Warme Indie-Disko im internationalem Stil – Roosevelt aus Köln demonstriert in der Mannheimer Feuerwache, warum er so gut ankommt.
Fast fünf Jahre hat es vom ersten Song bis zum Debütalbum von Roosevelt gedauert. Dem aus Köln stammenden Musiker dafür jedoch einen Vorwurf zu machen, wäre anmaßend und uncool. Auf seinem langen Weg hat Roosevelt seine Fans nämlich immer wieder mit neuen Songs gefüttert. Neben seinen eigenen Songs gibt es auch eine Fülle an Remixen von Indie-Songs, die allesamt diesen besonderen Roosevelt Touch haben. Lassen wir also die lange Zeit als Findungsphase gelten und schon geben wir der Sache einen durchaus sehr positiven Twist.
Bevor die knapp 300 Besucher sich davon ein Bild machen konnten, war die Bühne für Josin hergerichtet. Diese war bereits mit Ry x in der Feuerwache und lieferte ein solides Set ab, das aber gegen Ende doch etwas langatmig wurde, was aber nicht sonderlich schlimm war, da viele Menschen eh noch die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages genießen wollten. Ein Sonnenbad und Roosevelt – das passt halt. Wie auf seinem Debütalbum begann sein Seit mit dem logischen „Intro“, worauf dann „Wait Up“ folgte und ab spätestens dem Zeitpunkt sollte man besser seinen kühlen Drink in der dunklen Feuerwache zur Seite stellen und ein wenig abdancen.
Ein Sonnenbad und Roosevelt – das passt halt.
Denn wenn Roosevelt eines kann, dann ist es tanzbarer Indie-Sound, der einen Hauch 80s abbekommen hat. Das Thema wurde auch stringent durchgezogen und so stand Marius Lauber samt Band im feierlichen Miami Vice Look auf der Bühne, trank Weißwein aus fancy Gläsern und schaffte eine warme Atmosphäre. Verstärkt wurde der Retro-Look durch die ansprechende Beleuchtung und den verdammt geilen Neon Schriftzug im Hintergrund. Das Licht korrespondierte perfekt zu den immer wieder auftauchenden Bongo-Drums, die Songs wie „Night Moves“ oder seinen älteren Nummern „Sea“ und „Montreal“ eine tropische Note verleihen.
Der Sound des noch immer jungen Musikers schafft es auch die perfekte Brücke zwischen Indie und Electro zu schaffen ohne, dass sich das Ganz wie plumpes Indietronic Gehabe anhört. Die Instrumente sind klassisch eingespielt, werden dann aber durch Loops, Beateinlagen und Echo-Effekte immer wieder ready für die Disko gemacht. Kein Wunder also, dass der Musiker bereits 2013 zum Boiler Room auf ein Set eingeladen wurde.
Seinen Fans blieb Roosevelt an dem Abend nichts schuldig und bedankte sich immer wieder artig und spielte seine komplette Bandbreite herunter und erst dann merkt man, wieviele potentielle Hits sich auf seinem Debütalbum überhaupt verstecken. Neben „Colours“ war sicherlich „Fever“ eines der Highlights beim Publikum, wie sollte es aber auch anders sein: der Song ist einfach wie für warme Vorsommertage gemacht. Nach einem kurzen Break wurde mit „Close“ eine der ruhigeren Nummern angestimmt, um dann mit schlussendlich mit „Teardrops“ abzuschließen. Das herausragende Cover zeigt den Ursprung Roosevelts, der zwar noch immer Glitzer-Disko ist, sich aber durchaus richtung große Hallen hinbewegen könnte. Das Zeug dazu hätte er allemal.
Schnipo Schranke, Birth of Joy und Sea Moya ergänzen das Line-Up des MSG.
Die Veranstalter vom Musikschutzgebiet Festival enthüllen ihr Line-Up gerne halb-thematisch im Dreierpack. Bisher gab es dreimal Pop/Rock – Leoniden, Der Ringer und die etwas härteren Blackberries – und dreimal Hip-Hop mit Chima Ede, Mädness & Döll und Audio88 & Yassin. Die neueste Ankündigung ist die eklektischste bisher, nicht nur weil der Schnodderpop von Schnipo Schranke so gar nicht zu den psychedelischen Dance-Funk-Nummern von Sea Moya passen will.
Mit Birth of Joy, die in die gleiche Schiene schlagen wie Blackberries, ist nämlich zudem der erste internationale Gast bestätigt. Das Trio kommt aus Holland und bringt eine „supercharged organ“ mit, die auf dem MSG über die Felder dröhnen wird. Wer sich selbst davon überzeugen will, dass Wolfmother den Löffel an Birth of Joy abgegeben haben, kann das mit dem Live-Video von „Those Who Are Awake“ am Ende des Artikels tun. Schnipo Schranke und Sea Moya werdet ihr im Anschluss auch finden.
Das Comeback-Ticket ist inzwischen ausverkauft, aber reguläre Wochenend- und/oder Kombitickets könnt ihr weiterhin hier oder bei den Hardticket-Vorverkaufsstellen erwerben. Wir freuen uns schon auf die nächsten drei Ankündigungen!
Hund Hund ist ein Berliner Label, das sich durch die Offenlegung ihrer Preiszusammensetzung und Formen à la COS schnell einen Namen gemacht hat. Die Tendenz der Marke zeigt steil nach oben.
Wer auf klare Linien und skandinavische Eleganz Wert legt, der hat wahrscheinlich irgendein Kleidungsstück der Marke COS bei sich zuhause im Kleiderschrank liegen. Mit Hund Hund kommt aber nun eine Marke daher, die diese Gradlinigkeit mit einem nachhaltigem Konzept verbindet. Die Marke Hund Hund hat sich letztes Jahr aus dem Doppelteam Rohan Michael Hoole und Isabel Kücke heraus gegründet und bietet für die Modewelt ungeahnte Einblicke.
Das Berliner Label verzichtet nämlich gänzlich auf Zwischenhändler und kann somit den Preis auf schon fast unverschämte Zahlen drücken. Dazu wird versucht auf unnötig komplizierte Lieferwege zu verzichten, was natürlich obendrauf auch noch gut für die Umwelt ist. Der größte Bigpoint des jungen Labels ist aber die ehrliche Offenlegung ihrer kompletten Preiszusammensetzung. Die Marke selber bezeichnet ihr Konzept als „radical transparency“. Und tatsächlich erfahren die potentiellen Verkäufer, dass die Klamotten zum Großteil in Lithauen oder im Süden Europas produziert werden und selbst Verpackungskosten werden in einem übersichtlichen Schema erklärt.
„Wir benutzen hochwertige Stoffe von sehr traditionellen Herrenschneidern und gestalten, die dann zu einem modernen, casual Look um, der zu jeder Jeans passen sollte“, berichten Hund Hund. Die Marke, die neben Frauen und Männerklamotten auch noch Hundeaccessoires passend zum Namen produziert, ermöglicht also, dass man dezente Designerklamotten zu einem fairen Preis einkaufen kann. Momentan vertreibt das Label quasi nur über das Internet und verfolgt in Sachen Marketing eine ähnliche Strategie wie die Brillenmarke Ace & Tate: weniger ist mehr.
„Die Menschen unserer Generation werden nicht mehr „erwachsen“, obwohl wir älter werden und die Ästhetik unserer Designs soll das widerspiegeln“
Die neue Kollektion zeichnet sich durch unaufgeregte Farben aus, die durch die modern eleganten Schnitte dennoch extrem aufregend zu kombinieren sind. Es werden bewusste Brüche von traditionellen Kleidungsstücken in Kauf genommen und so präsentiert man zum Beispiel Männerhemden mit Reißverschluss oder extrem weit geschnittene Beinformen bei den Frauen. Sie arbeiten mit feinen Anzugstoffen und geben ihren Looks dann mit Manschetten oder Stretch-Elementen den besonderen Hund Hund Look. Durch die Passform geht dennoch nichts an Weiblichkeit verloren, im Gegenteil: die Vorzüge werden dezent und geschmackvoll in Szene gesetzt.
„Die Menschen unserer Generation werden nicht mehr „erwachsen“, obwohl wir älter werden und die Ästhetik unserer Designs soll das widerspiegeln“, erklären uns Hund Hund und sagen zudem, dass ihnen das Gegenspiel zwischen „high“ und „low“ extrm am Herzen liegt. In den folgen Bildern, zeigen wir euch ein paar Bilder der aktuellen Frühlingskollektion. Mehr Teile findet ihr auf der Website von Hund Hund.
Knapp ein dreiviertel Jahr nach Veröffentlichung ihres aktuellen Albums „The Altar“ bescherrt uns Banks mit „Crowded Places“ einen neuen Song und bleibt sich dabei ihrer Linie treu.
Zerbrechlich und emotional wie eh und je besingt die US-amerikanische Singer-Songwriterin Jilian Banks in ihrem neusten Track ihre Angst vor Menschenmengen und verarbeitet darin erneut ein Beziehungsende: „Cause I’ve been scared of crowded places / Come with me, I’ll take you home“, haucht Banks mit gebrechlicher Stimme im Chorus. Die sehr offenen und verletzlichen Lyrics greift Banks mit ihrer feinfühligen und teils zarten, teils starken Stimme gefühlvoll auf.
Musikalisch bleibt sich Banks dabei ihrer Linie treu. Zarte, verletzliche Lyrics treffen auf gefühlvollen R’n’B. Der Song, der zögernd und teilweise leise startet, bleibt jedoch von Anfang an bis zu letzten Sekunde intensiv, ohne jedoch den Hörer zu verlieren und wird zum Ende hin vermehrt poppiger.
Der Song wurde von der Sängerin selbst als ein erster Vorgeschmack auf einen zukünftigen Nachfolger von „The Altar“, und dem damit dritten Studioalbum, bestätigt. Wann genau mit einem neuem Album zu rechnen ist, ist noch unklar. Bis dahin kann man jedoch auf weitere spontante Veröffentlichungen der Musikerin hoffen, die „Crowded Places“ zuvor auch erst einen Tag vorher überraschend auf ihrer Facebook-Seite mit einem kurzen Teaser angekündigt hat.
Am vergangenen Donnerstag (30.03.) haben die Newcomer Leoniden im ausverkauften Musik & Frieden in Berlin gezeigt, warum sie momentan so gefragt sind.
Die Konsumenten peppigen Indie-Rocks kamen am Donnerstag beim Konzert von Leoniden in Berlin völlig auf ihre Kosten. Die fünfköpfige Band präsentierte an diesem Abend im ausverkauften Musik und Frieden Songs ihres im Februar erschienenen, selbstbetitelten Debütalbums. Dabei ließen sie Funken tanzbarer Sounds auf das Publikum überspringen und heizten diesem mit einer energiegeladenen Atmosphäre gehörig ein. In ausgelassener aber familiärer Stimmung spielten sie ihre aktuellen Lieblingssongs und bewiesen, dass man in den nächsten Monaten auf jeden Fall mit der Band zu rechnen hat.
Die Briten Little Cub sind Fans von aussagekräftigen Videos und so zeigen sie mit ihrem Clip zu „Hypnotise“ was sie von dem Thema Brexit halten.
Für ihr neuestes Video „Hypnotise“ haben Little Cub sich mit dem Londoner Videokünstler Kim Taylor zusammengesetzt und an einem eleganten Mittelfinger in Richtung House Of Parliament gerichtet. Mithilfe einer Archiv-Video-Collage zeigt der knapp vierminütige Clip eine Ansammlung an gesellschaftlich aktuellen Themen, die besonders die Insel momentan beschäftigt. Gespaltene, politsche Lage, Riots, aber auch eine Welt, die von unserer heutigen Konsumwelt gesteuert wird. Klingt alles sehr nach Orwell und hat seinen Ursprung auch tatsächlicher daher, wie Dominic Gore bestätigt: “We’re big fans of the way Adam Curtis, Mark Leckey or Elizabeth Price work with found footage to convey complex issues simply. It gives their films a sense of timelessness (these aren’t new issues, Orwell was talking about this 70 years ago) and a tradition that we thought was important because it combats the lethargy to feel part of something bigger, to feel less helpless, to feel less alone. You don’t have to be a shining example to be angry about what’s happening in society right now. Feeling powerless and apathetic because your voice isn’t heard or because you’re told you’re complicit isn’t a reason to be quiet. It’s a very British thing to be uncomfortable with over-sincerity but this stuff is everywhere and everyone is talking about it, so to ignore it entirely and just write songs about how great life is feels not only idiotic but also unrealistic.”
Als Post-Brexit-Sound wird die Musik von Little Cub bereits beschrieben. Eigentlich unfair, dass die drei Briten auf das politische Versagen in ihrem Land reduziert werden. Die Musiker aus Peckham in London haben nämlich viel mehr zu bieten. Ihr Sound erinnert an Bands wie Clock Opera oder an eine ernstere Version von Metronomy. Das Debütalbum „Still Life“ erscheint am 28.04. und wird von der Musikwelt bereits mit Spannung erwartet.
Ganz schön was los gewesen im dritten Monat des Jahres. Ist das noch Jahresbeginn oder schon deeply 2017? Egal, das sind unsere Lieblingssongs im März.
Client Liaison – Off White Limousine
Sekt im weißen Benz, schniekes Sakko am Leib und 80er Gedächtnisfrisur. Die Aussies von Client Liaison bewerben sich mit „Off White Limousine“ auf jeden Fall für das Video des Monats und wir fühlen den George Michael meets Prince Vibe schon ziemlich. Dass die Musik des Duos aus Melbourne hier nicht das Dancepoprad neu erfindet, ist klar, aber wer zu schicken Beats und süßen Vocals mal wieder die Füße bewegen will, ist hier bestens aufgehoben. Popmusik, die nicht zum Nachdenken anregen will oder deine Breakupplaylist bereichert, aber dafür erheblichen Spaß bereitet und zeigt, dass auf der Tanzfläche zwischen den ganzen Technoatzen und Trapjunkies Platz bleiben muss für funky Lockenköpfe und Lockenköpfinnen. Ab in die weiße Limousine und rauf auf den Dancefloor!
Die Selektion feat. Drangsal – Der Himmel explodiert
Ja, geben wir zu, so richtig auf dem Schirm haben wir Die Selektion erst seit ihrem Support Act für den Dr. himself aka Max Gruber, aka Drangsal. Rauer Technosound hinter verzerrten Vocals, die von extremen Halleffekten unkenntlich gemacht auf das Publikum losgelassen werden. Aus Stuttgart kommend und hierzulande anscheinend (vollkommen zu Unrecht) noch nicht mit der umfassendsten Reputation ausgestattet, machen die Selektion NewWave Musik, deren Drums ein wenig an New Order erinnern und deren Texte mit der Zeit zunehmend schwerer zugänglich werden. Wir sind gespannt, was es da als nächstes zu hören gibt.
Aubrey Graham ist auf Tour und es scheint, als würden die Konzertsäle der zu besuchenden Städte schlicht nicht mehr dem Status des kanadischen Megastars genügen. Also ab in die Hallen mit den Namen der großen Autohersteller und Mobilfunkanbieter. Aubrey Graham veröffentlicht „More Life“, nennt es eine Playlist mit ganzen 22 Titeln und plötzlich scheint das Format des Albums dem Status des ehemaligen Heartbreakexperten und selbsternannten „Champagnepapi“ nicht mehr zu genügen. Wir finden die Diskussion, die sich die Musikfachpresse da selbst aufzwingt reichlich übertrieben. Als würde sich eine ganze Industrie verängstigt an 10 Songs in einer halben Stunde festklammern, wenn sich im Zeitalter von Streamingdiensten wie Spotify und Apple Music doch auch 22 Songs unter einem einzigen Cover festhalten lassen. Lasst Drizzy doch einfach aus seinem Cash Money Deal raus und bleibt locker. „More Life“ ist natürlich durch die schiere Länge überladen und wirkt unzusammenhängend wie „Naked Lunch“, hält aber auch wunderbare Popmusik bereit, über die wir hier jetzt dummerweise auch nicht gesprochen haben.
Matt Maltese – As the World Craves In
Ganz großes Tennis/ Kino/ Sport was der in Brixton ansässige Londoner Matt Maltese hier abliefert. Seine eigenen Einflüsse gehen laut eigenen Angaben von Leonard Cohen bis Francoise Hardy, uns erinnert „As the World Craves In“ ein wenig an eine Mischung aus Father John Misty und den Last Shadow Puppets. Dramatisch und voller Pathos vorgetragen und mit jeder Menge Metaphern ausgestattet, um den Londoner Alltag in seiner ganzen Langeweile, seiner Schnelligkeit und seines Überflusses zu beschreiben. Bisher gibt es eine 2016 erschienene EP („In a New Bed“), eine Festivaltour durchs UK im Sommer diesen Jahres und ganz bald vielleicht auch ein Album von Herrn Maltese zu bestaunen.
Frank Ocean – Chanel
Wie schon in Songs wie „Pyramids“ oder „Nikes“ klar offensichtlich gemacht, funktioniert auch das ohne Ankündigung veröffentlichte „Chanel“ durch den sowohl musikalisch, wie auch textlich aufgebauten Dualismus, der aber hier Frank Oceans Bisexualität zum jetzigen Zeitpunkt in direkter und sanft bezaubernder Art und Weise darlegt, wie es auf den beiden Alben und auch auf dem 2011 veröffentlichten Mixtape „Nostalgia, Ultra“ des jungen Mannes aus Kalifornien zuvor nicht geschehen war. Gewohnt atmosphärisch und emotional entwickelt sich „Chanel“ im Laufe des Songs und bleibt dennoch fast versteckt in der für Ocean typischen Mystik eines Künstlers, der außer auf seinem Tumblr Account oder durch eigenen Veröffentlichungen so gar nicht an die Öffentlichkeit treten möchte.
Cigarettes After Sex – Apocalypse
„Apocalypse“ zeigt die New Yorker Band um Sänger Greg Gonzalez in ihrer ganzem Anspruch, Popmusik zu erschaffen. Der Song ist kitschig, originell und geht dem geneigten Hörer sofort ins Gedächtnis. Cigarettes After Sex schaffen es seit der Veröffentlichung ihrer „EP I“ 2012 Internetsensationen und Indiehits abzuliefern und irgendwie immer noch den leichten Anflug eines Geheimtipps beizubehalten. Es wird wenig darauf gegeben, ob und wann ein Album erscheint (näheres dazu hier), was aber künstlerisch und verkaufstechnisch natürlich für die Band ebenfalls Auswirkungen hat. Wer mit denen dennoch so umzugehen weiß, sich bewusst dem eigenen Publikum nahezu verweigert, sich nur auf die eigene Kreation konzentriert und dabei einen Stil entwickelt, der mit jedem neu erscheinenden Song noch individueller wird, bleibt zwangsläufig eine der spannendsten Bands der Stunde.
Lea Porcelain – Streets of Philadelphia
Natürlich ist das Covern von einem Klassiker wie „Streets of Philadelphia“ kein großes Risiko sollte man meinen. Oder ist es dadurch nicht gerade das größte Risiko? Bei den Berliner Jungs von Lea Porcelain funktioniert einer der besten Songs, die der Boss geschrieben hat, allerdings ziemlich gut. „Streets of Philadelphia“, das das Duo im Dezember 2016 während der Aufnahmen zu ihrem Debütalbum immer wieder gehört hatte, behält seinen ursprünglichen Vibe, bleibt in seiner ruhigen Verzweiflung und seiner stillen Größe erhalten. Extrem angenehm zu sehen, wie sich eine Band mehr vor einem Song verneigt, als ihn in eifrigem Umproduzieren komplett auseinandernehmen zu wollen. Auch das Video ist schlicht und einfach während eines Amerikaaufenthalts in Arizona aufgenommen und wir halten es zum Abschluss mit Lea Pocelain: Big Shout Out To Bruce.
TOPS – Petals
Auf dem Maifeld 2015 haben wir sie lieben gelernt und seitdem nicht mehr aus dem Kopf gekriegt. Bei TOPS aus Montreal kann man aber auch nur so Dahinschmelzen. Mit seichter, lieblichem Lo-Fi-Pop verführen sie nicht nur uns, sondern mittlerweile auch viele treue Fans, die vor allem die fröhlich abgefuckten Liveshows der Band zu schätzen wissen. Mit „Petals“ liefern sie den ultimativen Soundtrack für die Vor-Vor-Sommerzeit. Holt schon mal wieder eure cropped College-Shirts aus dem Schrank Boys & Girls.
Rin – Doverstreet
RIN ist momentan neben dem Boi Yung Hurn momentan wohl der akzeptierteste Cloud-Dude abseits der Szene. Geniale Melodien, mit Humor gespickte Texte und natürlich Smoothness sind die im leanen Zaubertrank enthaltenen Zutaten des jungen Künstlers. Die Musikexperten sprechen bei seiner Musik längst von postmodernem Newschool-Rap und so überzeugt natürlich auch wieder die neue Single von dem weißen Jungen mit den Rastas. „Doverstreet“ ist ähnlich ausgewogen wie seine vorherigen Releases und sind voll mit intuitiven Lines und ’ner Menge Leichtigkeit. Außerdem ist der Junge ab September auch noch auf Tour.
Pale Grey – Billy
Pale Grey sind der perfekte Support für die mittlerweile fast schon Altherren des Nerd-Pops von alt-j. Das Alt-Pop-Trio aus Belgien produziert kompliziert konstruierte Songs, die in ihrer Verträumtheit tatsächlich ein wenig an alt-j erinnern. Ihre aktuelle Single „Billy“ handelt von einem verlorenen Jungen, der sich mit viel Hingabe wieder zurück an die schöne Seite des Lebens kämpfen möchte. Laut Pale Grey steht der Song sinnbildlich für die heutige Jugend, die selbst das Zepter in der Hand hat unsere Welt etwas besser zu gestalten.
Was soll man zu den Jungs aus Leeds noch groß sagen. Jedes Mal, wenn man denkt, dass es krasser und ausgetüftelt eigentlich mehr geht, setzen alt-j noch einen drauf und machen ihre Musik jetzt sogar auch noch zugänglich für das große Publikum. Kriegen wir bitte eine Portion eurem Talent ab? Bitte?!
Mavi Phoenix – Aventura
Der Hype wächst und wächst um die junge Musikerin aus Österreich. Und Mavi Phoenix liefert und liefert. So ähnlich kann man das momentane Leben der angehenden Urban Pop-Queen beschreiben. Mit ihrer ehrlichen Art und ihrer „don’t give a fuck“-Attitüde hat die Mavi Phoenix sehr schnell auf sich aufmerksam machen können und der Welt zu verstehen gegeben, dass sie das nächste große Ding nach almighty Falco werden wird. Mit international klingenden Bangern wie „Aventura“ wird sie es nämlich auch schnell über den großen Teich schaffen und dann könnt ihr zumindest behaupten, dass ihr das wegen Postie schon längst wusstet. Schnieke oder?
In knapp drei Wochen erscheint „Risk To Exist“, das neue Album von Maximo Park. Mit „Get High (No I Don’t)“ stellen die Briten einen weiteren tanzbaren Track aus ihrer kommenden Platte vor.
Im neusten Clip von Maximo Park geht es im wahrsten Sinne des Wortes darum, aus der Reihe zu tanzen, was im angesicht des treibenden und groovigen Songs „Get High (No I Don’t)“ nicht gerade schwer fällt. So tanzbar der Track jedoch ist, so ernst ist auch die Message: „Er handelt von Widerstand im Angesicht von Wiederholung und Zwang. Das Video spiegelt dies in Verbindung mit dem hektische Groove der Musik, bis die Belastungsgrenze des Protagonisten erreicht wird, wunderbar wider“, so Sänger Paul Smith.
Produziert wurde das ausdrucksstarke Video von den Regisseuren James & James, mit der Idee eine Person gegen die Strukturen der Gesellschaft rebellieren und so aus dem Beat der Normalität austreten zu lassen. In Zeiten in denen die Ideen eines Nigel Farages immer weiter in die Mainstream-Politik vordringen, braucht es mehr von solch aussagekräftigen Tracks.
„Get High (No I Don’t)“ ist schon die dritte Single-Auskopplung aus dem sechstem Studioalbum der Band. Das Album „Risk To Exist“ wird am 21. April erscheinen. Ende Juni werden Maximo Park zudem auf dem Southside- und Hurricane Festival auftreten und mitunter ihr neues Material präsentieren.
Aus Skandinavien purzeln gerade nur so vielversprechende Newcomer. Das Norwegen nicht nur Eis und Polarlichter zu bieten hat beweist die 20-jährige Singer-Songwriterin Sigrid mit ihrer Debütsingle „Don’t Kill My Vibe“ und powert gerade nur so durch das quietschbunte Video.
„Say I’m young, I don’t care, I won’t quit“ besingt die norwegische Newcomerin Sigrid in ihrem Debüt und klingt dabei so wunderschön angepisst. Untermalt mit elektronischen Nuancen ist „Don’t Kill My Vibe“ die perfekte Popnummer, denn die schonungslosen Lyrics und die mitreißende Melodie animieren geradezu zum mittanzen und mitgrölen.
Doch nicht nur mit ihrer außergewöhnlich starken Stimme fasziniert die junge Singer-Songwriterin, sondern zeigt sie in ihrem Video zur Single wie sympathisch Selbstbewusstsein aussehen kann. So tanzt Sigrid farbenfroh in ihrem Clip von einer grellbunten Wand zur nächsten. Dabei ist der Track nicht nur eine Hymne an unser aller Selbstbewusstsein sondern auch der perfekte Song um durchs Wochenende zu powern.
Besonders sehenswert ist jedoch auch das Akustik-Video zu „Don’t Kill My Vibe“ das zwar weniger quietschbunt daherkommt, dafür aber intensiver und taffer. Zu sehen gibts das Ganze hier.