Neromun veröffentlicht seine erste Single „Siblings“ und kündigt gleichzeitig sein Debütalbum „Blass“ für diesen Oktober an.
Neromun selbst sagt über seine Intention in Bezug auf die eigene Musik: „Mein Anspruch war, R’n’B auf Deutsch zu machen, ohne dass es cringy ist“. R’n’B auf Deutsch heißt in diesem Fall vor allem kanyesker Autotune-Minimalismus. In gekonnter Unverständlichkeit besingt Neromun seine Geschwister und die eigene Attitude. Anstatt dabei in voller Inbrunst pathetischen Ausdruck zu behaupten, lässt er die Zeilen einfach klingen. Eine gute Möglichkeit, um zu verhindern, dass es zu cringy wird. Dabei scheint es, als wäre er mit seiner Performance nicht alleine. Neromuns Vocals werden von höheren Stimmen digital gedoppelt, was den Effekt von Mehrstimmigkeit suggeriert. Ein paar zusätzliche Stimmen für die Brüder und Schwestern – und um die geht es hier schließlich.
„Meine Geschwister sind Ikonen – alle“ könnte eine ausladende Ansage vermuten lassen. Viel Bombast für Neromuns Schwestern und Brüder, irgendwo zwischen selbstbewusster Empowerment-Hymne und representer Rap-Track. Stattdessen bleibt „Siblings“ maximal zurückhaltend. Der Bass setzt hier und da ein paar Akzente und dient eher der Piano-Begleitung. Das schleppt sich zaghaft durch den gesamten Song. Mal als einzeln gesetzte Töne, mal reversed als Sample-Element, das wie zähflüssig unerwartet auftaucht.
Dabei verschwimmt die Grenze zwischen gespieltem und gesampletem Instrument so unauffällig, dass eine Soundkulisse entsteht, in der die Frage nach Anfang und Ende überflüssig wird. „Siblings“ ist verträumte Bestandsaufnahme der Gegenwart und hat gleichzeitig die eigene Retrospektive ins Soundbild eingeschrieben. So darf deutscher R’n’B gerne klingen.