„Alle wollen Liebe“ ist die erste Veröffentlichung von Das Moped. Das Trio aus Bad Kreuznach (wo zum Geier soll das eigentlich sein?) zeigt auf ihrer Debüt-EP einen gelungenen Mix aus Indie-Pop, 90er Deutschpop und New Wave Einflüssen. Inklusive Tracks mit Hit-Potential.
Auch, wenn „Alle wollen Liebe“ die erste Veröffentlichung von Das Moped ist, kennen sich die Bandmitglieder bereits seit einigen Jahren. Kennengelernt in der Schule, begannen Augustin Zimmer, Ali Baltz und Martin Brunner zunächst englischsprachigen Indie-Pop zu machen. Nach einigen Jahren entschieden sie sich, auf die Muttersprache zu wechseln und begannen, Songs auf Deutsch zu schreiben. In dieser Zeit trafen sie auf Paul Gallister, seines Zeichens Co-Produzent der Austro-Pop Band Wanda. Dieser wirkte nun auch bei der Produktion von „Alle wollen Liebe“ mit und lud das Trio nach Wien ins Studio ein. Anfang März teilte Das Moped ihren ersten Song „Geist“ und nun schließlich ihre Debüt-EP.
Die EP startet mit dem von Synths getragenen „Bei Dir“. Zart beginnt die Band, mehrstimmig über die Tragik einer fortbestehenden Beziehung zu singen, die eigentlich schon längst marode zu sein scheint. „Der Winter“ steht metaphorisch für diese Schwermut, die langsam aber sicher Einzug hält. Der Protagonist hat Angst vor dem Neuen, dem Ungewissen. Er befürchtet, voll und ganz „zu erfrieren“ und um das zu verhindern, bleibt er bei dem alt Bekannten in Sicherheit. Glücklich macht ihn das auf Dauer jedoch auch nicht. Der Track gipfelt in einem melancholischen Gitarrensolo, welches vor 80er Referenzen nur so sprudelt.
Als zweiter Titel der Platte folgt „Geist“, die ursprünglich erste Single der Band. Die Thematik der EP zieht sich auch durch diesen Track: es geht um eine tragische Liebe. Der Protagonist begehrt sein Gegenüber und wünscht sich mit aller Kraft, dass dieses ihn wahrnimmt und seine Liebe erwidert, „Ich bin hier, schau doch, ich bin hier!“ Er würde alles tun und weiß doch sogar, was gut für sie*ihn ist! Dieser Wunsch bleibt jedoch unerfüllt. Er ist unsichtbar und fühlt sich wie ein Geist in ihrer*seiner Gegenwart. Musikalisch wird das Ganze von hohen, mystisch klingenden, wabernden Synthies und halligen Gitarren begleitet.
Nach nur einmaligem Hören bleibt das Herzstück der Platte, „Wenn du ehrlich bist“, den Rest des Tages im Kopf. Der Refrain ist dermaßen catchy, dass man sich später am Tag erwischt, die Melodie beim Geschirr spülen mitzupfeifen. In dem Track geht es um das Empfinden des Sängers, dass seine Partnerin nicht mit vollem Committment in der gemeinsamen Beziehung ist. Er fühlt sich stellenweise ausgenutzt und hat das Gefühl, sie wahrt immer eine gewisse Distanz. Er zieht den Schluss: „Wenn du ehrlich bist, gibt es in deiner Welt gar keinen Platz für mich“. Bezogen auf das Songwriting erinnert der Track durch seine klare Ausdrucksweise von Emotionen an eine ECHT Produktion. Kim Frank hätte es nicht besser schreiben können.
Bereits die ersten Sekunden von „Verkehrt“, dem vierten Song der EP, lassen an einen Bilderbuch Track denken. Kurz gespielte, teilweise gemutete Gitarren sorgen für eine funky Grundatmosphäre und auch der mehrstimmige Gesang im Verse ähnelt den Vocals von Maurice Ernst. Tatsächlich unterscheidet sich „Verkehrt“ thematisch von den bisherigen Songs. Der Sänger führt ein Gespräch mit einer Person, die niedergeschlagen ist und sich mies fühlt. In letzter Zeit ging alles schief, weshalb der Selbstwert dieser Person ganz schön angekratzt ist. Der Sänger versucht, sie aufzubauen und ihr zu helfen. Gleichzeitig macht er jedoch auch klar, dass nur er selber die nötigen Schritte machen kann.
Abgeschlossen wird die EP mit dem Titeltrack „Alle wollen Liebe“. An einen sehr poppigen Neue-Deutsche-Welle Song erinnernd, sorgt der Song spätestens im Refrain dafür, dass man das Bedürfnis hat, mitzusingen. Falcoesque beschreibt der Erzähler eine typische Ausgehsituation: „Es geht Tanzen, Theke, Tanzen, Theke und zurück“. Also das ganze, scheinbar oberflächliche Prozedere, was die Menschen durchführen, um sich näher zu kommen. Er stellt fest, dass alle auf der Suche nach „Liebe“ sind, „aber keiner hat Lust“. Er aber schon, und zwar richtig! Wenn er sich das aber so anguckt, merkt er, dass auch ihm langsam die Lust vergeht. Bleib stark!
Auf der „Alle wollen Liebe“ EP zeigen Das Moped, dass sie das Potential dazu haben, Hits zu schreiben. An Hand von Tracks wie „Alle wollen Liebe“ und insbesondere „Wenn du ehrlich bist“ wird dies deutlich. Einen guten Fang haben sie sicherlich auch mit Paul Gallister gemacht, der es vermag sehr klar, differenziert und poppig zu produzieren, was den Songs von Das Moped ausgezeichnet steht. Zwar ist die EP nun gerade erst erschienen, doch wir können jetzt schon ein Debütalbum nicht mehr abwarten, um das Potenzial von Das Moped in vollem Ausmaß zusehen.
Beste Songs: Wenn du ehrlich bist, Alle wollen Liebe
VÖ: 26.04.2019 // Epic / Sony Music
Foto im Beitrag © Sarah Knüpfer