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Wanda – Ciao!

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Cover: Wanda // Ciao!

Wanda veröffentlichen mit „Ciao!“ ihre bereits vierte Platte. Nach „Amore“, „Bussi“ und „Niente“ verabschieden sich die Österreicher von festen Strukturen, ohne dabei ihre charakteristische Amore-Note zu verlieren.

Die Platte „Ciao!“ beginnt ebenfalls mit einer Verabschiedung. „Ciao Baby“ ist eine Hymne über Sehnsucht, Schmerz und Schein: „Alles schaut so gut aus so dass man es fast glaubt“, singt Marco Michael Wanda, während im Video ein Mercedes mit der Aufschrift „Amore“ in einem Fluss versinkt. Aber auch hier zeigt sich, was eben angedeutet wurde: Zwar endet ein Kapitel, bleibt aber in der wandaschen DNA enthalten.

Erster Song, erste Singleauskopplung und das führt sich auch weiter fort: „Nach Hause gehen“ schließt sich nicht nur als zweiter Track an, sondern stellte auch die zweite Single dar. Markant am zweiten Song ist sicherlich eine Änderung vom Sound, der sich besonders im Refrain zeigt. „Nach Hause gehen“ ist anders und muss deswegen wahrscheinlich eher mehrfach gehört werden, bis man Gefallen daran findet. Schneller sympathisiert man wohl mit dem temporären sechsten Bandmitglied aus dem Video. Denn dort ist ein süßer Roboter Hauptbestandteil, der über seine Augen durch Emoticons kommuniziert.

Das Motiv des Träumens und Aufwachens findet sich in den beiden Songs „Ein komische Traum“ und „Der Erste der aufwacht“ wieder. Die Tracks erfüllen den Charakter eines typischen Hymnen Sounds, sind dabei aber entschleunigend. „S.O.S“ passt zum Cover und in die Aufbruchsstimmung, die das komplette Album prägt. Darin enthalten ist nämlich nicht nur ein Hilferuf, sondern die Beständigkeit, immer wieder weiter zu machen. Etwas kryptischer ist da „Swing Shit Slide Show“, wobei auch hier ein bestimmtest Thema dominiert. „Für 20 Cent im Zelt nebenan, spielt die Gruppe Weltuntergang einen Neuanfang“, heißt es hier. Ein richtiger Wanda-Ohrwurm ist „Nix reparieren“ und hätte so auch auf einer vergangenen Platte sein können.

Die Vergleiche zu einer gewohnten Linie sind allerdings dann hinfällig, wenn man erkennt, dass Wanda bereits über ein halbes Jahrzehnt kontinuierlich Musik veröffentlichen. Eine Entwicklung ist da im besten Sinne natürlich. Zudem handelt es sich um eine andere Hürde, wenn der Band so viel Aufmerksamkeit zukommt, wie es bei Wanda der Fall ist. Sänger Marco Wanda beschreibt „Ciao!“ entsprechend ziemlich treffend: „Es ist jedes Lied anders. Das ist sicher unser rätselhaftestes Album. Ich verstehe es selbst nicht. Wir haben versucht, Sachen anders zu machen, wobei man – egal wie weit man sich von dem entfernt, was man kann – eh immer wieder zurück kommt. Das ist schon eine typische Wanda-Platte.“

Deshalb gehört „Vielleicht“ genauso zur Identität der Band, wie ein „Bologna“. Dabei zählt der Track „Vielleicht“ wohl zu den besten auf der Platte, obwohl gar nicht so offensichtlich ist, dass dahinter das Quintett steckt. Hierfür ist die Stimme von Sänger Marco spannend und experimentell verändert worden. „Gerda Rogers“ und „Domian“ benennen zwei Personen, die telefonisch um Rat gebeten werden können. Wohingegen Gerda Rogers eine Hotline betreibt und auf ihrer Website verspricht, dass sie in die Sterne guckt und den richtigen Weg weise, hörte Domian jahrelang im Radio und TV Probleme von verschiedenen Anrufern an.

„Ciao!“ ist definitiv kein Abschied der Band, sondern zeugt von einem Richtungswechsel. Dabei schippern die Fünf aber nicht all zu weit von ihren Wurzeln weg. Schließlich teilen sich alle vier Veröffentlichungen gewisse Ähnlichkeiten, ohne langweilig zu werden. Beispielsweise produzierte Paul Gallister jede bisherige Platte von Wanda und jetzt auch „Ciao!“. Mit insgesamt 14 Songs, die in der Deluxe-Version noch um 5 Tracks erweitert werden, handelt es sich bei der neuen Platte um eine sehr umfangreiche Veröffentlichung. Die zwei Jahre während dem letzten Album wurden somit sehr gut genutzt. Das Ergebnis kann sich durchaus hören lassen und die Band beweist damit, dass sie nicht nur in der Vergangenheit tonangebend in Sachen Indie-Rock und -Pop waren, sondern es immer noch sind. Wanda sagen Ciao! Wir sagen Hallo!

Im Februar und März 2020 geht es mit „Ciao!“ auf Tour. Die entsprechenden Termine könnt ihr hier sehen. Tour-Stopps sind beispielsweise in Köln, Berlin und Hamburg.

Beste Songs: Ein komischer Traum, Nix reparieren, Vielleicht
: 06.09.2019 // Vertigo Berlin/Universal

„Nach Hause gehen“ von Wanda seht ihr hier:

Foto: Wolfgang Seehofer

In „Ruinen“ beschäftigen sich Culk mit dem Ausmaß unreflektierter Privilegien

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Culk // © Alexander Gotter

„Ruinen“ ist die erste Single des Wiener Quartetts seit Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Debütalbums im März.

Glücklicherweise scheint das Bewusstsein für Benachteiligungen aller Art innerhalb unserer Gesellschaft langsam aber sicher zu wachsen. Ebenso wird in diesem Zusammenhang auch die privilegierte Position von weißen, meist heterosexuellen Cis-Männern mehr und mehr kritisch betrachtet. Sicherlich, Mitglieder können nichts dafür, Teil dieser Gruppe zu sein und sollten dafür entsprechend auch nicht verurteilt werden. Wichtig ist jedoch, dass sie sich dieser Privilegien bewusst sind. Nicht nur aufgrund möglicher Benachteiligung oder Diskriminierung anderer, sondern auch ihrer selbst wegen. Auf ihrem neusten Track „Ruinen“ beschäftigen sich Sophie Löw, Johannes Blindhofer, Christoph Kuhn und Benjamin Steiger der Wiener Indie-Rock Band Culk mit genau dieser Thematik.

In dem zugehörigen Video sieht man einen Mann mit einer wuchtigen, beinahe bedrohlichen Maske, zu post-punkigen Gitarren und treibenden Drums selbstbewusst agieren. Trunken von Macht und Erfolg beginnt das  zuvor scheinbar unzerstörbare Selbstbild des Mannes im Verlauf erstmalig ins wanken zu geraten. Nie zuvor befand er sich in der Situation, seine eigene Position reflektieren zu müssen. Doch diesmal scheint er den Bogen  überspannt zu haben. Seine Machtposition ausnutzend, überschreitet er die Grenzen einer anderen Person, vermutlich einer Frau. Es folgen entsprechende Konsequenzen, die den Protagonisten erstmalig dazu zwingen, sein Selbst- und Weltbild zu hinterfragen und hinter seine Maske zu schauen.

Seht hier das Video zu „Ruinen“ von Culk:

Florida Juicy und Skinnyblackboy bringen mit „Angels“ funky Vibes in die Musikszene

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Still aus: "Florida Juicy feat. Skinnyblackboy – Angels"

Das Label Erotic Toy Records funktioniert anders als andere Labels. Das beweist auch das Duo bestehend aus Florida Juicy und Skinnyblackboy mit „Angels“.

Als „supersanften Rap“ hat arte das Label Erotic Toy Records kürzlich bezeichnet. Wenn mit supersanft auch funky gemeint ist, können wir dem nur zustimmen. Denn was Florida Juicy und Skinnyblackboy mit „Angels“ veröffentlicht haben, wandelt irgendwo zwischen Miami Vice und hipper Szene-Party. Gerappt wird vielmehr über alltägliche Themen wie Liebe. Wer kennt es nicht? Hoes und vergoldete Benzer sind hier nicht an der Tagesordnung.

