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Zwischen Soul und Ego: Ansu im Interview über die eigene Polarität

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Es ist 2023. Seit fünf Jahren geht Ansu seinen Weg vom Geheimtipp über den Newcomer bis hin zum Szeneliebling. Und das ohne ein Album – bis jetzt. „Soul über Ego“ ist das Debütalbum eines jungen Rappers, der seine inneren Widersprüche erkennt und vereint, um zu bewegen und zu verändern. Eine Woche vor Albumrelease treffen wir den kränkelnden Hamburger, um mit ihm bei Kamillentee und Dolo-Dobendan über seine Vision zu sprechen.

Wie geht’s dir denn gerade?

Gut eigentlich, nur halt bisschen angeschlagen. Und müde. Nicht so viel geschlafen. 

Du bist gerade in der Zeit zwischen Tour und Album Release. Wie nimmst du die Zeit für dich wahr? 

Die Tour ist jetzt schon ein bisschen her. Die ganze Energie, die man da mitnimmt, ist ein bisschen abgeflacht inzwischen. Jetzt bin ich in der Albumvorbereitungsphase. Gerade ist eher stressig und ich kann es noch nicht so richtig genießen. Langsam fällt der Druck auch ein bisschen ab, weil das Album jetzt fertig und abgegeben ist. Aber ich glaube, so richtig runterkommen, so richtig mich darüber freuen, kann ich erst, wenn es draußen ist.

Du veröffentlichst seit fünf Jahren Musik. Warum hast du dir so viel Zeit für dein Debütalbum gelassen? 

Ich weiß gar nicht, das war gar keine bewusste Entscheidung. Irgendwie ist es einfach nicht dazu gekommen, dass ich ein Konzept hatte. Es gibt „Assoziativ“, das ist offiziell als Album angeliefert wegen der Länge, weil es zwölf Tracks sind. Das habe ich aber nie als Album gesehen, weil es einfach nur zusammengewürfelte Songs sind. Es gab einfach nie die Idee, die für mich albumwürdig war. Und jetzt hat es einfach gepasst. 

Kannst du den Moment definieren, als du wusstest, da wird ein Album draus? 

„Soul über Ego“ sollte eigentlich „IRGENDWASMUSSICHVERÄNDERN“ heißen. Die Idee kam vor eineinhalb Jahren. Dann habe ich auch ein Album in die Richtung gemacht. Das habe ich aber komplett über Bord geworfen. Davor gab es sogar noch eine andere Idee für ein Album, das “Diversität” heißen sollte. Das habe ich aber auch komplett verworfen und wollte erstmal kein Album machen. Die Idee für „Soul > Ego“ kam so vor einem dreiviertel Jahr, gar nicht so lange her. Eigentlich habe ich nur so Tracks gemacht und dann irgendwann ist mir diese Idee gekommen, aus der sich das Album step by step entwickelt hat. 

Die Idee zu „Soul über Ego“ erinnert sehr an die Polarität EP. Was ist deine Verbindung zum Polaritätsprinzip und wo findest du dich da wieder? 

„Soul über Ego“ war für mich erstmal ein Appell an mich selbst, weil ich immer wieder gemerkt habe, dass ich in vielen Situationen aus Ego handele. Es gibt oft Momente, in denen das Ego übernimmt. Und ich habe mir selber gesagt, es ist viel angenehmer und gesünder, wenn man einfach so entscheidet und sich so verhält, wie man wirklich ist, egal wie das ankommt. Ich konnte das gut auf mich anwenden und deswegen wollte ich ein ganzes Projekt machen, das beide Seiten widerspiegelt. Weil man nicht frei von Ego ist, aber ich versuchen will, meinen Soul darüber zu stellen. Und so ist das Album auch angeordnet, die Soul-Seite ist oben und die Ego-Seite unten. 

Das heißt, du siehst Soul und Ego als deine beiden Pole, die co-existieren? 

So ein bisschen, ja. Die auch beide richtig sind, aber ich finde, Soul sollte über dem Ego stehen. 

„Im Moment habe ich auch gar keinen Bock mehr, Tracks zu machen, die deep sind.“

Und trotzdem gibst du dem Ego ja auch diesen Raum auf dem Album. Was magst du an diesem Teil von dir? 

Vor allem, dass ich da nicht so viel nachdenken muss. Da ist einfach ein bisschen flexen, ein bisschen über nichts reden. Das ist neben den persönlichen und politischen Sachen voll entspannt. Im Moment habe ich auch gar keinen Bock mehr, Tracks zu machen, die deep sind. Man will auch nicht immer so tief graben, um Tracks zu machen. Dieser Ego-Teil ist ein Ausgleich. Einfach drauf scheißen und über irgendwas reden und nur Spaß haben an Musik. Ich höre auch selber privat viel mehr Musik, die nicht so tiefgründig ist, sondern die einfach vom Sound her bockt. Und natürlich ist das Ego auch ein Teil von einem selbst. Sich selbst zu pushen ist auch gesund.

Auf dem Album sind die beiden Teile klar voneinander abgegrenzt. Aber was beide Seiten verbindet, ist dein Veränderungsdrang. Beide wollen Veränderung und haben verschiedene Herangehensweisen, um sie zu bewirken. Glaubst du, es braucht beide Seiten? 

Ja, auf jeden Fall. Mir ist auch wichtig, nicht so wahrgenommen zu werden, als würde ich nur “politische” Sachen machen, weil das für mich auch einfach grundlegende Dinge sind, die man anspricht. Und dieser Ego Teil ist für mich selbst immer noch ein Reminder dafür, dass ich Musik mache, um Spaß zu haben. Ich glaube, es ist einfach wichtig, die Balance zu halten zwischen beiden Sounds und zwischen beiden Arten Musik zu machen.

Dein Ego trägt sicher einiges zu der Selbstsicherheit und der Kompromisslosigkeit bei, mit der du deine Werte und Prinzipien, deinen Soul, nach außen trägst. Das macht dich und deine Musik aus, finde ich. Was waren die größten Einflüsse für die Entwicklung deiner Werte und dieser Integrität? 

Ich weiß gar nicht genau, wo das herkommt. Ich hasse es einfach, wenn Sachen unfair sind. Auch einfach aus logischer Sicht. Es nervt mich, wenn bestimmte Dinge einfach so bleiben, obwohl sie offensichtlich falsch sind. Und die allermeisten Personen würden sagen, dass die Dinge, die wir ansprechen, verändert werden müssten. Es ist vor allem daraus entstanden, dass ich viele Gespräche mit Leuten geführt habe. Daraus hat sich das entwickelt, dass man gemerkt hat, manche Sachen muss man einfach angehen. Das sind grundlegende Sachen, die aus meiner Sicht gar nicht politisch sind, sondern einfach gesunder Menschenverstand. Deswegen ist es mir wichtig, damit auch straight zu sein und die Dinge so zu sagen, wie ich denke. Unabhängig von meinem Image, einfach weil ich das wirklich so sehe. 

Auf dem Album hört man, dass du sehr viele prägende weibliche Personen hast, die dir was mitgegeben haben. 

Ja safe, also meine Mum vor allem, in erster Linie. 

„Ich glaube, das Bild, das ich selber von mir zeichne, ist ein bisschen nachdenklicher, als ich eigentlich bin.“

Glaubst du, dass diese Einflüsse zu deinem Männlichkeitsbild beigetragen haben? Du wirkst wie jemand, der sich damit viel auseinandersetzt.

Ich denke da nicht so viel darüber nach, um ehrlich zu sein. Ich glaube, das Bild, das ich selber von mir zeichne, ist ein bisschen nachdenklicher, als ich eigentlich bin. Es gibt natürlich bestimmte Verhaltensmuster, die man sich angeeignet hat über die Jahre, wie man auch erzogen wurde. Das kann man nicht komplett ablegen. Da denke ich schon drüber nach und rede mit meinen Kollegen darüber. Aber es ist nichts, womit ich mich sehr viel beschäftige. 

Loyle Carner hat über Identifikation und Männlichkeit ein ganzes Album geschrieben. Erzähl doch mal von deiner Verbindung zu ihm.

Das war crazy. Ich habe ihm vorher schon ein paar Mal geschrieben, einfach weil ich seine Musik krass finde, lyrisch. Deswegen umso krasser, dass die Macchiavelli Session zustande gekommen ist. Der Typ ist so korrekt, so nett, das konnte ich fast gar nicht matchen. Er ist so höflich und aufmerksam, für alles entschuldigt er sich und er sagt immer Danke, Bitte und will ausgeben und so. Es war einfach krass, jemanden kennenzulernen, der schon gut was erreicht hat, aber trotzdem so humble geblieben ist. Und dem es wichtiger ist, ehrlich zu bleiben und über die Sachen zu reden, die ihm wichtig sind, als den großen Erfolg zu jagen. Dass es auch möglich ist, damit erfolgreich zu sein, ist eine krasse Motivation für mich. 

Was für dich vielleicht auch eine größere Motivation ist, als der kommerzielle Erfolg, ist deine Rolle als Vorbild. Wolltest du das sein? 

Ne, eigentlich nicht. Ich will eigentlich nur die Sachen ansprechen, die mir wichtig sind und viel mehr ist es nicht. Ich habe mich natürlich selber in diese Ecke gebracht, aber ich will gar nicht zu sehr als Vorbild wahrgenommen werden. Das ist für mich auch eine Verantwortung, der ich gar nicht ganz gerecht werden kann, weil ich im Endeffekt einfach Musik mache. Ich habe manchmal das Gefühl, ich werde stellvertretend für alle politischen Sachen gelesen und es dreht sich immer darum, obwohl es auch um ganz viele andere Sachen geht, die mir wichtig sind. Und es gibt andere Leute, die befassen sich wirklich den ganzen Tag nur mit diesen Themen und kennen sich viel besser aus. Das sind eher die Leute, die dafür Vorbilder sein sollten.

Ich frage das, weil sich viele Rapper aktiv dagegen entscheiden, sich zu positionieren. Wie nimmst du das wahr?

Safe, so wie du sagst. Die Leute entscheiden sich aktiv dagegen. Vielleicht vertreten sie auch diese Meinung nicht, was ich aber eigentlich nicht glaube. Ich glaube, die Leute haben Angst, dass ihr Image darunter leidet, als stabiler Rapper wahrgenommen zu werden und dass es sie soft wirken lässt. Und ich glaube, den Leuten ist es auch einfach nicht so wichtig, weil es sie nicht betrifft. 

„Filigran“ ist wahrscheinlich der erste Song, in dem ein Rapper einen Abuser exposed. „IRGENDWASMUSSICHVERÄNDERN“ macht auf Missstände für marginalisierte Personen aufmerksam. Welche Resonanz bekommst du, wenn du dich so klar positionierst? 

Ich kriege schon positive Resonanz – oder halt Enthaltung. Es gibt wenig Hate, also auch, aber darauf gehe ich eh nicht ein. Von den Betroffenen bekommt man positive Rückmeldungen. Die bedanken sich, was auch nicht Sinn der Sache ist, dass Leute sich für sowas bedanken müssen, weil es normal sein sollte. Ansonsten gibt es wenig Resonanz. Es interessiert gefühlt nur Leute, die sich vorher schon damit befasst haben. 

Bemerkst du schon Veränderung? 

Die Veranstalter wissen oft Bescheid, dass wir ein Awareness Team vor Ort haben wollen oder selber mit dabei haben. Und man merkt schon, dass sie sich dann anders verhalten. Es hat auch positive Auswirkungen. Die Leute finden das einfach gut, dass man das macht und man kriegt Zuspruch von den Veranstaltern, aber vor allem auch von denen, die sich sowieso schon um sowas gekümmert haben. Und für die Leute ist es nicer, dass sie sicherer sind auf einem Konzert. Ansonsten habe ich aber noch nicht viel gemerkt.

Gibt es in deiner Fanbase Situationen, in denen du deinen Einfluss bemerkst?

Ich glaube schon, ja. Wenn man für Sachen steht, zieht das bestimmte Leute an. Aber auch oft Leute, die sich vorher schon darüber Gedanken gemacht haben. Mir ist es auf jeden Fall wichtig, nicht nur diese Bubbles anzusprechen. Ich glaube, dass man gerade im Bereich HipHop auch viele Zuhörer hat, die nicht so die Verbindung zu manchen Themen haben. Für mich ist auch ein Problem, dass es zu wenige Berührungspunkte zwischen diesen verschiedenen Szenen gibt. Ich habe das Gefühl, da finden Leute, die vielleicht nicht so gebildet sind, keinen Anschluss. Vielleicht kann ich ein paar Leuten über HipHop den Anschluss an diese Themen erleichtern. 

Du wirkst oft so hoffnungsvoll und optimistisch, wenn es um Veränderung geht. Woher kommt dein Vertrauen in unsere und die nächsten Generationen?

Wenn man nicht daran glaubt, dass es besser wird, ist es schwer, sich zu motivieren, etwas dafür zu tun. Und ich glaube auch, so wie ich die nächste Generation wahrnehme, dass die Leute offener sind als meine Generation oder die älteren, gerade auch im Bereich HipHop. Es hat sich ja auch über die letzten zehn Jahre voll viel verändert. Zwar schleppend, aber was früher okay war, was Leute gedroppt haben, da haben Weiße N**** gesagt, das war kein Problem. Heute ist das klar und ich denke, in zehn Jahren wird es genauso klar sein, dass andere Sachen nicht okay sind.

