Start Blog Seite 20

Enissa Amanis Handeln ist der schonungslose Spiegel, den Deutschland benötigt

0
Quelle: Instagram Énissa Amanī

Mit ihrem furchtlosen Protest gegen die AfD und Rassismus zeigt die Komikerin, Künstlerin und Aktivistin, dass Deutschland gewaltige Lücken im Rechtssystem hat – und nicht nur da.

Einmal den aktuellen Stand vorweg: Enissa Amani, ihres Zeichens hauptberuflich Komikerin, soll 40 Tage lang ins Gefängnis, weil sich weigert eine Geldstrafe im Wert von 1.800 Euro zu zahlen. Dies tut sie jedoch nicht, weil sie die Strafe zu hoch findet, das Geld nicht zahlen möchte oder die Strafe ungerechtfertigt findet. Im Gegenteil: Sie findet ihre Strafe sogar vergleichsweise gering und findet auch, dass jegliche Art von Beleidigung bestraft gehört.

Und genau da liegt der Kern des Problems. Angezeigt wurde sie von dem AfD-Landtagsabgeordneten Andreas Winhart, den sie nach mehreren rassistischen Beleidigungen 2019 als „Idiot“ und „Bastard“ bezeichnet hat. Winhart hatte unter anderem das N-Wort benutzt, wie sich rassistischer Stereotype bedient. Außerdem gab er Geflüchteten eine Mitschuld an HIV-, Krätze- und TBC-Fällen in seinem Landkreis. Im Februar hatte die Staatsanwaltschaft Traunstein nach einer Strafanzeige die Ermittlung gegen Winhart eingestellt, es gelte das „Recht auf polemische Zuspitzung und zur bewussten Provokation“.

Jetzt kann man natürlich darüber streiten wie schwerwiegend Beleidigungen wie „Idiot“ tatsächlich in einer Zeit sind, in denen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens regelmäßig mit dem Tod gedroht wird. Es ist unbestritten, dass das Diskussionsklima derzeit angespannt ist. Spannend wird es jedoch dann, wenn man einmal betrachtet, woher diese Nichtkultur des Streitens auf einmal herkommt.

So ist es doch gerade die AfD, deren komplette Existenz nur durch das Schaffen von Polemik Bestand hat. Man erinnere sich nur an das Statement von Winharts Parteivorsitzenden Alice Weidel zurück: „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern.“

Enissa Amanis Statement auf Instagram:

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Énissa Amanī (@enissa_amani)

Genau dies hinterfragt auch Amani in ihrem knapp 17-minütigen Statement auf Instagram: „…aber möchte wissen, warum so eine Volksverhetzung komplett ungeahndet davon kommt.“. Und stellt somit eine wichtige Frage: Wie kann es sein, dass das Recht eines einzelnen Politikers mehr geschützt ist, als das Recht ganzer Bevölkerungsgruppen? Liegt es vielleicht daran, dass große Teil des deutschen Rechtsapparates voll sind mit AfD-nahen Polizist:innen, Staatsanwält:innen, Rich­te­r:in­nen und Schö­f:in­nen? Liegt es vielleicht daran, dass ein großer Teil Deutschlands sämtlichen Menschen ohne deutschen Background völlig egal sind?

Wie kann es sein, dass Aussetzer von Politiker:innen rechtlich, wie auch in der Gesellschaft noch immer als „Wahlkampf“ und „Polemik“ abgetan werden? Das Urteil Amanis, oder vielmehr das Nicht-Urteil Winharts lassen einen mit einem Gefühl von Hilflosigkeit zurück. Es ist wahnsinnig frustrierend, wenn man sich als in Deutschland lebender Mensch nicht mehr durch die Regierung und die Justiz repräsentiert fühlt. Es mag sein, dass die Paragraphen das Urteil bestätigen. Doch stellt sich hier die Frage, ob man sich in der Vergangenheit wirklich immer nach den Maßstäben gehandelt hat? Alleine, dass man diese Fragen stellen muss zeigt, dass Deutschland ein gewaltiges Problem mit seinem Justizsystem hat und dies leider oftmals zum Nachteil derjenigen, deren Stimme jahrzehntelang nicht gehört wurde.

Daher ist es umso wichtiger, dass jeder von uns einen Teil dazu beiträgt laute Stimmen, wie die von Enissa Amani, noch lauter zu machen. Was gerade im Hip Hop am Beispiel von Jalil passiert, sollte eine Blaupause für den Rest der deutschen Medienlandschaft – und auch für jeden Einzelnen von uns – werden. Denn nur dann ist Zusammenleben mit den gleichen Idealen weiterhin möglich.

Wir brauchen mehr Charli XCX im Pop, weil sie unsere Sicht auf Pop verändert

0

Charli XCX ist mit ihrer Musik die Emanzipation des Pop. Sie spricht Cyberpop-Fans, Team Britney und alle Menschen, die sich oftmals missverstanden gleichermaßen an. Mit dieser Mischung möchte sie uns in das nächste Jahrzehnt des Pop mitnehmen.

Charlotte Aitchison, besser bekannt als Charli XCX, hat keinen leichten Stand in der breiten Masse. Dies hängt vor allem noch immer mit dem Erfolg ihres Albums „Sucker“ zusammen. So fasste beispielsweise der Musikexpress die Musik der Britin wie folgt zusammen: „Man kann die Gläser heben und dieser Platte als großem Statement zuprosten oder sie ein bisschen albern finden. Oder beides.“ Und genau mit dem Image hat die Musikerin bis heute zu kämpfen.

Ein Hacker-Angriff, der alles veränderte

Wenn man an Charli XCX denkt, fallen einem schnell Songs wie „Boom Clap“ oder der Theme Song von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ aus dem Jahr 2015 ein. Letzteres verhalf ihr auch in Deutschland zum Durchbruch. Doch dabei ist Charli XCX viel mehr, als ein reines Pop-Gebilde, der man Songs auf den Leib schneidert und die Sache dann schon irgendwie Plays genieren wird. Doch dann kam eine Art Cut in ihrer Karriere, der wohl auch mit dem Jahr 2016 zusammenhing. Sie steckte in den finalen Zügen zu ihrem dritten Studioalbum, als dieses quasi über Nacht geleakt wurde. Bis heute ist unklar, wie sie gehackt wurde doch mit dem „Release“ änderte sich die Sicht auf das komplette Konstrukt und die Arbeitsweise im Musikbusiness, wie sie Fader gegenüber erzählt.

Fortan schenkte sie dem Konzept eines „Albums“ weniger Bedeutung, nannte ihre Releases „Mixtape“ und kämpfte sich somit frei von dem Druck und Konventionen des Geschäfts. Es war die unfreiwillige Abkehr von dem Pop-Geschäft, wie man es kennt. Mit der EP „Vroom Vroom“ war sie nicht mehr das geschaffene Bild des Bad Girls für die Masse, sondern das Bad Girl, das sich gegen ein ganzes Genre emanzipiert. Dies tut sie zu Beginn vor allem musikalisch in dem sie mit der Avantgarde-Pop Bubble zusammenarbeitet. AG Cook war der Erste, der ihre Musik in die Zeitmaschine gepresst hat und sie damit auch für Acts wie SOPHIE oder Caroline Polacheck interessant gemacht.

Ein neues Selbstbewusstsein für Pop

Heute ist es Charli XCX selbst, die Türen für junge Künstler:innen öffnet, wenn sie Songs wie „Gone“ releast. Sie ist eine der gefragtesten Acts für Kollaborationen, da sie auch Genre-Grenzen für Pop überflüssig hat werden lassen. Christine and the Queens, Sky Ferreira, Tommy Cash, Uffie, Haim, Lil Yachti, man könnte diese Liste ewig so weiterführen. Oder sie holt sich halt das Who is Who in ihre Musikvideos wie bei „Boys“.  „Künstler:innen wie Charli XCX zeigen, dass sie die Kontrolle haben und damit Erfolg haben“, meint Girli und zeigt, dass die Britin Raum für ein neues Selbstbewusstsein der Protagonist:innen eines Genres gemacht hat. Charli XCX selbst und nicht irgendein Manager bestimmt ihren Sound, das nächste Musikvideo, ihr nächstes Release, ihr nächstes Projekt. Sie steht stellvertretend dafür, dass Pop längst mehr als eine Dienstleistung ist.

Charli XCX veröffentlicht den neuen Song "I Finally Understand"

Dies funktioniert aber auch so gut, weil die Künstlerin immer wieder Einflüsse anderer Genres in ihre Musik mit einfließen lässt. Elemente aus dem K-Pop, der Rave-Szene, Emo-Welt oder sogar Einflüsse von Bedroom-Pop und Indie werden von Charli XCX als Hommage zu neuen Songs verarbeitet ohne, dass sie dabei in die Falle der kulturellen Aneignung tappt. Vielmehr schätzt und liebt sie ihre Einflüsse derart, dass die ihnen zu einer größeren Bühne verhelfen möchte.

Es sind die bereits genannten Faktoren, die dann auf ein Verständnis für Trend- und vor allem Internet-Kultur stoßen, die dann auch den letzten Drinnie unter uns anspricht. Fans der Künstlerin wissen, dass Charli XCX, selbst wenn sie groß auftrumpft wie im Video zu „Good Ones“ im Herzen doch Charlotte Aitchison ist, die wahrscheinlich noch oft an die Zeit von Myspace zurückdenkt, wenn sie abends mit ihrem Freund auf der Couch abhängt, wie „1999“ auf ihre ganz eigene Art und Weise zeigt.

Charli XCX zeigt Verständnis für alle die, die eigentlich in Memes denken, jeden von Team Britney, für ihre Kolleg:innen und möchte uns alle gemeinsam an die Hand nehmen, um dann gemeinsam in das nächste Jahrzehnt des Pop zu reisen. Dies mag albern klingen oder nur einfach nach „how i’m feeling“ now.

Hier das neueste Video von Charli XCX zu „New Shapes“:

Sehnsucht aus der Kleinstadt – So war es bei Provinz in Köln

0

Lang ist es her, da gaben Provinz ihre Tour „Wir bauen Euch Amerika“ bekannt. Jetzt findet sie endlich statt. Wir waren in Köln für euch mit der Kamera vor Ort.

Provinz, das ist diese Band mit den vier Jungs aus Ravensburg, die scheinbar so viel Energie haben, dass sie gar nicht wissen, wohin damit. Ihr Ventil: Die Bühne! Tatsächlich ist es genauso, wenn man ein Provinz-Konzert besucht. Sänger Vincent schreit sich die jugendliche Seele aus dem Leib, alle Fans schreien ihm entgegen. Denn natürlich kennt hier jeder die Songs von dem Mädchen, das sich die blonden Haare blau färbt, weil ein Typ ihr nicht schreibt.

Und genau darum funktioniert die Band so gut und ihre Texte. Weil sie wahr sind und weil sie die Träume der Generation gebündelt in einen Song wiedergeben. Sehnsüchte die man hat, wenn man in einer Kleinstadt erwachsen geworden ist. Vielleicht passt deshalb auch der Albumtitel so gut. Denn „Wir bauten uns Amerika“ ist der Wunsch nach mehr.

Nicht zuletzt ist diese Energie der Band bis in die letzte Reihe zu spüren. Man darf endlich wieder tanzen und mitsingen. Und das tut hier jeder.

Mehr Bilder vom Konzert in Köln gibt es hier:

Provinz sind auch 2022 wieder auf Tour. Ob sie auch in deine Stadt kommen, siehst du hier.

Bilderbuch kündigen Tour und neues Album „Gelb ist das Feld“ an

0
Bilderbuch kündigen Tour und neues Album an
Bilderbuch // © Hendrik Schneider

Nach ihrer Doppelsingle „Nahuel Huapi/Daydrinking“ kündigen Bilderbuch nun das Datum für ihr neues Album an und verraten den Namen.

Große Acts zeichnen sich dadurch aus nicht an einen bestimmten Sound gefesselt zu sein. Egal ob die Arctic Monkeys, The 1975 oder eben Bilderbuch, alle haben es geschafft ihre eigene Musik genre-unabhängig zu machen. Dies haben Bilderbuch spätestens mit dem Release der Doppelsingle „Nahuel Huapi/Daydrinking“ bewiesen. Mit ihrem Americana-Sound haben sie uns, trotz Reisebeschränkungen, auf eine Reise in Schönheit der us-amerikanischen Natur mitgenommen.

Nun hat die Band ihr dazugehöriges Album angekündigt. „Gelb is das Feld“ ist das mittlerweile siebte Studioalbum von Bilderbuch und erscheint am 25. März 2022. Im Anschluss geht die Band auf eine exklusive Tour durch einige der schönsten Konzerthäuser unserer Breitengrade. Der Vorverkauf startet am 18.11. um 10 Uhr via http://bilderbuch-musik.at/. Doch noch in diesem Jahr machen Bilderbuch aus ihrem amerikanischen Traum Wirklichkeit. Im November und im Dezember touren sie gemeinsam mit Roosevelt durch die USA und Kanada.

Man darf gespannt sein, ob Bilderbuch den angeteasten Sound über ein komplettes Album durchziehen werden. Wer die Musiker verfolgt, sollte hier jedoch kaum Zweifel haben. Alben wie „vernissage my heart“, „mea culpa“ aber auch schon „Magic Life“ haben bewiesen, dass die Wiener einen Longplayer immer als eine Art Gesamtkunstwerk sehen. Dies wollen sie bespielen und passen demnach auch immer das Bühnenbild und sogar ihre Looks daran an. Der Name „Gelb is das Feld“ sollte hier also als Hinweis ausreichen. Und wer weiß, vielleicht tourt die Band im nächsten Jahr dann bereits mit Acts wie Whitney durch die USA – denn die haben den Americana-Sound in den letzten Jahren perfektioniert.

Hier das Video zu „Nahual Huapi“ von Bilderbuch:

Bereit für den Sturm: Idles veröffentlichen neues Album „Crawler“

0
Idles veröffentlichen neues Album „Crawler“
Idles // © Tom Ham

„Crawler“ heißt das vierte Album der Punkband aus Bristol. Entstanden in der Zeit der Pandemie ist es ein Zeitdokument und gleichzeitig Katalysator zum Thema mentale Gesundheit.

„It was February. I was cold and I was high“ krächzt Joe Talbot von Idles im Opener „MTT 420 RR“. Das kauft man ihm sofort ab, grübelt man doch selbst kurz wie man sich im Februar 2020 gefühlt hat, oder war es 2019? Das Zeitgefühl ist mit dem Beginn der Pandemie aus den Fugen geraten. Nicht nur das Zeitgefühl, auch die Ups and Downs der Isolation, Lockdowns, sinkenden und steigenden Zahlen führen zu einem Gefühl der Verwirrung und des Verlorenseins. An manchen Tagen fühlt man sich gar, als würde man auf dem Zahnfleisch kriechen, als sei man ein „Crawler“.

„Are you ready for the storm?“, fragt Talbot hörbar verletzlich. Googelt man die Seriennummer „MTT 420 RR“ erschließt sich schnell die Bedeutung hinter dem kryptischen Songtitel. Dahinter verbirgt sich ein Motorrad, das Talbot nur knapp verfehlte, als er high in einem Auto saß. Ein entscheidender Moment des Umdenkens.