Als Label wollen die Bremer die Engstirnigkeit im Deutschrap beseitigen und grenzen sich daher musikalisch auch nicht künstlich ein. Von Dancehall über Trap oder eben Funk und Disco ist alles dabei, was man sich nur so vorstellen kann. „Angels“ beispielsweise ist ein Track, der genau so gut aus der Feder eines Artists wie Kaytranada oder Frank Ocean kommen könnte. Und es sind genau diese erfrischenden Acts, die die verfahrene, deutsche Hip Hop-Szene aktuell braucht.

Das Video zu „Angels“ von Florida Juicy feat. Skinnyblackboy gibt’s hier:

Foals präsentieren mit „The Runner“ die zweite Single aus Everything Not Saved Will Be Lost Part 2

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Foals // © Alex Knowles

Nachdem die britische Band Foals mit „Black Bull“ die härtere Marschroute vorgegeben hat, legen sie nun mit „The Runner“ schlagkräftig nach.

Erst im März haben Foals den ersten Teil von Everything Not Saved Will Be Lost veröffentlicht und nun folgt mit „The Runner“ bereits der zweite Song aus dem nächsten Albumrelease. Mit „Black Bull“ haben die vier Briten aus Oxford gezeigt, dass der zweite Part der beiden Alben deutlich schroffer werden wird. In „The Runner“ lässt es die Band zwar unwesentlich gemächlicher angehen, hat aber auch hier wieder einen unverkennbaren Gitarrenriff im Gepäck.

Die Single unterscheidet sich von der behandelten Themen in den Lyrics kaum von „Black Bull“. Auch hier ist die Band auf der Suche nach Zielstrebigkeit und Ausdauer. Auf dieser Suche wird man in seinem Leben regelmäßig mit innen, wie auch äußeren Problemen konfrontiert. Dass Foals seit Everything Not Saved Will Be Part 1 auch politische Texte schreiben, ist bezüglich der Brexit-Thematik wenig verwunderlich. „The Runner“ ist die zweite Single aus dem bevorstehenden Album Everything Not Saved Will Be Lost Part 2, welches am 18. Oktober erscheint.

Die neue Single „The Runner“ von Foals gibt’s hier:

Grimes veröffentlicht mit „Violence“ einen neuen Song und lässt ein Albumrelease offen

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Still aus: "Grimes & i_o - Violence"

Grimes und i_o beweisen mit „Violence“, dass sie keine Angst vor großen Gesten haben. Zusätzlich dazu liefert sie uns einen herausragenden Clip.

Sie ist die Queen der Generation Myspace. Und doch hat sie es geschafft ihren Sound stetig weiterzuentwickeln, wie „Violence“ beweist. Mit ihrer neuen Single springt Grimes nicht von ihrem typischen Sound ab, schafft es dennoch Spannung und Interesse während des Hörens aufzubauen. Ob „Violence“ ein möglicher Teaser zu einem neuen Album ist, möchte Claire Boucher noch nicht verraten.

Da Grimes es schon immer verstand ihre Musik als Gesamtkunstwerk zu vermarkten, steckt auch diesmal wieder viel Interpretationsspielraum in ihrem Video. Wie schon bei „We Appreciate Power“ zeigt sie auch diesmal wieder einen von Frauen beherrschten Kosmos. In einem antikisiertem Dekor präsentieren die Protagonisten sich selbstbewusst und deuten immer wieder Anlehnungen an mythologische Figuren an. Umgeben von Justitia und Co. zeigt sich im Zentrum des Geschehens Grimes. Mit „Violence“ ist Grimes zurück – und wie!

Das Video zu „Violence“ von Grimes gibt’s hier:

Videopremiere: 5K HD zelebrieren mit „Crazy Talk“ die Shutterstock-Optik

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Still aus: "5K HD - Crazy Talk"

„Crazy Talk“ ist eine weitere Veröffentlichung aus dem am 6. September erscheinenden Album „High Performer“.

Druck, Schnelllebigkeit und der unbedingte Wille des Erfolgs – 5K HD greifen mit „Crazy Talk“ das Handeln der Gesellschaft auf. Die fünfköpfige Band aus Österreich visualisiert diese Kritik am Arbeitsleben mit gewohnt-ungewohnten im Shutterstock-Look. Das dazugehörige Video zu „Crazy Talk“ wirkt glatt, clean und ausdruckslos. Im Mittelpunkt der Ausdruckslosigkeit steht Mira Lu Kovacs, die sich als erfolgreiche Businessfrau dargestellt. Stets am Handy, der Wagen wird vom Fahrer gelenkt und selbst der Hund wirkt eher als Accessoire, als dass er als treuer Partner dient. Aufgegriffen wird das Bild des Hundes auch auf dem Artwork ihrer neuen Platte.

Musikalisch spielen sich 5K HD locker durch die Genres Jazz, Funk und Electronica. „Crazy Talk“ ist nach „10/15“ die zweite Single aus dem bevorstehenden Album „High Performer“, welches am 6. September via fiveK Records. In dem Song thematisieren 5K HD den unbändigen Willen immer neue Ziele zu erreichen, obwohl eigentlich klar ist, dass diese zum Scheitern verurteilt sind. Dennoch sprechen die Österreicher den Hörer auf optimistische und motivierende Art und Weise mit „Crazy Talk“ an.

Die Videopremiere zu „Crazy Talk“ von 5K HD:

Ilgen-Nur – Power Nap

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Ilgen-Nur // Cover Power-Nap
Ilgen-Nur // Cover Power-Nap

Nachdem vor zwei Jahren die EP „No Emotions“ erschien, kommt nun endlich das Debüt-Album „Power Nap“ von Ilgen-Nur. Oft als Slackerqueen bezeichnet, zeigt sich einmal mehr, dass sie nicht nur chillt. Auf zehn Songs liefert die Neu-Berlinerin eine große Portion Indie-Rock mit Referenzen auf vergangene Jahrzehnte.

Wer Ilgen-Nur hört, muss sicherlich an Ohrwürmer ihrer vergangenen EP „No Emotions“ aus dem Jahr 2017 denken. Da sind besonders Tracks wie „Cool“ oder „17“ zu nennen. Andere fühlen sich vielleicht an die deutsche Netflix-Serie „How To Sell Drugs Online (Fast)“ erinnert. Dort durfte nämlich ein Song von ihr Teil einer Folge sein. Vormals lebte die Musikerin lange Zeit in Hamburg, fast zeitgleich mit der Veröffentlichung des Debüts „Power Nap“ zieht sie in die Hauptstadt. Das mag am Ende aber nicht allzu sehr verwundern, weil sich die junge Künstlerin schon längst als Bestandteil des Drangsalschen Kosmos betrachten darf und zu der Art Musikern gehört, denen man dieser Tage gerne sehr viel Gehör schenken sollte und in Zukunft erst Recht.

Der erste von zehn Songs auf dem Album war ebenfalls die erste Singleauskopplung von Ilgen-Nur. „In My Head“ heißt der und bestätigt an manchen Punkten dann doch wieder den Charakter einer Slackerqueen. Schließlich handelt „In My Head“ davon, dass sie sich am liebsten zurückzieht und das tut, was sie besingt: „I spend my days in my head“. Ähnlich gegenteilig, wie das Wort „Power Nap“ an sich, das sowohl Ausruhen als auch Energie vereint, zeigt sich das Video. Hier ist die Künstlerin in New York und tut damit genau das, was sie im Song eigentlich verneint.

Songs mit Gitarre und Klavier

Es wäre langweilig, die Musikerin ausschließlich in die Slacker-Schublade zu stecken. Schließlich ist Ilgen-Nur alles andere als langweilig oder faul, sondern vielmehr eine durchaus spannende Künstlerin dieser Zeit, in der zurecht kritisierten männerdominierten Line-Up-Phase verschiedenster Festivals. „Nothing Surprises Me“ könnte sich als ähnlicher Ohrwurm entpuppen, in dessen Kategorie sich „Cool“ und „17“ aus der EP „No Emotions“ befinden. Dabei handelt der Song weniger von Egalität, als vielmehr das Thematisieren einer Abgebrühtheit gegenüber Dingen.

Neben Tagen, die Ilgen-Nur gerne in Gedanken verbringt, handelt „TV“ von Stunden vor dem Fernsehgerät. Im Genaueren beschreibt sie ihre Sozialisierung mit Popkultur besonders durch MTV und dem dadurch ausgelösten mit Gitarrensound untermalten Gefühl, alles sein und dabei Spaß haben zu könnte. Der Blick einer Realistin wird im Down-to-earth-Song „Silver Future“ deutlich. Dort ist explizit nicht von einer goldenen, sondern einer silbernen Zukunft die Rede. „Easy Way Out“ war die zweite Singleauskopplung und ist mindestens genauso cool, wie Ilgen-Nur selbst, die im Video dazu in einem alten Ford Mustang durch verlassene Landstraßen fährt.

Mit „You’re a Mess“ schafft es dann doch ein Liebeslied auf „Power Nap“ begleitet mit düsteren Gitarrenriffs und der typisch speziellen Stimme von Ilgen-Nur. Dabei wird es aber nicht schnulzig, es geht nämlich um eine missglückte Beziehung. Das letzte Stück des Albums „Deep Thoughts“ macht nicht nur den Facettenreichtum der Künstlerin deutlich, sondern birgt biographische Bestandteile. Das dominante Klavier begann sie im Alter von elf Jahren zu spielen, bevor sie dann zur Gitarre wechselte.

Hier geht’s zum Interview mit Ilgen-Nur

Die Musikerin, mit vollen Namen Ilgen-Nur Borali, chillt aber nicht nur und kann daher den Titel Slackerqueen gar nicht so sehr bestätigt. Dafür spricht die Begebenheit, dass die jetzige Platte auf ihrem eigenen Label „Power Nap Records“ erscheint. Das gleichnamige Debütalbum „Power Nap“ wurde gemeinsam mit Max Rieger von Die Nerven produziert. Vor zwei Jahren war das bei der EP „No Emotions“ auch schon der Fall.

Im Interview mit uns berichtete sie in Erinnerung an diese Zeit von ihren Erfahrungen während der Produktion: „Es war total krass, zum ersten Mal so einen Song aufzunehmen und dann in einer so hohen Qualität anzuhören – wie man auch Songs bei Spotify oder iTunes hört. Ich hatte das vorher halt nie. Ich habe jahrelang Musik gemacht, aber halt nie was aufgenommen. Das war ein sehr cooles Gefühl.“ Schön, dass jetzt auch das Album draußen ist. Mittlerweile dürfte sich Ilgen-Nur daran gewöhnt haben, ihre Songs als Aufnahme zu hören. Auch cool ist das natürlich für uns, die ihre Musik gerne hören. Live hat man dazu bis zum Ende des Jahres genügend Möglichkeiten. Denn nach der Veröffentlichung des Albums geht es damit auf eine ausgiebige Tour. Die entsprechenden Termine und Tickets gibt es hier.

Beste Songs: In My Head, Silver Future, Deep Thoughts
: 30.08.2019 // Power Nap Records

Die Single „Easy Way Out“ von Ilgen-Nur:

Whitney – Forever Turned Around

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In ihrem zweiten Album „Forever Turned Around“ begeben sich Whitney mit einem Mix aus Leichtigkeit und Wehmut auf eine Reise des Erwachsenwerdens.

Das Leben eines Mittzwanzigers kann sehr turbulent sein. Wir lernen, wohin unser Lebensweg gehen soll und dass nicht alles so läuft wie geplant. Julien Ehrlich und Max Kakacek erkennen, wieviel in kurzer Zeit passieren kann. Whitney verpacken diese Gefühle in einem indie-souligen Soundgewand und sprechen vielen jungen Menschen aus der Seele.

Ihr hoch gelobtes Debüt „Light Upon a Lake“ (2016) schlägt für das Duo das Tor zur Welt auf. Von Chicago geht es für die Band auf die Bühnen der Welt. In dieser wichtigen Phase ihres Lebens verbringen sie viel Zeit miteinander, egal ob im Bandraum oder auf Tour. Sie harmonieren und genau das zieht sich durch „Forever Turned Around“. Ihre Freundschaft ist die Konstante in einer sich schnell verändernden Zeit.

Der typische Whitney-Sound

Das Album beginnt mit einem Song über die Höhen und Tiefen einer Langzeitbeziehung. In „Giving Up“ paaren sich die klangvollen Klaviermelodien mit den jazz-angehauchten Gitarrenriffs und der zarten, fast zerbrechlichen Stimme Ehrlichs: „Though we started losing touch. I’ve been hanging on because, you’re the one I love“. Fast schweift der Hörer aus Verzweiflung in eine Art Melancholie ab, um dann plötzlich durch einsetzende Trompeten aus der Träumerei auszubrechen und auf einer Welle der Euphorie zu schwimmen. Dieser Kontrast aus entspanntem Indie-Pop und tiefgründigen Lyrics macht das Album so spannend.

„Used To Be Lonely“ spiegelt die gemeinsame Arbeit der engen Freunde wieder. Ehrlich singt, umrahmt von unbeschwertem 70er Jahre Soft-Rock Vibes: „Well it made no sense at all. Until you came along“. Ihre Freundschaft hilft ihnen auf der Suche nach sich selbst. Während der Entstehung des Albums tauschen sie die Rollen. Auch Kakacek beteiligt sich am Songwriting. Das gegenseitige Verständnis untereinander sei ein wichtiger Teil der vergangenen drei Jahre gewesen, so der Leadgitarrist.

Trotzdem halten Whitney an ihrem alten Sound fest. Wie schon 2016 geht es für die beiden in das Kellerstudio ihres ursprünglichen Rhythmusgitarristen Ziyad Asrar. Koproduziert wird das Album von Brad Cook (u.a. Bon Iver) und Jonathan Rado (u.a. Father John Misty). Und Zack: Fertig ist eine Platte vom sehnsüchtigen Indie bis hin zu Folk Einflüssen der 60er Jahre. In „Song For Ty“ kommen darüber hinaus die klangvollen Streicherarrangements von den Musikerinnen Lisa Kohl und OHMMEs Macie Stewart zum Vorschein.

Einen Break in der Albumthematik liefert „Rhododendron“. Bei dem Instrumentalsong steht neben smoothen Gitarrensoli das leicht aufgedrehte Trompetenspiel im Vordergrund. Ein Song, der etwas hilflos aus dem der Reihe tanzt, aber dennoch die elektronische und groovige Live-Performance der Band verdeutlicht.

Nach „My Life Alone“, einer Reminiszenz an das Gefühl der Einsamkeit, und dem wunderschönen „Day & Night“, das für die Verwirrung eines auf der Suche befindlichen Menschen steht, folgt „Friend Of Mine“. Der Song fasst zusammen, was „Forever Turned Around“ inhaltlich darstellt: Beziehungen, ganz egal welcher Art, entwickeln sich weiter oder flachen ab. Das Lied baut sich im Refrain nach und nach auf und endet mit der nachdenklichen Erkenntnis: „You say, you’re still a friend of Mine. While you’re triftig away, like a cloud hanging over the pines“. Doch erneut fängt das helle und sommerliche Klangkleid à la The Shins den Hörer auf. Es vermittelt: Eigentlich ist doch alles gut.

Und genau dafür steht „Forever Turned Around“. Es ist nicht schlimm, auf manche Fragen keine Antworten zu finden. Aber sich auf die Suche zu machen, Schritte zu hinterfragen, Menschen zu verlieren oder Freunde für’s Leben zu finden – all das hilft auf der Suche nach sich selbst. In „Forever Turned Around“ greifen Whitney auf altbewehrte, liebevoll arrangierte Melodien zurück. Daher sorgt die Platte musikalisch zwar für wenig neue Überraschungsmomente, dennoch werden sich viele junge Menschen damit identifizieren. Eine Indie-Perle, die eine spannende Divergenz zwischen hoffnungsvoller Leichtigkeit und der ganz normalen Unsicherheit des Alterns bietet. Und die Erkenntnis, dass man das Leben nicht immer planen kann: „There is fire Burning in the trees, maybe life is the way it seems“ (Valleys (My Love)).