Danke für deine Zeit und deine Vision, Ansu!

Seht hier das Video zu „Vision“:

Fotos: Pauline Pyras

Easy Easy startet das Jahr mit „Stonecage“

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Easy Easy // © Steffen Ullrich

Eingesperrt in der Komfortzone: Die Band Easy Easy veröffentlicht den Song „Stonecage“ und veranschaulicht die positiven und negativen Seiten des Käfigs innerhalb der vier Wände.

Das Thema Isolation hat jede:n von uns in den letzten Jahren ungewollt begleitet. Und jetzt gibt es in Köln eine Band, die ihr musikalisches Jahr mit genau diesem Gefühl startet. „Stonecage“ von Easy Easy beschreibt den Moment sich in einem Käfig innerhalb von vier Wänden zu befinden. Doch muss das Eingesperrtsein zwangsläufig immer schlecht sein? Auf der einen Seite befindet man sich natürlich in der bereits angesprochenen Isolation. Auf der anderen Seite kann „Stonecage“ aber eben auch das Gefühl des eigenen Kokons ausdrücken. Eine bewusste Entscheidung sich zurückzuziehen, um mehr Zeit für dich zu haben.

Easy Easy ist eine junge Band aus Köln, die von Leon Sieland und Leon Laguna de la Vera ins Leben gerufen wurde. Auf der Bühne folgen Luis Seinsche [Gitarre], Merdi Mavuidi [Gitarre], Robin Frank [Schlagzeug] und Julien Schenk [Bass] Carlo Lüdorf [Gesang, Gitarre]. Musikalisch bewegen sich die Musiker auf trippy Indie-Pfaden, die nicht davor zurückschrecken immer wieder Abenteuer in ihre Songs einzubauen. 

Das Video zu „Stonecage“ von Easy Easy gibt’s hier:

 

10/10 benzii: Was ich auf jeden Fall sagen kann ist, dass ich wahrscheinlich für Deutschlands weirdeste Musikvideos stehe

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Benzii erschafft eine Unterwasserwelt, die regiert wird Emotionen. Und es ist nicht das erste Mal, dass die Künstlerin auf Sensibilität und Emotionalität stürzt: Am 17. Februar bringt die Avantgarde-Pop Künstlerin ihre neue EP „Tritoness & The Scent of Rain“ raus. Wir befinden uns in einer Unterwasserwelt. Eine Geschichte von Rastlosigkeit, Herzschmerz. Zwischen Hyperpop und Techno-Klang.
Musik ist benziis safe space, wo sie Einblick in ihre Gefühle bekommt und Klarheit schaffen kann. Lyrisches und Akustik verschmelzen und bauen gemeinsam eine Brücke zum Visuellen.

1/10 Welche Themen beschäftigen Dich und haben dabei direkten Einfluss auf Deine Musik?

Den größten Einfluss auf meine Musik hat definitiv mein inneres Erleben, Emotionen & persönliche Erfahrungen. Auch wenn das bedeutet, dass ich mich damit in gewisser Form verletzlich und sehr transparent zeige. Deswegen nannte ich mein Album „Bare Skin”. Das Schöne daran ist, dass es mir jedoch einen Sinn für das Erleben von negativen Gefühlen gibt.

2/10 Welches Release würdest Du einer Person vorstellen, die Dich noch nicht kennt und warum?

Ich denke, ich würde meinen bisher unreleased Track “Visions” vorspielen. Den ersten allein produzierten Track von mir, den ich bald veröffentlichen werde! Für mich ist der Song die verlorene letzte Seite meiner neuen EP “Tritoness & The Scent of Rain”, die die Geschichte wirklich zu ihrem Ende bringt und die Tür zu einem Universum öffnet.

3/10 Wie entsteht Deine Musik?

In den meisten Fällen schreibe ich zuerst den Text eines Songs, produziere diesen dann je nachdem erstmal selbst aus, um diesen dann mit Produzent*innen gemeinsam nochmal zu überarbeiten. Jeder Song hat jedoch einen anderen Entstehungsprozess und involviert mich auf der Produktionsebene mal mehr, mal weniger. Doch was mir wichtig ist, ist, dass ich nicht auf fertige Beats schreibe, wenn es um meine eigenen Releases geht.

4/10 Wie würdest Du Deine Rolle in der Musikszene beschreiben?

Gott, das ist echt eine schwierige Frage… Was ich auf jeden Fall sagen kann ist, dass ich wahrscheinlich für Deutschlands weirdeste Musikvideos stehe haha.

5/10 In welchem Zusammenhang stehen Musik und Ästhetik für Dich?

Wie man wahrscheinlich vermuten kann, ist mir die visuelle Ebene unglaublich wichtig. Ich finde sie bietet in der Musik eine weitere Form von Ausdruck, die ich unglaublich liebe und gerne nutze, um die Intimität eines Songs von mir zu steigern.

6/10 Angenommen, deine Musikkarriere wäre eine Serie: Welcher Song wäre dein Soundtrack und warum?

Der Soundtrack meiner Karriere wäre “I said I wouldn’t & I did” von SMLR, der Track entspricht nicht nur absolut meiner Soundästhetik, sondern beschreibt auch mein künstlerisches Dasein: einen Zyklus aus Zweifeln und dem Entschluss es schlussendlich aber trotzdem tun x)

7/10 Welche Jahre in der Musikgeschichte waren für Dich am Prägendsten?

Für mich ist das aktuelle Geschehen in der experimentellen Elektronik-Szene am prägendsten. Ich finde es beeindruckend, wie Künstler*innen wie Arca und Eartheater Genre brechen und einen Sound schaffen, der zutiefst berührt, als auch einzigartig ist in einer Zeit, wo vieles nur noch Repetition scheint.

8/10 Was ist Deine größte Eigenart?

Ich denke, meine größte Eigenart ist die Verschmelzung von der visuellen und akustischen Ebene, sowie ein softer und zugleich auch brutaler Sound.

9/10 Was ist der beste Self-Care Rat, den Du geben kannst?

Spaziergänge an verwunschenen Orten, die einen an die Schönheit der Realität erinnern.

10/10 Was willst du noch loswerden?

<33 ˚✧₊⁎φ(..;)

Das Video zu „Tides“ gibt es hier:

Hier könnt ihr benzii 2023 live sehen:

01.03. Wien, AT
09.03. Hamburg, DE
10.03. Berlin, DE

Frühlingsgefühle und Sunshine Pop: Endzone und Kid Kapri veröffentlichen „Kleine Blüte“

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Endzone und Kid Kapri, neuer Song kleine Blüte

„Party Sahne“ von Endzone und Ski Aggu wurde letzten Herbst zur Hit-Single. Jetzt kollaboriert der Produzent mit dem Bremer Newcomer Kid Kapri und läutet mit „Kleine Blüte“ den Frühling ein.

Passend zu den ersten wärmeren Tagen des Jahres singt Kid Kapri in „Kleine Blüte“ über Frühling und Sonne im Park. Endzone untermalt das musikalisch mit einem Mix aus Reggae, HipHop und Sunshine Pop. Beim Hören bekommt man Lust, direkt selbst die Balkon- und Park-Saison zu starten.

Mit dem sorglosen, leichten Sound und Zeilen wie „Ich greif´ nach den Sternen und geb´ dir ein’n ab“ lässt der Song für zwei Minuten kurz Winterblues und Alltagsgedanken vergessen, auch wenn Kid Kapri eigentlich nur Alltag beschreibt. Die Geschichte, die er erzählt, ist simpel, und nachvollziehbar. So kann sich jeder in die Abende hineinversetzen, von denen er singt: Abends draußen unterwegs sein, Mische trinken und rauchen, mit Freunden durch die Stadt ziehen.

Dank dem simplen Beat geht „Kleine Blüte“ direkt ins Ohr und macht Lust auf längere Tage und ein paar Grad mehr. Vielleicht wird der Song ja zu dem Frühlingshit, den wir nach dem Winter gebraucht haben.

„Kleine Blüte“ ist Kid Kapris erster Song 2023 und wurde nach frühere Kollabos mit Florida Juicy von Endzone produziert. Der Track ist seit dem 24.02. auf allen gängigen Plattformen verfügbar.

„Kleine Blüte“ von Endzone und Kid Kapri.

„Auch mal die andere Seite zeigen“: futurebae veröffentlicht neue Single „Lass sie reden“ mit Jesué

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Nach ihrer großen „futurebae & friends Homecoming“ Show und einer gemeinsamen Single mit DILLA Ende letzten Jahres beginnt die Berliner Künstlerin 2023 mit der Single „Lass sie reden“.

Gemeinsam mit dem Newcomer Jesué singt futurebae in ihrem neuen Song über Ängste, Erwartungshaltungen und den Umgang damit. „Ich werde oft gefragt, ob ich Druck verspüre, seit Musik nicht mehr nur ein Hobby ist, sondern auch meine Miete zahlen muss. Lass sie reden ist die Antwort darauf“, erzählt die Berlinerin über den Track.

In der Nähe von Selbstzweifel und Selbstvertrauen, Reflexion und Ignoranz und auf einem schmalen Grad zwischen Fliegen und Fallen entführt futurebae ihrer Hörer*innen in Welten von Substitut, Hype und Betäubung. „Manchmal tut es vielleicht zu gut, die Gedanken im Rausch verschwinden zu lassen“, erklärt sie. „Von außen ist es oft schwer einzuschätzen, ob jemand gerade einfach nur eine gute Zeit hat, mal kurz die Sorgen vergessen will oder ob da vielleicht ein echtes Problem dahintersteckt. Vor allem, weil ich selbst oft übers Partymachen und Trinken schreibe, ist es mir wichtig, auch diese Seite mal zu zeigen.“

„Lass sie reden“ ist der erste Track von futurebae in diesem Jahr und wurde von Doki produziert. Der Song ist ab sofort auf allen gängigen Plattformen verfügbar.

Das Video zu „Lass sie reden“ von futurebae gibt´s hier:

Die Härte des Alltags: Apsilon veröffentlicht „Ein Fuß vor den anderen“

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Apsilon // Rob Luethje

Es ist der erste Track 2023 des Rappers aus Berlin-Moabit. Produziert wurde „Ein Fuß vor den anderen“ von Bazzazian.

Wenn man Apsilon und Bazzazian liest und sich eine Kollabo ausmalt, klingt sie genau so wie „Ein Fuß vor den anderen“ klingt. Der Rapper aus Moabit und der Produzent aus Köln greifen die düstere Stimmung der Großstadt auf und zeigen, wie ein Alltag voller Probleme aussehen kann.

Erzählt werden Geschichten von Blaulicht, das über Wände flackert und dem Drang sich zu betäuben. Es ist oftmals der leichtere Weg als den gesünderen Weg in die Therapie zu suchen. Das Hören von „Ein Fuß vor den anderen“ lässt einen nicht nur den Frust von Apsilon spüren, sondern löst ein ähnliches Unwohlbefinden bei den Höhrer:innen des Tracks aus. Weitermachen, ohne Ende, davonlaufen und doch in die nächsten Probleme laufen. Es ist wie ein gepflastertes Hamsterrad, das einfach kein Ende nehmen möchte. Voller transgenerationaler Konflikte in einem Land, das einen nie mit offenen Armen empfangen hat.

„Ein Fuß vor den anderen“ ist der erste Track von Apsilon im Jahr 2023. Er folgt auf EPs wie „Gast“ oder „32 Zähne“, sowie Kollabos mit Xaver, Wa22ermann oder Ahzumjot. Der Song ist ab sofort auf allen gängigen Plattformen verfügbar.

Das Video zu „Ein Fuß vor den anderen“ von Apsilon“ gibt’s hier:

Zweite Bandwelle zum 40. Haldern Pop Festival mit Porridge Radio, Die Nerven uvm.

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Mit ihrem bezaubernden Trailer No. 02 verraten die Macher:innen des Haldern Pop worauf sich die Besucher:innen des 40. Halderner Open Air zusätzlich in diesem Jahr musikalisch freuen dürfen. Es wird und bleibt international, ausgewählt, abwechslungsreich.

Zu den neuen Bestätigungen gehört die Band Porridge Radio. Die Band, die zwar bereits seit 2015 entsteht, hatte ihren richtigen Durchbruch erst vor 2-3 Jahren.  Dana Margolin, Georgie Stott, Maddie Ryall, Sam Yardley kommen aus Brighton und zeichnen sich vor allem durch den expressiven Gesang der Fronfrau Dana Margolin aus.

Alte Bekannte quasi sind Die Nerven, das „vielleicht beste deutsche Trio“, wie sie das Haldern Pop selbst liebevoll nennt. Zuletzt standen sie 2016 auf der Bühne in Rhees. Julian Knoth, Kevin Kuhn und Max Rieger gründeten sich in Esslingen, verteilten sich von dort auf Stuttgart und Berlin, um die deutsche Punk-Landschaft aufzumischen. Ziemlich erfolgreich. Zuletzt erschien ihr gleichnamiges Album, dass nach einigen Jahren – Stille will man bei Die Nerven nicht sagen – Pause/Soloprojekten/Corona rauskam.

Leipzig kann auch Trios. Hinter Omni Selassi verbergen sich Rea Dubach, Lukas Rutzen und Mirko Schwab. Ihr Auftrag: Musikalisches Verhängnis. Ihre Alben „Dance or Dye“ und „What We Talk About: Omni Selassi“ geben einen Eindruck, was damit gemeint sein könnte. Eine wilde Reise durch die Gehörgänge gespickt mit auseinander gezupften Soundteppichen. Um zu erfahren wie das klingt – auf zum Haldern Pop 2023!

Das aktuelle Line-Up:
Brockhoff / clipping / Die Nerven / Gemma Thompson & Sam Sherry / Glen Hansard / Hania Rani / Katy J Pearson / Lily Moore / Nnamdï / November Ultra / Olivia Dean / Omni Selassi / Panic Shack / Porridge Radio / Sorry / Special Interest / Staples Jr Singers / Sylvie Kreusch / The Comet Is Coming / The Golden Dregs / Tom Odell / Willie J Healey / Wunderhorse

Tickets gibt es unter: www.pop-tickets.de

Den Trailer No.02 könnt ihr hier sehen:

 

Avant-Pop, die zweite: Caroline Polachek veröffentlicht ihr neues Album

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© Nedda Asfari

Endlich: Schon im Sommer 2021 gab Caroline Polachek mit ihrer Single „Bunny Is A Rider“ einen Vorgeschmack auf das, was in die Fußstapfen ihres viel gefeierten Debut-Soloalbums „Pang“ treten würde. Mit seinem sanften Groove und Vogelgezwitscher-Samples ist der Song ein blumiger Sommerhit, der damals Lust auf mehr machte. Doch auf mehr musste man eine ganze Weile warten. Nun ist es aber da, das lang ersehnte neue Projekt der Ex-Chairlift Singer-Songwriterin. 

„Desire, I Want To Turn Into You“ etabliert Caroline Polachek und Danny L Harle als perfekte Fusion im Writing und der Produktion von Popmusik. Der britische Produzent, unter anderem ein wichtiger Schlüsselakteur der PC-Music-Szene, sorgt in Zusammenarbeit mit Polachek für glasklares Mixing, das stets Raum für gefällige Details gibt. Besonders die feinfühlige Percussion der eher unaufgeregten Tracks des Albums fällt hier auf. Dazu zählen zum Beispiel die Trip-Hop-Nummer „Pretty In Possible“, aber auch das magisch-dunkle „Crude Drawing Of An Angel“.

Anderswo zieht Polachek jedoch alle Register und klingt alles andere als unaufgeregt. Mit dem Opener „Welcome To My Island“ liefert sie den wohl ungeniertesten Popsong ihrer Karriere, nennt den Track selbst ihren „brattiest song to date“. Bratty trifft es gut. „Welcome To My Island“ leitet das Album mit Polacheks unverkennbar johlender Stimme ein. Sie zieht und biegt ihre Vocals bis zum geht nicht mehr, verfällt fast in fieberhaftes Schreien, bevor ein spritziger Synthpop-Beat einsetzt. Selten wird im aktuellen Pop die Stimme derart als Instrument eingesetzt, was nicht zuletzt einer der Gründe ist, warum sich Polachek über die letzten Jahre hinweg als eine der wichtigsten Avantgardistinnen des Genres etabliert hat.

Neben manischen Aufschreien beherrscht Polachek aber auch das Singen derart gut, dass es zu einem der wichtigsten Überzeugungsargumente von „Desire, I Want To Turn Into You“ wird. Ihre Vocals klingen zu jeder Zeit fantastisch, und wie erwähnt, weiß das Polachek/Harle-Double offensichtlich, wie man raffinierten Pop entstehen lässt. Daher überzeugt „Desire“ als Gesamtprodukt, dennoch fühlen sich einige wenige Elemente danach an, als hätte Polachek das volle Potential nicht ausgeschöpft. Der Team-Effort um den Song „Fly To You“ ist hierfür ein gutes Beispiel. Für das Lied rekrutierte Polachek niemand anderen als die gleichgesinnte Pop-Innovatorin Grimes und Trip-Hop-Legende Dido. Trotzdem lässt der U.K.-Garage-Track, was Komposition und Produktion angeht, einiges zu wünschen übrig. Das machen andere aktuell besser, allen voran die Neo-R&B-Vorreiterin Kelela, die ebenso vor kurzem ihr neues Album veröffentlichte. 

Dennoch ist „Desire, I Want To Turn Into You“ alles in allem ein Projekt, das Caroline Polachek endgültig als Pionierin des alternativen Pop beweist. Ihre unverwechselbare Stimme und das Feingefühl für ausgeklügelte Produktion lassen ihr zweites Album schon jetzt zu einem 2023er Pop-Phänomen werden. 

„Desire, I Want To Turn Into You“ von Caroline Polachek:

The 1975 kündigen bisher größte Show im Finsbury Park an

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© Samuel Bradley
© Samuel Bradley

Es scheint so, als könnte man dieses Jahr gar nicht genug von The 1975 bekommen. Nach US-Shows, einer ausverkauften UK und Irland Tour und mehreren Festivalankündigungen, dürfen sich Fans jetzt erneut freuen. Die Band rund um Frontmann Matty Healy kündigen ihre bisher größte UK-Headliner Show an.

40.000 Gäste-so viel umfasst die Open-Air Venue im Finsbury Park. Die Venue beherbergte in der Vergangenheit schon Musiker, wie Sam Fender, die Arctic Monkeys und Stone Roses. Außerdem findet dort auch seit einigen Jahren das Wireless-Festival statt. Neben The 1975 werden am 2. Juli auch Cigarettes After Sex, Bleachers, The Japanese House und American Football auftreten-ein Ein-Tages-Festival also.

Geplant war die Show eigentlich schon 2020 und musste leider aus bekannten Gründen abgesagt werden. Das Line-up damals wäre für viele Fans sicherlich das Highlight des Jahres gewesen: Charli XCX, Clairo, Phoebe Bridger, Pale Waves und Beadadoobee. Es scheint, als wäre der Anspruch mehr weiblichen Künstler:innen eine Bühne zu bieten, dieses Jahr vergessen worden. Das ist natürlich schade, betrachtet man aber sämtliche Festival Line-ups in diesem Jahr mal wieder nicht überraschend. Wer dieses Jahr noch nicht die Chance hatte The 1975 Live zu sehen, kann sich jedoch trotzdem auf etwas Großes freuen. Denn auf ihrer „At their very best“-Tour, ist der Titel Programm.

The 1975 polarisieren mit ihrer Tour

Aus Social Media kursieren Auto-Tune-Clips, Videos von Matty Healy, wie er ein rohes Stück Fleisch isst und oberkörperfrei Push-ups auf der Bühne macht. Als Besucher der aktuellen Tour findet man sich in einem Theaterstück wieder, ohne dafür ein Ticket gekauft zu haben. Das Bühnenbild, ein riesiges Haus, mit Dach und Straßenlaterne. Das Publikum steht im Vorgarten. Eine Lampe wird angeknipst und nach und nach kommen die Musiker auf die Bühne.

Es geht sofort los. Keine Ankündigung, kein Blick ins Publikum. Immer wieder nimmt Matty Healy einen Schluck aus seinem Flachmann, einer Weinflasche oder lässt sich in Dublin ein Guinness auf die Bühne bringen. Wer die Band zwischen 2014 und 2017 live gesehen hat, dürfte davon nicht überrascht sein. Dann wird es jedoch etwas skurril. Die Band verlässt die Bühne, es bleibt der Frontmann allein zurück. Er liest ein Buch, isst ein rohes Steak, masturbiert Oberkörper frei und klettert schließlich durch einen Fernseher, in dem kurz zuvor noch ein Andrew Tate Video lief.

Ein Theaterstück über eine Musikshow

Dann beginnt die richtige Show. Die Setlist ist ein perfekter Mix aus alten und neuen Songs. Publikumsinteraktionen und Tanzen auf und vor der Bühne. Das alles lässt einen fast die bizarre erste Hälfte der Show vergessen, aber eben nur fast. Es fühlt sich an, als hätte man gerade in einem Stück gesessen, einer Show über einen toxisch-maskulinen „Rockstar“, der sich auf der Bühne selbst verliert. Vielleicht mit autobiografischen Zügen. The 1975 haben schon immer polarisiert und neues ausprobiert. Die aktuelle Tour hebt das noch einmal auf ein anderes Level. Es ist brillant!

Wer die Chance hat und Lust auf einen kleinen London Trip, sollte die Chance nutzen. Wer Tickets für die anstehenden Festivals hat, kann sich umso mehr freuen. Wer dafür keine Zeit hat, kann sich den Livestream aus dem Madison Square Garden ansehen.

Hier die The 1975 Show aus dem Madison Square Garden anschauen: