Trance, Elektro, Gothic. Musikszenen charakterisieren sich bei weitem nicht nur durch ihren Sound. Auch die Kleidung spielt fast immer eine zentrale Rolle – Designerin Julia Seemann hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Essenz dessen in ihren Kollektionen widerzuspiegeln und mit neuen Einflüssen daraus etwas zu schaffen, das ihre Handschrift trägt. Das Ergebnis ist eine Hommage an die Subkulturen.

Wenn man kurz nach dem Abschluss an der Designschule sein Debüt auf der New York Fashion Week feiert, kann man sich als Jungdesigner schon mal dezent auf die Schulter klopfen. Nicht vielen gelingt es nach dem Studium, direkt in der Modewelt gehört zu werden. Julia Seemann ist dies gelungen. Vielleicht weil das Thema Musik bei ihr stets eine zentrale Rolle einnimmt.

Bei Julia Seemanns Kollektionen dreht sich alles um Musik, Szenen und ihre Anhänger. Die gebürtige Schweizerin setzt sich beispielsweise in ihre Frühjahrs-Kollektion 2019 mit der elektronischen Musikszene auseinander. Der Fokus liegt hier jedoch nicht spezifisch auf einer Musikrichtung. Vielmehr finden sich in jedem Look Einflüsse verschiedener Bewegungen die im weitesten Sinne in Verbindung zu Elektro stehen. Auch zeitlich bewegt sich die Designerin durch unterschiedliche Jahrzehnten und findet Inspirationen bei Bands wie The Stone Roses oder Happy Mondays. Letztere bekannt dafür, einen nicht unwichtigen Beitrag zu Entstehung der Rave Kultur in Manchester geleistet zu haben.

Non Stop Trance

Auch Goa Gil ist für Seemann eine Inspiration. In der Trance Musik groß geworden, ist dieser für seinen ikonischen Stil mit bunten psychedelischen Shirts bekannt. Aus diesen musikalischen Ikonen und dessen Styles setzt sich Seemanns Kollektion „Non Stop Trance“ zusammen. Neonprints, Karohemden, übergroße Arbeiterkleidung – die nostalgischen Bezüge zu der Szene sind hier unverkennbar. Underground-Looks, die im Jahr 2019 fast etwas aus der Zeit zu fallen scheinen. Eine Collage, in denen sich Symbole von Techno bis Rave erkennen lassen.

© Mattia Comuzzi
© Mattia Comuzzi

Die neuste Kollektion „Never Land“ widmet sich der Goth-Kultur. Doch auch Merkmale der Dark Wave- und EBM-Szene prägen die Outfits, charakterisiert durch die Hauptfarben Schwarz und Violett. Zusätzlich spielt Seemann hier und da mit dem Einsatz von Strass. Was irgendwie kitschig und teilweise paradox wirkt, zeigt am Ende jedoch die Einflüsse verschiedener Subkulturen die sich hier zusammenfinden und zu etwas neuem verbinden. Die Designerin hat sich selbst öfters in der Gothic-Szene treiben lassen. Bei der „More Than Mode“, einer seit den 90er Jahren bekannten Party in Zürich treffen sich jede Woche Leute um zu Gothic und EBM in eine andere Welt abzutauchen. 2018 hat die Designerin mit Freunden selbst eine eigene Partyreihe ins Leben gerufen. „Mit Body Sensations ist es unser Ziel, unseren Freunden sowie den Künstlern, die wir lieben, eine Plattform zu bieten und ihre Arbeit mit den Menschen zu teilen, die an dem interessiert sind, was wir tun.“

Auch an ihren Kollektionen arbeitet Julian Seemann teilweise mit ihren Freunden zusammen. Wieso? Subkulturelle Themen und Einflüsse der Musikszene diskutiert man am besten mit anderen. Echtheit und Glaubwürdigkeit stehen bei diesem Label nämlich an oberste Stelle. Somit findet sich in jeder Kollektion ein authentischer Spiegel einer Szene und all jener die damals wie heute zu der Musik die Nacht durchgetanzt haben.

Hier geht es zum Instagram-Kanal von Julia Seemann.

Foto 1 & 2 oben: Mattia Comuzzi
Foto 1 & 2 unten: James Bantone