Trümmer sind mit „Wann wenn nicht“ zurück

Fatalismus war nie eine Option. Mit „Wann wenn nicht“ veröffentlichen Trümmer die erste Single aus ihrem neuen Album „Früher war gestern“, das am 17. September erscheinen wird.

Darf man das schon Comeback nennen? Fünf Jahre ist es her, dass die Band Trümmer ihr letztes Studioalbum veröffentlicht hat. Es war nie ganz ruhig um die Hamburger Jungs, auch wenn sie sich eher selten in den Vordergrund gedrängt haben. Schlagzeuger Maximilian Fenski arbeitet als Arzt, Bassist Tammo betreut als Manager und Labelchef von Euphorie Bands wie Ilgen-Nur. Für ihren charakteristischen Gitarrensound ist wiederum Trümmer-Sänger Paul Pötsch verantwortlich. Hier ist Musikbusiness noch Family.

Komplett ausgefüllt hat die Bandmitglieder dies scheinbar nicht. Also haben sie sich wieder in der ursprünglichen Besetzung zusammengefunden und sich in einen Gutshof in Schleswig Holstein zurückgezogen, um ihr neues Album aufzunehmen. Die Band betont, dass gerade die Distanz zum früheren musikalischen Schaffen geholfen hat, um wieder Spaß an der Konzipierung eines neuen Albums zu haben.

Der erste Vorbote aus diesem Album verspricht die gleiche Dringlichkeit, die auch die Anfangszeit der Band geprägt hat. Die Drums drängen, der Gitarrensound ist so energisch, dass er sich auch im frühen New Yorker Punk nicht hätte verstecken müssen. Das ist zwar keine musikalische Neuerfindung, aber wozu auch? Es fühlt sich gut an.

Während die Instrumentierung fordert bleibt der Gesang von Paul Pötsch gewohnt sanft und zurückhaltend. „Wir schauen uns um und stellen entsetzt fest /nichts ist so, wie wir es haben wollen“ besingt Pötsch den gegenwärtigen Zustand der Welt. Eine nachvollziehbare Erkenntnis, die gleichzeitig die Frage nach dem Umgang mit dieser Situation fordert. Er selbst sagt dazu: „Wir sind doch diejenigen, die das in der Hand haben. Es ist ja kein Naturgesetz, dass alles irgendwie den Abgrund runtergeht, sondern wir sind ja diejenigen, die darüber entscheiden, wie das Leben ist.“

Es bleibt diese Gradwanderung zwischen Fatalismus und Optimismus. „Wann wenn nicht“ bietet Zukunft dort an, wo Utopien ihre Strahlkraft längst verloren haben. Idealistische Gesellschaftskonzepte wirken wie blasse Träume aus einem anderen Jahrhundert. Angesichts der desaströsen Lage scheint die einzige Option darin zu liegen, die schlimmstmögliche Zukunft abzuwenden. Für Trümmer kein Grund sich dem Hedonismus zuzuwenden. Sie geben die Verantwortung auch nicht in die Hände der einzelnen ab. Trümmer sind keine Konsumentscheidung. Statt Hyperindividualisierung wandeln sie die Wut in etwas gemeinschaftlich Konstruktives um. Wenn das ein Comeback ist, ist es gelungen.

Seht hier das Video zu „Wann wenn nicht“:

Tourdaten:
22.11.2021 Köln, Baumann & Sohn
23.11.2021 München, Milla
24.11.2021 Nürnberg, Club Stereo
25.11.2021 Berlin, Berghain Kantine
26.11.2021 Leipzig, Ilses Erika
27.11.2021 Hamburg, Molotow Club

 

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