„Gib mir nur ein kleines Stückchen Zärtlichkeit, damit ich auf dem Teppich bleib heut Nacht“, fleht Salò in seiner neuen Single „Oxytocin“. Zärtlichkeit, das ist etwas, was bei vielen zu kurz kommt in Tagen der Isolation und des Vorsichtsgebots bei Berührungen. Kein Wunder, warum wir mit dem Songtext aus „Oxytocin“ so mitfühlen.
Was einen Musiker, oder eine Musikerin ausmacht, sei nicht so sehr das Genre, sondern vielmehr die Textwelt, in der er oder sie sich bewegt, meint Salò in unserem Interview vor einigen Tagen. Wie seine eigene Textwelt klingt, hat er bereits mit „Tränen zu Wein“gezeigt: rau, ehrlich, erbarmungslos. Das alles finden wir auch in „Oxytocin“ wieder, mit einer Extraportion an Eros und Thanatos. Der Mensch wird als Tier besungen, als sensibles Wesen, das in seinem Lebenstrieb nach Liebe durstet. Oder genauer: nach Oxytocin, dem sogenannten Kuschelhormon, das sowohl bei der Geburt als auch zwischen Geschlechtspartnern und bei der sozialen Interaktion eine große Rolle einnimmt.
Während der Suche nach dem Neurotransmitter bleibt der Musiker unnachgiebig: An Wänden kratzt er seine Finger blutig und beim Zähneputzen seinen Mund – dazwischen lautes Keuchen wie aus Kraftwerks „Tour de France“. Ungewöhnliche Synth-Sounds und hämmernde Beats untermalen dabei seine kehlige Rede und weisen den Weg hin zu Salò’s Elektropunk-Einflüssen wie DAF.
Dass der Song im Lockdown entstanden ist, liegt nicht nur bei der Themenwahl so gut wie auf der Hand, sondern ist auch im Musikvideo spürbar. Dieses soll „die Flucht ins digitale Biedermeier“ veranschaulichen. Eine Flucht, die sich in Pandemiezeiten vor allem in neuen Apps wie Clubhouse und in übermäßig vielen Instagram-Live-Streams zeigt. Das alles bleibt uns im Musikvideo zum Glück erspart. Stattdessen wurde der Video-Künstler Marlon Nicolaisen beauftragt, uns etwas von seinem Talent zu zeigen. Gemeinsam mit dem 3D animierten Salò tauchen wir in die Tiefen eines alten Windows Systems. Auf überdimensionalen Cursorpfeilen, vorbei an einem Meer an verpixelten Ordnern, Herzen und Regenbogen, auf der der Suche nach dem Stoff, den wir alle dringend brauchen: Oxytocin.
Mit „Sumo“ präsentieren The Bland aus Schweden einen zweiten Song ihres neuen Klang-Kosmos.
Wer die Band The Bland aus Schweden die letzten Jahre über verfolgt hat, wird sie eher dem Americana oder Folk zugeordnet haben. Mit „Sumo“ ändert sich dies nun. Retro Psychedelic-Sound trifft auf fast schon funkige Vibes mit einer großen Portion Verdrehtheit.
„Sumo“ ist ein Song, der einem das oft vergessene Lächeln wieder ins Gesicht zaubert. Es erzählt die Geschichte eines Weltreisenden, Sumo ist ein Weltreisenden, der immer wieder mit geheimnisvollen Relikten in seine Heimat zurückkehrt – darunter eine Pflanze, die dir hilft, dein inneres Selbst zu finden.
Im Laufe des Jahres werden weitere Kapitel des fiktiven Ortes erzählt, den The Bland fantasievoll „La Hata Vitoye“ getauft haben. Was der Band schon immer ein Anliegen war, gestalten sie hier als Gesamtkonzept: „Mit La Hata Vitoye wollen wir einen Versuch unternehmen, das Leben wieder anders zu betrachten, zusammen zu kommen und gemeinsam ein positives Lebensgefühl zu teilen.“
So zeigt auch das Video zu „Sumo“ dieses positive Lebensgefühl und erinnert dabei an eine psychedelische Parallelwelt. Das Video startet – wie soll es auch anders sein – in der Wüste. Der Protagonist gelangt von dort aus in schummrige Hinterzimmer, die illegale Substanzen nur vermuten lassen. Anschließend wird es bunt, schrill aber auch kurzzeitig aggressiv. Wem der Urlaub fehlt, kann mit dem Video zu „Sumo“ zumindest für einen Moment lang abschalten und neue Terrains begehen.
The Bland wird in den schwedischen Medien als „das bestgehütete Geheimnis“ ihrer Musiklandschaft beschrieben und hat in Deutschland bereits Airtime bei egoFM bekommen. Zeit nach Corona dieses Geheimnis auf viele Live-Bühnen zu lassen. „Sumo“ ist auf allen gängigen Plattformen verfügbar.
Am vergangen Freitag hat die färöische Künstlerin Konni Kass ihre Single „Boy“ veröffentlicht. Nun folgt das dazugehörige Video, das Bilder wie aus einer Netflix-Serie zeigt.
„Boy“ erzählt die Geschichte völliger Gleichgültigkeit. Es ist ein Gefühl, welches wir alle schon am eigenen Leib erlebt haben und vor allem in der jetzigen Zeit gut nachvollziehen können. Konni Kass selbst sagt über ihre neue Single „The vibe of the song is very indifferent, but that is what makes it powerful. The song is about being fed up with something or someone and just deciding to get up and get out. It’s like you don’t even bother to look back. I like that“.
Das dazugehörige Video spiegelt diesen Drang aus der Vorgegebenheit zu entkommen wieder. Ein junger Mann steht vor dem Alter in der färöischen Idylle und wartet auf seinen Partner. Doch dann packt ihn die Panik und er flieht, wird jedoch von besessenen Frauen verfolgt, die ihn packen und beißen. Am Ende wird die Trauung fortgesetzt, aber nicht im vorgegebenen Kreise. Es ist eine Trauung voller Blut, Exzess und einem Happy End. Das Video zu „Boy“ stellt die perfekte Storyline für eine Netflix-Serie bereit.
Geboren auf den entfernten Färöer-Inseln im Nordatlantik, wuchs Konni Kass inmitten von Musik und Natur auf. Ihr Sound lehnt an diese raue Natur an. Raue Emotionen, treffen auf melodiöse Songs, die tranceartig-verträumt sind. In ihre Musik geht es darum, sich selbst treu zu sein und inspiriert von Pop, Soul, Rnb und Jazz gemischt mit ihren nordischen Wurzeln. Ihr Debütalbum „Haphe“ im Jahr 2016 machte sie schnell zu einer aufstrebenden Künstlern. Mit den Songs „Rain“ und „Boy“ möchte Konni Kass nun nachlegen.
Die Videopremiere zu „Boy“ von Konni Kass gibt es hier:
Nach seinem „Das weiße Album“ kündigt der Rapper aus Offenbach nun den Nachfolger auf Social Media. „Das schwarze Album“ erscheint im April.
Eigentlich hätte Haftbefehls neues Album bereits im Februar erscheinen sollen. Nun hat er ein neues Releasedatum auf Instagram angekündigt. „Das schwarze Album“ erscheint am 16. April 2021. Mit dem Titel stellt es das Gegenstück zu „Das weiße Album“ aus dem vergangenen Jahr dar.
Produziert wird die Platte voraussichtlich wieder von Bazzazian. Dies kündigte der Producer vor einiger in einem Podcast mit „All Good“ an. Neben dem Produzenten steht nun auch die Tracklist fest. Mit einem Swipe auf dem einzigen Post auf dem Kanal von Haftbefehl gelangt man zu einer handgeschriebenen Liste. Dort lassen sich Tracks mit Namen wie „Kaputte Aufzüge“, „Wieder am Block“ oder „Lebe Leben“ finden.
„Das schwarze Album“ ist der Nachfolger von der überaus erfolgreichen Platte „Das weiße Album“. Das Online-Magazin Backspin bezeichnete es als „Spielfilm“ und auch sonst vielen die Kritiken in der Szene größtenteils positiv aus. Und auch die Tracklist untermauert seinen Status in der Deutschrapszene. Es ist davon auszugehen, dass jemand wie Haftbefehl sich die Feature-Gäste hätte aussuchen können. Die letztendliche Wahl fiel auf Acts wie Shindy, Ufo361, Marteria oder Shirin David. Vor allem die letztgenannte Kollaboration sorgte in der Szene für viel Aufsehen. Mit Gucci Mane hat es auch ein international bekannter Act auf die Platte geschafft.
Informationen zu möglichen Gästen auf „Das schwarze Album“ gibt es bisher nicht. Spannend ist auch herauszufinden, welcher Track zu der Hörprobe passt, die uns der Rapper im September aus dem Auto heraus gezeigt hat. „Das schwarze Album“ erscheint am 16. April.
Tracklist:
1. Kaputte Aufzüge
2. Wieder am Block
3. Kahnretta
4. Crackküche
5. Offen/geschloßen
6. 4 Kanaken
7. 24/7
8. Du weißt dass es Haft ist
9. Lebe Leben
10. Ruft
11. Cripwalk aufm Kopf
12. Leuchtreklame
13. EMSF
Das Artwork und die handgeschriebene Tracklist findet ihr hier:
„Everyone, send your thoughts to slowthai. Fuck knows where he is but god bless the boy“. Mit diesen Worten vom The 1975-Frontmann Matt Healy startet slowthais Song „ENEMY“. Sie fassen vieles von der Zeit zwischen Tyron Framptons erster und zweiter Platte zusammen: Hype, Shitstorm, Rückzug und „Comeback“. Wir haben mit slowthai über sein neues Album „TYRON“ (VÖ: 12. Februar), eine schwierige Zeit in seinem Leben, „Toxic Masculinity“ und die UK Post-Punk Szene gesprochen.
Es ist das comicartige Grinsen eines verschmitzten Jungen, das zum Interview in die Webcam strahlt. In langgezogenen und langsamen Silben wählt Tyron Frampton, aka slowthai, seine Worte weise aus. Immer wieder schaut er schüchtern auf den Boden, wirkt introvertierter, als manch einer erwarten würde. Denn: Die Welt kennt ihn als lautes Sprachrohr der britischen Unterschicht. Sein Debüt „Nothing Great About Britain“ katapultierte slowthai im Jahr 2019 in die Topliga des UK-Rap. Ein Hype – nicht nur in seiner Heimat Großbritannien.
Anschließend schwimmt der Junge aus Northampton auf einer Welle der Euphorie. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, aufgezogen lediglich von seiner Mutter, hat er es geschafft und dem Empire gleichzeitig den Spiegel vorgehalten. „Fuck Boris“ skandiert er bei Auftritten, hält bei den Mercury Prize Awards sogar den abgetrennten Kopf einer Premierminister-Puppe in die Luft. slowthai performt ausgelassen, nahezu hyperaktiv und halbnackt. Er liebt es zu polarisieren und schlägt über die Stränge.
Bei den NME Awards 2020 wird er als „Hero Of The Year“ ausgezeichnet und flirtet zunächst harmlos mit Moderatorin Katherine Ryan. Doch im Laufe des Scharmützels geht Frampton zu weit und bedrängt sie unangenehm – vor Hunderttausenden Zuschauern. Und auch obwohl er sich danach für sein absolut beschämendes Verhalten entschuldigt und Ryan es ihm nicht übel nimmt – ein gewisser fader Beigeschmack bleibt.
slowthai wird auch unter anderem deshalb ruhiger, lässt in der Folge seine Finger vom Alkohol. In eine für ihn schwierige Zeit, kickt dann auch das Coronavirus und damit die Isolation ein. Nach all dem Hype, den weltweiten Auftritten, der harschen Gesellschaftskritik und dem Fokus, der auf ihn lastet, beschließt er, sich auf sich selbst zu konzentrieren.
Er nimmt ein neues Album auf. Es ist seine Antwort auf die vergangenen Monate, die nicht nur wegen Featuregästen á la James Blake, ASAP Rocky, Skepta oder Dominic Fike überzeugt. „TYRON“ ist ein Mix aus roughen Rapparts und für ihn ungewohntem, souligen Pop. Der Musiker schafft es auf seinem zweiten Album eine Ausgeglichenheit zu kreieren, die sowohl den bekannten, gesellschaftskritischen „Nothing Great About Britain“-Schrei in die Welt, aber viel mehr noch eine 180 Grad Wende beinhaltet und dadurch das Innenleben des Tyron Frampton widerspiegelt.
Tyron, mit welchen Problemen hattest du in den vergangenen Monaten zu kämpfen?
Mit meiner psychischen Gesundheit. Weißt du, es ist einfach schwierig mit Momenten umzugehen, die dich herunterziehen, insbesondere wenn du sehr lange auf einem so krassen Hoch warst. Diese „Down“-Phasen waren hart. Ich habe in der Zeit zu viele Medikamente und Drogen genommen, lungerte viel rum. Dann habe ich aber versucht einen klaren Kopf zu bekommen und besonnener zu werden.
Das hat auch dein Album inspiriert. Wo siehst du die Unterschiede zu „Nothing Great About Britain“?
Das Album ist viel persönlicher. Es ist nicht so politisch und schaut eher nach innen, als nach außen. Generell kann ich sagen, dass ich mich mit der Platte selbst finden möchte. In den vergangenen Monaten hatte ich komplett aus den Augen verloren, was ich eigentlich im Leben will oder wer ich bin. Durch „TYRON“ hat sich das geändert.
Die erste Seite der Platte ist erneut sehr maskulin, sehr rau und sehr überheblich. Die zweite Seite ist dann eher zurückgezogen und entspannt. Fasst das die zwei Seiten des slowthai zusammen?
Ja, kann man so sagen. Aber jede Person zeigt sich doch irgendwie von mehreren Seiten, oder? Ich habe einfach versucht genau das mit der bestmöglichen Transparenz nach außen zu tragen. Ich wollte den Leuten einen Einblick in meine Psyche geben. Damit sie das vielleicht auf sich selbst abbilden und sich fragen, wer sie sind oder wer sie sein wollen.
Eine gewisse Balance ist also wichtig…
Ey, Balance im Leben ist alles! Ying und Yang! Du brauchst sowohl das Zerstörerische und Chaos, als auch eine gute Übersicht und Fokus. Und das kann ich am besten durch meine Musik veranschaulichen, weil ich bin echt kein guter Redner. Meine Songs sind da fast mein einziger Output. Vielleicht fange ich daher irgendwann mal an professionell zu kämpfen oder so. Wobei da könnte ich dann auch nur meine Faust sprechen lassen…
Wo wir dann wieder eher bei der maskulinen Seite wären. Dabei dreht sich dein Album eben auch um Einsamkeit, Selbst-Findung und dem offenen Umgang mit Gefühlen. Alles Dinge, die meiner Meinung nach sehr wichtig sind, um „Toxic Masculinity“ zu brechen. War es dir wichtig, das aufzugreifen?
Ja klar! Wir alle fühlen doch die selben Dinge. Es ist viel tapferer Gefühle zu zeigen, als sie zu verstecken. Warum ein männliches, böses Gesicht aufsetzen für Leute, die immer noch in alten Mustern denken? Warum nichts anmerken lassen? Damit stellst du nur einige außenstehende Personen zufrieden, aber sicherlich nicht dich selbst. Und wenn du selbst nicht glücklich bist, was zur Hölle ist dann der Sinn des Lebens? Genau sowas führt doch zu Depressionen und dann zu noch schlimmeren Dingen. Ich denke, das ist auch der Grund weshalb es viel mehr suizidiale Männer als Frauen gibt.
Da spielt das zwanghafte Streben nach Perfektion sicherlich ebenfalls mit rein. Auch das ist Thema auf „TYRON“. Warum sprichst du das an?
Weil nichts im Leben perfekt ist. Für mich bedeutet Perfektion Unvollkommenheit. Die drüben in Japan haben das verstanden, da gibt es das Wabi-Sabi-Konzept. Das heißt, die Unvollkommenheit gibt uns Charakter und unterscheidet uns von anderen. Sie macht uns also einzigartig. Seid also einfach ihr selbst und werdet, wer ihr werden wollt. Hört nicht auf andere.
Ist das etwas, was du im vergangenen Jahr gelernt hast?
Keine Ahnung. Es ist etwas, das ich irgendwie schon immer wusste. Aber vielleicht brauchte ich einfach nochmal eine Bestätigung. Früher oder später merken wir es alle: Etwas hinterher zu jagen, das eigentlich gar nicht da ist, ist unmöglich.
Weil du dich auf dem Album so sehr mit dir selbst beschäftigt hast, muss ich dich fragen: Welcher Song ist dir denn dann eigentlich am wichtigsten?
ADHD (zu deutsch: ADHS Anm. d. Red.). Mit dem connecte ich am besten, Bruder. Er fasst den Tiefpunkt zusammen, an dem ich war. Das ist eben unter anderem auch der ADHS geschuldet. Durch meine Hyperaktivität schaffe ich es oft nicht, mich zu konzentrieren. Der Song zeigt also wo ich war, aber auch, dass ich verstanden habe, andere Menschen mehr wertzuschätzen.
Am Ende des Tracks (letzter Song der Platte Anm. d. Red.) brichst du in einem Schrei aus, als sei das Album auch eine Art Erlösung. Diese Energie zeigt sich aber auch generell in den ersten Songs der Platte, die die Post-Punk-Grime-Vibes aus Großbritannien mitbringen. Hau raus: Lässt du dich von der Post-Punk Szene beeinflussen?
Ja! Mit Fontaines D.C. und Idles bin ich sehr eng verbunden. Das sind alles wirklich so liebe Typen, die mich sehr inspirieren. Die machen auch einfach was sie wollen. Keine Kompromisse, ihnen ist es scheissegal, was andere über sie denken. Und was beide in einer so kurzen Zeit für Musik herausgebracht haben – das ist phänomenal. „A Hero’s Death“ von Fontaines ist für mich ein perfektes Album. Das hat einfach alles, was ein Klassiker heutzutage braucht. Nochmal: Die Jungs sind klasse. Es ist das Irische in ihnen, Bruder.
Deren und deine Attitüde haben definitiv etwas gemeinsam.
Ja, ich glaube, sie funktioniert sowohl im (Post-)Punk, als auch in meinem Rap sehr gut. Wir sind ehrlich und drücken ohne Umwege aus, was Phase ist. Es sollte komplett egal sein, was die Regierung oder sonst wer denkt. Ich möchte einfach für mich und meine Leute sprechen. Das ist eben meine Art mit meinen Fans zu connecten und meine Meinung zu äußern.
Wo wir schon über Einflüsse sprechen: Du hast auf deiner neuen Platte unter anderem James Blake und ASAP Rocky mit an Bord. Wie war die Zusammenarbeit?
Die Arbeit mit James war sehr wichtig, weil es so unterschiedlich zu dem ist, was ich sonst mache. Als ich mit ihm am dem Song gebastelt habe, wusste ich, dass ich ein neues Album machen wollte. Der Sound von „feel away“ ist sowas wie ein Unterbau der zweiten „TYRON“-Seite. Mit Rocky war es ähnlich. Es tat gut, neue Dinge auszuprobieren.
Einen ähnlichen Sound fährt auch „nhs“. Ein Song, den du für den britischen Gesundheitsdienst geschrieben hast. Warum?
Die nhs war eigentlich nur die Inspiration für den Song. Ich wollte einen Track machen, der über die Wertschätzung handelt. Und da liegt der Gesundheitsdienst ja auf der Hand. Die Regierung pumpt so viel Geld in das Militär, aber nicht in die Pflegekräfte. Die arbeiten aktuell rund um die Uhr in Doppelschichten. Sie sehen also ihre Familie nicht oft und wenn sie nach Hause kommen, besteht die Gefahr, dass sie sie anstecken. Man muss für diese Menschen einfach dankbar sein und sie hochleben lassen, denn sie retten leben. Es geht also darum, das Gesundheitssystem wertzuschätzen und das auf das alltägliche Leben zu übertragen.
Du wurdest bei deinem Debüt als Sprachrohr der britischen Unterschicht betitelt. Mal abgesehen von der nhs, wie ist dein Verhältnis zu Großbritannien aktuell?
Um ehrlich mit dir zu sein, fokussiere ich mich da derzeit nicht so sehr drauf. Wir dürfen aktuell unsere Häuser kaum verlassen, von daher brauche ich mir mit Blick auf den Brexit auch keine Sorgen um das Reisen oder ähnliches machen. Die Effekte durch den Austritt aus der EU werden eh erst in einigen Monaten sichtbar werden. Bis dahin versuche ich in der Pandemie für meine Familie und meine Freunde da zu sein.
Trotzdem hast du dich in der Vergangenheit oft gegen den Brexit ausgesprochen. Du wurdest auch missverstanden. Einige Leute dachten, du hasst das Vereinigte Königreich. Andere wiederum sahen in dir einen EDL-Symphathisanten, nur weil du mit der Union Jack-Flagge posiert hast. Dabei hast du der Regierung lediglich kritisch einen Spiegel vorgehalten. Glaubst du, die Leute verstehen dich nun besser?
Man kann Niemanden zu seinem Glück zwingen. Ich glaube Leute, die nicht blind sind, wissen ganz genau, was die Message damals war. Ich denke aber, es hat die Leute angeregt über die Politik des Landes nachzudenken. Es ist einfach so: Wenn du deine Äußerungen und deine Meinung einmal herausgebracht hast, müssen die Leute schauen, was sie damit anfangen. Ich fokussiere mich aktuell aber eher auf andere Dinge.
Auf dein neues Album zum Beispiel. Eine abschließende Bemerkung zu „TYRON“, bitte!
Versucht nicht, die Erwartungen von irgendjemandem zu erfüllen. Macht einfach das, was ihr für richtig haltet und findet Glück, indem ihr auf euch selbst hört.
Ich danke dir für das Interview, Tyron.
„MAZZA“ aus „TYRON“ von slowthai und ASAP Rocky gibt’s hier:
„TYRON“ von slowthai ist ab dem 12.02. auf allen gängigen Plattformen erhältlich.
„GRAFFITI“ ist eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt Düsseldorf – und an Elias selbst.
„So fly, ich habe mich zwei Jahre lang selbst gefeatured“. Derartige Statements haut Elias in seinem neuen Song „GRAFFITI“ raus. Bekannt wurde der Rapper mit seinem Revival an den Hip Hop der 00er Jahre. Auf seinem neuen Track huldigt er seiner Heimatstadt Düsseldorf.
„Dreh mit mir ’ne Runde, ich zeig dir die City. Alles was du siehst sind nur Boutique und Graffiti / Denn manche Ecken hier sind ugly und manche hier sind pretty.“ Mit diesen Worten beweist er, dass der Ort am Rhein eine Start voller Gegensätze ist. Auf der einen Seite hat man die Kö. Hier tummelt sich die High Society herum. Teure Autos stehen Schlange, werden von Schaulustigen abgelichtet. Es ist eine Stadt mit Glanz – ohne Ecken und ohne Kanten. Doch Düsseldorf ist auch schmutzig und ehrlich.
Dadurch, dass der junge Rapper mit dem nicen Flow auf dem Track „GRAFFITI“ auch immer Lines über sich selbst rappt, kann hier ein gewisser Vergleich gezogen werden. Seine Liebe für die 00er Jahre steht für Glanz, Bling Bling und den American Dream. Doch Elias hat auch dunkle Seiten.
Im dazugehörigen Video posiert er mehrmals vor Graffitis und zeigt die Stadt Düsseldorf bei Nacht. Doch bei aller Liebe rasten die Menschen in den Youtube-Kommentaren wegen einer ganz anderen Sache aus. Elias flext nämlich mit Feuerwehrwägen im Video. In einem Kommentar heißt es: „Was gab es bis jetzt in Rap Deutschland noch nicht?Elias: Feuerwehrautos.“ Produziert hat den Track Nikho. „Graffiti“ ist ab sofort auf allen bekannten Plattformen verfügbar.
Das Video zu Elias neuem Song gibt es hier in voller Länge:
„Favor“ ist nach „Faith Healer“ und „Hardline“ ein weiterer Track aus dem anstehenden Album von Julien Baker. Die Platte erscheint am 26. Februar.
Julien Bakers Meinung zählt. Das haben zumindest ihre Supergroup Kolleginnen Phoebe Bridgers und Lucy Dacus über sie und den Song „Favor“ ausgesagt: „Julien is one of those people whose opinion you want to hear about everything. A true critical thinker with an ever-changing and ridiculously articulate worldview. Her music changes in the same way, and this record is my favorite thing she’s ever done. I’m sure I’ll think the same about the next one.“ Passend dazu tauchen die beiden Musikerinnen auch gleich auf dem Song auf.
Tatsächlich ist „Favor“ aber auch ein Meinungsaustausch mit sich selbst. Dies zeigen Lyrics wie „I used to think about myself, like I was a talented liar, turns out that all my friends were trying to do me a favor“, beweisen. Der Song ist nach „Hardline“ und „Faith Healer“ der dritte Song, den Julien Baker aus ihrem anstehenden Album veröffentlicht. „Little Oblivion“ erscheint am 26. Februar via Matador und wurde in ihrem Heimatstadt Memphis, Tennessee aufgenommen.
Nachdem Baker bisher hauptsächlich an der Gitarre und dem Klavier zu hören war, fügte sie dieses Mal noch Bass, Drums, Synthesizer, Banjo und Mandoline ihrer klanglichen Palette hinzu und spielte den Großteil davon selbst ein. Unterstützt wurde sie von dem Tontechniker Calvin Lauber und der Mix kommt von Craig Silvey (The National, Florence & the Machine, Arcade Fire).
Wie für Baker gewohnt sind ihre Lyrics hochpersönlich und zeugen von der ungewöhnlichen Beobachtungsgabe der Songwriterin, die mit ihren beiden bisherigen Alben auf einer Vielzahl der Jahresbestenlisten. „Favor“ ist ab sofort auf allen bekannten Plattformen verfügbar.
Das Lyric-Video zu „Favor“ von Julien Baker gibt’s hier:
Der Song „The Holding Hand“ kommt samt Video daher und ist das erste Piece, das sie bei ihrem neuen Label Mexican Summer veröffentlichen.
2018 haben die fünf Dänen mit „Beyondless“ ihr letztes Album veröffentlicht. Danach wurde es still um Ice age – bis jetzt. „The Holding Hand“ schlägt eine neue Ära der Band ein, die nun bei dem Label Mexican Summer unter Vertrag stehen. Der Song ist ein dramatisches Comeback, das insgesamt zum Gesamtbild der Band passt und doch auch für einen Neuanfang steht.
Elias Bender Rønnenfelt , Frontmann von Iceage, sagt über „The Holding Hand“ folgendes: „The song lives in a slurred world, movements are elastically stretched out and strength is found in weakness while you find it hard to tell the difference between fume and matter“. Die Dänen bewegen sich in einer Welt ohne Grenzen und voller Formlosigkeit. Der Song baut sich langsam auf und wird mit jeder vergangenen Minute immer expressiver. Doch eines schwebt von Sekunde Null an in der Luft: pure Intensität.
Das dazugehörige Video zeigt die Bandmitglieder vor ihren eigenen Spiegelbildern. „My aim was to create a cinematic experience around image reflections that would tie in closely to the narrative and the emotional atmosphere of the track, and let the authenticity that the band radiates feel ever present“, sagt der Regisseur Anders Malmberg zu Idee dahinter. „The Holding Hand“ ist nach „Lockdown Blues“ der einzige Track, den Iceage seit ihrem letzten Album „Beyondless“ veröffentlicht haben. Wir haben die Band damals getroffen und mit ihnen über ihr Werk gesprochen.
Das Video zu „The Holding Hand“ von Iceage gibt’s hier:
Bevor wir bald unsere Jahresliste mit ausgewählten Newcomer-Acts bekannt geben, möchten wir euch diese Band nicht vorenthalten: Love A.M., die uns mit ihrer zweiten Single „Voilent Place“ einen ohrwurmträchtigen Ausflug in ihre Welt aus zarten Melodien und schweren Texten bescheren.
Das Spannende an Love A.M. lässt sich am besten ausdrücken, wenn man zunächst einmal feststellt, was die Band nicht ist: Man findet bei ihr weder die modischen Nuancen aus dem Lo-Fi-Pop, noch jene melancholisch hauchender Indie-Gruppen, und auf besonders hart tun, wollen sie schon gar nicht. „We make dreamy Cute-Punk“, stellen Love A.M. auf ihrem Instagram-Kanal klar. Dreamy. Cute. Punk.
Dass „cute“ und „Punk“, kein Widerspruch ist, müsste man den Jugendlichen aus den späten Siebzigern erstmal ausführlich erklären. Doch spätestens mit dem süßen und zugleich subversiven Stil der Riot Grrrls wussten auch die alteingesessenen Mitglieder der Subkultur, dass Punk mehrere Facetten hat. Heute klingt die musikalische Interpretation der österreichischen Love A.M.‘s so: Ihre Verse sind rough in der Bedeutung, aber weich im Klang, der sich irgendwo zwischen edgy Dream-Pop und grungigem Punk verorten lässt.
Die radikale Illusionslosigkeit der Texte fügt sich in „Violent Place“ organisch den Bildern aus dem Musikvideo, das uns in ein unruhiges Setting führt. In kühler Schönheit sehen wir drei der fünf Bandmitglieder (Paul Pirker, Matthäus Jandl und Julian Melichar. Nicht im Video: David Plank und Lukas Schneeberger) zunächst regungslos im Auto liegend. Erst im gewaltigen Refrain entfaltet das Video seinen dystopisch-brutalen Stil zur Gänze. Wenn Leadsänger Paul Pirker singt „You said you will leave me. You will never leave me” ist man bereits tief im Sog des alten Fernsehbildschirms, der einen nackten, um sich greifenden Torso von hinten zeigt und dabei wirkt, wie aus einem Science-Fiction-Thriller der 80er.