So war es beim Winterpopfest in Leipzig

Passend zur kalten Jahreszeit hat ein Miniatur-Festival für Indie-Popmusik in der Leipziger Schaubühne Lindenfels seine Erstauflage gefeiert. Mit Arpen, Orph und Sea + Air ging das Winterpopfest am 7. Februar in die erste Runde.

Wenn draußen die Winterkälte Einzug hält, muss man sich warmhalten – bestenfalls mit guter Musik. Diesen Gedanken hatten wohl auch die Veranstalter des Winterpopfests, dass am 7. Februar erstmals in Leipzig stattfand. Im historischen Ballsaal der Schaubühne Lindenfels erwarteten die Zuschauer musikalische Stunden vor einer beeindruckenden Kulisse. Trotz eines vielversprechenden Line-Ups blieb der große Ansturm jedoch aus, als sich um 20 Uhr die Türen öffneten – ein Abend in familiärer Atmosphäre kündigte sich an.

Eröffnet wurde der Festivalabend durch Robert Seidel alias Arpen. Nach gut eineinhalb Jahren stand der Leipziger zum Winterpopfest erstmals wieder mit einem Live-Programm auf der Bühne. Nachdem es nach der Veröffentlichung seines Solo-Debüts im Jahr 2016 still um ihn geworden war, überraschte er als Opener des Abends durch ein besonderes Set-Up: Mit ihm sorgten Philipp Rumsch und Jacob Müller, ebenfalls bekannte Gesichter in der Leipziger Musikszene, für eine elektrisierende Klangkulisse. Nach kurzen technischen Startschwierigkeiten konnte sich das Publikum dem atmosphärischen, fast schon hypnotischen Sound des Trios hingeben. Niemand zeigte an diesem Abend eine solche Experimentierfreunde für das Spiel mit Synth-Beats, Basslines und Stimme wie Arpen.

Arpen mit Philipp Rumsch und Jacob Müller // © Maria Posselt

Das Quintett Orph erfüllte den großen Ballsaal der Schaubühne im Anschluss mit sphärischem Dream-Pop. Die Band um Marco De Haunt wirkte mit ihrem Auftreten fast wie aus einem anderen Zeitalter, ganz im Gegensatz zu ihrer Musik, die den Zahn der Zeit zu treffen scheint. Kurz vor dem Release ihres zweiten Albums „Pyramid Tears Of Simba“ spielte das Fünfergespann bereits einige neue Songs live, unter anderem die gleichnamige Single und „Buildings Are On Fire“. Mit einem Teppich aus Synthesizer und psychedelischen Melodien erinnert Orph dabei zeitweise an Bands wie MGMT oder Empire Of The Sun. Die Klanglandschaften, die von De Haunts sanfter Stimme begleitet werden, sind eingängig und wirken wie geschaffen für die historische Location. Mit einem Wechsel zwischen neuen Titeln und Stücken des bereits sechs Jahre alten Debüts, wie „Laura“ und „Lovesong For Kui“, entführte die Band das Publikum nicht nur auf eine musikalische Reise, sondern stellt auch ihre klangliche Entwicklung heraus.

Orph // © Maria Posselt

„Wir sind Sea + Air und wir kommen aus Europa“ – so begrüßte das deutsch-griechische Duo die Besucher zum Abschluss des Winterpopfests. Viele der Zuschauer haben sich besonders auf den Headliner des Abends gefreut – für das bisher einzige angekündigte Deutschlandkonzert sind Daniel Benjamin und Eleni Zafiriadou über 2.500 Kilometer angereist. Dass Europa von großer Bedeutung für das musikalische Ehepaar ist, wurde bereits auf ihrer vergangenen Platte „Evropi“ nur zu deutlich, für die sie die Eindrücke ihrer Konzertreisen quer durch den Kontinent als Inspiration nutzten. Auch jetzt, knapp drei Jahre nach der Veröffentlichung, sind die Themen der Songs aktueller denn je. „Take Me For A Ride“ läutete den Auftritt von Sea + Air ein – mit Titeln wie „Lady Evropi“ und älteren Hits wie „Do Animals Cry“ folgte eine bunte Mischung vergangener Releases. Die außergewöhnliche Instrumentierung, zu der auch ein Cembalo gehört, sorgte live für einen nahezu gespenstisch anmutenden Klang.

Der Abend beim Winterpopfestival führte die Zuhörer durch ganz unterschiedliche Sphären der Popmusik. Programmpausen luden den Besucher dazu ein, die Räumlichkeiten der Schaubühne Lindenfels zu erkunden und sich auf ein Bier an der Bar zu treffen. Somit stand das Miniaturfestival größeren Veranstaltungen dieser Art in nichts nach. Auch, wenn das eher kleine Publikum sich anfangs nicht recht vor die Bühne traute, so schien am Ende des Abends das Eis gebrochen zu sein. Wer weiß – vielleicht wird das Publikum mit einer zweiten Ausgabe des Winterpopfests mutiger? Aller Anfang ist ja bekanntlich schwer.

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