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Girl Power & Beats – So war der erste Tag beim Maifeld Derby

Wenn in Mannheim wieder Steckenpferde zu guter Musik galoppieren, weiß man, dass das Maifeld Derby wieder zu sich einlädt. Der Freitag war ein Tag voll mit Girl Power, staubig gutem Wetter und brachialen Beats. 

Fast hätte es den Anschein erwecken können, dass die Veranstalter des Maifeld Derbys in Mannheim jeden Tag brav ihre Suppe aufgegessen haben. Denn kaum auf dem heißen Gelände angekommen, vermisste man die Sonnenbrille und die Sonnencreme. So musste man sich seinem Schicksal ergeben und durfte in Gegenzug dem Opener des Festivals Gringo Mayer zuhören. Ihre Musik ist eine Mischung aus Americana und The War On Drugs und passt somit doch ganz gut zu dem rötlich verbrannten Nacken. Diesem konnte man anschließend kurz im Schatten zu den Immenhof-Filmen in der Nähe des Parcours d’Amour eine Pause gönnen. 

Dort haben die Veranstalter nämlich eine große LED-Wand hinstellen lassen, falls Fußball am Sonntag überraschenderweise doch spannender sein sollte als Alex Cameron oder Eels? We doubt it! Nach einem Snack an den feinen, regionalen Buden durfte man die eingenommenen Kalorien bei Leyya wieder wegtanzen. Ihr Set ist live noch einmal eine Schippe schneller als auf Platte und damit quasi ein gutes Fit For Free-Angebot. Ähnlich hibbelig waren an dem Tag die Dudes von Great News drauf. Die Norweger gelten mit ihrem Debütalbum „Wonderfault“ zwar noch als Newcomer, spielen aber schon Shows wie die ganz Großen. Ihr Auftreten ist so charmant wie das ihrer Landsmänner von Kakkmaddafakka und der Sound so verpsycht wie der von Tame Impala. Wir sind froh, dass wir dank Maifeld Derby in ein paar Jahren wieder damit klugscheissen können, dass man die ja schon „vor Ewigkeiten“ live gesehen hat. 

Kaum ist der letzte Gitarrenriff von Great News im Staub der Fackelbühne erloschen, schallte es schon voller Stimmgewalt aus dem Palastzelt. Denn hier sorgten nun eine knappe Stunde lang für majestätische Zustände. Die bei XL Recordings unter Vertrag stehenden Zwillingsschwestern von Ibeyi sprechen mit der Stimme von Michelle Obama die Missstände der Frauen und den Sexismus von Patriarchen wie Trump an. Mit ihren beigen Overalls gaben die beiden Ausnahmekünstlerinnen einem das Gefühl an einem Bootcamp für das eigene Selbstvertrauen teilzunehmen. „Deathless“ sollte man sein und an sich und die eigene Stärke glauben. So richtig in eine Kiste einordnen lässt sich der Ibeyi-Sound nicht und es ist genau das, was die Musik der beiden Frauen so faszinierend macht. Ein Hauch Pitchfork-Festival wehte durch das Palastzelt und fegte uns erst nach dem letzten Schrei hinaus zu gutgelaunten Niederländern.

Klangstof // © Sebastian Weindel

Diese tragen den Namen Klangstof kommen aus Amsterdam und geben zu eigentlich keine besonderen Musiker zu sein. Wen das sympathische Untertreiben nicht stört, kann eine sehr gute Zeit mit den Jungs und ihrem weirden Electro-Indie haben. Oft sehnen sich die Besucher des Maifeld Derbys nach dem ausgiebigen Tanzen nach einer Pause auf dem Parcours d’Amour, wo sie dann mit ihrem Aperol Spritz kurz entspannen wollen. Das mag zwar nach einer netten Pause klingen, kann für die gerade auftretenden Acts jedoch manchmal auch fatal sein. Als Fenny Lily aus London ihr ehrliches Bedroom-Pop spielte und sich die Seele von schlimmen Typen wieder reinwaschen wollte, gab es immer wieder störende Unterhaltungen, die das Gesamtgefühl (für die Künstlerin) schmälerte. 

Da tat es gut, dass Rhye an jenem Tag die Beatkiste ganz voll gepackt hat und sich offensichtlich zum Ziel gemacht hat sich in einem seiner seltenen Europa-Shows zu verausgaben. Anders ist die Energie und Spiellust des Kanadiers nämlich nicht zu erklären. Ein weiteres Highlight bot etwas später Sam Vance-Law der den eben noch zurückhaltenden Parcours d’Amour mit nur ein paar Keyboardklängen fast zu sich auf die Bühne geholt hat. Es wurde ausgelassen getanzt und trotzdem immer im Hinterkopf behalten, dass man ja fast keine Zeit hat. Da kann man als Kanadier schon mal vergessen, dass man eigentlich Deutsch kann. Etwas später bot Nils Frahm mit verwandten und doch so andersartigen Klavierklängen Pionierarbeit bei der man nur anerkennend wackeln und staunen konnte. Eben dieses Wackeln arteten mit tiefen Bässen von Jon Hopkins zu später Stunde  in ein wildes Schütteln aus. Damit hätte man sich die mit Pizza und Handbrot angefressenen Kalorien wieder abtrainiert und man ist ready für einen zweiten Festivaltag. 

Impressionen von dem ersten Festivaltag auf dem Maifeld Derby: 

Musikalische Tipps für das Maifeld Derby findest du hier und hier

 

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