Selten verspricht eine erste Single so viel, wie Apsilon mit seiner Doppel-Single „Sport“ verspricht. Der junge Moabiter veröffentlicht mit dem gleichnamigen Song und „Ich Leb“ seine ersten beiden Tracks in voller Länge. Die Dringlichkeit politischen Raps trifft hier auf die Gelassenheit und Leichtigkeit eines jungen Talents, das schon bald als eine:r der Newcomer:innen des nächsten Jahres bezeichnet werden wird.
Als wir im Juni für unser Interview mit Ahzumjot sprachen, erzählte er uns merklich begeistert von einem neuen jungen Rapper, gänzlich unbekannt, mit dem er im Studio gewesen war. Seinen Namen verriet er nicht. Jetzt wissen wir: Es kann sich nur um Apsilon gehandelt haben. Zu diesem Zeitpunkt fand man auf seinem Instagram Account schon einige vielversprechende Hörproben. Darunter auch aktivistische Acapella über Hanau, #deutschrapmetoo und Moria. Mittlerweile folgen ihm hier 1,5 Tausend Menschen. Seine Bio verspricht „Rap and Activism“.
„Deine Leute klatschen Beifall für ein Nazi, wenn es sein muss // Meine Leute klatschen Nazis von der Straße, wenn es sein muss“
Das vereinen auch seine Songs. „Sport“ erzählt von den gegensätzlichen Lebensrealitäten zweier Seiten der Gesellschaft. Die eine Realität: Rassismus, Racial Profiling, Polizeigewalt und der Kampf dagegen. Die andere: Das ignorante Leben in grenzenlosen Privilegien. „Dein Homie hat am Kotti Angst, dass ihn ein Kanak abzieht // Mein Homie hat kein Bock, dass deiner ihn wie n Bastard ansieht // Ihr kriegt Logenplätze Bruder, wir kriegen Zelle // Ihr könnt große Sätze, wir können rennen“
Das dazugehörige Video zeigt die schönsten Gesichter Berlins, darunter auch einige bekannte wie die von Miriam Davoudvandi, Şeyda Kurt und Naima Amazigh. Es zeigt die Menschen und Szenen, deren Schönheit wir im Alltag selten erkennen. Für die visuelle Umsetzung war 27BUCKS verantwortlich, der auch für Ahzumjot und OG Keemo die kreative Direktion übernimmt. Von ihm, Ahzumjot, stammt der Beat und die Produktion des Songs, sein Fußabdruck ist deutlich zu erkennen. Die Leichtigkeit, die sich hier mit derart schweren Inhalten paart, findet man in politischen Rapsongs selten.
„Sie sehen nur ein paar schwarze Schafe bei den Cops // Ich seh‘ einen großen Wolf und er macht seinen Job“
Andere Töne schlägt „Ich Leb“ an. Der Track ist langsamer, Apsilons Stimme tiefer, melodischer. Produziert von Cato, der auch mit Ansu arbeitet, ist die Stimmung hier schwerer und düsterer und stellt einen starken Kontrast zu „Sport“ dar. Apsilon singt und rappt von den Widerständen, denen er sich stellen muss. Nicht er allein, sondern alle Betroffenen von Rassismus und Diskriminierung. Während sich das Anwerbeabkommen mit der Türkei dieses Jahr zum 60. Mal jährt, findet er deutliche Worte zum Umgang mit der Generation der Gastarbeiter:innen und ihren Nachfahren: „Dieses Land frisst meine Leute seit den 70ern // und redet dann von Toleranz und Freiheit, verpiss dich Mann“ und „Dieses Land braucht uns nur, wenn es Business macht“.
Apsilons erstes Release beeindruckt mit diesen präzisen Zeilen, die genau da treffen, wo sie treffen sollen. Die verschiedenen Facetten der Doppelsingle machen neugierig auf alles, was hoffentlich sehr bald folgt.