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Wir haben nach Gründen gesucht warum Falco auch heute noch ein großes Thema für die Popkultur ist

Falco ist nicht erst seit der einwöchigen Huldigung an ihn ein reales Thema in der Jugendkultur. Mit dem Projekt „Junge Römer“ lud die Red Bull Music Academy vom 23. bis 29. nationale und internationale Newcomer und Musikgrößen ein, um den 60. Geburtstag des Hans Hoelzel gemeinsam zu feiern. Warum Falco selbst 2017 ein derartiges Ansehen genießt, versuchen wir anhand ausgewählter Argumente zu beleuchten.

Wir wollen Bilderbuch nicht unterstellen, dass das Release ihrer neuen Platte MAGIC LIFE in unmittelbarer, zeitlicher Nähe zum 60. Geburtstag Falcos steht. Und doch kann man eine gewisse Begeisterung der Band für den King Of Austrian Pop nicht von der Hand weisen. So schreibt die Zeit beispielsweise in ihrer aktuellen Rezension zum neuen Album folgendes: „Der Erfolg einer Austro-Pop-Band hängt deshalb immer auch davon ab, welche Haltung sie zu Falco einnimmt, seinem Machismo, seiner Dekadenz und seiner Funkyness.“ Es ist die so oft zitierte Wiener Schmäh, die sich Bilderbuch zu eigen gemacht haben. Der Sänger Maurice Ernst betont in den Vorab-Interviews zu MAGIC LIFE nicht rein zufällig öfter, dass es ein Album geworden ist, das man annehmen kann aber nicht muss. Und so galt auch Falco zu Lebzeiten wohl zu den wohl meistgehassten Musikern im deutschsprachigen Raum.

Seine polarisierende Arroganz und die wirkende Rücksichtslosigkeit begeistern jedoch nicht nur Bilderbuch, sondern auch den Oasis-Part der österreichischen Popkultur. Die Rede ist von Wanda. Die Musiker, die öfter mal mit kontroversen Texten auf sich aufmerksam machen und Lieder über inzestuöse Tendenzen und Drogen schreiben, haben ihre verklärte Inspiration an den Nationalhelden 2015 erstmals öffentlich gemacht. Mit der Coverversion zu Falcos „Out Of The Dark“ haben die Wiener ihre ganz eigene Interpretation des Songs, der erst posthum zum Erfolg wurde. Es wäre jedoch zu einfach die große Begeisterung an Falco nur anhand des regionalen Bezugs festzumachen. Es steckt deutlich mehr dahinter.

In der Popwelt findet man momentan eine große Renaissance der 80’s wieder. Indie-Bands, die in ihrer Kindheit in den 80er-Synth-Pop gefallen sind, findet man aktuell wie Sand am mehr. Diese Tatsache spielt natürlich dem Schaffen Falcos in die Karten. Dieser hat zwar eine zu diffuse Diskographie vorzuweisen um sein musikalisches Können auf ein einzelnes Genre festzunageln und doch findet man natürlich auch bei ihm deutliche New Wave, Synth-Pop und Funk-Elemente wieder. Ein Beispiel hierfür ist die Platte „Junge Römer“ aus dem Jahr 1984. Das zweite Studioalbum des Wieners wurde, genau wie auch das erste Album, von Robert Ponger produziert, konnte jedoch zur damaligen Zeit nur mit mäßigem Erfolg in den Charts punkten. Heute wird „Junge Römer“ als eine der stärksten Platten in der Vita von Falco gesehen und inspiriert sicherlich auch Bands wie die Newcomer FLUT aus Oberösterreich.

FLUT überzeugen mit toller VHS-Optik in ihren Videos und auch ihre aktuelle Single „Linz bei Nacht“ lässt an den großen Falco erinnern. Wer sich hier nicht an den 80’s erinnert fühlt, dem ist nicht mehr zu helfen. Ein anderes Beispiel für großen 80’s-Pathos ist der in Herxheim geborene Drangsal. Dieser orientiert sich zwar eher an der britischen Musikkultur der 80er Jahre, sprich Morrissey und The Smiths. Dennoch zeigt es, dass die lange so verpönte Epoche gerade seinen zweiten Frühling erfährt und sehr en vogue ist.

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Einen Faktor, den sich viele Musiker bei Falco abschauen ist seine musikalische Wandelbarkeit. Anfang der 80er kannte man ihn vor allem durch Songs, die an die neue deutsche Welle erinnerten. Mit seinem bereits thematisierten Album „Junge Römer“ vermischte er dann erstmalig eine Fülle an Genres miteinander, was später die Karriere Falcos prägen sollte. Zwar war sein musikalisches Neuerfinden auch oftmals das Resultat von fehlendem finanziellen Erfolg und doch gab es vor ihm wenig Musiker, die es verstanden derartige Kurswechsel zu verziehen. Das beste Beispiel hierfür bietet das Endstadium seiner Karriere mit dem er Anfang der 90er noch einmal neu durchstarten wollte.

Heute hat die Single „Mutter, Der Mann Mit Dem Koks Ist Da!“ in der Popkultur Kultstatus erreicht. Neben der Enttabusierung des Drogenkonsums, ist sicherlich auch der trashy 90’s Eurodance-Beat „Schuld“ am großen Hype um den letzten Hit Falcos. Ein junger Musiker, der auch an der Geburtstagswoche Junge Römer teilgenommen hat ist Yung Hurn, der sich mit K.Ronaldo ein alter Ego geschaffen hat um seine musikalische Kreativität freier ausleben zu können. Dieses Phänomen findet man auch bei Falco wieder, der den Song nicht unter seinem bekannten Künstlernamen veröffentlicht hat, den er sich übrigens an Anlehnung an den DDR-Skispringer Falko Weißpflog gegeben hat. Vielmehr versuchte er mit dem Pseudonym T>>MA erneut auf sich aufmerksam zu machen.

Neben seiner musikalischen Freiheit, schuf der Mutbürger Falco sich auch durch seine Multilingualität neue Wege. Nimmt man die Single „Junge Römer“ oder den Megahit „Rock Me Amadeus“ als Beispiel, wird deutlich, dass der Musiker sich eine fast eigene Sprache angeeignet hat. Durch seine Aura, sein öffentliches Selbstbewusstsein und seine Nonchalance rechtfertigte er den kreativen Mix aus seinem Wiener Dialekt, Hochdeutsch, Englisch und romanischen Sprachen. Bis heute bedienen sich viele Musiker am Denglish und nehmen sich auch sonst die Freiheiten heraus in eine anderen Sprache als in ihrer Muttersprache oder in Englisch zu singen. Alles eine Frage des Verkaufens wie Alex Turner bei seinem Nebenprojekt The Last Shadow Puppets mit der Nummer  „Les Cactus“ beweist. Mit einem Französisch, das eher für den Pauschalurlaub gedacht ist, versucht der Brite sich an der Langue D’Amour. Das Resultat wird durch die entsprechende Selbstinszenierung  Turners im Endeffekt doch wieder zu einem gelungenen Gesamtkonstrukt.

Insgesamt kann man sagen, dass es viele Faktoren sind, die Falco rund 20 Jahre nach seinem Tod noch einmal einen derartigen Hype bescheren. Ein Hauptgrund ist sicherlich das gerade alles übertreffende Pop-Inferno aus Österreich, das vor allem von Bands wie Bilderbuch, Wanda oder Yung Hurn getragen wird. Dazu kommt eben, dass die 80’s momentan designtechnisch wie auch musikalisch als der Shit gelten und doch bietet die Rolle Falco und der Mensch Hans Hoelzel Raum für eine noch größere Faszination, die allen voran mit dem unfassbaren Talent des Musikers zusammenhängt.

Auf der zweiten Seite findet ihr eine Videoplaylist mit den markantesten Hits von Falco in Kombination mit von ihm inspirierter Musik.

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