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Tourtagebuch: Lui Hill und Fye & Fennek haben uns private Einblicke in ihre gemeinsame Tour gegeben

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Einen Monat lang sind Lui Hill und Fye & Fennek durch die Republik gereist. Exklusiv für The Postie haben uns die drei Musiker ihre Eindrücke und Erlebnisse von der gemeinsamen Tour im Herbst gesammelt und dabei fleißig Bildmaterial für uns geknipst. Wieso Lui einen Song namens „Cheesy Tiger“ schreiben möchte und weshalb der Bus von Fye & Fennek immer wieder für Diskussionen gesorgt hat, das erfahrt ihr im Tourtagebuch.

Habt ihr irgendwelche Rituale auf Tour?

Lui Hill: „Wir haben ein Bühnenritual – ganz klassisch nix aufregendes. Ein dummer Spruch, dann legen alle die Hände zusammen und schreien diesen ganz laut auf drei. Danach oder davor gibt es einen Schnaps.“

Fye: „Eher weniger. Es tut gut, vor dem Konzert ein wenig Zeit für sich zu haben, sich zu konzentrieren auf das, was kommt. Im Prinzip beginnt das Ritual schon viel früher, Vorbereitung auf die Tour hieß für mich auch körperlich fit zu sein und die Stimme auf bestem Niveau zu halten, indem man seine Trainings macht. Klingt nicht so nach Spaß, geht aber voll darin auf, wenn man dann auf der Bühne steht.“

Was waren die prägendsten, spaßigsten und unvergesslichsten Momente auf Tour?

Lui Hill: „Der schönste und aufregendste Moment auf Tour war für mich der Besuch in Margate kurz vor unserer Show in London. Dort haben wir einen Freund besucht. Er schickte uns lediglich den Namen seines Lieblingsrestaurants als Treffpunkt. Google Maps führte uns zum Hafen an einer schmalen Wehrmauer, der den Hafen vor den an diesem Tag riesigen Wellen schützte. Im Sekundentakt schwappten 10 Meter hohe Fontänen über diese. Unser Hunger war jedoch zu groß und wir rannten einfach los. Jeder in der Hoffnung, dass er derjenige ist, der das beste Timing hat und trocken bleibt. Einzig und allein Fye, die das ganz auf Video festgehalten hat und sich dabei  kaputtlacht, kam trocken durch. Als Belohnung gab es dann aber im „Cheesy Tiger“ das beste Essen, dass ich in England jemals hatte – jedes Gericht aus oder mindestens mit ganz viel Käse. Wir saßen sozusagen auf ca. 12 qm in der Küche bis wir irgendwann auch zu Käse wurden – zu sehr betrunkenem Käse. Wir wollten einfach nicht mehr weg und wieder trocken werden. Vielleicht heißt meine nächste Single ‚Cheesy Tiger‘!“

Fye: „Bei dem Besuch des Cheesy Tigers in Margate, einem urigen Restaurant am Hafen, wurden wir von Sturmwellen nassgespült und mussten die Hafenmole überqueren. Das war, als müsste man in eine andere Welt eintauchen. Der Grenzbeamte hat Jan mit Mr. Fennek angesprochen, weil Lui bei der Buchung  der Fähre dachte, er heißt so mit Nachnamen, der Lachs. Haha.“

Zum Auftakt der Tour erschien die gemeinsame Single „The Game“, wie kam es zu der Idee gemeinsam was zu machen?

Lui Hill: „Ohne dass wir es wollten und geplant hätten, stand irgendwann dieser Song vor uns und hat uns angegrinst. Dieser Track entstand aus einem total zufälligen Jam. Fennek hatte ein neues Gesangsmikrofon im Studio und wir wollten es einfach mal testen. Daraus wurde die Hook des Songs. Der ganze Prozess um Musik und Video war sehr intuitiv und hat uns einfach sehr viel Spaß gemacht. Ich habe selten so ungezwungen an Musik gearbeitet, wie bei diesem Song.“

Fye: „Jan und ich haben ziemlich schnell gemerkt, dass die Melodien des Tracks sich für einen Song anbieten würden, den man mit zwei Stimmen formt. Lui ist ein guter Freund, wir haben das dann einfach mal ausprobiert und aus einem Jam wurde gemeinsames Texten und ausgestalten der Sounds etc. So hat der Song Stück für Stück typisches von Luis und unserem Sound angenommen.“

Ihr saßt die letzten drei Woche so eng aufeinander, Hand aufs Herz, welche Macken am anderen haben euch schon mal aus der Haut fahren lassen?

Lui Hill: „Haha, ja die Macken werden mit jedem Tag sichtbarer und die Haut mit jeder Woche dünner. Das ist ganz normal. Du bist auf engstem Raum, hast kaum Privatsphäre, da gehst du auf mentalem Zahnfleisch. Jeder hat auch eine andere Vorstellung, der eine ist in diesem Beruf ‚tourender Musiker’ schon lange angekommen, der andere sieht es eher noch als lustige Klassenfahrt, aber ich will jetzt hier keine Namen nennen. Am Ende der Tour waren wir alle ein Team, aber der Weg dahin war nicht immer einfach bei sieben Individuen.“

Fye: „‚Wo ist der Busschlüssel?‘ War so unsere Lieblingsfrage, die uns alle begleitet hat. So richtige Überraschungen gab es nicht, weil wir uns alle schon vorher gut kannten. Wenn jemand Mal getrödelt hat oder sowas, war das auch schnell wieder vergessen.“

…und was habt ihr für Eigenschaften am andern schätzen gelernt?

Lui Hill: „Anpassungsfähigkeit. Diese Eigenschaft muss man haben, sonst ist man schnell das Arschloch auf der Tour. Ganz blöder Stempel, den will man nicht für den Rest der Tour haben. Ich wusste, dass das Ganze kein Kaffeekränzchen wird und man oft genug die Extrameile gehen muss, damit diese Tour funktioniert, aber genau diesen Mindset hatten auch Mitmusiker, Techniker und die Supportband. Das hat mich sehr gefreut. Die wussten, ich kann nicht Tourmanager, Performer, Busfahrer zugleich sein, wenn ich an diesem Tag auch noch frisch und aufgeräumt für ein Interview zur Verfügung stehen möchte.“

Fye: „Auf jeden Fall Luis Talent, Dialekte zu imitieren, das war einfach großartig und Jans Kochkünste, die wir allerdings gar nicht so oft in Anspruch nehmen mussten. Generell in der Gruppe die Entspanntheit, Offenheit und Kommunikationsbereitschaft, wenn doch mal was auf der Zunge lag.“

Die gemeinsame Single „The Game“ gibts hier:

Was werdet ihr nach der Tour am meisten vermissen und worauf freut ihr euch in Zukunft bzw. was kommt als nächstes?

Lui Hill: „Die Aufmerksamkeit, die jeden Abend auf einen einprasselt, der volle Kühlschrank mit alkoholischen Getränken – das sind alles Dinge, an die man sich leicht gewöhnt. Aber es ist auch gesund, wenn dies irgendwann ein Ende hat. Ich versuche in solchen Momenten immer so sehr es geht im Moment zu sein. Ich vermisse gerade nix, und genieße das momentane runterkommen.“

Fye: „Die Tour war sehr abwechslungsreich und wir haben auch mal bei Bekannten, Familie oder Freunden geschlafen. Dadurch wurden viele Orte in kurzer Zeit sehr heimisch. Es ist schön, wenn man sich auf einmal mit den paar Kleinigkeiten, die man dabei hat und der einem vertrauten Crew verschiedener Orts sich so zu Hause fühlen kann. Ich freue mich auf neue Songideen und darauf bald wieder Konzerte zu spielen, die Erfahrungen, die wir gesammelt haben, in neuen Ideen weiterzuspinnen. Wir sind noch mit Videos und anderen kreativen Dingen gut ausgelastet.“

Noch ein paar letzte Eindrücke von der Tour?

Lui Hill: „Diese Tour war super wichtig für uns als Band und Team. Das hat uns angefixt und hoffentlich auch die Menschen genügend vor der Bühne. Auf dass wir uns  ganz bald wiedersehen.“

Fye: „Ich habe während der Tour viel neue Musik entdeckt und bin mehr dazu gekommen nachzudenken und auch zu schreiben, als ich vorher erwartet hätte. Wenn im Bus die Landschaften an einem vorbeifliegen, kann man all das gut in Gedanken und Worten verpacken. Gleichzeitig war ich auch oft müde oder mal verkatert. Wir hatten immer wieder tolle Begegnungen mit Freunden, die uns in ihren Städten dann noch entführt haben. Einen letzten Joint aus Amsterdam mussten wir auf der Fahrt noch loswerden und unser Bus mit Aufschrift LSD-Trips hat immer wieder für tolle Diskussionen gesorgt, wenn wir im Schritttempo durch die Fußgängerzone zur Venue gefahren sind oder irgendwo gehalten haben. ‚Das würde ich ja nicht drauf schreiben‘ – ja danke für den Tipp auch, die Zollbeamtin in Dover hat sich trotzdem mehr für Philipps Nummer interessiert.“

Mehr Bilder von der Tour von Lui Hill und Fye & Fennek gibt’s hier:

Fotocredits: Filter Music Group

Bandrecycling ohne Frauen – Von problematischen Festival-Line-Ups

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Foto: Haiyit © Tim Bruening Florence + The Machine © Vincent Haycock Robyn © Heji Shin

Lorde, Taylor Swift, Sia, Beyoncé, die x-te Spice-Girls-Reunion, die auferstandene Avril Lavigne: Frauen lassen in der Musikbranche den Rubel rollen – The presence is female. Bei Festivalveranstaltern scheint das aber noch nicht angekommen zu sein. Wird die kommende Saison auch die bisher langweiligste?

Es fühlt sich wie eine direkt Ohrfeige an, von der man dann doch überrascht ist: In der ersten Bandwelle für die kommende Festivalsaison bietet das Hurricane-Festival keinen Platz für Frauen. Für keine einzige. Stattdessen trifft sich unter den 25 bekanntgegebenen Acts die reinste Testosteron-Parade: Foo Fighters, Mumford And Sons, The Cure – Wow, welches Jahr haben wir? Ist das jetzt das, was die Leute sehen wollen? Und vor allem: ist das die bittere Realität? Dass nur die Festivalbesucher auf ihre Kosten kommen, die in Ballermann-verwandter Stimmung „Fallen Leaves“ von Billy Talent grölen bis ihnen die Kehle platzt? Klar, ein Tränchen bei „Everlong“ zu verdrücken, während fremder Schweiß auf die eigene Schulter tropft, kann rührend sein und ist wohl den meisten von ihnen schon passiert. Aber brauchen die Altherren, die bisher die Plakate schmücken, diese Form der Beweihräucherung überhaupt?

Selbst wenn der grundlegende Gleichberechtigungsaspekt sich hinten anstellt, das zusätzliche Ärgernis bleibt: Es ist nicht so, als sei man 2018/ 2019 alternativlos. Wo sind Florence And The Machine, Robyn, Pale Waves, Cat Power, Snail Mail? Um nur die zu nennen, die sich in diesem Jahr wohl recht weit vorne auf den „Album des Jahres“-Listen treffen werden. Und Hayiti oder Ibeyi? Oder mal eine für ein so großes Festival unkonventionelle Wahl wie die wunderbare Julien Baker? Bei Rock am Ring stehen im kommenden Jahr nach aktuellem Stand zumindest vier Frauen auf der Bühne, drei von ihnen als Teil einer Band mit männlichen Musikern. Die Argumente, die verschiedene Festivalbetreiber immer wieder aufbringen sind hier so kurzfristig gedacht wie einfallslos: Die Altherren der Schöpfung seien nun mal Ticketkauf-Garant, sorgen somit für die Finanzierung des Festivals und auch für eine reelle Chance, „kleinere Acts“, ergo Frauen, zu buchen.

Bandrecycling als Wirtschaftsanker?

Dass die Ticketpreise zusätzlich jedes Jahr steigen, stößt ja sowieso schon bei den meisten übel auf und zurecht zeigen Journalistinnen, wie zuletzt Silvia Silko via Noizz, mit dem Finger auf große Festivalbetreiber. Denn nicht nur legt das bisherige Hurricane-Line-Up offen, dass wir von gebührendem Respekt weiblicher Künstlerinnen noch weit entfernt sind, wenn die Entwicklung so weiter geht, dürften die zukünftigen Ankündigungen so langweilig werden, wie die stundenlangen Bierpong-Sessions auf den Campingplätzen. Denn wo Gleichberechtigung nur eine nette Idee ist, sind Festivalbetreiber scheinbar auch dazu verdammt, sich die immer gleichen Acts Jahr für Jahr wie einen platten Ball hin und her zu schieben. Bandrecycling als Wirtschaftsanker? Immerhin waren die Foo Fighters bereits 2018 bei Rock am Ring Headliner und sollen beim Hurricane nun die gleiche Position besetzen.

Ein Statement ist bisher übrigens nur in der Kommentarspalte von Facebook erschienen. Hier verteidigt sich das in Scheeßel stattfindende Festival: „Zunächst sei einmal klargestellt: das Thema ist nicht nur wichtig und vollkommen berechtigt, wir sind auch seit vielen Jahren am Dialog beteiligt. Wir schätzen Euer Engagement und Awareness in dieser Sache. Mit der Veröffentlichung der ersten Bandwelle ist gerade mal ein Bruchteil unseres Line-Ups am Start. Wollen wir da vielleicht nochmal drüber sprechen, wenn Ihr unser komplettes Line-Up kennt?“ Ein Blick auf das Line-Up 2018 verrät, worauf diese Komplettierung hinaus laufen könnte: weniger als zehn Acts mit Frauen standen auf der Agenda, insgesamt spielten aber 68. Dass es in einer ähnlichen Größenordnung auch anders geht, beweisen übrigens Festivals wie das Melt Festival. Nun, liebe Festivalbetreiber, wir bleiben gespannt worüber wir sprechen werden, wenn eure Line-Ups für 2019 dann komplett sind. Bis dahin können wir zumindest beim eigenen Plattenspieler jeglichen Altherrenrock meiden.

Eine Kandidatin für die großen Bühnen: Florence + The Machine:

The Postie präsentiert: Gaddafi Gals in Berlin

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Gaddafi Gals / ®Dorka Csora.

Die Gaddafi Gals stehen für eine stylische Sound-Fusion aus Neo-R’n’B und Hip-Hop und mindestens genauso ästhetische Visuals. Im Dezember spielt das Trio eines seiner eher seltenen Konzerte in der Kantine am Berghain in Berlin.

Während sich die männlichen Rap-Kollegen noch an Texten über High-Brands wie Versace oder Yves Saint Laurent abschuften, sind die Gaddafi Gals schon Lichtjahre weiter. Mit dem Track „fila“ haben sie auf ihrer 2017 erschienenen EP „the death of papi“ eine der Retro-Marken der Stunde rezipiert. Nicht nur auf dieser Ebene fangen die Gaddafi Gals, die sich aus den beiden Rapperinnen bzw. Sängerinnen slimgirl fat und blaqtea, sowie Produzent Walter p99 arke$tra, zusammensetzten, puren Zeitgeist ein.

Die druckvolle Mischung aus modernen, dunklen Hip-Hop-Beats und Neo-R’n’B-Einflüssen, die mit Zitaten an den goldenen Hip-Hop-Neunzigern angereichert ist, klingt futuristisch und irgendwie einzigartig, vor allem für den deutschsprachigen Raum. Das Trio hat sich in München gegründet und lebt mittlerweile verteilt in Berlin und Wien. Wer mit den Namen slimgirl fat und blaqtea noch nicht so viel anfangen kann, kennt mit Sicherheit die Künstlerinnen, die sich hinter den Pseudonymen verstecken: slimgirl fat hat sich als Nalan381 solo ganz dem Neo-R’n’B verschrieben und blaqtea steht als Rapperin Ebow für feministische Coolness in der Deutschrapszene.

Was noch ziemlich Underground klingt, wird sicher das nächste Ding im deutschsprachigen Rap-Game. Bevor die Gaddafi Gals im neuen Jahr auch endlich ihre Debütplatte herausbringen, könnt ihr sie live in der Kantine am Berghain in Berlin.

The Postie präsentiert Gaddafi Gals:

17.12.18 Berlin – Kantine am Berghain

Monako visualisieren im Video zu „Spring“ den Übergang von der hellen in die trübe Jahreszeit

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Sadek Massarweh und Jakob Hersch von Monako.

Es passiert wirklich nicht oft, dass der Sound einer Band durch und durch neu und besonders klingt. Monako gehören zu den wenigen Ausnahmen. Eine weitere Facette ihres komplexen, vielschichtigen Hybrids, dem kein Sammelsurium an Genrebegriffen (Jazz/Pop/R’n’B/Indie/Elektro) so richtig gerecht werden kann, hat die Band Ende der letzten Woche veröffentlicht. Trotz der scheinbaren zeitlichen Verortung des Titels „Spring“ wirkt das Musikvideo genauso gut zum Herbst-Winter-Übergang.

Die zart klirrenden Gitarrenklänge mischen sich mit der sanften Stimme des gebürtigen Kanadiers Sadek Massarweh bis die ersten unterschiedlich akzentuierten Klangteile von „Spring“ sich unterstützt durch zurückgenommene Drums in einem stimmigen, vor sich hin plätschernden Rhythumsgeflecht wiederfinden. Zwischendurch rüttelt das spezielle Spiel oder – fast besser – Streicheln von Der Ringer-Gitarrist Jakob Herrsch wieder sanft wach. Was die beiden Musiker samt Bandkollegin Naomie de Lorimier mit ihrem Projekt Monako liefern ist die Klangverschmelzung der beiden Heimatstädte Hamburg und Montréal. Nach einem einnehmenden Auftritt beim Reeperbahn Festival zählt auch nicht mehr nur die Hamburger Underground-Szene zur Fanbase. Die Leoniden nehmen Monako direkt als ihren Support mit auf die Deutschlandtour zum neuen Album „Again“.

Bevor ihr die Band bei ihren Konzerten live erlebt, solltet ihr euch aber unbedingt noch das Musikvideo zur Single „Spring“ ansehen. Darin seht ihr Eindrücke von Landschaften und Städten in der Übergangsstimmung zwischen Winter und Frühling oder vielleicht sogar Herbst und Winter. Die Visuals stammen von Faezeh Nikoozad, einer befreundeten Regisseurin der Band.

Hier gibt’s für euch das Video zu „Spring“ von Monako:

 

Drangsal veröffentlicht Video zu „Eine Geschichte/ Und Du? Vol. II“

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Still aus "Eine Geschichte/ Und Du? Vol. II"

Im April erschien das Album „Zores“ von Drangsal. Dass auch jetzt noch der Name Programm ist, beweist er nicht nur auf der aktuellen Tour, sondern mit der Veröffentlichung des Videos zu „Eine Geschichte/ Und Du? Vol. II“.

Beim Gedanken an die Gruppe Drangsal denkt man nicht nur an die idyllische Pfalz, die ursprüngliche Heimat von Max Gruber, sondern auch seine Rolle als Enfant Terrible. Mit der zweiten Platte „Zores“ werden mit der Benennung beide Aspekte bedient. Denn das Wort kommt aus dem Pfälzischen und kann für ein wütendes Pack, eine Gruppe Asozialer, ein Streit und Wut stehen. Mit dem Video, das sowohl den ersten Song des Albums „Eine Geschichte“ und einen weiteren Track, nämlich „Und Du? Vol. II“ bebildert, verwirklicht Drangsal zumindest den mitschwingenden Aspekt der Provokation. Schließlich finden sich in „Eine Geschichte/ Und Du? Vol. II“ nicht nur die Themen Mord und Gewalt wieder, sondern auch eine große Portion an Nacktheit.

Entgegen des Tracks „Eine Geschichte“ kann eher weniger zusammengefasst werden, welche Geschichte denn nun im Musikvideo erzählt wird. Denn das Gefühl, das einen während des Schauens und noch danach im wahrsten Sinne des Wortes einnimmt, kann durch eine Beschreibung auch nicht vorweggenommen werden. Klar ist aber, dass die Besetzung des Kurzfilms, den Namen verdient „Eine Geschichte/Und Du Vol. II.“ mit seinen knapp acht Minuten Laufzeit nämlich absolut, sehr nennenswert ist. Denn hierfür konnten beispielsweise Lars Eidinger, sowie eine Gruppe Drangsal-Fans gewonnen werden. Zudem ist im Voraus ein Prolog erschienen, in dem auch Daniel Richter zu sehen ist, der ein Porträt anfertigt. Das ist dann auch im eigentlichen Video zu sehen und hängt über dem Bett im Krankenzimmer.

Hier geht’s zur Review von „Zores“

Dabei erinnert die Konzeption des Videos an eine Mischung aus „Allan Align“ von Drangsals ersten Album „Harieschaim“ und dem Video zu „Magst Du mich“ vom jetzigen Album. So beinhaltet „Allan Align“ die im aktuellen Video enthaltene religiöse Komponente. Außerdem übernahm für beide Videos Maximilian Wiedenhofer die Aufgabe des Writer und Direktor. Die Gemeinsamkeit der Obszönität und Nacktheit ist ebenfalls in „Magst du mich“ anzufinden. Ein Grund wahrscheinlich, weswegen das Video dazu und nun auch „Eine Geschichte/ Und Du? Vol. II“ lediglich mit Anmeldung auf YouTube zu sehen ist, um das Alter zu kontrollieren.

Wohingegen bei Serien vor Spoilern gewarnt wird, sei hier eine andere Art von Warnung oder zumindest ein Tipp kurz angemerkt: Guckt das Video lieber nicht auf der Arbeit oder irgendwo anders, wo unangenehme Fragen gestellt werden könnten und ihr nicht zwingend die Zeit habt, einen durchaus bemerkenswerten Musiker zu empfehlen. Drangsal beweist mit diesem überraschenden Video einmal mehr, dass nichts Erwartbares oder Vorhergesehenes passieren kann, getreu des Zitats aus „Und Du? Vol. II: „Wo man mich vermutet, steh ich schon lange nicht mehr“.

Seht hier das Video von Drangsal zu „Eine Geschichte/ Und Du? Vol. II“:

 

Kein Album in gemixter Sprache – Search Yiu im Whatsapp-Talk

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Search Yiu // © Nora Hollstein
Search Yiu // © Nora Hollstein

Search Yiu ist eines der besten Beispiele für noch zu unrecht unbekannte Künstler in der deutschen Musikszene. Hinter seinem Alias steckt der 27-jährige Sören Hochberg. Search Yius Musik bewegt sich zwischen düsterem 2000er Pop, gefühlvollem RnB und diversen elektronischen Einflüssen. Heute erscheint seine EP „Halt mich wach“.

Ursprünglich aus dem idyllischen Goldramstein in der Pfalz hat es Search Yiu schon vor längerer Zeit nach Berlin verschlagen, ganz ähnlich wie auch die Jungs um Sizarr und Drangsal. Dort hat er vor zwei Jahren auch sein Debütalbum „Ride On“ veröffentlicht. Darauf hat der selbsternannte MTV Boy noch komplett auf Englisch gesungen. Seine Songs produziert er vor allem am liebsten mit seinen Freunden. Kein Wunder also, dass auf „Ride On“ seine Homeboys Drangsal und Doomhound (Philipp Hülsenbeck von Sizarr) zu Gast waren.

Auf „Halt mich wach“ hat sich Search Yiu diesmal für deutsche Lyrics entschieden. In 15 Minuten trägt uns die Platte in düster-schöner Dramatik durch Zerrissenheit, Sehnsucht, aber auch das Weiterziehen nach einer Trennung. Zwischen sphärischen elektronischen Klängen, einem Mix aus deepen und LoFi-Beats und Search Yius sanfter Stimme bauen sich epische Songs auf, die aber nie ins Pathetische rutschen. Features gibt es auf der EP diesmal zwar keine, dafür hat Search Yiu dieses Jahr schon Singles releast, die sich nicht auf der Platte finden. Unter anderem war BLVTH für den gemeinsamen Song „Puma“ am Start. Diesen November tourt Search Yiu jetzt erstmal als Support für Rapper Rockstah.

Wir haben uns gefragt, was bei ihm in nächster Zeit eigentlich alles so ansteht, ob wir bald auf ein Album hoffen können, neue Features oder sogar eine Headliner-Tour? Und haben uns dafür mit Sören zum Chatten verabredet.

Search Yiu im Whatsapp-Talk:

Hier könnt ihr Search Yius aktuelle Single „Schon vergessen“ hören:

 

Das beste Release der Woche: King Princess

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Uptemporeicher Lo-Fi-Pop trifft auf Wild West Vibe – in ihrem neusten Clip tanzt King Princess vor einem Greenscreen Himmel und besingt dazu eine Ode an die Pussy.

Um es mit den Worten von King Princess zu sagen ist ihre neue Veröffentlichung “fresh piping hot gak.” So besingt die Multi-Instrumentalistin aus Brooklyn in dem Track ihr Begehren nach einer Frau. Neben der Ode an das weibliche Geschlechtsteil, geht der Song fernab des Chorus auch in die Tiefe und lässt dabei auch viel Emotionen durchblicken. „She’s god and I found her“, singt die Singer-Songwriterin und beschreibt damit eine erfüllende Beziehung.

„Pussy is God“ ist die erste Single nach dem Release der Debüt-EP „Make My Bed“. In dem Song experimentiert King Princess das erste Mal mit Uptempo-Beats, Percussions und geloopten Samples, die den Lo-Fi-Pop der Musikerin aufrüsten. Der Gesang ist dabei simpel und eingängig und gerade deswegen nicht aus dem Ohr zu bekommen.

Im dazugehörigen Clip trifft der uptemporeiche Lo-Fi-Pop auf Wild West Vibe. Dazu radelt King Princess erst durch die Wüste um dann später durch einen Greensreen Himmel zu tanzen, der sie mit zahlreichen um sie herum wirbelden Dinge konfrontiert. Produziert wurde der Track mit den surrealen Visuals von Clare Gillen. Zur Inspiration für das Video diente auch eine bekannte ikonische Szene aus „Der Zauberer von Oz“, in der Dorothy durch einen Wirbelsturm von Kansas nach Oz gelangt. Daneben knüpft der Clip an die 90er-Nostalgie an, die King Princess mit „1950“ schon gestartet hatte. Die Single könnte ein erster Vorbote auf ein eventuell bald erscheinendes Debütalbum der New Yorkerin sein.

Ihr wollt wissen wie King Princess vor einem Greenscreen Himmel tanzt?

The Postie stellt vor: Maisie Peters verzaubert euch mit ihrem traumhaft schönen Singer-Songwriter-Pop

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Maisie Peters // Press Pic

Als würde F. Scott Fitzgerald Popsongs schreiben – Die Debüt-EP von Maisie Peters liefert frisch aufgeweckten Singer-Songwriter-Pop mit viel Emotionen.

Die Karriere der jungen Musikerin begann schon früh. Mit 12 schloss sie sich einer Band an, mit der sie erste Erfahrungen im Musikbusiness sammelte. Den Namen der Band möchte Maisie Peters jedoch nicht verraten. Gegenüber der BBC erzählte sie, dass die Songs immer noch auf Spotify seien und es ihr mittlerweile sehr peinlich ist. Am liebsten würde sie dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen. Zu ihren Vorbildern zählen Taylor Swift, Lily Allen, Gabrielle Aplin und Lorde. Erstere war der Anlass, weshalb die Singer-Songwriterin zur Gitarre griff.

Wie viele andere Künstler vor ihr auch, erregte Peters erste Aufmerksamkeit durch die Video-Plattform Youtube. Dort lud sie Videos von eigenen Cover-Interpretationen hoch, auf denen sie nur mit Akustik-Gitarre in der Hand zu sehen ist. Nicht nur die Clickzahlen bei Youtube sprechen für den wachsenden Erfolg der britischen Newcomerin, so spielte sie erst kürzlich im Vorprogramm von Tom Walker auf dessen Europatour.

Emotionsgeladene Popmusik mit catchy Melodien

Ihre Akustik-Gitarre besitzt die 18-jährige Britin aus Brighton zwar immer noch, doch fühlt sie sich mittlerweile mehr zur Popmusik hingezogen. Von verträumten Soft-Pop-Balladen mit akustischem Storytelling bis hin zu emotionsgeladenen Pop-Nummern mit catchy Melodien – ihre Tracks sind fragile und wunderschöne Stücke, die unter die Haut gehen. Neben ihren musikalischen Vorbildern nimmt sie ihre Inspiration auch aus ihrer Liebe zur Literatur. Besonders die Werke von F. Scott Fitzgerald haben es der Singer-Songwriterin angetan.

Nach einer Handvoll Singles, darunter „Birthday“ und „Best I’ll Ever Sing“, ist die Debüt-EP „Dressed To Nice For A Jacket“ die erste Veröffentlichung der Britin. Wie schon die bisherigen Releases, reihen sich auch die neuen Songs nahtlos in die folkige Singer-Songwriter-Manier von Peters ein. Die frischen eingängigen Melodien gehen nicht nur sofort ins Ohr – besonders „In My Head“ hat absolutes Ohrwurmpotential – sondern laden die Songs auch zum perfekten Sonntags Chillout ein.

Wochenend-Soundtrack gefällt? Hört hier in die Debüt-EP von Maisie Peters:

Exklusive Videopremiere: Cinemagraph liefern mit „Baby Where You At“ schönsten schnörkellosen Brit-Rock

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Cinemagraph // © Max Alber, Fotos im Text: Max Alber

Mit ihrem Soundmix aus Indie-Rock, Alternative und Garage holen Cinemagraph die Sonne Brightons nach Mannheim. Zur Debütsingle „Baby Where You At“ präsentiert die Mannheimer Band ein modernes Remake des Dinner for One.

Ihre Vorliebe für Brit-Rock hört man den vier Mannheimern von Cinemagraph sofort an. Zu ihren Vorbildern zählen neben den Arctic Monkeys und Oasis auch The Smiths. Kaum verwunderlich also, dass der Sound der Band an große britische Indie-Heroen erinnert. Auch die Single „Baby Where You At“ fügt sich diesem Schema. Auf die treibenden einfachen Gitarrenriffs folgt eine eingängige Melodie, die sich durch Advans Alomerovic prägnanten Gesang im Refrain trägt. Die catchy Melodie setzt sich sofort als Ohrwurm in den Köpfen fest und ist durchaus tanzbar.

Der dazugehörige Clip zeigt Sänger Advan Alomerovic allein an einem gedeckten Tisch während er auf jemanden wartet. „Baby Where You At?“, singt er immer wieder während er sein Dinner for One einnimmt. Dabei präsentiert sich die Band vor einer gelben Leinwand, die sich als Signalfarbe durch den Clip zieht und das Cover der aktuellen EP widerspiegelt.

Neben dem Clip zur Single „Baby Where You At“ veröffentlichen Cinemagraph nämlich auch heute ihre Debüt-EP. „‚An Adolescent Opera‘ ist unsere persönliche Coming-of-Age-Story. Sie lässt den letzten Schluck Bier wie den ersten schmecken und keine Hüfte kalt, denn die herzzereißenden Texte sind in tanzbare Riffs und sweete Melodien gepackt,“ erklärt Schlagzeuger Leon Blank. Produziert wurde die Mini-Platte von Dennis Borger, Gitarrist bei der Band Fibel.

Die fünf Songs repräsentieren die große musikalische Bandbreite der Band perfekt. Von schweren melancholischen Melodien mit Garage-Elementen bis hin zu catchigen Indie-Pop-Nummern zeigt das Debüt die zahlreichen Einflüsse der Band. Dabei lassen Cinemagraph nicht nur alte Indie-Heroen neu auferstehen, sondern verpassen Altbewährtem mit ihrem Sound einen frischen Anstrich. Die komplette EP könnt ihr hier hören.

Sehr hier den Clip zur aktuellen Single „Baby Where You At“: