Mit ihrem Debüt In Love löste die Band vor zwei Jahren einen großen Hype aus und galten als neuer, aufregender Stern am Indie-Himmel. Heute schreiben wir das Jahr 2015 und nun sind sie da; 10 Songs, die das oft so angsterregende, schwere, zweite Album prägen. Um eines gleich vorweg zu nehmen: Peace ist eine jener Bands, die sich nicht gerne an etwas festnageln lässt. So hat Frontmann Harry Koisser auch kürzlich erwähnt, dass er viele Bands mit denen sie verglichen werden noch nicht einmal wirklich kennt, geschweige denn hört. Es kommt also nicht von ungefähr, dass die Spuren des Nachfolgers Happy People wohl eher bei Madonna, als bei Bands wie Wu Lyf zu suchen sind.
Der Opener des von Jim Abiss (Arctic Monkeys) produzierten Werkes startet unbeschwert. „O You“ ist lyrisch zwar nicht so unbekümmert wie die Melodie es zum Anschein gibt, macht aber durchaus Lust auf mehr und liefert so einen guten Einstieg. Es fällt jedoch bereits hier auf, dass deutlich mehr Wert auf eine saubere Produktion gelegt wird, als noch beim Vorgänger. Weiter geht es dann mit „Gen Strange“ der wohl poppigsten Nummer der Platte. Wenn Koisser von dem Wunsch spricht einen Welthit im Stile von „Uptown Funk“ liefern zu wollen, merkt man schnell wo die Richtung bei „Gen Strange“ hingehen soll. Der Gitarrenriff lockert den Song eher auf, als, dass er ihn beschwert und auch der Refrain wirkt so unglaublich leicht. Und genau hierin liegt die Zweischneidigkeit der Platte. Peace wandeln während den insgesamt 37 Minuten und 06 Sekunden immer auf einem schmalen Grad zwischen genialer Eingängigkeit, die man sich so Indie-Bands zu wünschen übrig lassen und plumpem, nichtssagendem Popgedöns.
Bei „Lost On Me“ beweist die Band, dass sie es durchaus drauf hat diese Aufgabe bravourös zu meisten und haut einen Song raus, der in Sachen Funk durchaus an den von Koisser angehimmelten Welthit herankommt. Auch lyrisch lässt sich Happy People nicht auf das Ass und Titties Niveau herab und behandelt Themen die der Band persönlich am Herzen liegt aber auch teilweise gesellschaftskritisch zu verstehen sind. Songs wie „Perfect Skin“, „Happy People“ oder auch noch die sehr krachende Grunge-Nummer (da sind sie wieder, die beliebsten 90’er) „I’m A Girl“ handeln über Stereotypen und Schönheitsideale einer Welt in die die vier Musiker von Peace selber gar nicht so recht reinpassen und reinpassen wollen. „Someday“ kommt trotz verträumter Atmosphäre leider nicht an die Qualität von California Daze heran und fällt auch sonst ein wenig ab. Dafür zeigen sie dann bei „Money“, welcher schon Festivals seine Tauglichkeit bewiesen hat, wieder ihr Gespür für große Indie-Hits. Die zweitletzte Nummer „Under The Moon“ schließt sich dann wiederum eher „Someday“ an und passt auch nicht in das Konzept der Platte. Die hier angewandte Alex Turneresque Art einen auf Elvis zu machen steht der Band leider nicht gut zu Gesicht. Mit dem groovigen „World Pleasure“ werden die Wogen dann aber schnell wieder geglättet, auch wenn der Frontmann das Rappen in Zukunft wieder besser bleiben lassen sollte.
Peace haben mit Happy People ein zweites Album geschaffen, das als eine Art Selbsthilfe für die Band zu dienen scheint. Die junge Band hat es geschafft trotz des Hypes um die nächste ‚große‘ Indie-Band sich nicht verbiegen zu lassen und hat einige Experimente gewagt. Dies führt dazu, dass im Vergleich zu In Love die Platte ab und zu ein paar Schwächen aufweist, welche jedoch durch die Schrillheit und die erkennende Kreativität der Band ziemlich gut cachiert wird.
Beste Tracks: O You, Gen Strange, Lost On Me
Vö: 09/02 // Columbia
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Yannick