Vom Spielen mit dem Drumcomputer seines Vaters, hin zur Arbeit mit dem Ausnahmeproduzenten Samon Kawamura. NALI versöhnt Old School und New School Rap miteinander. Eine künstlerisch beeindruckende Gratwanderung, die der Berliner Rapper in seiner neuen Single „Abendrot“ hinlegt.
Die Arbeit an dem neuen Album „Asche“ von NALI, das am 10. Dezember erscheint, entstand nicht durch mechanische Sessions im Studio mit Kawamura. Im Gegenteil: Bevor überhaupt angefangen wurde etwas zu produzieren, hat man sich ausgetauscht, dem anderen zugehört, sich überhaupt erstmal kennengelernt. Erst dann kristallisierten sich die gemeinsamen musikalischen Visionen heraus. So einfach entstehen die ersten Songs – fast wie von alleine.
Die Beats von Kawamura, besonders in der neuen und dritten Single „Abendrot“ sind schon beinahe hypnotisch. Dreiminütige, minimalistische Loops, die keine krassen Drums brauchen, um die Leute in den Bann zu ziehen. Auch jazzige Sounds finden sich im Track wieder, nicht weit verwunderlich, denn der Produzent Kawamura legt sich nicht auf ein Genre fest und arbeitet gleichzeitig mit anderen Künstlern wie dem Jazzmusiker Till Brönner.
Die pandemiebedingte Leere der letzten Monate in Lagos, der Hauptstadt von Nigeria spiegeln sich nicht nur in den Ausschnitten im Musikvideo wieder, sondern auch in seiner Musik. Der Track „Abendrot“ handelt von der Reflexion NALIS Selbst, eingebettet in Momentaufnahmen seines Alltags. So rappt er: „Kann schon wieder mein Schlüsselbund nicht finden / Natürlich spät dran, aber kann ohne ihn nicht verschwinden”
Und: „Schreib ein Lied für ein Rapper mit mehr Hype / Denke weiterhin: ich bin kurz davor, braucht nur ’nen bisschen Zeit“ Die Hoffnung, etwas Größeres zu erreichen, bleibt für NALI in „Abendrot“ zunächst nur eine Vorstellung.
„Nimm das, was du hast und mach das Beste draus / ich mach es auch, doch lass uns nicht vergleichen, das bringt uns nicht hoch.“
Doch die geschickte Ambivalenz zwischen dem fast farblosen, unbedeutenden Alltag und dem Daily Hustle für seine Musik lässt spüren, dass der Rapper noch viel mehr geplant hat. Mehr, als wir alle glauben. Wie beeindruckend er Erzählungen aus seinem Leben schildern kann, wird sich noch als wichtiges Instrument für die neue Gegenkultur zur aktuellen Deutschrap Szene entfalten.