Eigentlich wollte Verifiziert ihre Musik nie auf die Bühne bringen. Einige Shows und eine Casper-Tour später trat sie in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem splash! auf, ein Meilenstein für viele junge Rapper:innen. Am Abend nach ihrem Auftritt erzählt Veri uns von ihrer Live-Angst und verrät ihren Weg, mit ihr umzugehen.
Du hast gerade zum allerersten Mal auf dem splash! gespielt. Wie war es?
Es war mega aufregend. Ich kenne das Gelände, weil ich 2018 und 2019 als Gast beim melt war. Damals hat schon eine Freundin gesagt, sie war am Wochenende davor beim splash! und da seien wirklich Welten dazwischen gewesen. Mich hat das splash! immer vom Line Up interessiert, aber nicht so, das ich mir ein Ticket gekauft hätte. Jetzt ist es mein erstes splash! als Person, nicht nur als Artist und ja, was soll ich sagen, es ist aufregend.
Für viele ist es ja auch so ein Meilenstein. Hat das für dich auch eine Bedeutung?
Doch auf jeden Fall. Es ist generell ein bisschen absurd für mich, weil ich jetzt hier gespielt habe und dann am Samstag spiele ich auf dem Frauenfeld. Das sind für mich persönlich die zwei größten Festivals, die ich irgendwie erreichen könnte und ich find’s voll absurd. Ich kann’s nicht wirklich realisieren, ehrlich gesagt. Ok, hä, jetzt spiele ich da. Weil ich so nervös bin, sehe ich das dann immer so ein bisschen ironisch. Ich denke mir dann: „Ok, lol, jetzt gehe ich einfach auf diese Stage und da sind wirklich Leute, die meine Texte können, what the fuck, random.“ Aber alles cool.
Deine ersten richtigen Live-Erfahrungen hast du auch erst dieses Jahr gesammelt, oder? Wie war es für dich, mit Casper auf Tour zu sein?
Das war super cool. Das war insane, Casper hat ein Team von über 30 Leuten und wir waren zu dritt. Was voll schön war, weil wir drei beste Freunde waren, die im Auto unterwegs waren. Da waren es 32 Leute, die aber auch voll gut connectet waren, das war so eine Family. Und das war mega schön, die haben uns so gut aufgenommen. Casper selbst hat gesagt, dass er früher so oft kacke behandelt wurde, als er angefangen hat, Musik zu machen und als Support gespielt hat. Und er hat von Anfang an gesagt, er will niemals, dass sein Support kacke behandelt wird. Das haben wir voll gespürt, wir wurden echt so gut angenommen und waren wie die eigene Crew. Er hat uns jeden Tag gefragt, ob wie uns eh wohlfühlen. Das war richtig schön.
Du machst Musik, die einen anderen Vibe hat, als vieles anderes hier. Leichter, verträumter. Du nimmst einen einzigartigen Raum ein und bietest ihn dem Publikum an. Fühlst du dich wohl damit oder ist das auch ein bisschen gruselig?
Es ist voll schwierig zu sagen. In meiner Empfindung ist es schon so, dass es im Großteil von Deutschrap darum geht, dass man über anderen steht. Das habe ich halt noch nie gefühlt, dass ich über jemandem stehe und deshalb vermittle ich das auch nicht. Wenn ich auf einer Bühne stehe, die so groß ist wie heute die Beach Stage, bin ich trotzdem mit den Leuten, die unten in der Crowd stehen in ihren Regenponchos. Vielleicht macht es das aus, weil ich da mitfühlen kann, weil ich mir denke: „Ach, letztes Jahr war ich da und es hat voll geregnet, aber passt schon“.
Wenn du so eine Connection zu der Crowd fühlst, dann ergibt es auch voll Sinn, dass du dich allein auf die Bühne stellst.
Ich bin mega nervös vor Auftritten und merke schon, wenn jemand dabei ist. In Berlin bei der Casper Support Show war Longus Mongus dabei. Das war das erste Mal Support spielen und das hat sich richtig angenehm angefühlt, dass jemand mit auf der Bühne ist. Aber ich habe jetzt schon voll viele Shows alleine gespielt. Meine DJ’s sind immer enge Freunde. Ich würde auch nicht mit irgendeinem Fremden auf die Bühne gehen. Longus Mongus hat gesagt, er findet es total crazy, dass ich alleine auf der Bühne bin. Weil er das gar nicht machen würde, weil er immer mit BHZ auftritt. Aber ich kenne es schon gar nicht mehr anders. Natürlich hätte ich gerne jemanden dabei und bei Features ist es dann immer voll schön, aber rund herum ist es voll anstrengend, von so vielen Leuten abhängig zu sein. Je mehr Leute im Team sind, desto anstrengender wird es, egal wie sehr ich die Leute liebe.
„Ich wollte nie live spielen und finde das immer noch sehr exhausting. Aber ich merke voll, wenn ich auf einem Festival spiele, dass da Leute sind, die das appreciaten. Das gibt mir dann Kraft.“
Siehst du dich als Teil der neuen Deutschrap Generation?
Ne irgendwie gar nicht (lacht). Ich habe da auch Imposter-Syndrom. Immer wenn ich auf der Bühne stehe und irgendwelche Leute singen meine Texte, denke ich mir so: „Hä, wieso hört ihr meine Musik?“ Ich zähle mich da gar nicht dazu, vielleicht auch, weil ich so gar nicht im Geschehen bin, weil ich in Wien bin und nicht bei allen Partys, wo dann alle Rapper:innen sind. Ich mache halt meine Musik, ich liebe es Songs zu kreieren. Dieses ganze Drumherum, Live, Social Media, ich muss das halt machen und ich mache es natürlich auch irgendwo gerne, aber am liebsten würde ich nur im Studio chillen und Songs machen.
Auch wenn du dich da nicht siehst, findest du da statt. Fühlst du dich denn wohl in diesem Kosmos?
Ich wollte nie live spielen und finde das immer noch sehr exhausting. Aber ich merke voll, wenn ich auf einem Festival spiele, dass da Leute sind, die das appreciaten. Das gibt mir dann Kraft. Das kommt gar nicht von mir aus, dass ich mir denke: „Boah, live spielen ist so geil, ich will auf die Bühne“. Es ist eher so, dass ich mir voll einscheiße vor der Show. Dann stehe ich oben auf der Bühne und alle Leute können das auswendig und ich denke mir, hey, voll schön, dass ich denen das jetzt gegeben habe. Das mache ich echt hauptsächlich für die Leute.
Ich finde das beeindruckend, welche Leichtigkeit du dann aber ausstrahlst und die auch direkt auf dein Publikum überträgst.
Das freut mich. Ich habe mega Anxiety vor den Shows. Mir geht es wirklich nicht gut. Bei den ersten Shows ging es mir drei Tage lang scheiße, jetzt ist es mittlerweile so, dass es mir eine Stunde davor scheiße geht. Ich habe mal ein TikTok gesehen, da hat ein Girl gepostet, dass sie ihr Leben jetzt einfach ironisch macht. Sie geht jetzt ironisch spazieren und schreibt ironisch Tagebuch, weil sie das eigentlich cringe findet. Dann habe ich mir gedacht, hey, fuck it, ich mache das mit der Bühne jetzt auch so. Mir ging es wirklich nicht gut vor Shows. Es ist ja auch so: Hä?! Wie random ist es, hier auf einer Bühne zu stehen und vor Leuten zu spielen? Ich sehe das jetzt so: Lol, ich gehe jetzt einfach auf die Stage und wenn was kacke ist, dann ist es halt kacke, wurscht. Auf die Art fällt es mir viel leichter. Es gab einen Auftritt, da war ich ein bisschen dicht, ehrlich gesagt, weil ich aus Nervosität getrunken habe und ich habe mega viele Töne verkackt. Meiner Meinung nach war das wirklich kein guter Auftritt, aber die Leute haben es trotzdem so sehr gefeiert. Das hat mir gezeigt, hey, die sind da, weil ich da bin und die feiern eh was ich mache. Das war ein Game Changer.
Also tastest du dich noch heran und guckst, was da für dich passt?
Ja, man lernt mega daraus. Aber da hängt auch so viel dran. Niemand weiß, was vor und nach der Show passiert. Vor der Show wollen 40 Leute mit dir reden, nach der Show wollen 50 Leute mit dir reden, während der Show wollen 300 was von dir. Das ist schon hart, aber es macht auch Spaß.