RIKAS aus Stuttgart gehören seit längerer Zeit zu den vielversprechendsten Acts Deutschlands. Mit „Swabian Samba“ tänzeln sie im 6/8-Takt durch den Boxring.
Stuttgart ist für viele merkwürdige Sachen bekannt. Schwäbische Sparfüchse, Stuttgart21 und Mercedes-Benz. Das klingt erst einmal wenig nach Lebensgefühl, nach Samba. Jetzt gibt es aber eben seit geraumer Zeit vier Chicos, die diesen Klischees einen Strich durch die Rechnung machen. RIKAS machen Musik bei der eingeölte Machos, wie auch eure Töchter an der Copacabana nur anerkennend nicken würden.
Die Band steigt nämlich mit der schlechten Laune in den Ring und möchte sie mit schnittigen Tanzmoves und sonnendurchfluteten Melodien bekämpfen. Ganz friedlich und easypeasy versteht sich. Den ersten musikalischen Kinnhaken setzen RIKAS gleich mit dem Opener „Dancing In My Room“. Mit humorvollen Texten und einer großen Unbeschwertheit werfen sie in dem Song sämtliche Altlasten aus dem Ring und führen den Gegner stattdessen tänzelnd durch das Zimmer. Zwischen der feuchtfröhlichen Stimmung, greift die Band aus Stuggi aber auch immer wieder typische Probleme von Millennials auf. „And everybody’s going crazy/ I keep on being Mr. lazy“ heißt es gegen Ende des Songs. Und mal ganz ehrlich, wer wollte in dem ganzen Erfolgsdruck nicht auch schon mal das Handtuch werfen und sich einfach nur auf die nächste Sonnenliege fläzen?
Richtiges Faulenzen geht aber eben nur mit dem richtigen Futter und so huldigen RIKAS in „Tortellini Tuesday“ dem sündhaften Pasta-Gericht gleich einen kompletten Song. Auch hier verliert das Songwriting nie an Witz und so greift man gerne genüsslich zum nächsten Cocktail, wirft sich in die Palmen-Shorts und gönnt sich mit „Slow Down“ die wohlverdiente Pause der Pause, der Pause. An der Copacabana setzt sich die Sonne so langsam und es darf sich auf die nächste After-Beachparty gefreut werden.
Das Video zur neuen Single „Picasso“ von RIKAS:
Auf dieser läuft feinster Indie-Pop, wie man es sonst nur von der kalifornischen Küste oder den kleinen Bühnen Großbritanniens kennt. Die Gitarren tanzen wild und die Rasseln umkreisen sie wild. Für „Lisa“ wird das Schritt-Tempo beschleunigt und endet in der aktuellen Single „Picasso“. Hier kann man vor lauter Funk schnell mal Sterne sehen. Der farbenfrohe Mix aus Jangle-Pop, Indie und Latin gefällt sicher nicht nur der Sippe an der Copacabana oder in Stuttgart, sondern auch so ein paar Musikern aus Down-Under, die unter dem Kürzel Parcels ihr Unwesen treiben. Gegen Ende des Songs beweisen RIKAS, dass ihr Können in der ganzen Lebensfreude aber nie zu kurz kommt und schieben ein minutenlanges Gitarre-Schrubben hinterher.
Zurück aber zur Beachparty, die mittlerweile in ein heftiges Flirten übergegangen ist. Der Closer auf „Swabian Samba“ trägt den Namen „We Had A Date“ und erzählt eine ehrliche Love-Story, die von fröhlichen Klängen begleitet wird. Nach den knapp drei letzten Minuten endet nicht nur die Romanze und somit auch die Party, sondern auch die starke Debüt-EP von RIKAS. Der in Zusammenarbeit mit Robert Stephenson entstandene Sechsteiler ist schneller zu Ende als der Cocktail auf der nächsten Beachparty.
Beste Songs: Dancing in My Room, Tortellini Tuesday, Picasso
VÖ: 13.04.18 // Fanny Pack Records
The Postie präsentiert: RIKAS auf Tour im Oktober
Foto links: Mario Simic
Foto rechts: Linda Ambrosius