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Jung macht alt und umgekehrt – So war der Samstag beim Maifeld Derby

Nach einem ereignisreichen Festivalfreitag bot der Samstag beim Maifeld Derby nicht nur ein großes Potenzial für Sonnenbrände, sondern auch viel Indie-Nostalgia.

Die Uhr schlug 14:20 und es versammelte sich ein aufgeregter Mob vor der Fackelbühne, welcher nur von einem Großeinsatz unserer Lieblingskommissare gebändigt werden konnte. Die Rede ist von der Mannheimer Band FIBEL, die einen Tag vorher mit „Kommissar“ ihre erste EP veröffentlicht hat. Mit Songs wie „Kripo“, „Medikament“ oder „Tristesse“ kombinieren sie vertrackte Post Punk Attitüde mit tanzbarem 80’s Charme. Es gibt diese Bands auf dem Maifeld Derby bei denen man sich fragt, ob die Veranstalter sie auch wegen der Nähe zu Mannheim mit ins Booking genommen hat. Diesen Zweifel hat man bei FIBEL keine Sekunde lang, vielmehr fragt man sich, wie lange es wohl dauern wird bis der Name dann auch im großen Palastzelt aufblitzen wird. Kurz nach FIBEL tritt mit SIND die nächste deutschsprachige Band auf. Mit ihrem Sound, der sich manchmal auf einem schmalen Grad zwischen Golf, Wanda und Clueso bewegt, finden sie auf dem Maifeld Derby ihr Publikum. Vollends überzeugen die sympathischen Musiker dann mit ihrem bandinternen Secret Act namens Eros Ramazotti. 

Über die Alpen ins Palastzelt geht es anschließend zu 5k HD, die live noch eine Spur elektronischer zu Werke gehen als auf Platte. Gut, dass das Palastzelt so viel Schatten wirft, denn tatsächlich kann man sich die Songs der Band aus Österreich gut zu späterer Stunde vorstellen. Da das Laben aber nicht immer nur süß ist, helfen Chocolat mit einer großen Portion Psych-Sweetness nach. Trotz drückender Hitze schaffen es die Kanadier aus Montreal Leute mit ihrem Gitarren-Wahnsinn für sich zu begeistern. Ähnlich hitzig, aber deutlich entspannter geht es anschließend bei den Girls von Hinds zu. Die Spanierinnen nehmen kein Blatt vor den Mund und schämen sich auch nicht ihrer Einflüsse Mac DeMarco, The Strokes und The Black Lips zu huldigen. Und genau das spiegelt ihr knackiges Set, das mit noch knackigeren Ansagen gespickt ist, wider. 

Noch euphorisiert vom schnellen Lo-Fi-Sound fällt es schwer dem Antennen-Gedöns von Kid Simius eine Chance zu geben. Nett, dass der Samstag auf dem Maifeld Derby gut besucht war, denn so konnte dieser Part von genug anderen Festivalbesuchern erledigt werden. Zeit genug also das Festivalgelände unsicher zu machen und sich von den etlichen Bierspezialitäten überzeugen zu lassen. Übrigens trinken eure Mütter Aperol. Das nur mal so dahingestellt. Kurz vor 21:00 trank man im Parcours d’Amour zwar keinen Aperol, dafür trug man aber Afro und Geige. Sudan Archives tauchte in experimentelle Klangwelten ab und entdeckte zusammen mit einer breiten Masse die Tiefen von Afro-Beat, Jazz und Soul. 

Wesentlich bodenständiger ging es bei The Wombats zu. Ja, genau jenen Wombats, die in den 00er Jahren mit „Kill The Director“, „Moving To New York“ und „Let’s Dance To Joy Division“ eines der Zugpferde einer kompletten Bewegung gewesen ist. Schaut man sich den Verfall ihres Genres an, gleicht es fast an ein Wunder, dass die Band aus Liverpool das große Sterben überstanden hat und kürzlich mit „Beautiful People Will Ruin Your Life“ sogar ein solides Album abgeliefert hat. Und trotzdem sind es am Ende des Tages natürlich die großen (alten) Indie-Banger, die, die Menge zum Moshen und zum Mitsingen bewegen. Dies passiert natürlich stilecht mit weit ausgebreiteten, in die Luft ausgestreckten Armen. Very british, very Indie. 

Im Palastzelt kam dann eine Band zusammen, die in den letzten Jahren eben genau dafür kritisiert wurde, dass sie dieser Indie-Bewegung unbedingt entkommen wollte. Die Rede ist von Editors. Live zeigt sich der SWR3-Sound der letzten beiden Alben von einer deutlich angenehmeren Seite und doch werden auch hier vor allem alte Hits wie „Papillon“ oder „Smokers Outside the Hospital Doors“ gefeiert. Was zurückbleibt bei uns ist vor allem am Ende des Abends eine große Portion Nostalgie, die aber in ein Mitgefühl für Bands wie Editors oder The Wombats übergeht. Musiker wie Tom Smith oder Matthew Murphy versuchen dem musikalischen Stillstand zu entkommen, um dann bei einem Festival-Slot doch gefühlt zur eigenen Coverband werden zu müssen. Es wird spannend zu sehen, wie Eels, The Kills und Black Rebel Motorcycle Club dieses Problem am Sonntag angehen wollen. 

Impressionen vom zweiten Tag auf dem Maifeld Derby:

Musikalische Tipps für das Maifeld Derby findest du hier und hier

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