10/10 Neeve: „Man kann als Artist ne große Rolle im Leben einiger Menschen spielen“

Die junge Stuttgarter Band Neeve will mit ihrem charismatischen Indie-Pop-Sound ihren Platz in der Musikwelt finden – und gefunden werden. Familie spielt eine große Rolle bei ihnen, denn das Familienporträt beinhaltet Musikalität, die ihnen im Blut liegt. Die 2×2 Brüder sind gleichzeitig Cousins und bestehen aus Felix Seyboth (Gesang, Drums), Axel Seyboth (Produktion, Piano, Gitarre), Marius Spohrer (Gitarre) und Philipp Spohrer (Bass). Daher ist der Bandname Neeve als „gemeinsamer, fiktiver Familienname“ zu verstehen, den sich die Band 2018 zur Gründung selbst gab.

Ihre EP „Where I wanna be found“ ist 2021 erschienen, dieses Jahr erschienen mehrere Singles darunter „this got me staying“, welche die Elemente repräsentieren, die den typischen Neeve-Sound ausmachen: Emotionalität, Leidenschaft, 80s-Vibe, Pop-Hymnen-Qualität – und nicht zuletzt ein Hauch überschwänglicher Melancholie. In ihrer Musik verarbeitet Sänger Felix seine ADHS-Erkrankung und Panik-Attacken und spricht auch von Themen wie toxischer Männlichkeit, mit der er, als junger Mann in einem Dorf bei Stuttgart mit lackierten Nägeln und Eyeliner, schmerzlich konfrontiert wurde.

Für unser Format 10/10 haben wir Felix Seyboth von Neeve unseren Fragebogen zugeschickt und seine Antworten bekommen.

1/10 Welche Themen beschäftigen dich und haben dabei direkten Einfluss auf die Musik?

Vor Allem Themen wie mentale Gesundheit, Selbstreflektion und toxic masculinity.

2/10 Welches Release würdest du einer Person vorstellen, die dich noch nicht kennt?

Where I wanna be found.

3/10 Wie entsteht deine Musik?

Meistens schreibe ich eine grobe Idee an der Gitarre zuhause und bringe sie mit ins Studio – wir entscheiden dann gemeinsam, ob wir die Idee fühlen und schreiben und produzieren von da an gemeinsam am Song.

4/10 Wie würdest du deine Rolle in der Musik beschreiben?

Man kann als Artist ne große Rolle im Leben einiger Menschen spielen, sei es der Bezug zu Texten, einem Lebensgefühl, der Connection sowohl live als auch über Social media und man muss diese Rolle ernst nehmen, da eine Verantwortung dahinter steckt.

5/10 Stehen Musik und Ästhetik für dich in einem Zusammenhang?

Komplett! Für uns waren von Anfang an Ästhetik und Musik auf einer Wellenlänge. In einer Zeit, in der man Kunst zum Großteil mit dem Smartphone konsumiert, gehören auch optische Faktoren dazu. Von Artworks, Bandshootings, bis hin zu aufwendigen Musikvideos, die den Vibe und die Stimmung des Songs vermitteln und zugänglicher machen sollen.

6/10 Welchen Stellenwert hat das Thema Digitalisierung für deine Musik?

Für uns persönlich einen sehr hohen. Gerade junge Menschen entdecken neue Musik und Artists über Plattformen wie TikTok und IG, wir konnten dadurch unsere Reichweite erhöhen und auch Werte vermitteln und Nahbarkeit schaffen. Das bringt aber auch einiges an Arbeit mit sich, da früher alle Marketing-Maßnahmen von Agenturen, Labels, etc. gemacht wurden.

7/10 Welche Jahre in der Musikgeschichte waren für dich am prägendsten?

Definitiv dieses Jahr! Wir haben uns in den letzten zwei (Corona)Jahren eine Fanbase aufgebaut und das spüren wir dieses Jahr sehr. Ausverkaufte Shows, Shows in UK, Italien, Belgien, Niederlande, Österreich,.. auch anhand von Streamingzahlen und dem schönen Festivalsommer.

8/10 Was ist deine größte Eigenart?

Ungeduld und Neid. Es braucht alles seine Zeit und man steckt JETZT viel Zeit rein, aber erntet die Lorbeeren meist erst Monate bis Jahre später. Zu Neid: Man beobachtet einfach durch Social Media und Spotify etc. andere Artists, bei denen Dinge scheinbar schneller und einfacher vorangehen, man vergleicht sich ständig und wird dabei auch missgünstig.

9/10 Was ist der beste Self-Care Rat, den du geben kannst?

Sprecht mit Freunden über eure Gefühle, geht rechtzeitig zur Therapie, schämt euch nicht für Gefühle, die sind meistens aus nem Grund da. Gefühle machen nur Halt in deinem Kopf und deinem Körper, sie gehen auch wieder und es kommen neue. Haltet euch nicht zu lange an der Vergangenheit fest (musste ich selbst und muss ich noch selbst lernen).

10/10 Willst du noch etwas loswerden?

Kommt zu unserer `Chaos of my mind`- tour! Freut euch auf unser Debüt-Album, wir haben so hart daran gearbeitet und es sind so viele Emotionen rein gefloßen, das hört man und wir würden uns sehr freuen, wenn ihr euch die Zeit nehmt :)

Das Video zu „this got me staying“ gibt es hier: