Culk fordern in „Dichterin“ die Gleichberechtigung im Sprachgebrauch

Das düstere Indie-Rock Quartett aus Wien kritisiert die dominante männliche Form in der deutschen Sprache. „Dichterin“ ist die erste Single aus ihrem zweiten Album „Zerstreuen über Euch“, das im Oktober via Siluh Records erscheint.

Ein Setting wie im Morgengrauen. Bläulicher Nebel hüllt eine verlassene Location ein. Langsam wandert die Sängerin der Band, Sophie Löw, der Kamera entgegen. Es ist eine düstere Szenerie á la Twin Peaks, die die Band mit einem mystischen und zunächst gemächlichen Klangkleid untermalt. „Du verdrängst mich und du verkennst mich. Ich verrenne mich an dunkle Orte, du kennst keine Worte für mich“. Schnell wird klar, dass Culk der Poesie weiterhin verfallen sind. Löw kommt der Kamera schleichend näher, post-punkige Gitarren setzen ein. Die Wienerin wird deutlich: „Deine Nicht-Worte für mich führen mich in die Ohnmacht“.

„Ich bin Dichterin…“

Das sehenswerte Video zur neuen Single hat die Band zusammen mit dem Wiener Produzenten Wolfgang Möstl gedreht. Es untermalt die Kampfansage gegen tiefverwurzelte patriarchale Strukturen in der deutschen Sprache auch visuell: „Fck Generisches Maskulinum“ ziert Löws Jacke. Doch nicht nur visuell, sondern auch musikalisch findet die Band eine passende Umsetzung. In typischer Culk-Manier kommt Löws Stimme schwermütig, kalt und gleichzeitig so bezaubernd daher. Trotzdem klingen ihre Worte fast wie ein Hilfeschrei. Das hat sicherlich auch mit den bedrohlichen und vom Shoegaze-beeinflussten Gitarrenwänden zu tun.

Nicht zum ersten Mal arbeiten Culk gesellschaftliche Themen poetisch auf. Das haben sie bereits auf ihrem selbstbetitelten Debüt aus dem vergangenen Jahr bewiesen. Ihr kommendes Album „Zerstreuen über Euch“  (VÖ: 09. Oktober) scheint in eine ähnliche Richtung zu gehen. Das zeigt „Dichterin“ sehr gut. Die Band sagt zum Song: „Worte formen die Gesellschaft und Worte stellen die einen ins Licht und die anderen ins Dunkle. Wenn Menschen in Worten oder Sprache nicht repräsentiert werden, weil sie nicht ausgesprochen oder geschrieben werden, werden sie unsichtbar gemacht, was Machtverlust bedeutet. Wenn zum Beispiel Worte nur in ihrer männlichen Form ausgesprochen werden, formt das unreflektierte Geschlechterrollen und deren Zuschreibungen.“

Culk auf „Zerstreuen über Euch“-Tour:

06.11.2020 Stuttgart, Merlin
07.11.2020 Basel, Hirscheneck
10.11.2020 Mainz, Schon Schön
11.11.2020 Hamburg, Hafenklang
12.11.2020 Berlin, Urban Spree
13.11.2020 Leipzig, Noch Besser Leben
20.11.2020 Wien, Sargfabrik (AT)
26.11.2020 München, Heppel & Etliche
27.11.2020 Innsbruck, Junge Talstation (AT)
28.11.2020 Linz, STWST (AT)
04.12.2020 Leitersdorf, Roter Gugl (AT)
05.12.2020 Wolfsberg, Container (AT)
11.12.2020 Wels, Schlachthof (AT)
12.12.2020 Villach, Kulturhofkeller (AT)

Schaut hier das Video zu „Dichterin“:

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