Es scheint so, als könnte man dieses Jahr gar nicht genug von The 1975 bekommen. Nach US-Shows, einer ausverkauften UK und Irland Tour und mehreren Festivalankündigungen, dürfen sich Fans jetzt erneut freuen. Die Band rund um Frontmann Matty Healy kündigen ihre bisher größte UK-Headliner Show an.
40.000 Gäste-so viel umfasst die Open-Air Venue im Finsbury Park. Die Venue beherbergte in der Vergangenheit schon Musiker, wie Sam Fender, die Arctic Monkeys und Stone Roses. Außerdem findet dort auch seit einigen Jahren das Wireless-Festival statt. Neben The 1975 werden am 2. Juli auch Cigarettes After Sex, Bleachers, The Japanese House und American Football auftreten-ein Ein-Tages-Festival also.
Geplant war die Show eigentlich schon 2020 und musste leider aus bekannten Gründen abgesagt werden. Das Line-up damals wäre für viele Fans sicherlich das Highlight des Jahres gewesen: Charli XCX, Clairo, Phoebe Bridger, Pale Waves und Beadadoobee. Es scheint, als wäre der Anspruch mehr weiblichen Künstler:innen eine Bühne zu bieten, dieses Jahr vergessen worden. Das ist natürlich schade, betrachtet man aber sämtliche Festival Line-ups in diesem Jahr mal wieder nicht überraschend. Wer dieses Jahr noch nicht die Chance hatte The 1975 Live zu sehen, kann sich jedoch trotzdem auf etwas Großes freuen. Denn auf ihrer „At their very best“-Tour, ist der Titel Programm.
The 1975 polarisieren mit ihrer Tour
Aus Social Media kursieren Auto-Tune-Clips, Videos von Matty Healy, wie er ein rohes Stück Fleisch isst und oberkörperfrei Push-ups auf der Bühne macht. Als Besucher der aktuellen Tour findet man sich in einem Theaterstück wieder, ohne dafür ein Ticket gekauft zu haben. Das Bühnenbild, ein riesiges Haus, mit Dach und Straßenlaterne. Das Publikum steht im Vorgarten. Eine Lampe wird angeknipst und nach und nach kommen die Musiker auf die Bühne.
Es geht sofort los. Keine Ankündigung, kein Blick ins Publikum. Immer wieder nimmt Matty Healy einen Schluck aus seinem Flachmann, einer Weinflasche oder lässt sich in Dublin ein Guinness auf die Bühne bringen. Wer die Band zwischen 2014 und 2017 live gesehen hat, dürfte davon nicht überrascht sein. Dann wird es jedoch etwas skurril. Die Band verlässt die Bühne, es bleibt der Frontmann allein zurück. Er liest ein Buch, isst ein rohes Steak, masturbiert Oberkörper frei und klettert schließlich durch einen Fernseher, in dem kurz zuvor noch ein Andrew Tate Video lief.
Ein Theaterstück über eine Musikshow
Dann beginnt die richtige Show. Die Setlist ist ein perfekter Mix aus alten und neuen Songs. Publikumsinteraktionen und Tanzen auf und vor der Bühne. Das alles lässt einen fast die bizarre erste Hälfte der Show vergessen, aber eben nur fast. Es fühlt sich an, als hätte man gerade in einem Stück gesessen, einer Show über einen toxisch-maskulinen „Rockstar“, der sich auf der Bühne selbst verliert. Vielleicht mit autobiografischen Zügen. The 1975 haben schon immer polarisiert und neues ausprobiert. Die aktuelle Tour hebt das noch einmal auf ein anderes Level. Es ist brillant!
Wer die Chance hat und Lust auf einen kleinen London Trip, sollte die Chance nutzen. Wer Tickets für die anstehenden Festivals hat, kann sich umso mehr freuen. Wer dafür keine Zeit hat, kann sich den Livestream aus dem Madison Square Garden ansehen.