Mit seiner neuen Single „Verschwende deine Zeit“ gelingt Edwin Rosen eine Bestandsaufnahme der Gegenwart. Lethargie statt Leistungsdruck.
„Verschwende deine Jugend“ sang bereits Gabi Delgado in den frühen 80ern. D.A.F. schufen mit der Veröffentlichung des Songs eine Parole, die bis heute für eine popkulturelle Ära steht. Der Schriftsteller Jürgen Teipel bediente sich an dem Titel für seinen Doku-Roman, in welchem er sich mit der Punk und New Wave-Szene eben dieser Zeit auseinandersetzte. So löblich das Vorhaben auch klingt, so aus der Zeit gefallen wirkt es heute. Statt Zeit verschwenden stehen Selbstoptimierung und Leistungsdruck auf der Agenda.
Nicht so bei Edwin Rosen. In seiner neuen Single „Verschwende deine Zeit“ greift er das Credo der Punk-Bewegung auf und lässt dabei zunächst Spielraum für Interpretationen. „Du verschwendest deine Zeit mit mir“ mutet wie die Einsicht über eine endende Beziehungen an. Plottwist, am Ende wird die Zeit gemeinsam verschwendet. Lethargie-Romantik statt aggressiver Verweigerungshaltung. Was verdächtig gut in die Zeit passt, wird vielleicht gerade deshalb so gehyped.
„Verschwende deine Zeit“ ist für Edwin Rosen keine musikalische 180 Grad-Wendung, sondern reiht sich nahtlos in seine bisherigen Veröffentlichungen ein. Verhallte Drums, verhallte Synthies und verhallte Vocals, die teilnahmslos und betroffen zugleich klingen. Ihm geht es nicht um irgendeine Art von Entschleunigung, die seit Corona als utopische Idylle des abgesicherten Mittelstands heraufbeschworen wird. 2017 sang Maurice von Bilderbuch noch „I love stress“. Das dürfte für einige heute vorbei sein. Edwin Rosen geht es um nichts. Höchstens um den Zustand, in dem das Leben langsam an einem vorbei zieht. Und damit trifft er den Zeitgeist. Mal wieder.