Männlich, rechts, Headliner: das Line-Up beim Rock am Ring und Rock im Park 2023 – zumindest wenn man auf Pantera blickt. Die Entscheidung die Band mit aufzunehmen, zeigt leider, dass sich auch in diesem Jahr wenig geändert hat. Daran ändert die Tatsache, dass die Veranstaltenden nun einen Rückzieher gemacht haben auch nichts. Ein Kommentar.
Jetzt also doch: Die Veranstaltenden des Festivals Rock am Ring und Rock im Park haben die Metalband Pantera nun doch ausgeladen. In den letzten Tagen hatte es heftige Kritik gehagelt, weil der Sänger der Band Phil Anselmo 2016 beim Dimebash Festival den Hitlergruß zeigte und den Slogan „White Power“ ausrief.
Nach intensiven Gespräch mit Künstler:innen, Partner:innen und Festivalfans habe man sich entschlossen, die Band aus dem Programm zu nehmen. Das Festival stehe „für Diversität, Toleranz, Gleichberechtigung und gegen jede Form von Diskriminierung“ hieß es in einem Instagram-Post. Daneben: Ein Piktogramm, auf dem ein Hakenkreuz in den Müll geworfen wird.
Rock am Ring: „Für Diversität, Toleranz, Gleichberechtigung und jede Form von Diskriminierung“
Doch ändert dies wirklich etwas an der Tatsache, dass es den Veranstaltenden offenbar egal ist, wer unter deren Bannern auf einer der größten Bühne des Landes steht? Scheinbar nicht. Und dies zeigt, dass selbst nach Jahren der wiederkehrenden Kritik noch immer kein Umdenken bei den Mainstream-Festivals in Deutschland stattgefunden hat.
Während in anderen Ländern sich längst darum bemüht wird ein Gleichgewicht im Line-Up herzustellen, sind die Line-Ups bei Festivals wie dem Rock am Ring oder Rock im Park vor allem eins: Männlich, weiß, uninspiriert. Auch in diesem Jahr besticht das Line-Up in den vordersten Reihen wieder durch das Fehlen weiblicher Acts. In den ersten zwei Reihen der Auflistung der Acts, stehen genau zwei Frauen: Amy Lee und Emma Anzai von Evanescence. Muss man sich da nicht die Frage stellen, wie ernst man es mit der hochgehaltenen Diversität und Gleichberechtigung hält?
Die Band Pantera wird nicht wie angekündigt bei Rock am Ring und Rock im Park 2023 auftreten. pic.twitter.com/oMNrWo8HT6
— Rock am Ring (@rockamring) January 23, 2023
In den vergangenen Jahren wurde die Entscheidung immer wieder mit wirtschaftlichen Hintergründen verteidigt. Aber hat man sich seine Zielgruppe nicht über Jahre hinweg selbst verzogen? Warum ist einem als langjährigerer Veranstalter die politische Einstellung der gebuchten Acts scheinbar egal? Warum klappt ein Übergang von einem reinen Rock-Festival hinzu einem Radio-Festival? An der Stelle prallt die Kritik von den eingesessenen Fans auch einfach ab? Warum traut man sich nicht die vereinzelten Acts wie Juju oder Badmómzjay höher im Line-Up zu platzieren?
Acts wie Badmómzjay werden in Auflistungen nach hinten geschoben
Der Glaube an ein Umdenken schwindet daher leider Jahr für Jahr und daher muss man eigentlich hoffen, dass das Umdenken zumindest bei den geladenen Acts stattfindet. Warum treten Acts wie KIZ, Casper oder Die Toten Hosen immer wieder bei solchen Festivals auf? Wir wünschen uns auch hier mehr Rückgrat und klare Entscheidungen. Lange Insta-Stories und Tweets helfen leider nicht bei einem Umdenken der Veranstaltenden.
Erst wenn die großen deutschen Acts, die oft wirkungsvoll für eine Gleichberechtigung eintreten mit Taten Zeichen setzen und deren Fanbase mitzieht, kann man auf ein Umdenken hoffen. Der Pantera-Gate war eine Steilvorlage für Acts doch noch die Kurve zu kriegen. Bis dahin bleibt uns nur eins zu sagen: Bleibt fern von solchen Line-Ups und supportet Festivals, die wirklich mit Herzblut für eine buntere Festivallandschaft eintreten.