Divers und am Nabel der Zeit – Ein Walkthrough zum diesjährigen „Pop-Kultur“

Das „Pop-Kultur“ geht in diesem Jahr in die fünfte Runde und findet kommende Woche Mittwoch  bis Freitag (21.08-23.08.) in Berlin statt. In diesem Zusammenhang wird die Kulturbrauerei von den verschiedensten Künstler*innen in Beschlag genommen. Das Programm ist divers, relevant und orientiert sich am aktuellen Zeitgeschehen. Zu diesem Anlass geben wir Euch einen kleinen Walkthrough, wie ihr das Festival gestalten könntet:

Mittwoch

Everybody in the Place: An Incomplete History of Britain 1984-1992

Wir starten das Festival gemächlich und gehen zuerst einmal in das Kino in der Kulturbrauerei. Hier wird „Everybody in the Place: An Incomplete History of Britain 1984-1992“ ausgestrahlt; ein Film über die britische Rave-Szene vergangener Tage. Ende der 80er Jahre kam der Acid-House in Großbritannien an und läutete den sogenannten „Second Summer of Love“ ein. In seinem Film setzt sich Produzent Jeremy Deller zusammen mit einigen Oberstufler*innen mit dieser Zeit auseinander und betrachtet die Auswirkungen der Bewegung sowohl musikalisch, als auch politisch und historisch.

19:00 – 20:00 Uhr, Kino (Saal 8)

Jungstötter

Nach dieser kleinen musikhistorischen Einheit geht es in das Palais, wo Jungstötter sein Anfang des Jahres erschienenes Album „Love Is“ live zum Besten gibt. Der Ex-Sizarr Frontmann legte für sein Soloprojekt die Gitarre weitestgehend nieder, nahm sich dem Klavier an und spielt nun einen anspruchsvollen, instrumentaleren Chamber-Pop inspiriert von Bands wie Talk Talk oder Nick Cave & The Bad Seeds.

20:40 – 21:30 Uhr, Palais

Mykki Blanco

Nach der intimen Athmosphähre des Jungstötter Konzertes wird es nun bombastisch und grenzenlos in jeder Hinsicht. Mykki Blanco steht sinnbildlich für das diesjährige „Pop-Kultur“: Die Auseinandersetzung mit Identität, Dekonstruktion von Gender-Stereotypen und Aktivismus gegen rassistische Strukturen.

21:20 – 22:20 Uhr, Kesselhaus

Neue Deutsche Wahrheit

Im Anschluss an einen der größten und bekanntesten Acts des Festivals zieht es uns in den kleinen Soda Salon, wo das Nachwuchsprogramm des „Pop-Kultur“ stattfindet. Das Duo Neue Deutsche Wahrheit aus Hamburg spielt, der Name lässt es vermuten, NDW/80er inspirierte Popmusik. Es geht um Schwermut, Weltschmerz und bittersüße Romantik. „Ich fühle mich so emotional!“ Wir uns auch!

22:40 – 23:10 Uhr, Soda Salon

Die Heiterkeit

Zum Abschluss des ersten Festivaltages lauschen wir Stella Sommer und ihrem Projekt Die Heiterkeit. Im Laufe der letzten Jahre wurde das Bandprojekt der Hanseatin mehr und mehr zum Solokonzept. Auf dem neusten Album „Was passiert ist“, welches im März diesen Jahres erschien, zieht Stella Sommer fast komplett alleine die Strippen. Auch der Sound hat sich etwas geändert: waren die Alben der Band zuvor düsterer und dominiert von Gitarren, ist das neue Album von Die Heiterkeit poppiger und offener.

23:40 – 00:40 Uhr, Palais

Donnerstag

Pop-Hayat: I’ve got 99 problems but being a feminist listening to rap ain’t one

Auch den Donnerstag starten wir im Kino, mit einem Talk zum Thema Feminismus und Rap. In diesem sprechen die Journalistinnen Lena Grehl & Miriam Davoudvandi, beide Feministinnen und Rapfans zugleich, mit der aufstrebenden Rapperin Ebow über die Vereinbarkeit von Hip-Hop und Feminismus.

20:00 – 21:00 Uhr, Kino (Saal 5)

Disclaimer: Im Folgenden stellen uns die Organisator*innen des „Pop-Kultur“ vor eine nicht zu beantwortende Frage. Gehen wir zu unseren Lieblingen von Die Kerzen oder zu unserer absoluten Newcomer-Hoffnung Kaltenkirchen? Wir vermögen diese Entscheidung nicht zu treffen und überlassen sie daher Euch.

Die Kerzen

Wer The Postie verfolgt, wird vermutlich schon von den Die Kerzen mitbekommen haben. Das Ludwigsluster Quartett, welches inzwischen komplett in Berlin wohnhaft ist, spielt romantischen Pop, welcher gleichermaßen in den 80ern beheimatet ist, als auch im Hier und Jetzt. Machen sie mal keine Musik, sind Die Katze, Jelly Del Monaco, Fizzy Blizz und Super Luci auch gerne Sterni-trinkend an Spätis oder in Eckkneipen anzutreffen. Die Tatsache, dass sie so auf dem Boden geblieben sind, macht sie umso sympathischer. Prost!

21:00 – 21:40, Frannz

Kaltenkirchen

Nicht umsonst ist Kaltenkirchen unter den Nachwuchsacts beim „Pop-Kultur“. In diesem Jahr veröffentlichte der Wahl-Wiener seine ersten drei Tracks, welche durch die Bank im Ohr hängen bleiben. Für uns ist er einer der verheißungsvollsten Acts und wir können dieses Jahr sicherlich noch einiges von ihm erwarten. Mit seinem „Antischlager“, welcher irgendwo im Bereich NDW mit schlageresquen Beats und einer gewissen Punk-Attitüde stattfindet, schließt er die Lücke zwischen Acts wie Drangsal, FLUT oder Mia Morgan. Via Instagram teaserte er, dass er für seine Show beim „Pop-Kultur“ etwas ganz besonderes geplant hat und zu diesem Anlass auch einen Special-Guest angekündigt. Wer das wohl sein mag?

21:00 – 21:30, Soda Salon

Lyschko

Ja, gleichzeitig spielen Die Goldenen Zitronen, was natürlich auch eine sehr gute Wahl wäre. Das Nachwuchsprogramm des diesjährigen „Pop-Kultur“ ist jedoch so spannend, dass wir uns entscheiden, in der Intimität des Soda Salons zu verweilen. Hier spielen Lyschko, ein Quartett aus Solingen, das eine etwas härtere Gangart des Post-Punks spielt, gespickt mit Einflüssen aus Neue Deutsche Welle und Noise Rock. Im März veröffentlichten sie ihre Debüt-EP „Stunde Null“.

21:50 – 22:20, Soda Salon

Jauche

Aus dem Soda Salon herausspaziert, nutzen wir die Möglichkeit um zur RambaZamba Probebühne zu gehen. Hier erhaschen wir einige Minuten der sechsstündigen Performance von Jauche, dem Projekt von Die Nerven Gitarrist Max Rieger, Ralv Milberg (Produzent von unter anderem Die Nerven) und Thomas Zehnle (Mitglied der Wolf Mountains, Produzent von unter anderem Levin Goes Lightly). Was genau hier passiert, ist unklar, vermutlich aber wird es L A U T.

18:00 – 00:00 Uhr, RambaZamba Probebühne

Perel

Den Festivaldonnerstag schließen wir mit dem Konzert von Perel ab. Im Maschinenhaus, dem kleineren Raum des Kesselhauses, wird Annegret Fiedler aka Perel ihren vocallastigen Techno live spielen. Ihr letztes Album „Hermetica“ erschien 2018 über das New Yorker Avantgarde-Musiklabel DFA, mitgeführt von LCD Soundsystem Frontmann James Murphy.

23:20 – 00:20 Uhr, Maschinenhaus

Freitag

International Music & The Dorf

Auf diese Performance, mit der wir den letzten Festivaltag starten, freuen wir uns ganz besonders. Im Vorfeld sprachen wir bereits mit den Jungs von International Music via Whatsapp über dieses Commissioned Work, welches sie zusammen mit dem Improvisationsorchester The Dorf auf die Bühne bringen. Ausgewählt Tracks ihres hochgelobten Debütalbums „Die besten Jahre“ werden hier in ganz besonderer Weise aufgeführt, erweitert und spontan angepasst.

20:00 – 21:00 Uhr, Kesselhaus

Pop-Hayat: Let’s Talk About Gender, Baby

Im Anschluss begeben wir uns ins Kino, um den Talk „Let’s Talk About Gender, Baby“, welcher Teil der von Yeşim Duman kuratierten Reihe „Pop-Hayat“ ist, mitzuverfolgen. Zusammen mit Planningtorock werden Jam Rostron, Emotional Labor Queen und MISSY-Redakteur*in Hengameh Yaghoobifarah über westliches queeres Leben, die Unsichtbarkeit von queers of colour, queere Liebe und den Zusammenhang mit Pop reden.

21:00 – 21:40 Uhr, Kino (Saal 5)

Ilgen-Nur: Live Through This

Die nächste von uns ausgewählte Show stammt von Slacker-Queen Ilgen-Nur. In ihrem Commissioned Work „Live Through This“ beschäftigt sich Ilgen-Nur mit Feminismus, Post-Internet-Identität und dem Umgang mit Erfolg. Zu diesem Zweck heiratet Ilgen-Nur sich in ihrer Performance selbst und macht dadurch ihre Selbstliebe deutlich.

22:20 – 22:45 Uhr, RambaZamba Theater

CocoRosie

Drei Tage Festival gehen mit dem Konzert von CocoRosie zu Ende. Vor einigen Tagen veröffentlichen die Geschwister „Lamb & The Wolf“, die erste Auskopplung ihres noch in diesem Jahr erscheinenden neuen Albums. Auf dem Track beschäftigen sie sich mit psychischen Problemen und den daraus resultierenden persönlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen. Ein wichtiges Thema, gerade hinsichtlich jüngster Geschehnisse in der Musikwelt. Sicherlich werden sie auf dem Konzert noch weiteres, neues Material präsentieren. Wir können also gespannt sein!

22:50 – 00:00 Uhr, Kesselhaus

Tickets und alle weiteren Informationen findet ihr unter: https://www.pop-kultur.berlin/

 

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