Gut zwanzig Jahre ist es her, seit die Band unserer Jugend mit Alben wie „Freischwimmer“ die Bühnen der Republik dominiert haben. Die Bravo-Poster von Kim Frank sind mittlerweile von den Wänden der Kinderzimmer verschwunden. Aber Songs wie „Du trägst keine Liebe in dir“ tauchen noch immer in unseren Playlisten auf. Wieso es Echt über Jahrzehnte hinweg noch schafft, den Nerv einer (jeden) Generation zu treffen.
„Unser Leben ist ein weißes Blatt Papier. Da können wir nichts dafür. Komm lass uns etwas schreiben. Was uns wichtig ist.“ Mit Zeilen wie dieser aus dem Song „Alles wird sich ändern“ haben Echt Anfang der 2000er die Jugend bewegt. Die Melodien waren eingängig, die Texte ehrlich und haben meist den Nagel auf den Kopf getroffen. Vor allem wenn es um Gefühle, das Erwachsenwerden oder Beziehungen und deren schmerzhaftes Ende ging. Die Fans von damals sind nun zwar alle erwachsen. Dennoch haben sich die Probleme eigentlich nicht verändert.
Kein Wunder also, dass die Songs an Bedeutung nicht verloren haben.
Sie spenden Trost und versprechen „Es geht vorbei“. Echt haben sich in ihren Texten oft Fragen gestellt, die sie zu dem Zeitpunkt nicht beantworten konnten. „Werden wir uns ewig lieben wie wir es uns geschworen haben. Oder aus den Augen verlieren, wie es meistens ist?“ Wer sich jetzt noch einmal in die Alben der Band hineinhört, schwelgt somit vielleicht nicht nur in Nostalgie. Sondern hat vielleicht auch die Antwort darauf, ob sich denn nun wirklich alles geändert hat jetzt, wo man groß ist. Wo man „es“ wahrscheinlich schon mehr als einmal getan hat und das Jahr „2010“ auch schon sein Zehnjähriges feiert.
Kim Frank hat nach all den Jahren seine Gesangskarriere endgültig ad acta gelegt. Den Bezug zur Musik hat er jedoch nicht verloren und produziert Videos für Künstler wie Udo Lindenberg oder Alli Neumann. Mit dieser hat er wohlgemerkt auch seinen Debütfilm besetzt. In „Wach“ versuchen zwei Freundinnen so lang es geht der Versuchung zu widerstehen, zu schlafen. Neben dem drogenähnlichen Sog den der Film nach und nach entwickelt, beschäftigt er sich vor allem mit der Frage und eben der Suche nach dem Sinn und Platz, den junge Menschen in der Welt finden wollen. Somit ist der Kontext des Filmes von den Inhalten der Echt-Songs gar nicht so weit entfernt. Auch wenn Kim Frank wahrscheinlich darüber die Augen verdreht, dass ihm das Echt-Image auch nach so langer Zeit noch anhaftet. Aber am Ende zeigt es ja nur, dass die Texte von damals die gleichen Fragen beinhalten, die wir uns auch als Erwachsener stellen.
Ein Hauch von Echt – Das Moped:
Heute legen Bands wie Das Moped einen ähnlichen Vibe an den Tag. Songs wie „Wenn du ehrlich bist“ könnte man als kleine Hommage an Echt verstehen, geht es eben auch um Dinge wie, na ja, Liebe. Doch es lässt sich nicht leugnen, dass die Textzeile „Und wenn du einsam bist, wäre ich gern da für dich, aber du lässt mich nicht!“ auch aus der Feder von Kim Frank stammen könnten. Und auf „Du willst mich nur wenn du mich brauchst, damit noch jemand mit dir raucht“ würde er womöglich erwidern:
„Du ziehst nervös an deiner Zigarette“.
Lieder wie „Du trägst keine Liebe in dir“ und „Weinst du“ haben uns früher gar das Herz zerrissen. Doch auch jetzt wohnt in den Texten noch so viel Wahrheit, dass wir sie so formuliert als Abschiedsbrief an den Ex schicken würden. Es sind keine unreifen Teenager-Songs, die wir jetzt weise belächeln und als kindisch deklarieren. Es sind ehrliche Worte, die dem ein oder anderen vielleicht auch jetzt noch das Herz zerreißen.
Wie gut wäre es, wenn die Band an dieser Stelle die Daten der Echt-Tour für 2020 bekannt geben würde. Wir in der ersten Reihe stehend, ein handgeschriebenes Kim-Frank-Schild hochhaltend und hoffend, dass seine Haare noch immer wasserstoffblond sind. Doch am Ende bleibt nur das bisschen Nostalgie und die Erkenntnis, dass sich manches eben niemals ändert.
„Du trägst keine Liebe in dir“: