Keine Hook, keine Bridge, da ist nur ein alleinstehender Part auf nostalgischem Beat, keine zwei Minuten lang. Das ist der Rahmen, in dem Ansu auf seiner neuen Single „30“ von seinen Werten und Träumen erzählt und nebenbei mühelos Kapitalismuskritik, Rassismus und toxische Maskulinität abhandelt. „30“ vereint Poesie und Philosophie, Gesellschaftskritik und Selbtsreflexion und stellt erneut das Ausnahmetalent unter Beweis, das Ansu für die Musikszene darstellt.
„Ich bin erst 24, aber manchmal fühl ich mich wie 30“ – Die Weisheit des jungen Rappers aus Hamburg scheint tatsächlich weitaus größer, als sein Alter es erwarten lassen würde. Ansu ist ein Beobachter und Denker. Mit wachem Auge und klarem Blick schaut er auf seine Umgebung, die Gesellschaft und tief in sich selbst hinein. Seine Beobachtungen und Erkenntnisse sind Inhalt seiner Songs. Mal werden sie in poetischen und philosophischen, mal in ganz klaren und eindeutigen Worten greifbar. Auf „30“ besinnt Ansu sich auf den Wert von Sicherheit, Selbstständigkeit und Familie. Gleichzeitig finden Beobachtungen Platz, die gesellschaftliche Veränderungen und eigenes schädigendes Verhalten offenlegen.
„Mir ist egal, wie groß deine Wohnung ist // Ich will mein’n Fuß gar nicht drin haben in der Oberschicht // Ich will nur sicher sein, meine Jungs soll’n sicher sein // Meine Frau soll sicher sein, meine Kinder soll’n sicher sein“
Im Jahr 2020 generiert Ansu mit seinen verkopften, klugen Songs wie „Bomberjacken“ und „In meiner Gegend“ erstmals Aufmerksamkeit. Sein Langspieler-Debüt ist das Mixtape „Assoziativ“, das eine Sammlung gesellschaftskritischer und selbstreflektierender Songs bündelt. Im letzten Jahr erforscht er auf der „Polarität“ EP das Verhältnis von Minus und Plus. Zu der Deutschrap Szene, in der Ansu stattfindet, hält er von Anfang an Abstand. Features sind selten, sein Produzent ist schon immer Cato, der mittlerweile auch mit Rap-Newcomer Apsilon zusammenarbeitet. Ansu arbeitet in Eigenregie, begleitet und unterstützt von einem ausgewählten, festen Kreis. Seine künstlerische Vision ist groß, facettenreich und in ständiger Bewegung.
„Ein Mann soll nicht weinen und deshalb weint man nicht // Etwas, was mir manchmal fast die Beine bricht // Ich wein‘ in Jahresabständen, weiß nicht mal, was der Grund ist // Nur das es nicht gesund ist, bis man irgendwann umkippt“
Anfang 2022 ruft Ansu mit „Irgendwas muss sich verändern“ einen Instagram Account ins Leben, der Einblicke in Vision und Inspiration gibt. „Irgendwas muss sich verändern“ scheint aber weitaus mehr zu sein. Aktuell veranstaltet Ansu Pop-Up Events unter selbigem Namen, auf denen er Kassetten, Zines und Shirts verkauft. Hier performt er neben „30“ und dem Vorgänger „Sicher“ auch unveröffentlichte Songs. Es bleibt abzuwarten, welches Endergebnis aus der Musik und dem Rahmenkonzept hervorgehen wird. Es gibt aber genug Grund zur Hoffnung, dass hier ein größeres Projekt bevorsteht, das über Musik hinausgeht.