Nach „HUMBLE.“ und „DNA.“ kann man sich nun auch „ELEMENT.“ in Bildern ansehen. Ein intensives Stück Videokunst.
Es gibt ganz schön viel auf die Fresse im neuen Video von Compton Kid Kendrick Lamar. Wie der mutmaßlich beste zeitgenössische Rapper selbst mit der flachen Hand, der Faust und mit Hilfe eines Billardqueues zuschlägt oder wie eine Masse an Männern einen Einzelnen durch die Straßen jagt, um danach als Kollektivgewalt zuzuschlagen, all das wird vom Regisseur Jonas Lindstroem nahezu erschöpfend eindringlich in Szene gesetzt. Die verlangsamte Bildsprache, die zentralisierten Standbilder und die durch den allgegenwärtigen Exzess formulierte Dynamik ergeben ein Gesamtwerk, dass vor Intensität strotzt und dem es gelingt, die Dringlichkeit und den Druck, den Kendrick Lamar lyrisch ausüben kann, ohne sich dabei scheinbar anzustrengen, in den nur knapp drei Minuten unterzubringen. Die klar gehaltenen Farben der Aufnahmen und die Motivik, die zum Beispiel unter Wasser gepresste Gesichter, von Hausdächern fallende Körper oder am Boden liegende und blutverschmierte Männer zeigen, erzählen direkt und doch hoch detailliert von der Entstehung, der Aneignung und der Realisierung menschlicher Gewalt.
Wem der junge Videokünstler und Fotograf bisher kein Begriff war, sind sowohl seine „The Voice of this Generation“ Kampagne für Kenzo Paris oder sein Filmprojekt „Truth or Dare – 21 Performances“ zu empfehlen. Kendrick Lamar selbst hat ebenfalls unter dem Pseudonym „Dave Free“ an der Entstehung des Videos zu „ELEMENT.“ mitgearbeitet und bleibt damit, nach der Veröffentlichung seines extrem gelungenen Albums „DAMN.“ auch im Sommer 2017 seiner innovativen und künstlerisch anspruchsvollen Machart treu.