Die Band hat auf den vorherigen Alben „Ultra Mono“ (2020), „Joy As An Act Of Resistance“ (2018) und „Brutalism“ (2017) bereits Themen wie mentale Gesundheit thematisiert, neben Brexit, Nationalismus und toxischer Männlichkeit. Nun trifft das Album aber noch mehr einen kollektiven Nerv, unabhängig von Klasse, Geschlecht, Ideologie denn: we are all in this together. Während der Vorgänger „Ultra Mono“ an manchen Stellen verkrampft daher kommt, bricht beim Neuling „Crawler“ mit scheinbar angestauter Energie alles aus Idles heraus.

Die Band musste medial und durch Künstler wie Sleaford Mods einige Kritik an ihrer Glaubwürdigkeit und wirklichen Roughness einstecken. Das ging scheinbar nicht spurlos an ihnen vorbei und führte bei „Ultra Mono“ zu einer hörbaren Bemühung um Lockerheit, die in sich verharkt scheint. Davon ist auf „Crawler“, auf dem sie mit HipHop-Produzenten KennyBeats neue Wege ausprobieren, nichts mehr zu spüren.

„Crawler“: ein Zeitdokument, das einen Nerv trifft

Idles sind voll in ihrem Element, ganz sie selbst. Es klingt vielleicht abgedroschen, aber das neue Album klingt erfrischend. Bei „Car Crash“ hören wir psychedelischen Gesang, der an „One Hot Minute“ von den Red Hot Chili Peppers erinnert, ein Album, das bekanntlich in einer Ausnahmesituation für die Band entstanden ist und dadurch offenbar eine Grenzöffnung ermöglicht. Nach dem Motto ‚what the fuck haben wir zu verlieren, es ist eh alles am Arsch?!‘ Im Moment der höchsten Not sich den Schmerz und die Verzweiflung von der Seele jammen, ist manchmal der heilsamste Weg.

„Progress“ sticht besonders hervor. Jon Beavis an den Drums hat Pause, dafür übernimmt waberndem Gesang. Wenn man sich hingegeben hat und weggetragen wurde, übernimmt ruckartig „Wizz“, einer von zwei Songs mit „Kelechi“, der bei knapp 30 Sekunden liegt und uns wieder ins Hier und Jetzt prügelt. Ihr Album als Vinyl Platte erscheint als umweltfreundlicher Ecomix. Jedes Exemplar ist ein Unikat. Eben ein Zeitdokument, das einen Nerv trifft. Wenn Idles kriechen, stehen sie wieder auf und meistern den Sturm. Erzeugen selbst einen, der uns mitreißt und am Ende das Leben feiern lässt. Das zeigen Idles mit „Crawler“ eindrücklich.

Seht hier das Video zur Single „The Beachland Ballroom“ (Part 1):

NALI veröffentlicht dritte Single „Abendrot“ und kündigt neues Album an

0
NALI veröffentlicht dritte Single
NALI // © Logor Oluwamuyiwa

Vom Spielen mit dem Drumcomputer seines Vaters, hin zur Arbeit mit dem Ausnahmeproduzenten Samon Kawamura. NALI versöhnt Old School und New School Rap miteinander. Eine künstlerisch beeindruckende Gratwanderung, die der Berliner Rapper in seiner neuen Single „Abendrot“ hinlegt.

Die Arbeit an dem neuen Album „Asche“ von NALI, das am 10. Dezember erscheint, entstand nicht durch mechanische Sessions im Studio mit Kawamura. Im Gegenteil: Bevor überhaupt angefangen wurde etwas zu produzieren, hat man sich ausgetauscht, dem anderen zugehört, sich überhaupt erstmal kennengelernt. Erst dann kristallisierten sich die gemeinsamen musikalischen Visionen heraus. So einfach entstehen die ersten Songs – fast wie von alleine.

Die Beats von Kawamura, besonders in der neuen und dritten Single „Abendrot“ sind schon beinahe hypnotisch. Dreiminütige, minimalistische Loops, die keine krassen Drums brauchen, um die Leute in den Bann zu ziehen. Auch jazzige Sounds finden sich im Track wieder, nicht weit verwunderlich, denn der Produzent Kawamura legt sich nicht auf ein Genre fest und arbeitet gleichzeitig mit anderen Künstlern wie dem Jazzmusiker Till Brönner.

Die pandemiebedingte Leere der letzten Monate in Lagos, der Hauptstadt von Nigeria spiegeln sich nicht nur in den Ausschnitten im Musikvideo wieder, sondern auch in seiner Musik. Der Track „Abendrot“ handelt von der Reflexion NALIS Selbst, eingebettet in Momentaufnahmen seines Alltags. So rappt er: „Kann schon wieder mein Schlüsselbund nicht finden / Natürlich spät dran, aber kann ohne ihn nicht verschwinden”

Und: „Schreib ein Lied für ein Rapper mit mehr Hype / Denke weiterhin: ich bin kurz davor, braucht nur ’nen bisschen Zeit“ Die Hoffnung, etwas Größeres zu erreichen, bleibt für NALI in „Abendrot“ zunächst nur eine Vorstellung.

„Nimm das, was du hast und mach das Beste draus / ich mach es auch, doch lass uns nicht vergleichen, das bringt uns nicht hoch.“

Doch die geschickte Ambivalenz zwischen dem fast farblosen, unbedeutenden Alltag und dem Daily Hustle für seine Musik lässt spüren, dass der Rapper noch viel mehr geplant hat. Mehr, als wir alle glauben. Wie beeindruckend er Erzählungen aus seinem Leben schildern kann, wird sich noch als wichtiges Instrument für die neue Gegenkultur zur aktuellen Deutschrap Szene entfalten.

Das Video zu „Abendrot“ gibt es hier:

Das Huxleys feiert mit RE:LIVE die Live-Musik (+Gewinnspiel)

0
Sponsored Post

Die Konzertreihe RE:LIVE im Huxleys in Berlin lädt die kommenden Wochen spannende Acts ein, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet. Mit dabei sind unter anderem M.Byrd, Anna Erhard, Gaddafi Gals, KUOKO oder auch Mulay. Wir verlosen Karten für die Konzertreihe.

Was haben wir Live-Musik vermisst. Die lange Durststrecke möchte Huxleys Neue Welt im November und Dezember nun mit spannenden Showcase-Gigs, die unter dem Namen RE:LIVE laufen, beenden. Sämtliche Konzerte sind 2G-Veranstaltungen – nur der 13.11. läuft noch unter 3G. Gefördert wird die Konzertreihe durch die Initiative Musik (Neustart Kultur). Mit dabei sind spannende Acts, die wir euch gerne vorstellen wollen.

Davor aber einmal alle Konzerte im Überblick:

13.11. M.Byrd & Anna Erhard
19.11. Gaddafi Gals & Douniah
24.11. Miel de Montagne & Salomea
25.11. Bad Hammer & John Moods
29.11. Ekkstacy & Catastrophe & Lewis ofMan
02.12. J.Lamotta & Mulay & Kuoko & Yasmin Umay

Tickets hier: https://linktr.ee/reliveberlin

Den Start der Konzertreihe macht der deutsche War On Drugs, wie er in der Musikszene bereits lobend genannt wird. M.Byrd hat es gleich mit seiner ersten Single „Mountains“ geschafft eine absolute Hymne zu schreiben. Die über 3,7 Millionen Streams auf Spotify unterstreichen diesen hochgegriffenen Begriff und zeigen den Stellenwert, den der Musiker innerhalb kürzester Zeit erreicht hat. Dabei begann alles sehr bescheiden im Tourbus von Ilgen-Nur. In einem ruhigen Moment irgendwo zwischen Paris und Amsterdam stellte er dem Rest der Band ein paar Songskizzen vor und schnell war klar, dass der Musiker nicht nur ein begnadetet Bass-Spieler ist, sondern auch die passende Stimme hat, um selbst zum Act zu werden.

Das zweite Konzert an dem Tag kommt von Anna Erhard. Postie-Follower:innen sollten sie bestens kennen, da die Musikerin der erste Guest in unserem „Unendlich Schön“ Podcast gewesen ist. Dort erzählt sie von Tauben mit Hüten aber auch von einer Art Neuanfang für sie, der auch musikalisch deutlich erkennbar ist. Die folky Klänge mussten Platz machen für Laid-Back Indie, der sogar ab und zu elektronisch angehaucht ist.

Eine Woche später am 19.11. werden die Gitarren dann vollends zur Seite geschoben und werden durch durchdringende Beats von den Gaddafi Gals und dem Soul von Douniah ersetzt. Vor allem der erste Act sollte dem einen oder anderen ein Begriff sein, da niemand geringeres als Ebow Part des experimentellen Hip Hop-Trios ist. Die nächsten Acts beweisen, dass die Veranstalter:innen von RE:LIVE großen Wert darauf legen, dass eine breite, musikalische Palette bedient wird.

RE:LIVE: Eine Konzertreihe ohne Grenzen

Der Sound des Franzosen Miel de Montagne taucht in seiner Heimat bereits in etlichen Playlist auf. Eine besondere Songempfehlung ist der Track „Pourquoi Pas“, der wahnsinnig entschleunigend ist. Obwohl dieser dort bei Vielen Sommergefühle auslöst, gibt es eigentlich keinen Grund den Synth-Sound im Herbst und Winter links liegen zu lassen. Acts wie Miel de Montagne oder auch noch Catastrophe oder Lewis zeigen, dass musikalische Grenzen aufgrund von Sprache und Kultur selbst bei Nachbarländern noch immer bestehen. Allein aus diesem Grund sollte man RE:LIVE dankbar sein, dass sie diese nonchalant versuchen aufzubrechen.

Neben KUOKO, die im Dezember spielt, ist eines der Highlights der Konzertreihe EKKSTACY, der zwei Tage später auftritt. Der erst 18-jährige Kanadier steht stellvertretend für eine Generation an Indie-Künstler:innen für die Genre-Grenzen nicht einmal mehr ein Begriff sind. Indie-Heads fühlen sich bei seinem Sound an The Drums oder Bon Iver erinnert, die New-Emo-Generation wahrscheinlich eher an Lil Peep. Und genau das macht seine Musik so spannend und offen für eine breite Masse. Das Finale machen am 2. Dezember J.Lamotta und Mulay, die mit ihren Projekten die komplette Kunstpalette abgreifen – damit auch wirklich alle Live-Momente, die wir so lange vermisst haben, bedient sind.

Gewinne 2×2 Gästelistenplätze für jede einzelne der 7 Shows (die Show am 13.11. ausgenommen). Alles was du dafür tun musst, ist: The Postie auf Instagram folgen, folgenden Beitrag auf mit deinen Lieblingskonzerten (mit Datum) zu kommentieren und deine Begleitung zu verlinken. Die allgemeinen Teilnahmebedingungen, findest du hier.

Cuffing Season – Amber Mark teilt „Softly“ mit uns

0
Cuffing Season - Amber Mark teilt
Amber Mark // © Helson Huang

Auf „Softly“ samplet Amber Mark den 00er-Jahre-Star Craig David und liefert einen weiteren Teaser ihres Debütalbums „Three Dimensions Deep“, das am 28. Januar erscheint.

Die „Cuffing Season“ ist die Zeit im Jahr, in der sich Singles eine:n Partner:in wünschen, um die kalte Jahreszeit gemeinsam zu verbringen. Mit „Softly“ möchte Amber Mark die inoffizielle liefern. Der R&B und Dancehall-inspirierte Song weist großes Flirtpotenzial auf, wie Lines wie „Heavenly tension/ You’re sendin’/ That type of message“ zeigen.

„Softly“ ist nach Worth It Competition und Foreign Things ein weiterer Teaser ihres längst überfälligen Debütalbums „Three Dimensions Deep“. Dies erscheint am 28. Januar 2022. Die Platte ist, wie der Name es voraussagt,  aufgeteilt in drei verschiedene Akte: WITHOUT, WITHHELD und WITHIN.

Diese zeigen die musikalische, wie persönliche Entwicklung von Amber Mark. Am Anfang steht die Unsicherheit in ihr Handeln und Sein. Daraus entwickelt sich eine Zeit der Verleugnung aber auch schon der Selbsterkenntnis, dass Probleme in der Vergangenheit falsch verarbeitet wurden. Das Ende ist der Fokus auf Antworten auf die Negativität und die Suche nach weiteren Antworten. Ein Lebensweg mit dem sich sicherlich viele Hörende identifizieren können.

In unserem Interview mit ihr, hat sie genau diese Punkte bereits thematisiert und wir haben auch mit ihr über das Leben Deutschland gesprochen. Die Kosmopolitin Amber Mark wurde im Jahr 1993 geboren und vebrachte ihre Kindheit zwischen Berlin und Indien, München und Nepal. Heute lebt die 27-jährige Musikerin in New York von wo aus sie ihre Fans mit einem Mix aus Soul, R&B und House beschenkt. „Softly“ ist ab sofort auf allen gängigen Plattformen verfügbar.

Das Video dazu gibt es hier:

Alles wird gut? – Kummer veröffentlicht seinen letzten Song

0
Still aus "Der letzte Song"

Vor ein paar Wochen hat der Sänger schon angekündigt, dass sein Soloprojekt bald beendet sein wird. Heute ist nun der finale Song erschienen, der den Alleingang des sonstigen Kraftklub Sängers besiegeln soll. Das Ergebnis ist ein Song, der einen pessimistischen Blick in die Zukunft wirft.

„Leute, das hat alles sehr viel Spaß gemacht, aber der Song an sich ist irgendwie gar nicht so richtig witzig“, postet Kummer gestern bei Instagram und kündigt damit „Der letzte Song“ an. Und das trifft es irgendwie ganz gut. Hier blickt Kummer pessimistisch in die Zukunft und beschreibt seinen Blick auf die jetzige Realität. „Ich wäre gerne voller Zuversicht, jemand, der voller Hoffnung in die Zukunft blickt“, beginnt der Song. Wie die Zeilen schon vermuten lassen, gibt es in diesem Lied kein wirkliches Happy End, wie man es sich vielleicht gewünscht hätte. Kein euphorischer Abschied, eher ein Zweifeln. Der Wunsch danach, etwas ändern zu können, was sich nicht ändern lässt. Zumindest bestreitet Kummer diesen schweren Song nicht alleine.

Mit Giant Rooks Frontmann Fred Rabe hat er sich Unterstützung geholt. Fred übernimmt im Lied gewissermaßen den Part, der das erzählt, was Kummer gerne erzählen würde. „Alles wird gut!“ Doch wenn man weiter zuhört, wird leider gar nichts gut. Kummer zeichnet ein Bild von Scherbenhaufen, schlechten Menschen und Häusern, die in Flammen stehen. Der Song ist wie ein harter Aufprall in die Realität. In unser aller Realität!

Das Video zum Song ist ein Wettlauf in Zeitlupe. Vorbei an bekannten Gesichtern wie der Band Blond, KeKe oder BLVTH die Kummer dabei zusehen, wie er durch sein Leben rennt. Und das war’s. Bye, Bye Kummer! Ein Abschied mit einem schrecklich schönen und realen Song.

Seht euch das komplette Video zu „Der letzte Song“ jetzt hier an: