Urfranzösischer Desert Rock mit einer Menge Coolness
Superlative sind in der Regel die Angelegenheit von PR-Agenturen, aber wir wollen uns auch einmal daran versuchen: The Limiñanas sind der Inbegriff der Coolness und die neuen White Stripes. Richtig gelesen, Josh Homme und Alex Turner müssen wohl bald ihr Haargel an zwei Franzosen abgeben (die schwarzen Sonnenbrillen besitzen sie bereits). Lionel und Marie Limiñana aus Perpignan an der Grenze zu Spanien funktionieren nach dem gleichen Schema wie Jack und Meg White – sie spielt die Drums, er den Rest, beide singen – und kleiden sich dabei statt in Weiß-Rot in ausgeblichenes DIY-Schwarz.
The Limiñanas klingen gleichzeitig sehr amerikanisch und es-geht-nicht-französischer. Ihr bric-à-brac besteht aus einem Schellenkranz, fast schon primitiv-repetitiven Songstrukturen, fuzzy Gitarren direkt aus der Wüste, Nihilismus, psychedelischer Orgel und einer im Mundwinkel hängenden Zigarette. Die englischen Texte werden mit starkem französischen Akzent vorgetragen, die französischen bevorzugt lässig und in der ersten und zweiten Person. Ohne Scham bedient sich das Duo bei Ty Segall und Ennio Morricone, aber auch beim Yéyé (der französischen Popmusik der ’60er, dessen bekanntester Vertreter Serge Gainsbourg ist) und verwandelt damit das ländliche Südfrankreich in eine amerikanische Westernlandschaft.
Mitunter ist das Duo so underground, dass sie auch mal ihre eigenen Songs kopieren. „Got Nothin‘ to Say“ und „Chocolate In My Milk“ sind unverkennbar Zwillinge, genauso wie „Je ne suis pas très drogue“ und „Mountain“. Eine Geste, die die Scheiß-drauf-Attitüde der Band noch cooler wirken lässt. Bisher fliegen sie noch unter dem Radar, aber das soll sich bald ändern: Das fünfte Album Malamore, auf dessen erster Single „Garden of Love“ Peter Hook von New Order zu hören ist, erscheint am 15. April auf Because Music. Genug Zeit, nochmal lässig an der Zigarette zu ziehen und dann die Sonnenbrille zu suchen.
Für Fans von: Holly Golightly, the Detroit Cobras, Nouvelle Vague
„Je ne suis pas très drogue“:
„Garden of Love (feat. Peter Hook)“: