Isolation Berlin – Vergifte Dich

Zwei Jahre nach „Und aus den Wolken tropft die Zeit“ legen die vier Jungs von Isolation Berlin mit dem zweiten Studioalbum nach. Nahtlos knüpft „Vergifte Dich“ an die Gassenhauer des Debüts an – und das funktioniert hervorragend!

Mit „Aus den Wolken tropft die Zeit“ haben Isolation Berlin die Großstadtmelancholie massentauglich gemacht. Was nun folgt, sind laut ironischer Selbstaussage der Band die „unpersönlichsten Songs“, die sie bisher geschrieben haben. So unpersönlich sie angeblich auch sind, so sehr ähneln sie den Stücken des Debüts. Sowohl musikalisch als auch textlich schließt „Vergifte Dich“ lückenlos an seinen Vorgänger an. Der tiefsitzende Welthass von Sänger und Schreiberling Tobias Bamborschke ist noch längst nicht aus der Mode gekommen. In alter Tradition werden Herzen gebrochen, Theorien über das Dasein abgehandelt und alkoholische Getränke geleert.

Mit „Serotonin“ beginnt das neue Album in guter, alter Schunkelmanier, die stellenweise an deutsche Interpreten wie Vierkanttretlager erinnert. Wenn nichts mehr geht, dann geht immerhin noch der Pfandflaschenautomat, der selbst dem Leben der verzweifeltsten Seelen unter uns noch einen Sinn gibt. Mit dem zweiten Track, „Vergifte Dich“, kommt schließlich die rotzig-laute Attitüde zum Vorschein, die wir bereits mit dem Debüt kennen und lieben gelernt haben. Simple Schlagzeugrhytmen und Gitarrenriffs steigern sich, während Rauschgift als Alternative zur fehlenden Liebe und zum Seelenschmerz feilgeboten wird.

Aussichtslosigkeit, Verzweiflung und Misanthropie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Songs des Albums. „Ich habe schon lange nicht mehr gelacht, und frage mich warum“, heißt es beispielsweise in „Wenn ich eins hasse, dann ist es mein Leben“ und auch der Titel „Die Leute“ strotzt nicht gerade vor Nächstenliebe.

Die Leute reden so viel Scheiße, es ist nicht zu glauben, nicht zu fassen. Die Leute reden so viel Blech, mir wird ganz schlecht.

Proberaum-Charme und dreckige Unperfektion sind die stetigen Begleiter der lyrischen Texte von Tobias Bamborschke. Dabei tingeln Isolation Berlin stets zwischen tieftrauriger Romantik wie in dem heißen Hit-Anwärter „Marie“ und drängenden, fast fiebrigen Melodien wie in „Kicks“, einer deutschen Übersetzung alter Joy Division-Stücke, hin und her. Langeweile ist ausgeschlossen: Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, geben Isolation Berlin preis, was sie von Gott und der Welt halten. Ehrlich währt bekanntlich am längsten, oder?

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