Soft Hair – Soft Hair

Leiser Jazz Rock mit Gainsbourg-Feeling: Das gemeinsame Album von Connan Mockasin und Sam „LA Priest“ Dust bringt die Weirdness ins Schlafzimmer.

Soft Hair hat wahrscheinlich als so ein typisches Spaßprojekt angefangen. Ein Konzertbesucher, der „I love your soft hair!“ oder ähnliches schreit, ein Song von Metronomy über die Haarpracht des Tourpartners, und schon ist der Bandname gefunden. Dann noch den Neigungen nachgehen, die für die Hauptband zu weird sind (bei Connan Mockasin, dem Nationalweirdo Neuseelands, wahrscheinlich weniger eine Sorge; bei Ex-Late of the Pier Frontmann Sam Dust schon eher möglich), ein bisschen herumexperimentieren, das Ganze nach ein paar Jahren Feinarbeit mit einem verstörenden Cover versehen und fertig ist die Kuriosität.

So oder so ähnlich wird sich die Entstehung des ersten gemeinsamen Albums von Mockasin und Dust abgespielt haben. Soft Hair macht auch tatsächlich sehr viel Spaß und ist nicht weniger seriös als Forever Dolphin Love. Es nur als leeres Herumspinnen abzutun, wäre aber ein großer Fehler, denn musikalisch sind die acht Songs von Soft Hair für beide Musiker auf einem Level mit ihren eigenen Releases.

Dabei fängt das Album mit „Relaxed Lizard“ zuerst mal wie ein reiner Mockasin Song an. Wie ein Prince auf Pilzen säuselt sich der blonde Casanova durch den ersten Teil. In einer Art Bridge wird passend zu den Synths die Stimme auf ein sinnliches Raunen runtergedreht. Erst in den letzten 30 Sekunden taucht zum ersten Mal Dusts klarer Gesang auf. Der Brite, der seit dem Ende von Late of the Pier in Mockasins Band spielt, wiederholt immer wieder eine einzige Textzeile – „oh, to be the real thing“ – und manifestiert sich gegenüber seinem früheren Chef.

„Relaxed Lizard“ ist emblematisch für das gesamte Album: abgedreht-lustig und zugleich romantisch bis sexy. Den gesamten Song über wechseln sich poppigere und harmonisch verdrehtere Parts ab, analog zu der Art, wie Dust die manchmal formlosen Dudeleien Mockasins „aufpoppt“ und in leichter verdauliche Häppchen verpackt.


„Alive Without Medicine“ klingt, als ob Soft Hair auch mal Reggae ausprobieren wollten, sich aber darüber auf halber Strecke in heißem Sex verlieren.

Jealous Lies“ wirkt mit seinem simplen Beat und den Lyrics („Ah, my love is on the phone again / ah-ha-ha, I heard his voice, I can’t pretend“) zuerst wie ein Pastiche eines Metronomy Stücks. Nachdem der manipulierte Gesang im Mittelteil knapp an der Schmerzgrenze vorbeischrammt, ertönt ein Synthesizer, der wieder an Joseph Mounts frühe Alben denken lässt. Ein Interlude namens „i.v.“ macht den Übergang zu Good Sign“, in dem sich Soft Hair so spacig wie Darkside geben. Der Song ist am weitesten von den anderen, lockeren Popnummern entfernt, mit vielen beatlosen Passagen und zwei ausgedehnten Soli als Ausklang.

Darauf folgt mit Lying Has to Stop“ der Hit des Albums, verstimmte Gitarre und Gainsbourg-Erotik inklusive – das verspielte Flirten der beiden Musiker im dazugehörigen Video fasst das Album ebenfalls ganz gut zusammen. „In Love“ setzt die Meta-Metronomy-Referenzen mit wurstigem Bass und Nachthimmelsynths fort, während Dust mit seiner Stimme erneut einen Schuss Pop in den kaputten Smooth Jazz injiziert. Im Refrain gibt Mockasin seiner Liebe für „japanese girls“ Ausdruck. Das trockene Schlagzeug leitet dann in den letzten richtigen Song über.

„Alive Without Medicine“ klingt am ehesten nach den entspannten Jams, aus denen die Songs des Albums entstanden sind. Nach einem hechelnden Crescendo bricht der Song ab und kehrt über ein simples Drumfill wieder zu seiner anfänglichen Karibikstimmung zurück. Es klingt, als ob Soft Hair auch mal Reggae ausprobieren wollten, sich aber darüber auf halber Strecke in heißem Sex verlieren. Das Outro „l.i.v.“ bringt den Hörer (und die beiden Musiker) dann wieder runter. Nach acht Songs und 33 Minuten würde es nicht verwundern, wenn sich neben einem plötzlich jemand durch das weiche Haar fährt und eine Zigarette danach anbietet.

Beste Songs: Relaxed Lizard, Lying Has to Stop, Good Sign

VÖ: 28/10 // Weird World

„Lying Has to Stop“:

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