2019 meldet sich Brenda Blitz mit ihrem ersten Song „Durchsichtig“. Ihre ersten Live-Shows spielte sie als Support von GURR und beim Popkultur Festival Berlin. Der Sound der Newcomerin entspringt einem Meer aus Synthies. Wave Pop, der einen nicht mehr so schnell loslässt. Mit ihren Texten möchte sie ihre Hörer:innen aufrütteln, mutiger zu sein, die eigene Comfort-Zone zu verlassen und aus ihrer routinierten Blase herauszutreten.
Nach Brenda Blitz Veröffentlichung im Februar 2021 ihrer ersten selbstproduzierten EP „Unendliche Weiten“, erschien im November die Remix-EP „Küss mich“, auf der Brenda ihre Songs „Rote Lederjacke“, „Durchsichtig“ und „Küss mich“ nochmal neu interpretiert. Hier spiegelt sich auch Brendas female Power wider, wofür sie sich von unterschiedlichen jungen talentierten Producerinnen Unterstützung geholt hat, um die Songs tanzbarer zu machen.
Mit dieser Power geht es dann für Brenda Blitz auch im nächsten Jahr weiter, wofür die Newcomerin sich die Produzenten Nick Höser und Zebo Adam zur Seite geholt hat, die unter anderem schon mit Alli Neumann oder Bilderbuch arbeiteten.
Für unser Format 10/10 haben wir Brenda Blitz unseren Fragebogen zugeschickt und ihre Antworten bekommen.
1/10 Welche Themen beschäftigen dich und haben dabei direkten Einfluss auf deine Musik?
Wieso ist es verdammt nochmal so schwierig einfach gut zueinander zu sein?! Fairness, im Umkehrschluss Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft, der Sinn für Gemeinschaft, Queer Rights, teure Mieten, unser Planet, das Ende der Coolness, Anpassung, Rassismus, staubige Strukturen und die Definition von Familie.
2/10 Welches Release würdest du einer Person vorstellen, die dich noch nicht kennt und warum?
Meinen unveröffentlichten Track „Barbie“, der auch die nächste Single sein wird. Um es in den Worten meiner Tante zu sagen: Der Anspruch nach Perfektion lässt mich zu Tode langweilen. Darum auch dieser Track, genau JETZT! Das Streben nach Glattheit ermüdet mich. Die Liebe im Charakter eines Menschen oder auch in einer Sache zu finden, das ist mein Ziel. Die Gesellschaft läuft immer mehr Gefahr, sich in jeder Richtung anzupassen. Der Horizont scheint immer kleiner zu werden und die Leute trauen sich nichts mehr. „Barbie“ ist eine überspitzte Hommage, die auf zwei Ebenen funktioniert. Entweder nimmst du diese Welt hin oder willst noch mehr möglich machen (mein Favorit).
3/10 Wie entsteht deine Musik?
Meine Musik entsteht, wenn ich einen guten Zugang zu mir habe. Entgegengesetzt dem Künstler:innen Klischee, muss es mir sehr gut gehen. Meistens kommt diese Phase nach einem miesen Erlebnis. Wenn ich quasi „bereit“ bin darüber zu sprechen.
Zuerst habe ich immer eine Melodie im Kopf, mach eine diffuse Aufnahme auf meinem Handy davon, geh nach Hause und baue schnell die erste Skizze auf Ableton. Dann versuche ich jeden Tag daran zu arbeiten bis ich die Version mit ins „Super Studio“ nehme. Das ist das magische Studio von Nick Höser wo ich gemeinsam mit Thomas Zehnle ganz neue Sachen geschrieben habe. Wichtig ist bei uns: Es gibt keine Tabus und keine Regeln. Wir sitzen meistens zu dritt da und jeder darf wirklich ALLES ausprobieren. Ob ein Song 7 Minuten oder 00:43 Sekunden lang wird, ist mir egal. Die neuen Songs sind bahnbrechend. Ich liebe sie jetzt schon sehr.
4/10 Wie würdest du deine Rolle in der Musikszene beschreiben?
Gerade befinde ich mich noch auf „Mission Undercover“, es ist ja alles noch sehr frisch. Doch von außen hoffentlich bunt, grenzenlos und voller Überraschungen. Ich habe keine Angst davor, mich wirklich zu zeigen, einen Trend nicht zu bedienen oder furchtlos Menschen in mein Leben zu lassen.
Alles in mir entsteht aus einem Gefühl das richtige zu tun. Das ist die einzige Wahrheit, die es gibt. Ich will absolut nicht cool sein. Ich möchte nahbar sein und mit Menschen ins Gespräch kommen. Keine unzugängliche scheiß Front aufbauen, wie es viele so machen. Am Ende des Tages zählt doch einfach, ob die Menschen, die du getroffen hast, es gut mit dir meinen und dass sie für dich da sind. Das Leben ist eine ständige Auseinandersetzung mit Berührung. Es ist fragil.
Es gibt nie genug zu erleben. Das Wort „Norm/ Normal“ ist mir ein Dorn im Auge. Das System in dem wir leben ist ziemlich irre. Menschen gewöhnen sich so schnell an etwas, hören auf es zu hinterfragen und auf einmal wird die Welt so klein, dass alles außerhalb der eigenen Routine, völlig unmachbar und verrückt wird. Deutschland bringt es immer gut auf den Punkt: Rasen betreten verboten. Das ist somit das lächerlichste und sinnbildlichste, was ich kenne, um zu zeigen, wie staubig unsere Strukturen tatsächlich sind.
5/10 In welchem Zusammenhang stehen Musik und Ästhetik für dich?
Keine Angst davor zu haben, Gefühle zu zeigen, neue Menschen zu treffen, starke Verbindungen und damit auch starke Erlebnisse zu schaffen. Das bin ich und das ist mir wichtig.
6/10 Welchen Stellenwert hat das Thema Digitalisierung für deine Musik?
Dazu hab ich schonmal einen Song geschrieben: „1000 Kilobyte“. Heute ist es viel schwieriger geworden, auch mal Abstand von Dingen zu nehmen. Wir haben einfach alle Erinnerungen, Fotos, Nachrichtenverläufe und Videos von vergangener Zeit auf unseren Handys. Auch auf Insta sieht man ja manchmal mehr als man möchte. Es ist schwieriger geworden, abzuschließen und zu vergessen. Naja, und ein ganz anderer Aspekt der Digitalisierung ist einfach Streaming. Klar, die meisten Songs sind nur noch 2:30 Min lang und Playlists sind das A und O. Aber das hat keinen Stellenwert für mich. Das ist halt einfach so.
7/10 Welche Jahre in der Musikgeschichte waren für dich am Prägendsten?
Meine Intuition hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Und nie stand das Jahr von etwas im Vordergrund. Ende der 70er wurde geniale Musik gemacht und das wird es heute auch noch. Was am prägendsten für mich war, war kein musikalisches Jahrzehnt, sondern wie ich zum ersten Mal Musik entdeckt habe. Klar, erinnere ich mich an Falco, Nena und auch viel Elvis auf der Rücksitzbank im Cabrio, aber auch daran, wie ich zum ersten Mal Velvet Underground, Talking Heads und meine absolute Lieblingsband Joy Division entdeckt habe. Da war ich dreizehn und auch sehr allein damit. Alle um mich herum haben Charts gehört. Inzwischen liebe ich zwar auch Dua Lipa, Haim und Christine and the Queens, aber ich habe eben auch den anderen Weg erkundschaftet und habe Musik immer als eine Entdeckungsreise wahrgenommen.
8/10 Was ist deine größte Eigenart?
Ich weine oft, weil ich überwältigt vom Leben bin. Und mein Herz schlägt oft schneller, wenn ich merke, dass Menschen die absichtliche Verkleinerung des eigenen Horizonts betreiben. „Das kann ich nicht“, „Ne das geht nicht, das wäre mega komisch…“ – das macht mich wahnsinnig.
9/10 Was ist der beste Self-Care Rat, den du geben kannst?
Viel Sport machen, gesundes Essen, Meditieren – jeden Tag. Ach ja, jedem erzählen, was man will und was man nicht will. Dann geht alles schneller und einfacher.
10/10 Was willst du noch loswerden?
Es geht um Herzlichkeit und Menschlichkeit. Um Esprit und um Ausstrahlung. Darum jeden Tag etwas zu schillern und anderen etwas abzugeben. Zu teilen und für andere und sich selbst einzustehen.