An eine Renaissance alter Indie-Bands will und kann man in den meisten Fällen nicht so recht glauben. Schon gar nicht, wenn man, wie im Falle von The Kooks, mit „Junk of The Heart“ ein so belangloses Album vorliegt hat. Etwa drei Jahre sind es her, dass die Band aus Brighton den Vorgänger zu ihrer aktuellen Platte veröffentlicht hat. In dieser Zeit ist viel passiert und sogar der Bubi und Frauenheld Luke Pritchard scheint so langsam zu einem Mann heranzuwachsen. Doch nicht nur im Leben des Frontmannes hat sich scheinbar einiges verändert, denn auch der Sound der Band hat eine 180Grad Wanderung unternommen.
Vom lieblichen Gitarrengeplänkel und melancholischem Indie ist nämlich kaum noch etwas übrig geblieben. Mit dem Opener „Around Town“, welche zugleich eine Singleauskopplung ist, wird dem Zuhörer auch gleich die neue Richtung vorgegeben. Es wird weltlicher; gespielt wird unter anderem mit Klischees des Gospels. Kein Wunder also, dass die Band sich für die Produktion der Platte den Hip-Hop Produzenten Inflo geschnappt haben. Dieser hat die Band mit Songs wie „Forgive&Forget“ bildlich gesehen vom britischen Viertel Soho ins weltoffene Brixton katapultiert. Die sehr funkige Nummer ist das beste Bespiel dafür, dass es auch aufgehen kann, wenn eingerostete Bands versuchen sich völlig neu zu erfinden. Leider offenbart die Platte auch an manchen Stellen, dass dieser Schuss durchaus nach hinten losgehen kann. „See Me Now“ zum Beispiel soll an die Erfolgsballaden wie „Seaside“ oder „One Last Time“ anknüpfen, ist aber trotz emotionaler Verbindung des Sängers Pritchard zu seinem Vater, leider ein kreativloses Stück, das einen auch nicht mithilfe von Klaviertasten mehr rührt. Schade ist in dem Zusammenhang, dass The Kooks sich dazu entschieden haben den Song „Melody Maker“, der auf der EP „Down“ zu finden war, nicht mit auf’s Album zu nehmen.
Mit „It Was London“ gibt’s dann eine Nummer, die einen zwar auch nicht mitnimmt, aber wenigstens zum Tanzen bringt motiviert. Sollte das Ziel von The Kooks gewesen sein eine Platte zu produzieren, die gute Laune macht, ist ihnen dies mit jenem Track und auch der darauffolgenden Nummer „Bad Habit“ auf jeden Fall gelungen. Letzterer zeichnet sich durch fast Hip-Hop-artige Hooks aus, die dem Song eine enorme Frische geben und das melodiöse Talent des Frontmannes offenbart. „Down“ war der erste Song, der die neue Ära sinnbildlich prägen sollte. Es ist ein der Tat eine sehr groovige Nummer, die den einen oder anderen jedoch durch den eigensinniger (man kann auch blödsinnigen sagen) Refrain verwirren wird.
Die letzte Hälfte des Albums von „Listen“ hingegen präsentiert sich wie ein komplett unterschiedliches Werk. Auf einmal wird wie bei „Sunrise“ oder „Sweet Emotion“ in die Synthies gehauen, als gäbe es kein Morgen mehr. Spätestens bei dieser Seite der neuen Kooks wird die Lust nach einem neuen „Naive“ dann doch groß, denn es sind allesamt keine musikalischen Tiefschläge und durchaus ohne schwerwiegende Verletzungen zu erleiden, aber leider eben auch keine kreativen Hochgenüsse. Es scheint so, als hätte die Band aus Brighton vergessen, dass eine Neuerfindung nicht unbedingt mit gutem Songwriting in Verbindung steht.
Insgesamt hat der Neuanfang der Band deutlich gut getan und scheint für die nötige Frische gesorgt zu haben, die bei Nummern wie „Bad Habit“ klar erkennbar ist. Leider fehlt dem Album in manchen Teilen eine klare Linie und treue Fans werden wohl die beiden sehr guten Songs „Melody Maker“ und „Hold On„, die allesamt auf der EP zu „Down“ vertreten waren, vermissen. Diese hätten der Platte sicher gut zu Gesicht gestanden und hätten über den Untergang der „alten“ Kooks hinweggetröstet. Mit „Listen“ wurde jedenfalls das Fundament einer neuen Band gelegt.
Beste Tracks: Forgive & Forget, Bad Habit, Down
VÖ: 08/09 // Virgin EMI
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Yannick