Das Gitarrenprojekt von Yung Lean läuft bereits seit Jahren etwas unter dem Radar. Vergangene Woche hat jonatan leandoer96, wie er sich nennt, mit „Sugar World“ ein neues Album veröffentlicht.
Expert:innen sind sich einig, dass Yung Lean die Musikszene auf seine ganz eigene Art beeinflusst hat. Mit Songs wie „Ginseng Strip 2002“ hat er Cloud-Rap-Geschichte geschrieben und dem Genre maßgeblich dabei geholfen, den Status zu haben, den es heute hat. Wie kaum jemand vor ihm steht Yung Lean dafür Düsterheit und tiefen Schmerz mit in einen Rap einfließen zu lassen. Dies ist alles hinlänglich bekannt und wurde die letzten Jahre hinlänglich thematisiert.
Doch was, wenn wir euch verraten, dass Yung Lean bereits seit Jahren unter dem Pseudonym jonatan leandoer96 Songs veröffentlicht, die nur sehr wenig mit dem bekannten Oeuvre des Rappers zu tun haben? Der passende Youtube-Channel besteht bereits seit 2016 und neben ein paar einzelnen Tracks sind insgesamt schon vier komplette Alben in der Diskografie von jonatan leandoer96 zu finden. Eins davon trägt den Namen „Sugar World“ und ist erst eine gute Woche alt.
Der Opener der Platte „Nightmare Amusement Park“ gibt einem College-Rock Vibes mit einer Spur von The Strokes. Diese Spur wird noch heißer, wenn man sich „If I’m Born I Have To Live“ anhört. Hier treffen typische an New York erinnernde Gitarrenklänge auf schwedisch kühlen Fatalismus. Und ja, man es kann bereits vorweg nehmen: Fans von Yung Lean kriegen mit „Sugar World“ eine Art Indie-Platte – mit Yung Lean-Elementen. Der Titeltrack „Sugar World“ ist eine schleppend wunderbar schiefe Halb-Ballade. Noch schiefer wird es dann auf dem sogenannten „Open (Copenhagen Freestyle)“, einem Track der in seiner Schlichtheit auf eine sehr seltsame Art und Weise das Gefühl von Romantik aufkommen lässt.
Fatalistischer The Strokes-Sound
„Sugar World“ ist ein Album, welches Yung Lean Fans freuen wird, da es die ungeschönte Seiten des Lebens zeigt. Und doch sind die Lyrics hier nicht von düsteren Beats umhüllt, sondern sind umgeben von vielen, verschiedenen Momenten aus verschiedensten Gitarren-Genres. Dieses Nostalgia-Gefühl zeigt, wie breit das Musikinteresse von Jonatan Aron Leandoer Håstad, wie er mit vollem Namen heißt, ist. Sicherlich spielt hier auch die Freundschaft zu Elias Rønnenfelt von Iceage eine Rolle. Man gewinnt mit „Sugar World“ das Gefühl, dass die Musik eben besonders für das eigene Wohlbefinden geschaffen wurde – ohne jegliche Ambitionen. Das macht „Sugar World“ zu einer Platte, die jede:n von uns zu einem Freund:in des Superstars werden lässt. Auf „Sugar World“ ist Yung Lean sehr viel Jonatan und das ist ein schönes Gefühl.