Lyian zelebriert mit seiner Debütsingle „Methadon“ seine eigene Fragilität. Darüber hinaus setzt er nicht nur neue Grenzen im Pop, sondern macht diese gleich völlig obsolet.
Eskapismus und das Kaputte liegen manchmal so nah beinander. Das zeigt Lyian mit seinem Debüt „Methadon“ und möchte seinen Zuhörer:innen das zurückgeben, was ihn selbst gerettet hat. Der Berliner besingt, in dem selbstproduzierten Song die Einsamkeit, reicht aber gleichzeitig allen die Hand, die ähnliches verspüren. Dadurch macht sich ein Gefühl von Geborgenheit, von Wärme breit. Vielleicht hat auch gerade deshalb der Sound auf Lyians erster Single etwas Liebliches, Kindliches an sich.
Dabei ging es bei dem Musiker nicht immer derart verständnisvoll zu. „Es hat lange gedauert, bis ich gelernt habe, dass man Zärtlichkeit auch zulassen kann“, sagt der Künstler, der in Berlin einen Zufluchtsort gesehen hat. Zu still für die Punkband, zu queer fürs Vereinsheim. Seine Jugend war geprägt von Ausgrenzung, welche in der Anonymität der Großstadt nicht aufgefangen wurde. Vielmehr folgten Jahre der Orientierungslosigkeit, die sich durch Probleme mit Alkohol, Drogen und Depression bemerkbar machten.
Zusätzlich führte er den innere Kämpfe mit überzogenen Selbstansprüchen und männlichen Rollenerwartungen. Dies hatte nur einen Lichtblick: das Musikmachen. Und dies zelebriert er nun, in dem er die vielen Grenzen, die seine Biografie geprägt haben, kurzerhand mit dem Vorschlaghammer niederschmettert. Indie-Pop? Rap? New-Wave? Völlig egal. Was sind schon Genres? Lyian braucht weder Wohlfühl-Eskapismus, noch männliches Gehabe
Dies zeigt er uns im Video zu „Methadon“. Galant tanzt er sich durch die morgendliche, verstaubte Kulisse einer durchzechten Nacht. Das Setting wird chaotisch und gleichzeitig vertraut und warm. „Methadon“ ist eine Hymne der Geborgenheit und Lyian die auffordernde Hand, die uns einlädt auf die Melodie jener zu kuscheln.