Das Konzert-Experiment von Tim Bendzko im August stellt nach vorliegenden Ergebnissen der Forscher kein großes Risiko dar.
Es war ein Event, bei dem die Musik fast zweitrangig war. Am 22. August ist der deutsche Musiker Tim Bendzko in der Arena Leipzig vor 1400 Leuten aufgetreten – in Zeiten einer Pandemie. Der Versuch sollte zeigen, dass Großveranstaltungen in Hallen mit entsprechenden Hygienemaßnahmen umsetzbar sind. Darunter fallen adäquate Belüftungssysteme mit Frischluftzufuhr, strenge Hygiene- und Abstandsregeln, weniger Zuschauer als sonst üblich, Maskenpflicht und Kontrollen.
Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass das Experiment aufgegangen zu sein scheint. Forscher der Universitätsmedizin Halle haben am Donnerstag die Ergebnisse von „Restart-19“ präsentiert. Der Studie nach muss die Veranstaltung immer an das aktueller Infektionsgeschehen der Bevölkerung angepasst werden. Ein weiteres, elementares Element, das für die Sicherheit der KonzerbesucherInnen sorgen soll, ist die Belüftung. Es bedarf eines regelmäßigen Luftaustausches und einer guten Belüftungstechnik, verrät Studienleiter Stefan Moritz.
Dass neben diesen Punkten jedoch auch die im Alltag angewandten Hygienemaßnahmen wie Abstandsregeln, Maskenpflicht und Sitzplatzpflicht gefordert sind, erscheint logisch. Verschiedene Szenarien wurde von dem Wissenschaftler-Team durchgespielt: mit 8.000, 4.000 und 1.700 Zuschauern. Computer haben die Aerosole berechnet und haben Michael Geckle, Dekan der Universitätsmedizin zu folgendem Entschluss kommen lassen: „Ein hygienisch gut kontrolliertes Konzert oder Handballspiel ist sicherer als eine Großhochzeit“. Dies erklärte gegenüber dPa.
Nun stellt sich neben diesen auf den ersten Blick erst einmal guten News doch etliche Fragen, welche die komplette Veranstaltungsbranche nicht aufatmen lassen wird. Die durchgespielten Szenarien beziehen sich nämlich nur auf Konzertkonzepte, die in großen und daher kostspieligen Hallen stattfinden. Dabei sind es vielmehr die kleinen KünstlerInnen, die unter der aktuellen Krise leiden. Diese treten aber in der Regel in kleinen, oft engen Clubs auf. Außerdem macht die Sitzplatzpflicht aus den meisten Konzertveranstaltungen ein Minusgeschäft. Der Aufwand der betrieben wird, ist höher als im Normalfall. Der Ertrag, der durch Ticketerlöse reinkommt, jedoch geringer. Man kann also als Fazit sagen, dass die Ergebnisse zwar eine bestimmen Gruppe in der Branche Mut machen werden, jedoch gleichzeitig auch viele, weiterhin auf dem Trockenen sitzen lässt.
Luke Noa ist ein Typ und Musiker, den man in den 00er Jahren ohne mit der Wimper zu zocken dem britischen Raum zuordnen könnte.
Luke Noa ist ein junge Künstler, der musikalisch in eine ähnliche Kerbe einschlägt wie Fil Bo Riva oder Giant Rooks und nicht aus London oder Manchester stammt, sondern aus dem beschaulichen Biberach. Aufgewachsen ist er in der Schweiz, wo er auch bereits früh zur Musik gestoßen ist. Von dort aus hat er sich mithilfe einer Reise in die Toskana seine eigene Welt zwischen der Schönheit Italiens und der aktuellen Realität geschaffen.
In dem Fragebogen geht Luke Noa auf seine neue Single „Roccastrada“ ein, verrät und, warum man seine Comfort-Zone vergrößern soll und verrät uns seine große Leidenschaft zu Mumford & Sons.
Welche Themen beschäftigen Dich und haben dabei direkten Einfluss auf Deine Musik?
Ich schreibe über ganz spezifische Situationen oder kurze Zeiträume in meinem Leben, die Veränderungen hervorgebracht haben. Sowohl positiv als auch negativ. Ich liebe es in den Songs diese intensiven und teilweise schmerzhaften Momente in einem bestimmten Licht klar zu beschreiben und auszukosten. In diesen kurzen Momenten steckt so viel mehr, als wir denken! Ich glaube, dass es sich so anfühlt, etwas zu verarbeiten.
Welches Release würdest Du einer Person vorstellen, die Dich noch
nicht kennt und warum?
„Roccastrada“. Der Song enthält viele verschiedene Aspekte meines Schaffens. Auf der einen Seite geht der Track nach vorne, hat einen kompromisslosen Drive – weiß jedoch an den richtigen Stellen innezuhalten und zu träumen. Mir gefällt dieser Mix, er steht sehr für das, was ich als Musiker erreichen möchte.
Wie entsteht Deine Musik?
Meistens sind es Trigger die in mir ein Gefühl der Notwendigkeit erwecken, einer Idee nachzugehen. Das ist mal ein einzelnes Wort, Mal ein bestimmter Akkord oder eine Erfahrung. Die Ideenfindung ist sehr unterschiedlich. Kommen erste Anzeichen eines Songs auf, habe ich sehr schnell eine genaue Vorstellung vom gesamten Arrangement, dem Sound und dem Vibe, in dem der Track stattfinden muss. In Demos die ich in den meisten Fällen komplett alleine und zuhause an meinem Laptop produziere, bringe ich diese Soundwelt so gut es mit meinen Mitteln geht auf den Punkt. Anschließend beginnt im Studio mit meinem Produzenten der echte Produktionsprozess und das eigentliche Recording der Tracks.
Wie würdest Du Deine Rolle in der Musikszene beschreiben?
Ich bin im Kern Solo-Songwriter, der jedoch für klare Indie-Bandarrangements steht und dabei großen Wert auf die visuelle Welt der Musik legt.
In welchem Zusammenhang stehen Musik und Ästhetik für Dich?
Abgesehen von Sound-Ästhetik stand Musik schon immer mit visuellen Elementen in Verbindung: Artwork, Musikvideos, Outputs, Bühnenlicht. Die Ästhetik von Musik liegt nicht nur in der Musik selbst, es geht um das Gesamte was am Ende beim Hörer ankommt. Auf diese visuelle Ästhetik lege ich mindestens genauso viel Wert wie auf die Musik selbst, auch, weil sie alle Ebenen der Kunst so nahtlos verbindet.
Welchen Stellenwert hat das Thema Digitalisierung für Deine Musik?
Ohne die Digitalisierung wäre ich nicht in der Lage, schon Zuhause so weit zu kommen wie ich heute bei einer Demo Produktion komme. Ich nutze in meinem kreativen Prozess ständig digitale Hilfsmittel. Dafür bin ich sehr dankbar. Aber auch wenn die Digitalisierung ein schnelles und unkompliziertes Arbeiten ermöglicht empfinde ich es als schade, dass durch sie gleichzeitig alles immer nur noch schnelllebiger zu werden scheint. Entschleunigung ist wichtig, um sich voll und ganz auf etwas einlassen zu können.
Welche Jahre in der Musikgeschichte waren für Dich am prägendsten?
Jedes Jahrzehnt im vergangenen Jahrhundert ist voller prägender Musik. Tatsächlich waren für mich jedoch (neben der Musik mit der Ich groß geworden bin: Moby, U2, Johnny Cash) die end 00er bis mid 10er Jahre am prägendsten. 2007-2015. Damals kamen tolle Indie Alben raus: „Oracular Spectacular“ von MGMT, „Wolfgang Amadeus Phoenix“ von Phoenix, beides Alben die mich bis heute inspirieren. Zu Beginn der 10er Jahre kam dann das zweite Mumford and Sons Album „Babel“, dass mich grundlegend zum Musik machen gebracht hat. Generell hat dieser Zeitraum eine Fülle an sehr guten Alben in verschiedensten Genres, die Liste ist lang.
Was ist Deine größte Eigenart?
Wenn ich über einen längeren Zeitraum allein Auto fahre, beginne ich
verschiedenste Englisch-Akzente laut zu imitieren. Ich liebe die Unterschiede der Akzente in dieser wundervollen Sprache.
Was ist der beste Self-Care Rat, den Du geben kannst?
Die Comfort-Zone stetig vergrößern. Es tut mir immer, immer weh, lohnt sich jedoch jedes Mal aufs Neue und pflegt das Selbstbewusstsein.
Was willst du noch loswerden?
Schaut euch unbedingt das Video zu meiner neuen Single Roccastrada an! Es ist in der wunderschönen Toscana entstanden, genau dort wo ich den Song geschrieben habe.
Das Video zu „Roccastrada“ von Luka Noa gibt es hier:
Mit dem Hit „Pack Up“ und Auftritten in Songs von Disclosure und Slowthai konnte ELIZA in der Vergangenheit bereits öfter auf sich aufmerksam machen. Für die OCB Paper Sessions hat sie in Zeiten von COVID-19 eine intime Session in ihrer Londoner Wohnung aufgenommen. Im dazugehörigen Interview verrät sie, warum sie sich eine Revolution erhofft.
Der Weg für die große Bühne war bereits sehr früh für ELIZA aus London vorgegeben. Ihre Mutter ist Theaterschauspielerin und ihr Vater Theatermusiker. Und so kommt es wenig überraschend, dass die talentierte Sängerin und Musikerin auch für die MacherInnen von den OCB Paper Sessions von Interesse ist. Aufgrund der anhaltenden Pandemie war ein professioneller Dreh nicht möglich, weshalb die Sessions in ihrer Londoner Wohnung stattgefunden haben.
Doch dies bringt auch eine neue Facette in die OCB Paper Sessions, die es vorher noch noch nicht gegeben hat. Es ermöglicht tiefe Einblicke in die Privatsphäre der MusikerInnen und wirkt daher fast intimer und ehrlicher. Man kann jedoch auch von einem Glücksfall reden, dass gerade ELIZA in dieser Situation ist. Mit ihrer offenen und zugänglichen Art greift sie auf der einen Seite die Gefühlswelt einer kompletten Gesellschaft auf und bringt auf der anderen Seite doch auch gute Vibes in unsere Wohnräume.
Ein Freimachen von dem Druck des Musikbusiness‘
Ihren Durchbruch erreichte ELIZA oder Eliza Doolittle im Jahr 2010 mit dem Hit „Pack Up“. Ein poppiger Song, der fast schon stereotypisch für das Bild von London ist, das einst Amy Winehouse für eine ganze Welt skizziert hat. Im Laufe der Jahre wurde ihr Sound reifer und sollte immer ihrer Persönlichkeit und ihrem Inneren annähern. Im Interview der OCB Paper Sessions spricht sie über Druck von Labels, von dem sie sich frei machen wollte.
2018 sollte dann der Neuanfang erfolgen. Aus Eliza Doolittle wurde ELIZA und unter diesem Künstlernamen veröffentlichte sie das Album „A Real Romantic“. Auch musikalisch bedeutete dieser Schritt eine starke Weiterentwicklung. Aus dem Pop der Winehouse-Ära wurde ein eigenständiger Sound mit Elementen aus Soul und RnB. Nur der Einluss ihrer Heimat London ist geblieben, wenn auch in einer anderen Form. Die touristische, oberflächliche Rundfahrt musste weichen für die Hoffnung und Ängste einer jungen Generation, die mitten in der Weltstadt lebt. „A Real Romantic“ ist das Ventil eines jungen Menschen, der politische Rückschläge wie Trump oder den Brexit damit zu verarbeiten versucht.
Im Interview mit den OCB Paper Sessions spricht sie offen den Wunsch einer Revolution an. Den Wunsch von offenen Grenzen, doch auch von einem Umdenken bei der Klimapolitik. Und so schließt sich der Kreis zu den OCB Paper Sessions. Immer wieder lädt die Brand junge Acts ein für sie zu performen. Der Hintergedanke dabei ist, dass man sich an gewaltige Naturschauplätze setzt und somit ein Zeichen für den Klimawandel und die Schönheit unseren Planeten setzt.
In vergangenen Sessions sind bereits Acts wie Triplego, Frankie Stew & Harvey Gunn, wie auch Greentea Peng oder Sudan Archives aufgetreten. In Zeiten von Covid-19 wurde für die Session mit ELIZA umgedacht. Es zeigt die Musikerin in ihren eigenen vier Wänden. Hier performt sie die Tracks „Alone & Unfraid„, „Lava / Treacle„, „Wasn’t Looking“ und gibt der Brand ein Interview. Es sind gerade die gegebenen Umstände, die aus der Session, vielleicht die bis dato ehrlichste und intimste macht.
Nach einigen EPs und vielen Song-Releases ist endlich Zeit für Self-Treatment gekommen. Search Yiu kündigt mit „S|Y“ sein Debütalbum samt Gesichtscreme an. Mit „Verliebt“ gibt es gleich einen neuen Song obendrauf.
Wir sollten uns alle mehr Zeit für Self-Treatment nehmen. Gut, dass uns Search Yiu in seine ganz eigene Spa-Welt mitnimmt. Ein Spa, das sich darauf spezialisiert hat Entspannung für die Seele und Körper zu sorgen. Dieses Vorhaben läuft zugleich unter dem Deckmantel seiner Debütalbum-Veröffentlichung. „S|Y“ erscheint am 19. Februar 2021 und kommt im CD-Bundle samt Skincare daher.
„S|Y“ soll jedoch nicht nur ein Retreat für seine ZuhörerInnen sein, sondern auch für sich selbst, wie sein neuer Song „Verliebt“ zeigt. Bedrückende Lyrics legen sich über den geloopten Beat: „Unter Gedanken über dich und Suizid / ist wo das Gefühl liegt / Glaub ich bin verliebt“. Doch wie so oft in deinen Tracks liefert Search Yiu auch immer einen Ausblick und versucht Hoffnung zu vermitteln: „Ich denk alleine bin ich doch viel besser dran / dann stehst du neben mir und nimmst mich bei der Hand“.
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„Verliebt“ ist nach „Spaß“, der zweite Teaser aus seinem bevorstehenden Longplayer. Das komplette Album ist in enger Zusammenarbeit mit dem Produzenten Luka Seifert entstanden. Die beiden Köpfe verstehen es die persönlichen Vorlieben à la Travis Scott und Eminem von Sören Hochberg mit dem längst bekannten Mix-Fahrwasser aus Indie, RnB und Pop zu vereinen. Er selbst sagt über den Entstehungsprozess und die Motivation von „S|Y“: „Ich habe gelernt, dass es mir besser geht, wenn ich mich mit mir beschäftigte, wenn ich mir erlaube es mir gut gehen zu lassen“. Sämtliche Artworks, die das Gesamtkunstwerk abrunden, stammen von Jonas Liebermann.
In „Feel Ugly“ nimmt uns der deutsche Produzent Farhot mit auf die Suche nach Heimat und zeigt, dass damit immer auch Schmerz verbunden ist.
Viele unter euch wird Farhot ein Begriff sein. Die Liste der KünstlerInnen mit denen er zusammen gearbeitet ist lang und sehr heterogen. Von Haftbefehl „Chabos wissen wer der Babo ist“ bis hin zu Max Herre, Xatar, oder Nneke, die Liste der Hits ist lang. Nun tritt er mit „Feel Ugly“ selbst in Erscheinung und gibt wertvolle Einblicke auf die Suche nach sich selbst. Auf seinem kommenden Album zeigt sich Farhot von einer anderen Seite und erzählt einfühlsam die eigene Geschichte. Im Fokus steht die Flucht seiner Familie aus Afghanistan. Untrennbar davon ist eine gewisse innere Zerrissenheit.
„Feel Ugly“, wie auch sein Album „Kabul Fire Vol.2“, welches am 29. Januar erscheint, steht sinnbildlich für dieses Gefühl, zeigt aber auch die reichhaltige Kultur Afghanistans. „Feel Ugly ist schonungslose Ehrlichkeit. Selbstreflektion. Verbitterung. Schmerz. Soul. Beide Interpreten höre ich hier in ihrer pursten Form. Ich schätze die Ehrlichkeit des Liedes“, so Farhot über den Song, der vertont, wie es sich anfühlt, wenn man seine eigene Schönheit nicht sieht und keinen Silberstreif am Horizont erkennen kann. Musikalische Unterstützung hat Farhot für das soulige Piece von Maverick Sabre und Tiggs Da Author bekommen.
Das dazugehörige Video nimmt die Emotionen des Künstlers und seines Songs auf und visualisiert sie in Form eines minimalistischen Leidensweges. Unterstützt wurde der Hamburger Producer bei der Realisierung des Videos von dem Video Director Valentin Hansen, Paulina Cienskowski sowie den Darstellerinnen Tamika und Naomi Odhiambo. „Feel Ugly“ ist ab sofort auf allen gängigen Plattformen verfügbar und ist Teil des am 29. Januar erscheinenden Albums „Kabul Fire Vol.2“.
Schatzi beweisen, dass man es selbst im Jahr 2020 als selbstbetitelte „weiße Mittelstandkids“ schaffen kann herauszustechen. Wie sie mit dem antiquierten Konzept der „Band“ aufbrechen und warum sie Genres für überholt halten, erklären sie uns im Interview.
Bei Schatzi handelt es sich um drei junge Musiker, die sich eigentlich gar nicht in das veraltete Korsett einer Band pressen lassen wollen. Vielmehr verstehen sich Yannick, Julian und Jeremias als Kollektiv. Jeglicher Output wird eng mit ihrem Team an Videographen abgesprochen und auch der Sound wird konzeptionell immer wieder eingeordnet. Starr und festgelegt wollen Schatzi jedoch keinesfalls agieren. Dadurch brechen sie die klassische Rollenverteilung auf und spielen auch die Instrumente so ein, wie es gerade für alle Beteiligten am meisten Sinn macht.
Mit dem Hintergrund mag man auch den Sound dieser noch jungen Band mit dem provokativ erscheinenden Namen besser verstehen. Schatzi ist ein Konstrukt bei dem viele Einflüsse, Ideen und Genres aufeinander treffen. Reizüberflutung in Form eines Kollektivs. Wir haben mit ihnen genau darüber gesprochen, aber auch über die Herkunft von „Animalia Parc“ und über die Definition von Glück.
Eure erste EP steht ja jetzt kurz vor Release. Ihr macht ja aber eigentlich schon länger Musik, warum habt ihr euch für die erste EP so lange Zeit genommen?
Jeremias: Tatsächlich hatten wir im Gründungsjahr schon die Idee eine EP zu machen, die „Animalia Parc“ heißt. Im Zuge dessen, dass dann aber schnell Gespräche mit Labels stattgefunden haben, hat sich schnell abgezeichnet, dass es keinen Sinn macht eine EP ohne Unterstützung ins Leere zu schießen.
Yannic: Was auch noch ein Faktor war ist, dass wir uns entschieden haben die Songs selbst zu produzieren. Wir hatten erst noch ein Treffen mit Zebo, dem Produzenten von Bilderbuch und waren bei ihm in Wien für ein paar Tage, haben mit ihm gearbeitet. Wir haben aber festgestellt, dass die Songs, die wir hatten, schon zu weit waren, um sie noch einmal komplett neu zu produzieren. Deshalb haben wir uns dazu entschieden alles selbst fertig zu produzieren und das war dann doch einfach zeitaufwändig.
Das ist für so eine junge Band ja dann doch krass, mit dem Produzenten von Bilderbuch zusammenzuarbeiten, also schon mal Probs an euch, trotzdem euren eigenen Weg zu gehen. Könnt ihr da verraten, was der ausschlaggebende Punkt war? Du meintest ja, dass die Songs dann schon irgendwie zu weit waren.
Julian: Teilweise existieren die Songs schon über zwei Jahre. Zu unserer Gründungszeit sind einige Skizzen entstanden, die es jetzt so in der Umsetzung auf die EP geschafft haben. Wenn jemand mit einer starken Meinung von außen kommt, der auch schon viel mehr gemacht hat als wir, hat man einerseits ein Gefälle. Andererseits hat es sich angefühlt, als würde man das Projekt aus der Hand geben und Probleme outsourcen. Es war eben nicht so, als wenn man vor einem Rätsel sitzt, das man selber lösen möchte. Sondern man hat dann jemanden der einen führt.
Jeremias: Im Kern sind wir den Weg gegangen aus unseren eigenen Konzeptionsgesprächen näher zusammen zu stehen und zu dritt das zu machen, was wir fühlen und für richtig empfinden. Das war dann auch der Grund für die Entscheidung zumindest jetzt bei der EP zu sagen: „Okay, wir produzieren selber und wir entscheiden auch alle Entscheidungen“. Wenn man das dann auch noch über ein Majo releasen darf, ist das schon einfach reizvoll.
Es war vielleicht an manchen Stellen ein Krampf und hat lange gedauert, sind aber froh, dass wir nicht über den Aufkleber „Schatzi war beim Bilderbuch Produzenten, hier ist ihre Debüt-EP“ kommen. Das wäre eine ganz andere Geschichte. Das war nicht das Narrativ, das wir dem Ganzen geben wollten, auch wenn das natürlich krass und cool war mit dem Produzenten von Bilderbuch zusammen zu arbeiten!
Ihr meintet, dass es für euch persönlich aufregend war den Weg dieser EP komplett für euch alleine zu gestalten, als Konstrukt. Ich finde das steht ein bisschen im Kontrast mit euren Songs. Die so wirken als würden sie so an der Oberfläche kratzen, also von den Lyrics, wenn man rein die Songtitel sich anguckt. Würdet ihr sagen, dass die EP super persönlich ist, oder eher oberflächlich?
Jeremias: Ich glaube dass wir diesen konzeptionellen Ansatz wählen, weil wir gerne Popkultur konsumieren. Es sind Collagen aus unseren Eindrücken und diese wollen wir auf eine sehr überspitzte Weise pro Song mit Ideen runterbrechen auf etwas Konkretes. Ich verstehe, dass sich das als Widerspruch anhört: Ist das jetzt ein persönlicher Text, wenn der so allgemein formuliert klingt? Wo ist der Persönlichkeitsanteil von den drei Jungs? Aber tatsächlich ist der genau Ansatz so eine Art von Musik zu machen oder die Art wie die Musik entsteht ist der Kontext der unsere Persönlichkeiten beinhaltet, glaube ich.
Wenn man den Namen eurer EP „Animalia Parc“ auf Google eingibt, findet man einen Tierpark in Frankreich. Was hat es damit auf sich?
Julian: Das ist tatsächlich besagter Tierpark in Frankreich. Wie waren im Gründungsjahr, also 2018 im Sommer, über einen relativ langen Zeitraum in Südfrankreich. Und die Gegend da war so relativ strukturschwach, total dünn besiedelt aber auch total schön und wild. Ähnlich wie das Haus in dem wir uns aufgehalten haben. Es war ein total schönes Haus, groß, die Natur hat sich schon den Swimming Pool und alles wieder zurückgeholt und alles war ein bisschen angefressen. Wenn man zum Strand fahren wollte, musste man 10 km durch den Wald durch das Nichts. An jeder Abbiegung gab es ein fettes Schild wo „Animalia Parc“ drauf stand und das hatte für mich, der das erste mal da an diesem Ort war, oder für alle, irgendwie so was Mystisches. Dieser Park war nicht zu sehen und doch war er durch die Schilder omnipräsent und das hat dann diesen Park irgendwie zu was total Großem gemacht, obwohl es im Endeffekt nur ein Streichelzoo oder so ist. Und das hatte dann irgendwie so einen schönen Nebeneffekt: „Animalia Parc“.
Beim Anhören der Songs der EP, kamen schnell Assoziationen, die apokalyptische Zustände wecken. Da ist „Animalia Parc“ doch recht passend?
Jeremias: Das ist vielleicht auch nochmal die Brücke zum „Animalia Parc“, weil diese Region wo das Ganze war, war total widersprüchlich. Wunderschön schön, tolle Natur, irre Sommer, total heiß aber ganz ganz seltsame Mentalität von den Leuten. Wir wurden auch einmal auf dem Weg zum Strand angehalten, so nach dem Motto „Wir holen jetzt die Knarre raus“, also total strange. Und das ist das „Animalia Parc“-Gefühl, dieses Große Zelt, das die EP einrahmt oder die Grundstimmung setzt. Es muss Risse im Schönen geben, Widersprüche. Es muss sich reiben und diesem Gefühl wollten wir einen Namen geben und das tut irgendwie „Animalia Parc“ ganz gut und wir glauben das zieht sich auch ein bisschen durch die Songs.
Ihr habt ja bei eurem letzten Video, ein Sample mit Zitat „Il n’y a pas d’amour heureux“ des französischen Dichters Louis Aragon eingesetzt. Das greift eben genau diese Idee auf. Das Konzept vom alleinstehenden Glück. Gibt es das für euch das vollkommene Glück oder ist es immer mit Negativem verbunden?
Jeremias: Die Sache ist die: Wir sind alle totale Mittelstands-Kids und deswegen glaube ich können wir die Frage überhaupt nicht beantworten, weil das eine Frage des Maßstabs ist. Uns geht es super gut. Worüber sollen wir uns beschweren? Trotzdem trägt man eine gewisse Melancholie mit sich oder ist widersprüchlich in seinem Empfinden. Ich glaube, das hört man dann auch in der Musik und das ist dann vielleicht auch das, wo man selber einen Bezug dazu hat. Oder Julian?
Julian: Ja ich weiß nicht, das ist eine sehr, sehr schwierige Frage, da sie fast schon philosophisch ist. In dem Rahmen in dem textlich und musikalisch arbeiten, geht es irgendwie immer um diese Brüche und man skizziert eine Welt in der auch sehr viel Wohlstand ist. Und doch ist alles ein bisschen kaputt und das passt grade auch tatsächlich, obwohl es nicht dafür geschrieben wurde, irgendwie wunderbar in diese Zeit und dieses Jahr.
Habt ihr euch eigentlich mal die Youtube-Kommentare unter euren Videos durchgelesen?
Jeremias: Selbstverständlich, ja.
Da sind schon paar funny Sachen dabei. Ich hab mir mal eins rausgesucht, ihr könnt ja mal ein Statement dazu abgeben: „Ich stehe nicht auf Soft-Pussy-Sing-Sang“.
Julian: Ich habe mir schon ein bisschen gedacht, dass der Kommentar jetzt kommen könnte. Ich glaube, der ist bei „Glock“ und ja also hat man eigentlich alles richtig gemacht, wenn man so einen Kommentar bekommt. Da ist wohl irgendeine Form von Männlichkeit, die sich da ein bisschen angegriffen fühlt und das ist dann goldrichtig. Also perfekt!
Die Meinungen zu eurer Musik gehen allgemein ziemlich auseinander. Ist es Schlager, ist es Trap? Man kann es extrem schlecht zuordnen und das polarisiert. Seid ihr euch dessen irgendwie bewusst, dass die Leute euch nicht in eine Schublade packen können?
Yannic: Ja auf jeden Fall. Gerade, wenn es um die Genre-Einteilung geht auch bei Releases ist eine super schwierige Angelegenheit. Ich finde es langweilig, wenn man etwas einer Kategorie zuordnen kann. Auf der EP findet man, wenn man es darauf analysieren würde, sehr viele verschiedenen Genres, oder Anteile von verschiedensten Genres. Da unsere Inspiration sich auch aus sehr vielen verschiedenen Quellen zieht, ist es die logische Konsequenz, dass unsere Musik in ganz viele Genres passt oder eben auch nicht passt. Dieses Kategoriendenken berücksichtigen wir beim Musikmachen überhaupt nicht. Doch bevor wir überhaupt angefangen haben richtig Musik zu machen, haben wir zu fünft konzeptionelle Gespräche geführt. Gemeinsam mit unserem Videoteam haben wir bestimmt, was Schatzi ist und was Schatzi auf gar keinen Fall ist. Da war die Liste der Dinge die wir nicht sein wollen erstmal sehr lang und daraus hat sich das ganze Bild von Schatzi, was sowohl auditiv als auch visuell funktioniert leicht geschärft. Damit konnten wir zu fünft in diese Richtung gehen und immer versuchen bei jedem Song ein Bild oder eine Idee, die wir hatten in der vollständigen Tiefe so zu formen. Das ist eigentlich der Modus, wie wir arbeiten. Aber dem Ganzen eine Kategorie zu geben, im Sinne eines Genres, find ich sehr schwierig.
Jeremias: Das wäre dann wahrscheinlich Pop.
Das ist ja für euch super dankbar, weil man ja so nicht weiß, was man erwarten soll. Es ist ja jedes Mal eine neue Facette dabei und so könnt ihr euch in dem Rahmen, den ihr euch selber geschaffen habt ja super gut austoben…
Julian: Ja total, das war auch so irgendwo geplant, dass man bevor man anfängt und richtig in die Tiefe geht, festlegt was man nicht ist und dann hat man die Möglichkeit, das was man sein will ganz frei zu definieren. Man kann mehr Genres ausschließen, als Genres zuzuordnen.
Welche Sachen möchten Schatzi denn konkret sein?
Jeremias: Für uns ist Sound total entscheidend. Uns war wirklich wahnsinnig entscheidend, dass viel darüber nachgedacht wurde, wie man klingen möchte und was sind Elemente die man eigentlich gar nicht bedienen möchte. Dass jetzt eine Gitarre so stattfindet auf der EP, ist eigentlich auch eine Entwicklung über Zeit, weil wir anfangs überlegt haben, ob die Gitarre als Sound-Element überhaupt noch zeitgemäß ist. Virtuosität am Instrument finden wir furchtbar langweilig. Die Egos in der Musik oder in der Band sind auch nicht entscheidend, sondern die Idee pro Song oder das Gefühl, das Bild, das man in dem Song perfektionieren oder genau treffen will. Eine Idee genau auszuformulieren und genauso klingen zu lassen, wie es das ganze am besten dann trifft, in dem Fall und nicht: „hey ich zock halt noch ein Solo“.
In eurem Pressetext fallen Begriffe wie Langeweile. Zusätzlich wird die Story erzählt, wie bei einem Bandcontest mit einer Fullplayback-Show angetreten sein, um den Contest zu persiflieren. Was stört euch denn am meisten am Musik Business?
Jeremias: Es ist jetzt nicht so, dass wir absichtlich Antagonisten werden wollten. Was uns vielleicht stört, beziehungsweise was vielleicht ein Gegenentwurf sein soll, ist die Akribie der einzelnen Songs. „Rita“ als Beispiel: Da ist die Demo in Südfrankreich entstanden. Danach haben wir den Song zwei Jahre mit uns herumgeschleppt, um weiter daran zu feilen und zu sagen: „Wir nehmen ihn noch einmal auf und gehen noch einmal dafür ins Studio.“ Die Idee dahinter ist etwas Langlebiges zu schaffen und das ist dann vielleicht der Gegenentwurf zu einer gewissen Form von Schnelllebigkeit. Wobei selbst das nicht aus einer Frustration entsteht, weil man sauer über Musikdeutschland ist.
Ihr spielt immer wieder mit diesem Bild von Luxus, der Song „Porsche“ als Beispiel genommen. Spielt ihr hier bewusst mit Kontrasten? Oder um Provokation?
Julian: Das ist schon sehr bewusst. Wir spielen, dadurch wie wir aussehen, eher auf den Lifestyle der Golfclubs an, als wenn wir jetzt groß auf einen Gangsterrap machen. Das alles passiert mit einem Augenzwinkern und thematisiert die Wohlstandsverwahrlosung. Heutzutage funktioniert Rapmusik – und Rapmusik ist der Pop gerade – oft über das plumpe Ausspielen von Statussymbolen und das diktiert grade total viel und dann kann man schauen, wie man sich selber dazu positioniert. Wir versuchen es für uns ironisch damit zu brechen und somit Stellung dazu zu nehmen.
Jeremias: Es ist vielleicht auch bisschen Abbild des Umfelds in dem wir großgeworden sind. Wir stammen aus einer nicht wirklich großen Stadt in einem sehr bürgerlichen Gymnasiasten-Umfeld, wo auch diese Statussymbole im erweiterten Umfeld schon eine Bedeutung immer haben. Man wächst mit dem Bewusstsein dafür auf, dass es eigentlich vollkommen egal ist, aber trotzdem findet es alles statt. Vielleicht nicht bei einem persönlich, aber man nimmt es wahr und es ist Teil der Realität, die einen prägt. Autos sind irgendwie ein Ding und dabei sind Autos eigentlich nicht die Zukunft. Es ist auch was sehr deutsches Autos so geil zu finden und sich vorzunehmen, wenn ich jetzt endlich Geld verdiene, dann will ich Marke XY fahren.
Es ist immer schwierig, dadurch, dass wir generell so Spaß an Popkultur im Allgemeinen haben, einem Kind einen bewussten Namen zu geben. Unsere Motivation ist jetzt keine Kritik am Kapitalismus in Westdeutschland oder wo auch immer, sondern ein popkulturelles Gesamtbild oder eine Gesamtcollage. Diese basteln wir mit unseren eigenen Anteilen und dann entstehen vielleicht unkommentierte Abbilder von uns und unserem Umfeld.
Das Video zu „Vroom“ aus der EP „Animalia Parc“:
Fotos:
Nicholas Moussalem (Header)
Jan Lehmann (Zitat)
Der Song „Turkey Stew“ ist Teil eines Best Ofs, das in acht verschiedenen Sprachen aufgenommen wurde. Das dazugehörige Video zeigt Chuckamuck DIY im Badezimmer.
„It has not been definitively proved that the language of words is the best possible language“, mit diesen Worten des Theater-Theoretikers Antonin Artaud beginnt der Pressetext zu dem neuen Projekt von Chuckamuck. Tatsächlich hätten sie wahrscheinlich kein treffenderes Zitat finden können, um ihr ganz besonderes Best Of zu beschreiben. Die vier Musiker möchten mit „Language Barrier“ zeigen, dass Sprache auch heutzutage noch immer Grenzen aufzeigt. Aus der Rolle des Betroffenen sprechen sie damit ein Problem an, das Ihnen als deutschsprachige Band immer wieder begegnet.
Man steht in einem ständigen Konflikt. Zum einen spielt man mit dem Gedanken sich mit der englischen Sprache für einen größeren Markt zu öffnen, zum anderen möchte man mit der deutschen Sprache seine lokale Szene stärken. Und auch die Sprache an sich funktioniert auf internationaler Bühne meistens nur dann, wenn sie stark stereotypisch daherkommt. Beste Beispiele hierfür sind Rammstein oder die kühlen Vocals von Kraftwerk. Beide Projekte vereinen Bilder, die man auf der Welt von dem „Deutschsein“ hat.
Aus diesem Frust und Unmut heraus wollen Chuckamuck mit „Language Barrier“ die allgemeine Sprache der Musik walten lassen. Doch das Projekt ist weitaus mehr, als nur ein paar neu eingespielte Songs mit Texten in verschiedensten Sprachen. Die Lyrics auf Italienisch, Französisch, Spanisch, Schwedisch, Polnisch, Englisch , Hebräisch und Japanisch wurden mithilfe von Freunden und und Bekannten übersetzt. Man kann das Album also auch als Zusammenkunft von vielen Kulturen sehen.
Mit „Turkey Stew“ haben wir es mit einem Exemplar in englischer Sprache zu tun. Das dazugehörige Videomaterial zeigt die Musiker, wie soll es auch anders sein, in den eigenen vier Wänden. Was vor 2020 noch Hotelzimmer und Nightliner waren, hat sich nun im Fall von Chuckamuck in das heimische Badezimmer verschoben. Zu sehen sind die Musiker bei einem wilden Gig, umgeben von Badewasser, Bademänteln und römisch anmutender Verkleidung. „Turkey Stew“ ist nach „Eskimo Limon“ der zweite Song, den die Band aus ihrem „Language Barrier“, welches zusätzlich noch als Video-Album dargestellt wird, vorstellt.
Das Video zu „Turkey Stew“ von Chuckamuck gibt es hier:
Der Song „Europa“ entstand auf einer Reise nach Freiburg, auf der sie Bekanntschaft mit der AfD gemacht haben. Im dazugehörigen Video boarden sie das mit der französisch-deutschen Freundschaft weg.
Wenn man das politische Konstrukt der europäischen Union einmal außen vor lässt, ist die Idee nicht mehr und nicht weniger als ein Sammelsurium vieler Kulturen. Und genau diese Kulturen bringen Sahara mit ihrem Song „Europa“ zusammen. Entstanden ist der Song in einer französisch-deutschen Komposition und thematisiert die Wut über die AfD. Auf einer Reise nach Freiburg stießen sie auf eine Demo der rechtspopulistischen Parte und fühlten die angespannte Stimmung, die vorherrschte.
Im dazugehörigen Video spiegeln sie diese angespannte Stimmung und demonstrieren Offenheit. Gedreht wurde der Clip gemeinsam mit der deutsche Longboard-Tänzerin Giulia Alfeo, die locker und leicht im angenehmen Setting tanzt & fährt. Einspieler mit und von PolitikerInnen brechen das harmonisch wirkende Setting. Diese wurden, um das Video zu abstrahieren, mit süßen Stickern digital überklebt.
„Europa“ ist einer Part von „Talk!Talk!Talk!, eine Serie aus drei Triptychen, die unter dem Namen „It’s Only Talk“ läuft. Gesungen werden die Songs in drei verschiedenen Sprachen. Diese dienen alle dazu die tiefe moralische Unruhe zum Ausdruck zu bringen, die Menschen überall in Europa aufgrund des politischen Diskurses fühlen. Vielleicht auch aus diesem Grund baut sich das Duo laut eigener Aussage lieber ihr eigenes Königreich. Ein Königreich, welches sich gegen Standardisierung und das politische Klima aufbäumt – mit künstlerischer Freiheit. Sahara aus Frankreich machen sich frei von jeglichen Genre-Konventionen und vermischen die Punk Madness der 80er auf und lassen sie gemeinsam mit der Jazz Utopia der 70er Jahre auftreten.
Die Message von „hdl“: Es geht um die Liebe und doch irgendwie auch um jugendlichen Herzschmerz. Und genau diese kleinen Probleme tun in der Zeit in der wir leben auch mal gut.
Ihre Fans lieben JEREMIAS für ihre smoothe Mischung aus Groove und Herzschmerz. „hdl“ ist also nicht nur eine Unterbrechung ihrer Release-Pause, sondern fügt sich auch in eben genau diese Riege an Songs ein. In Tracks wie „diffus“, „schon okay“ oder „keine liebe“ offenbaren sie die Zerbrechlichkeit von jungen Erwachsenen. Es geht um das Verlassenwerden aber auch um das Verliebtsein und die Liebe als übergeordnetes Thema.
Im Disco-Sound der Band aus Hannover schwingt also auch immer ein Hang Melancholie mit. Ein Hang nach einer Zeit in der viele von uns noch gar nicht auf dieser Welt waren. Im Video zu „hdl“ erheben sie zu dem ein Objekt zum heimlichen Star, das auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Es geht um das Nokia 3310. Man möchte gar nicht wissen, wie viele mehr oder weniger ernst gemeinte Liebesbotschaften schon über die grauen Tasten gewandert sind. Da Textnachrichten zu jener Zeit noch ein teures Gut waren, wurde die Worte „hab dich lieb“ eben oft mit „hdl“ abgekürzt. Emotionaler Pragmatismus – genau so wie die Liebesgeschichte, die uns JEREMIAS in ihrem Song erzählen.
Mit „alma“ hat JEREMIAS erst vor einigen Monat eine EP veröffentlicht. Im Anschluss mussten die Musiker jedoch Corona-bedingt eine Pause einlegen. An eine Festivalsaison war nicht zu denken und auch sonst gab das Musikerleben in der Zeit wenig her. Mit „hdl“ schenken sie ihren Fans nun einen Song, um die anstehende Zeit gut zu überstehen.