschlaf geholt und bereitet sich auf den nächsten Festivalsommer vor. Hier kommen die ersten News zum Datum und Lineup für das Melt 2022.

Langsam aber sicher trauen sich die ersten Festivals vorsichtig ein „Save The Date“ über die sozialen Netzwerke zu verbreiten. Auch wenn die Pandemie mal wieder alles daran setzt, einen Festivalsommer im Keim zu ersticken und die ersten Konzerte schon wieder abgesagt werden. Das Melt Festival, welches das letzte Mal 2019 stattfinden konnte, hat nun offiziell ein Datum festgelegt und die erste Welle ihrer Lineups bekannt gegeben. Letzte Woche gab es das erste Mal einen kleinen Teaser, in dem das Logo des Festivals in Eis gefroren zu sehen war. Pulsierend wartend darauf, endlich aufzutauen aus dem Eis, bereit für ein neues Jahr und endlich ein neues Festival. „Melt is back“ und damit auch eine erfreuliche Neuerung.

Das geht auf dem Melt 2022

Statt wie sonst im Juli, findet das Festival nächstes Jahr schon im Juni statt. Das Besondere: Die Veranstalter haben dieses Mal einen ganzen Festivaltag mehr mit eingeplant. Somit startet das Melt schon donnerstags und geht vom 09. – 12. Juni 2022. Interessierte sollten sich dieses Datum schon mal im Kalender rot markieren. Als Location dient wie immer die eindrucksvolle „Stadt aus Eisen“ Ferropolis, in der Nähe von Dessau. Auch das Splash! findet hier nur wenige Wochen später statt, sogar in einer Doppelausgabe. Das Melt bietet auch 2022 wieder ein sehr diverses Lineup und füttert ihre Besucher mit nationalen sowie internationalen Acts und hält sich dabei nicht an einem Musikgenre fest. Acts wie: Arlo Parks, Little Simz, Schmyt, Fred again.. uvm. sind schon bestätigt. Bald gibt es weitere News zur nächsten Ausgabe und dem Lineup.

Wenn ihr nichts verpassen wollt, datet euch Melt bei Instagram up oder auf ihrer Website. Bald startet die zweite Phase des Ticktet-Verkaufs. Stay tuned!

Unendlich Schön Podcast #09 Auf der Datenautobahn mit Das bisschen Totschlag

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„Unendlich Schön“, der Podcast des online Musik- und Popkulturmagazins The Postie. In der neunten Folge sind das bisschen Totschlag zu Gast.

Unseren heutigen Gästen haben wir viele praktische Überlebensfragen gestellt. In welchem Land lebt es sich besser: Deutschland oder Holland? Wie wird man nicht verrückt im digitalen Zeitalter? Und welche Ablenkung bietet sich bei Stau auf der A7 an? Diese beiden bringt ein bisschen Totschlag nicht gleich um. Herzlich Willkommen. Fabian und Max von Das bisschen Totschlag!

Die Songs, über die wir gesprochen haben, findet ihr unter „Die unendlich schöne Playlist“: