Zugegeben: Südafrika gilt aus europäischer Sicht nicht unbedingt als die Brutstätte unzähliger und international renommierter Künstler:innen und Bands – auf dem ersten Blick. Multiinstrumentalist Nicolaas Van Reenen beweist das Gegenteil: Sein ätherisch-ästhetischer Mix aus Psychedelic Rock und Neofolk, der zeitweise an Grizzly Bear oder Radiohead erinnert, ist Aushängeschild der Musikszene am Kap der guten Hoffnung. Vor kurzem hat er sein Album „xo“ herausgebracht. Für unser Format 10/10 hat uns Ex Olympic zehn Fragen beantwortet.
1/10 Welche Themen beschäftigen dich und haben dabei direkten Einfluss auf die Musik?
Ich denke, das meiste, über das ich schreibe, ist ziemlich persönlich – wie eine Art Selbsttherapie. Ich versuche, meine Gedanken und Ideen sehr offen einzubeziehen. Während des Songwriting möchte ich meine Emotionen in etwas verwandeln, das ich hinterher selbst nachvollziehen kann. Ich glaube und hoffe, dass die Themen, die ich anspreche, recht universell sind.
2/10 Welches Release würdest du einer Person vorstellen, die dich noch nicht kennt?
Uff…ich bin mir nicht sicher. Ich denke, meine erste EP „Hangups“ ist ein guter Anfang, da es sich um ein breit gestreutes Moodboard mit verschiedenen Musikstilen handelt, die ich feiere. Mein Album „xo“ hingegen fokussiert sich ein bisschen mehr auf eine Ästhetik, die sich ehrlich und transparent anfühlt – ohne viel Schnörkel. Ich versuche da mit meiner Verwundbarkeit umzugehen.
3/10 Wie entsteht deine Musik?
Tracks beginnen normalerweise vor dem Klavier oder auf meiner Gitarre. Manchmal beginne ich mit einem Groove. Es kommt wirklich darauf an, wie meine Stimmung an dem Tag st. Ich komme meistens ins Studio und schreibe mindestens eine neue Idee auf, die ich habe – das heißt, nur sehr wenige meiner Ideen, werden dann zu vollständigen Songs. Bei mir gibt es also viele Festplatten mit halbgaren Demos. Die Songs, die ich am Ende fertigstelle, rufen normalerweise in den frühen Stadien ein Gefühl emotionaler oder konzeptioneller Dringlichkeit in mir hervor, und ich bin davon besessen, bis ich das Gefühl habe, etwas geschaffen zu haben, das für sich selbst spricht.
4/10 Wie würdest du deine Rolle in der Musik beschreiben?
Ich weiß nicht, ob ich eine Rolle habe, um ehrlich zu sein. Ich arbeite im Allgemeinen isoliert. Da möchte ich allerdings gerne ändern, weil ich denke, dass eine Zusammenarbeit mit anderen Musikern eine wunderbare und erfüllende Übung sein kann, mit der ich mich nicht oft genug beschäftige. Das heißt nicht, dass ich mich als Ideenmaschine mit geschlossenem Kreislauf betrachte. Ich lasse mich von vielen anderen Künstler inspirieren und hoffe, dass meine Musik wiederum etwas wertvolles hervorbringt, aus dem andere Künstler schöpfen können.
5/10 Stehen Musik und Ästhetik für dich in einem Zusammenhang?
Ich denke, Musik ist wie jede Kunst (in meiner Konzeption des Wortes) an sich ästhetisch. Sie drückt aus, was eine Person (der Musiker) für schön und eben ästhetisch hält. In der Hoffnung, dass die Wahrnehmung dieser Schönheit für eine andere Person (die Beobachter) ungefähr auf gleichem Level ist. Ich habe das Gefühl, dass Empathie eine große Rolle beim Musikmachen und Hören spielt. Ohne Empathie kann ein Künstler nichts schaffen, das die Sensibilität einer anderen Person anspricht, und als Zuhörer liegt der Musikgenuss oft darin, irgendwie zu verstehen, was der Künstler fühlte oder welche Sensibilität er beim Schaffen des Werkes auszudrücken versuchte. Es ist eine subtile Telepathie, die den Künstler an das Publikum bindet. Ich weiß nicht, das fühlt sich wie eine ausschweifende Antwort an, aber ich glaube, ich habe möglicherweise kein perfektes Verständnis dafür, was unter dem Begriff „Ästhetik“ zu verstehen ist. :)
6/10 Welchen Stellenwert hat das Thema Digitalisierung für deine Musik?
Ich weiß nicht genau.
7/10 Welche Jahre in der Musikgeschichte waren für dich am prägendsten?
Ich bin in den 90ern mit älteren Schwestern aufgewachsen, die mir coole Musik gezeigt haben. Und die liebe ich immer noch. Es gibt da also eine Menge, die irgendwie in meine DNA eingebaut ist. Und als ich aufgewachsen bin, hat mein Vater Musik aus den 70ern geliebt, die sich also auch bei mir eingebrannt hat.
8/10 Hast du irgendwelche Eigenarten?
Wahrscheinlich schon.
9/10 Was ist der beste Self-Care Rat, den du geben kannst?
Holt euch Hilfe, wenn ihr sie braucht. Sagt Leuten, dass ihr sie liebt, wenn es so ist. Meditiert. Lernt Dinge zu fühlen, ohne euch zu fürchten, dass sie euch überwältigen könnten. Lernt, euer inneres Kind zu lieben. Ich denke, dass Baz Luhrmanns Song „Everybody’s Free (To Wear Sunscreen) die meisten wesentlichen Punkte abdeckt.
10/10 Willst du noch etwas loswerden?
Haltet durch, Leute!