Nach ihrem von der Musikpresse heiß geliebten Debüt vor zwei Jahren, meldet sich die Ambient-Pop Band um Greg Gonzalez mit „Cry“ zurück. Darin behandelt sie Themen wie Liebe, Romantik, sowie Sexualität und zeigt, wie sehr ein ganz bestimmter Ort mit Musik in Verbindung stehen kann.
Bereits eine Woche nachdem im Jahr 2017 das selbstbetitelte Debüt erscheint, macht sich die Band auf nach Mallorca. Zwei Jahre hatte es zuvor gedauert, „Cigarettes After Sex“ zu veröffentlichen. Die Aufnahmen dazu fanden bereits im Winter 2015 statt. Auf der Baleareninsel geht es dann direkt nach Veröffentlichung der ersten Platte weiter mit dem Nachfolger.
Entstanden ist mit „Cry“ eine harmonisch düstere Dream-Pop Platte zum Dahinschmelzen, in der Gonzalez die Hörer tief in seine Gefühlswelt einblicken lässt. Das beweist schon die Single „Falling in Love“, die geprägt ist von verträumt schwebenden, aber dennoch glasklaren E-Gitarren, sowie angenehm dröhnenden Synthies. Ein Soundkleid, das sich durch jeden Song des Albums zieht. Diese melancholische Atmosphäre wird verfeinert mit dem androgynen und vorsichtigen Gesang des Frontmanns, der seine Erinnerungen an das Gefühl sich zu verlieben zurückhaltend und introvertiert präsentiert. Verpackt in nebelhafter Atmosphäre. So, als wolle er sein Gesicht nicht zeigen.
Auszeit auf Mallorca für zweite Platte
Zugegeben: Am Sound ändert sich bei der zweiten Platte wenig. Wer die Hoffnung auf Neues und große Abwechslung hat, wird vielleicht enttäuscht. Und doch: In der Finca auf Mallorca lässt die Band auch neue Einflüsse zu: Filme des französischen Regisseurs Éric Rohmer oder Songs der 90er-Jahre, beispielsweise von Shania Twain. Das alles verarbeiten sie an diesem mediterranen Ort, an dem sich die Band frei entfalten kann und der maßgeblichen Einfluss hat auf die Entstehung der Stücke. Das erste Album ist veröffentlicht und bevor die Tour losgeht, können sie etwas Abstand davon nehmen. Tief in der Nacht schreiben sie bereits die Instrumentalparts der neuen Platte im Innenhof der paradiesischen Villa. Sie sind kreativ, bekommen ihren Kopf frei. Alles passiert sehr schnell, so die Band. Das Grundgerüst für „Cry“ steht.
Dann folgt die Tour mit dem Debüt. Erst im Jahr 2018 macht sich Gonzalez in New York City an die Lyrics. Er kommt zur Ruhe. Beeinflusst von den Eindrücken der Tour und einer neuen Liebesbeziehung entstehen die Texte für „Cry“. Wie in einem Film, pickt er sich verschiedene spezifische Momente heraus, die er verarbeiten will: Momente der Liebe, der Romantik und des Auseinandersetzens mit der eigenen Sexualität. Er selbst beschreibt diese Momente als kurze, emotionale Augenblicke, die immer wieder in seinen Kopf schießen. Diese verbindet er mit dem Sound, der in der Finca entstanden ist.
Das Zusammenfließen von Traum und Realität
In sich sphärisch ausbreitendem Klang beschreibt er so eine Liebesgeschichte an einem unerwarteten Ort („Hentai“), oder den Wunsch mit einem alten Partner im Reinen zu sein („Dont Let Me Go“). Er schreibt die Lyrics aus Erfahrungen heraus, kombiniert sie aber auch mit Fiktion. So handelt „You‘re the Only Good Thing in My Life“ von einer Beziehung in der mallorquinischen Finca, die eigentlich nie passierte. I’m giving you all my love schildert er im Herzstück der Platte „Heavenly“. Der Hörer fällt durch einen rhythmischen Basslauf und zart hallenden Synthies in eine Parallelwelt voller Hoffnung und Glück, in der Wehmut an jeder Ecke lauert: And when you’re far away I still feel it all. „Kiss It Off Me“ fasst das Konzept des Albums gut zusammen. Ein Zusammenschmelzen aus Traum und Realität – die Liebe eben.
Und genau die hat viele Facetten. Wie lebt man sie aus? Und mit wem? Manchmal braucht es einfach eine Auszeit ganz weit weg vom Alltag. Zeit, um klare Gedanken zu fassen und seine Emotionen in Kunst umzuwandeln. An einem atemberaubenden, exotischen Ort, an dem rückblickend alles zusammenläuft, wie die Band schreibt: „Der Einklang von Sound und diesem Ort ist sowohl Herz, als auch Seele des Albums“.