Fernweh, Sergio Leone-style: the Limiñanas erklären mit Malamore ihre Liebe zu Western und Wüsten
Viel geändert hat sich seit Down Underground nicht. Die Geschichten, die Lionel und Marie Limiñana erzählen, sind die gleichen, nur die Namen der Protagonisten haben sich geändert. Genauso wie die elektrisch verzerrten Ausbrüche, die auf ihrem neuen Album Malamore erneut über Kyuss und Fu Manchu zu Western und Blues zurück weisen. Der Western ist dabei vermeintlich italienischer Abstammung: „El Sordo“ klingt wie der Titelsong zu einem Film von Sergio Leone, der Artikel „el“ verweist allerdings eher auf Zorro als auf Mario Girotti. Kaum verwunderlich, stammen die Limiñanas schließlich aus Perpignan an der Grenze zu Spanien.
Auch das Kunstwort Malamore sieht lediglich italienisch aus, der Titelsong hört sich eher an wie eine verlorene T. Rex Demo. Die Ethnografie ist auf Malamore durcheinander gebracht. Die beiden Franzosen werfen – aus Versehen oder Berechnung, man kann es nicht so ganz sagen – ihr Heimatland, Spanien und Italien, Amerika (durch Verweise auf die Roberts Mitchum und Duvall) und Griechenland (durch Titel wie „Athen I.A“ und „Kostas“) in einen Topf mit der Aufschrift „Desert Rock“.
In der Musik tritt der Einfluss von Nordamerika und seinen Soundtracks noch stärker hervor: Man hört das Hitzeflimmern der Wüsten, der Gitarre hängt oft noch der Staub vom Ritt durch die letzte ghost town an. Nicht erst durch die Mundharmonika auf „Paradise Now“ fühlt man sich an Spiel mir das Lied vom Tod erinnert, die Ikone unter den Spaghetti-Western. Gleichzeitig sind die Songs viel psychedelischer, allen voran die wortlose Schlussnummer „The Train Creep a-Loopin“ (nur echt mit Südstaaten „a-“ Präfix), bei der sogar der franko-katalanische Filmkomponist Pascal Comelade mitgeschrieben hat.
Den Titel, den die Limiñanas für ihr fünftes Album gewählt haben, könnte passender nicht sein. Malamore steht für eine obsessive, unerfüllte Liebe. Das Cover zeigt die beiden, wie sie an einen Trailer gelehnt gen Westen blicken, dorthin, wo ihre musikalischen Reisen immer öfter ihr Ziel finden. Ihre Fernliebe für die amerikanischen Weiten ist aber nicht ihr Verhängnis; tatsächlich ist Malamore trotz dem Einfluss ausschweifender Kompositionen das Release in ihrer Diskografie, das man am ehesten als richtiges Album wahrnimmt. The Limiñanas sind zwar immer noch Europäer, die von Amerika träumen – und das sollen sie auch bleiben! Aber wie Sergio Leone schaffen sie es mit ihrer Kunst, uns andere genauso träumen zu lassen.
Beste Songs: Malamore, Kostas, The Train Creep a-Loopin
VÖ: 08/04 // Because Music
„Garden of Love (feat. Peter Hook)“: