Sultans Court sind, wie wir alle, in der Situation, dass sie ziemlich isoliert sind, Doch was macht das mit uns? Das hat die Band mit einer Psychologin besprochen.
Im Endeffekt trifft es uns alle: die Pandemie, den Coronavirus, die jetzige Zeit, die neue Normalität. Unsere Lage kommt mit vielen verschiedenen Ausformulierungen daher, bricht sich aber am Ende immer darauf hinab, dass wir in unseren eigenen vier Wänden viel Zeit verbringen. Meistens gestaltet sich diese Zeit auch noch ziemlich einsam und ist voller Unsicherheiten.
Die Musikindustrie trifft es hier besonders stark und doch denkt eine Band wie Sultans Court aktuell auch über den musikalischen Tellerrand hinaus. Was macht eine solche Extremsituation mit unserer Psyche, mit unserem seelischen Wohlbefinden? Dies wollten Julius Klaus (Vocals) und Konstantin Hennecke (Gitarre) herausfinden und haben dafür das Gespräch mit einer Psychologin gesucht.
Samira Knott ist Psychologin, Achtsamkeits- und Meditationstrainerin. Ihr Schwerpunkt liegt auf der persönlichen Bewusstseinserweiterung, der individuellen Potenzialentfaltung und der Stärkung der eigenen Selbstwirksamkeit. Als einen möglichen Weg hier zum Ziel zu kommen, beschreibt sie im Talk die Meditation und schlägt auch vor, dass man die Zeit der aktuellen Reduktion auch zum Fasten nutzen soll.
Der komplette Talk zwischen der Band und der Psychologin ist jedoch mehr als nur ein Verhaltenskodex in der aktuellen Zeit. Es zeigt auch die Menschen hinter der Band Sultans Court in seiner intimsten Form. Die Gründer der Band öffnen ihre Gefühlswelt – und dies nicht in gewohnt musikalischer Form. Als aus dem Produzentenduo zusammen mit Leander an den Drums und Markus an den Keys eine Band und damit den Anfang eines Projektes wurde, hätten sie wohl nicht gedacht, dass man 2020 in solch eine Situation gerät. Dabei hat alles mit einer Mitfahrgelegenheit auf dem Weg zum Dockville damals begonnen.
Zu viel Input als Gift für das Wohlbefinden
Am Freitag veröffentlichen Sultans Court, die oft mit Acts wie Alt-J, Jungle oder Chet Faker verglichen werden, mit „Good Enough“ eine neue Single. Diese ist aus einer Phase der Schreibblockade entstanden und auch hier gibt es Vergleiche, die man passgenau auf die aktuelle Lage umsetzen kann, wie die Band bestätigt: “You’ve been running in circles knowing to much” (Line aus ‚Good Enough‘) spielt darauf an, dass News und zu viel input nicht unbedingt dem seelischen Wohlbefinden gut tun. Viele unserer Freunde machen sich wegen dem Virus sorgen und verlieren sich in der Flut aus Information die jeden Tag auf uns einprasselt. Es ist schwer sich dem zu entziehen, wenn es in den Nachrichten tagtäglich um nichts anderes geht. Man möchte etwas dagegen unternehmen und das Informieren scheint der einzige Weg zu sein. „Good Enough“ von Sultans Court erscheint am 24. April auf allen Plattformen
Einen Ausschnitt aus dem Talk lest ihr hier:
Konstantin:
Also, was bei mir der Fall ist, ist dass ich versuche wenig Nachrichten zu konsumieren, um ruhig zu bleiben. Und wir uns quasi hier unsere eigene Welt bauen. Weil ich das Gefühl hatte, dass wenn man sich jetzt zu sehr mit dieser ganzen Corona-Krise beschäftigt und sich täglich mit Nachrichten informiert, dass das irgendwie ein inneres Unwohlsein erzeugt, gegen das man ja eigentlich eh nichts machen kann. Weil man ja momentan eh am besten zuhause bleibt und sich zurück zieht. Und je mehr Informationen man sich zuträgt, desto panischer wird man. Das war auf jeden Fall meine Erfahrung aus den letzten Wochen.
Samira:
Ja. Bei dir auch Julius?
Julius:
Ja. Ich versuche, mich davon fernzuhalten, soweit es geht. Ich habe gestern ein Youtube-Video geschaut, indem es nur um Pandemien ging, und wie sie Gesellschaften verändern. Und habe mir dann auch noch einen Artikel von Spiegel durchgelesen, indem geschrieben wurde, dass man sagen kann, dass die momentane Situation nicht positive ist, sondern anerkennen sollte, dass es eine Krise ist. Aber es hat mir nicht zu sehr Angst gemacht. Ich glaube, weil es nicht einfach nur irgendwelche Zahlen waren, wie viele Tote uns so weiter, sondern eine sachliche und konstruktive Berichterstattung mit dem Thema konstruktiv an!
Samira:
Das ist eigentlich auch die clevere Lösung, sich relativ fern davon zu halten, sich vielleicht nur einmal am Tag darüber zu informieren, was es neues gibt, oder alle zwei Tage. Aber momentan sind wir auch schon an so einem Punkt angelangt, wo sich nicht jeden Tag was neues entwickelt. Wir wissen so ungefähr, wo wir gerade stehen, und wissen nicht genau, wie lange es noch anhalten wird, und nehmen das als eine große Unsicherheit wahr. Und da ist es auch total normal, dass da Ängste und ‚Sorgen kommen, weil wir so etwas halt alle noch nie gemeinsam erlebt haben. Das wichtige ist schon, darauf zu achten, dass man sich eben von diesen ganzen Medien distanziert und nicht eine Verschwörungstheorie nach der anderen liest, und dann selbst seine eigene Theorie kreiert. Und dann fängt nämlich dieses Katastrophisieren an, und da dann wieder rauszukommen, wenn man beispielsweise allein zuhause ist, ist nicht immer so einfach. Das fördert natürlich diese ganzen Angstgedanken, das Grübeln, die Sorgen.
Da ist momentan einfach ein großer Nährboden da.
Klar, wir sind ja in dieser unsicheren Phase, und da ist Angst, da ist Sorge, da sind Unsicherheiten, und das ist auch okay. Aber wenn das Ganze noch konstant Futter bekommt, dann wächst das halt superschnell. Man muss es nicht verdrängen. Wir sind in dieser Situation. Man sollte schon bewusst und auch ernsthaft mit der Thematik umgehen, aber sich jetzt nicht ausmalen, was passiert, wenn das Ende des Jahres immer noch so ist und wir nicht weitermachen können. Das bringt jetzt gerade noch nichts.
Julius:
Ja. Gleichzeitig hat man ja das Gefühl, dass man so eine Art Handlungsmacht bekommt, wenn man mehr darüber weiß. Ich habe dann immer das Gefühl, dass man dann vielleicht mehr Sicherheit hat, weil man zum Beispiel auch Tipps bekommt, was man tun kann, wie man zum Beispiel Hände waschen soll und so weiter. Es gibt ja dann schon so ein gewisses Gefühl von Sicherheit, weil man dann weiß, Arzt XY hat empfohlen, dass man die Hände 20 Sekunden waschen soll, mit heißem Wasser. Aber dann gibt es ja auch so eine Schwelle, ab der es einem halt keine Sicherheit mehr gibt. Sondern man weiß, ich hab jetzt meinen Rahmen gesteckt, und in dem kann ich handeln. Es ist halt auch so eine Schwelle, dass man halt leider auch gewisse Dinge nicht kontrollieren kann?
Samira:
Genau. Das ist der Mechanismus hinter der Angst. Angst entsteht aus dem Kontrollverlust und in dem Kontrollverlust befinden wir uns gerade kollektiv. Da passiert was um uns herum, und wir können es nicht kontrollieren. Funktioniert mein Geschäft weiterhin? Ist meine Existenz gesichert? Sind meine Finanzen gesichert? Kann ich meine Familie ernähren? Bleibe ich gesund? Wir können das nur bis zu einem gewissen Punkt kontrollieren. Und das ist eben, was wir machen können. Also wirklich zu überlegen, wie hole ich mir die Kontrolle wieder zurück.
Und das sind eben diese Mechanismen wie Hände waschen, Abstand halten, eine Maske tragen, und auch möglichst Social Media und generell Nachrichten zu minimieren, um dadurch nicht wieder in diese Angst reinzukommen. Zum Beispiel der Anblick von leeren Regalen kann es wieder sehr stark fördern, dass man wieder diese irrationale Angst bekommt, was wieder der Kontrollverlust ist. Und deswegen horten wir. Also es ist so eine Endlosschleife. Daher kann man diese Kontrolle nur bis zu einem gewissen Punkt, und danach ist quasi dein Machtbereich vorbei.
Dann kommt halt der Machtbereich des Viruses, und ob man den noch bekommt oder nicht, ist nun mal dahingestellt.
Julius:
Ja ok. Voll interessant!
Samira:
Es ist natürlich die Frage, was können wir machen? Ich habe in einem Podcast darüber erst gesprochen, worüber zum Beispiel in den Medien nicht berichtet wird, und auch in der Politik nicht berichtet wird. Dass wir anstatt, sag ich mal, jetzt nur Hände waschen und Abstand halten und Maske tragen, eigentlich jetzt auch darauf achten sollten, unser Immunsystem zu stärken, sprich wirklich so gesund leben, wie es geht. Vielleicht Intervallfasten ausprobieren, möglichst frische Kost zu dir zu nehmen, momentan möglichst kein Alkohol zu trinken. Wir sind sowieso allein zu Hause, und wenn wir dann noch anfangen, Alkohol zu trinken, kann es auch schnell wieder in diese Trauer und Melancholie umschwenken. Dass man sich dann denkt, jetzt bin ich eh alleine, also trinke ich mal ein Gläschen.
Wenn man da einen Hang zu einem latenten Suchtverhalten hat, ist das gerade eine potenzielle Gefahr. Man sollte versuchen, sich so gesund wie möglich zu ernähren, dass das Immunsystem jetzt wirklich stabil ist, dass wenn so ein Anflug von Virus kommt oder irgendwas anderes, was mich gerade schwächt, das Immunsystem stark bleibt . Und das wird eigentlich tatsächlich durch das Intervallfasten oder generell Heilfasten unterstützt. Das macht den Körper so stark. Es ist besser als jeder Impfstoff. Aber darüber spricht ja leider keiner. Es ist irgendwie zu einfach und da steckt eben einfach keine Interessengesellschaft hintendran, die davon profitiert, außer dass der Mensch gesund wird.
Julius:
Man kann das ja dann eigentlich etwas selbst in die Hand nehmen. Das ist eigentlich eine super Idee.
Samira:
Ja genau. Man darf autonom handeln, und man darf was für sich selbst tun. Gerade zum Thema Fasten, wo es mittlerweile zahlreiche sehr gute Studien gibt, die wirklich zeigen, wie sehr sich der Körper erholt. Der Körper regeneriert und repariert sich selbst. Da werden neue Zellen gebildet und das sind neue, gesunde Zellen.
Das ist super, egal, welche Erkrankung man hat. Wen man Medikamente nimmt, sollte man das mit einem Arzt absprechen. Aber wenn man an sich gesund ist, und man noch mehr für seine Gesundheit tun möchte, ist Fasten jetzt perfekt. Das ist nicht nur gut für die körperliche Gesundheit, sondern eben auch für die mentale Gesundheit. In einem Fastenprozess bekommst du eine ganz andere Klarheit. Man kann Gedanken besser strukturieren, und man bekommt wirklich einen freien Geist. Es ist nicht nur, dass körperliche Altlasten so ausgeschwemmt werden, sondern auch der Geist mal Ruhe bekommt und man sich mal mit ein paar Themen beschäftigen kann. Man kann die Zeit nutzen, weil man nicht die ganze Zeit isst oder trinkt. Man kann sich Dinge und Themen aufschreiben, und das wirklich für sich nutzen.