Harry Styles in Köln: Club der guten Laune

Konzerte des britischen Stars Harry Styles sind der schöne Blick in eine bessere Welt. Um das Phänomen vollends zu verstehen, muss man in diesen Club der guten Laune eintreten. Wir haben dies in der Kölner Lanxess Arena getan.

Es scheint, als hätte es erst die „Love On“-Tour von Harry Styles gebraucht, damit auch der Feuilleton den Hype des britischen Musikers einordnen kann. Doch warum erst jetzt? Als der Harry Styles am Freitagabend einer seiner vielen Dankesreden hält, fällt einem auf, dass auch er, dieser oftmals als reiner Teenie-Schwarm denunzierter Künstler, nun bereits seit über zehn Jahren im Geschäft ist – und sich kontinuierlich zu einer Ikone entwickelt hat.

Einen ersten Eindruck davon hat bereits der Weg in die Lanxess Arena geliefert. Ein Besucher:innen-Meer an Federboas, Schlaghosen, Cowboyhüten spielen charmant an die Outfits des Musikers an, zeigen aber auch, dass bei Harry Styles eben jede:r sein kann, wie er:sie mag. Selten hatte man es auf einem Konzert mit einer derart respektvollen und rücksichtsvollen Crowd zu tun. Man wurde höflich auf mehrere Fan-Mitmachaktionen hingewiesen, in Klo-Schlangen vorgelassen und es wurde penibel darauf geachtet, dass man sich nich vordrängelt.

So überrascht es nicht, dass auch der Support Act Wolf Alice warm und herzlich begrüßt wurde. Als die Band um 20:00 Uhr die Bühne der restlos ausverkauften, und größtenteils bestuhlte, Lanxess Arena betrat, störte sich niemand an dem minimalen Sound-Clash. Tracks wie „Smile“, „You’re Germ“ oder „Play The Greatest Hits“ zeigten die härtere Seite der Band. Dennoch schien es fast, als kämen die etwas ruhigere Nummern wie „Delicious Things“ oder „Bros“ noch einen Tacken besser beim Publikum an. Den perfekten Abschluss, der gleichzeitig auch den Übergang zu Harry Styles ebnete, lieferte „Don’t Delete The Kisses“. Der Song erzählt die sehr nachvollziehbare, autobiografische Geschichte, wie sich zwei Menschen ineinander verlieben.

Die anschließende Pause könnte man auch unter den Begriff „Probesingen“ einordnen. „Best Song Ever“ zeigt, dass viele Fans Harry Styles bereits seine komplette Karriere über begleiten und „Bohemian Rhapsody“ zeigt, wofür der Abend steht: Offenheit, Respekt und Liebe. Um 21:10 war es dann endlich so weit. Harry Edward Styles betrat mit roter Schlaghose und funkelnder Jacke die Bühne und hieß sein Publikum in „Harry’s House“ willkommen. Nach „Music for a Sushi Restaurant“ färbte sich die Bühne „Golden“. Eine Mischung aus dem schlichten aber passenden Bühnenbild und den funkelnden Augen der vielen mitsingenden Fans. Bei „Adore You“ wurden erstmals frenetisch die vielen Regenbogenflaggen geschwenkt.

Eine Liebeserklärung an Harry Styles

Zwischendurch gibt es von dem Musiker immer wieder Grüße ins Publikum und genau diese Fan-Nähe ist es, die die Konzerte von Harry Styles so besonders machen. In der Mitte des Konzertes videocallt er die Tante eines jungen Fans an, die wegen einer bevorstehenden Geburt leider nicht vor Ort sein kann. Und auch Oma Magrit wird im Urlaub genau so gegrüßt, wie auch Papa Ingo, der sich gemeinsam mit seiner Tochter in die vorderen Ränge gekämpft hat. Harry Styles hat für jede:n ein großes Herz und daher ist es irgendwie nur fair, dass seine Fans ihm diese Liebe bei Songs wie „Boyfriends“, „Matilda“ oder „Treat People With Kindness“ zurückspielen.

Ein Meer aus Regenbogenfarben

Musikalisch sollte man auf jeden Fall seine harmonisch eingespielte Band hervorheben. Mithilfe dieser kriegt selbst das Cover zu „What Makes You Beautiful“ einen leichten Indie-Einschlag und Tracks „Late Night Talking“ wirken noch einmal stärker und vielseitiger, als auf dem aktuellen Album „Harry’s House“. Mit „Love of My Life“ öffnete sich auf den Rängen ein Meer an regenbogenfarbenen Handylichtern. In solchen Momenten vergaß man kurz sämtlichen Weltschmerz und eine tiefe Hoffnung auf eine bessere Zukunft durchdrang jeden einzelnen Körper in der Lanxess Arena.

Viel Zeit zum Nachdenken blieb jedoch nicht, als Harry Styles nach kurzer Pause mit „Sign of the Times“ eine seiner fünf Zugaben performte. Es folgten „Watermelon Sugar“ und „Medicine“ bevor man mit „As It Was“ so langsam realisierte, dass sich der Auftritt des Briten dem Ende zuneigt. Dies folgte fulminant in Form von „Kiwi“. Als man nach knapp zwei Stunden den Club der guten Laune verließ, blieb ein Gefühl: Es gibt noch Hoffnung auf eine bessere, buntere Welt. Eine Welt, in der jede:r sein Kann, wie er:sie mag. Egal ob Wassermelone, queer, Daddy oder ein Part-Time-Bäcker, der eben jetzt ein Weltstar ist.

„As It Was“ von Harry Styles in der Live-Version:

 

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