Dass Chapo102 nicht nur laute Bretter kann, zeigte er schon 2019 auf seiner „Mischkonsum EP“. Sie gab neben der obligatorischen Ekstase auch einer neuen verletzlichen, reflektierten und melodischen Seite einen Platz. Am 10. Juni folgt nun sein Debütalbum „Country Club“. Dass er noch lange nicht fertig damit ist, sich in seinem Sound auszuprobieren, beweist „MEIN TEE WIRD LANGSAM KALT“. Chapo, 102-Kollege Stacks und BHZ-Mitglied Longus Mongus besingen hier ihren Herzschmerz zu 80er Jahre New Wave Sound und kreieren dabei den perfekten Pathos für den Frühsommer.
Chapo102 brüllt eigentlich als Mitglied der 102 Boyz Lines über Alkohol und Drogen ins Mic. Die Crew ist laut und immer ein bisschen drüber, Eskalation ist das Motto. Hausverbot auf dem Splash! Festival zu bekommen, das muss man erstmal schaffen. Seit 2017 liefern die Jungs aus Leer, die es mittlerweile nach Berlin gezogen hat, am laufenden Band Tape für Tape, Brett für Brett. Immer wieder lösen sich dabei einzelne Mitglieder aus der Konstellation für Soloprojekte oder Kollaborationen mit anderen Rappern und Crews. So veröffentlicht Chapo 2019 sein erstes Soloprojekt, die „Mischkonsum EP“, gefolgt von dem Tape „ROTZLÖFFEL“ in Kollaboration mit KASIMIR1441.
Jetzt wird es also Zeit für ein Debütalbum, auf dem sich Chapo ordentlich ausgetobt zu haben scheint. Darauf deuten immerhin die bisherigen Singleauskopplungen hin. „MISSED CALLS“ überzeugt mit viel Gefühl und eingängiger Hook von Badchieff. „Erkläre mir die Liebe“ überrascht als Neuinterpretation des gleichnamigen Songs von Philipp Poisel, der Chapos Version die Hook schenkt. Hier steuert auch Juju einen Part bei, der an ihren Klassiker „Vermissen“ erinnert. „Country Club“ scheint viel Platz für große Gefühle, viele Genres und viele Instrumente zu bieten.
„MEIN TEE WIRD LANGSAM KALT“ sticht deutlich aus der bisherigen Diskographie von Chapo102 hervor und zeigt, wie viel Spaß der Rapper am Experimentieren hat. Seine Inspiration sucht und findet er weit weg vom Rap. So bedient er sich an Genres, die nicht weiter davon entfernt sein könnten. Chapo hat keine Angst davor, sich auszuprobieren. Was dabei herauskommt, ist ein Frühsommerhit, der genau die Euphorie transportiert, die merklich Teil seiner Entstehung war.