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Sechs Songs, die du auf keinen Fall ungehört lassen solltest

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Grizzly Bear verlassen mit ihrem neuen Sound auch die letzte Naturverbundenheit, ein deutscher Rapper widmet einer italienischen Schauspielerin gleich einen ganzen Song und Neo-R’n’B kommt jetzt neuerdings aus Köln. Für Fans von Parcels ist diese Woche sogar auch noch was dabei aber schaut einfach selbst.

 

Grizzly Bear – Mourning Sound

Die Zahlen Fünf, Elf und Eins spielen momentan bei Grizzly Bear eine größere Rolle. „Mourning Sound“ ist nämlich die Lead-Single für das mittlerweile fünfte Studioalbum der Band auf dem insgesamt elf Songs gelistet sind. Und was hat die Eins mit der ganzen Sache zu tun? Ganz einfach, das Quartett erhält für die starke Nummer eine glatte Eins. In dem dazugehörigen Video geht es neben der sehr angenehmen Farbwahl um die Freiheit der Frau. Das passende Album „Painted Ruins“ erscheint am 18.8.2017  via Sony/RCA Records.

 

 

CHIP – Scene (Feat. Jammer, D Double E, JME, Miraa May & Wiley)

Erfolg und Respekt in der Grime-Szene verträgt sich nicht immer gut. Heißt man jedoch CHIP schafft man diesen Spagat problemlos. Trotz Hitsingles, MOBO Awards und Mainstreamerfolg hat der 26-jährige Musiker den Bezug zu seinen Wurzeln nie vergessen. Nun ist er mit  einem neuen Studioalbum „League Of My Own II“ zurück und haut mit „Scene“ auch gleich einen Banger hinterher. CHIP selbst sagt zu seinem neuesten Werk: Für mich persönlich ist es wohl der beste Grime Track, den ich in meinem ganzen Leben gemacht hab. Mein ganz persönlicher Fave.“ ‚Nuff said!

 

Trailer Trash Tracys – Siebenkäs

Wer mit dem Wort Siebenkäs nichts anfangen kann, den können wir beruhigen. Uns ging es ähnlich bis wir Wikipedia vertraut haben und gelernt haben, dass es sich hierbei wohl um einen Werk von Jean Paul handelt. Bringt den meisten noch immer nicht viel, zeigt aber zumindest, dass Trailer Trash Tracys einen sehr arty Weg nach ihrer fünfjährigen Pause einschlagen. Für die Single „Siebenkäs“ wurden asiatische Klänge und lateinamerikanischen Percussions mit untergehoben und trotzdem schwebt der Song auf einer einzigen Dream-Pop-Shoegaze-Welle. Diese Kombo gibt es in voller Länge auf ihrem Album „Althaea“, das seit ein paar Tagen draußen ist.

 

RIN – Monica Bellucci

RIN mit seiner neuen Single „Monica Belucci“ Hitgeilheit zu unterstellen, ist sicherlich nicht komplett daneben. Wer will es ihm nach Songs wie „Blackout“ oder „Bros“ auch wirklich übelnehmen, schließlich hat der Boi mit dem Prädikat Deutschrap-Hype des Jahres zu kämpfen. Vielleicht ist er aus dem Grund bei „Monca Bellucci“ auf den Dancehall-Afro-Trap-Hypetrain aufgestiegen. Das dazugehörige Video wurde von dem Foto-Künstler Vitali Gelwich. Der in Berlin lebende Künstler hat schon Kampagnen für Supreme und Co. geschossen und hat es definitiv geschafft RIN gut in Szene zu setzen. Das erste Album „Eros“ des Biltigheimers erscheint am 01. September via Division Recordings.

 

Park Hotel – Going West

„Make Disco Great Again“, treffender hätten es die Kollegen vom Wonderland Magazine nicht formulieren können. Das in London lebende DuoTim Abbey und Rebeca Marcos-Roca aka Park Hotel haben mit „Going West“ eine Disco-Hymne der Neuzeit geschaffen. Im Geiste von Parcels treffen hier Arena-Electronica auf feinste John Travolta-Gedächtnis-Beats.

https://www.youtube.com/watch?v=5Egzg0nRa5s

 

Ray Novacane – Sweet Liar

Wer sich nach einem Song von Frank Ocean benennt, muss einem einfach sympathisch sein. Die drei Kölner Ray Novacane haben sich den Song „Novacane“ zu eigen gemacht und präsentieren nun mit „Sweet Liar“ auch eine neue Single, die internationaler nicht klingen könnte. Tatsächlich muss man sich die Bio der Band gleich mehrmals durchlesen um glauben zu können, dass Ray, Niklas und Simon aus Köln sind und nicht aus London, New York, Amsterdam oder Skandinavien. Kein Wunder also, dass Ray Novacane mit ihrem Neo-R’n’B gleich für den Newcomerpreis beim NRWPop Preis nominiert wurden.

 

Foto Credits gehen an: Tom Hines (Grizzly Bear), Ashley Verse (Chip), Vitali Gelwich (RIN), Amanda Fordyce (Trailer Trash Tracys), Judith Simon (Ray Novacane), Luca Campri (Park Hotel)

Minimalistische Sommerliebe im 80s Style – Magic Island veröffentlicht „Summer Luvin“

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Magic Island fühlt mit ihrem 80s Sommertrack „Summer Luvin“ schon mal für die im Herbst anstehende Tour durch Europa vor.

Magic Island aus Berlin-via-Kanada hat eine neue Single veröffentlicht und man kann den süßen Duft von Cocktailschirmen und trashy Kokoslikör förmlich spüren. Der Track „Summer Luvin“ ist die persönliche Sommerhymne, die ganz elegant im minimalistischem 80s Format verpackt ist. Die in Berlin lebende Kanadierin, die sonst eher für melancholische, von Schwere geprägten Songs bekannt ist, präsentiert sich mit ihrer neuesten Summer überraschend fröhlich.

Erinnern tut sie mit ihren cheesy Drum-Machine Beats und zerbrechlich-euphorischen Vocals an die zweite Platte von La Roux, die völlig zu unrecht relativ wenig von der Presse beachtet wurde. Plastikpalmen, pastellfarbige Deko, die von getönten Diskolichtern angestrahlt werden, werden einem  vor dem geistigen Auge präsentiert.

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Die Musikerin Magic Island selbst sagt über ihren Track folgendes: „Ganz einfach gesagt: hier geht’s um Spaß – ein heißer Track über heißes Wetter. Er wird auf meiner kommenden EP “Wash Away” zu finden sein, welche im Herbst erscheint. Es ist der poppigste, fröhlichste Track der EP, die anderen Lieder sind düsterer und stärker von R&B beeinflusst.” Die von ihr angesprochene EP wird sie dann auf ihrer Europatournee im Herbst ihren Fans vorstellen. Im Herbst ist sie unter anderem mit Dates in Berlin, Wien, London, Paris und Warschau auf den Bühnen Europas.

Vergesst eure Genre-Schubladen – Jinka schmeißt mit „Trash From The Past“ alles über den Haufen

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Die junge Musikerin Jinka bietet nicht nur ein krankes Video und visualisiert LSD-Trips, sondern zeigt euch auch, dass ihr euer Genre-Denken getrost vergessen könnt.

Wäre das Video zur ersten Single „Trash From The Past“ ein renommiertes Kunstprojekt, hätten wir das bedenkenlos abgenickt. Stattdessen ist es aber die visuelle Begleitung für den ersten Release der Musikerin Jinka. Der Clip stammt aus der Feder von dem in Berlin lebenden Mario Clement, der Musikvideos für Kraftklub, L’Aupaire oder Milliarden realisiert hat, dabei ist das von Jinka aber wohl sein expressivstes Musikvideo-Projekt.

Grelle Farben aus Lila, Blau, Grün, Rot und Gelb setzen die Jinka immer wieder mit Portrait-Aufnahmen in Szene und visualisieren einen modernen Großstadt-LSD-Trip. Vorbei sind die Zeiten in denen LSD mit Blumengirls auf Wiesen nachgestellt wurden. In Jinkas Welt ist alles lasziver und extremer. Die transylvanische Produzentin lebt laut Pressetext mittlerweile in West-Berlin und doktort auch dort an ihrem verqueren Sound herum. Herausgekommen ist das surrealistische „Trash From The Past“, das eure Sinne, wie Genre-Grenzen vollends überstrapaziert. Vergesst Techno, vergesst Electro, Punk oder Singer/-Songwriter-Elemente. Jinka ist nämlich nichts von alldem und doch irgendwie auch alles zusammen.

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Die wirren Lyric-Schnipsel treiben einen in den Wahnsinn wie ein harter Drogen-Exzess und so muss man den Song erst einmal verdauen lernen. Jinka selbst beschreibt ihr aufregendes Debüt mit folgenden Worten: “ Am Anfang des Songs fühlt sich Trash From The Past ein wenig so an, als würdest du an einem Formel 1-Rennen teilnehmen, während sich gleichzeitig Möwen um ein Stück Hot Dog streiten. Gewöhnen sich deine Ohren aber erst einmal an den Song und die anfängliche Irritation, wird der Hörer von der ‚punkesquen‘ Stop & Go Strategie geführt und erst dann entfaltet sich die Catchiness der angenehmen Melodien. Mit dem Gefühl lernt der Hörer das weirde Gefühl kennen sich die Suche nach Glück zu vereinfachen.“

Pop Fiesta – The Horrors veröffentlichen neue Single „Something To Remember Me By“

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Mit der überraschenden Single „Something To Remember Me By“ werden The Horrors frenetisch auf Youtube für ihren Synth-Pop gefeiert.

Der Song „Something To Remember Me By“ wird der Closer auf dem fünften Studioalbum von The Horrors sein, das am 22. September erscheint. Die Single, die seit gestern auf dem Youtube-Account der Band zu finden ist, zeigt eine deutliche Variation zu der vorherigen Nummer „Machine“. Wie weggehaucht ist das Düstere, das die Band seit Jahren geprägt hat. Es gibt neuen Raum für viel Pop-Pathos und schon fast tanzbarem Synth-Pop. Der Song beginnt mit einem eingängigem Beat, der von einer Drum Machine kommt und entlädt sich erst gegen Ende der etwas mehr als sechs Minuten zu einem euphorischem Höhepunkt. Da hat wohl jemand Gefallen an New Order gefunden.

Dass The Horrors sich gerne neu erfinden, ist nicht erst seit ihrem Abdanken als Comic Figuren, die sie quasi beim ersten Album 2007 waren. Zwischendurch gab es viel Shoegaze und Post-Punk und so scheint es fast schon als logische Konsequenz, dass die Band sich jetzt auf ihrem neuen Album „V“ mit dem Thema Synth-Pop auseinandersetzt. Aufgenommen haben die Briten das Album in Zusammenarbeit mit Paul Epworth, der schon fast mit jeder Band auf diesem Planeten im Studio gewesen ist.

Auf Youtube scheint der Song trotz Stilwechsel überraschend gut anzukommen. Auffallend ist jedoch, dass zuerst die für ihre Hartnäckigkeit bekannten südamerikanischen Fans unter das Video kommentieren. Wir werden die Kommentarspalte weiterhin im Auge behalten und genießen bis dahin die stattfindende Pop Fiesta.

Die bis jetzt 50 besten Songs des Jahres

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Sind wir doch mal ehrlich – die Songs, die in der ersten Jahreshälfte erscheinen tun sich bei Bestenlisten oftmals schwerer. Dies liegt gar nicht mal an der Qualität der Songs, sondern vielmehr an dem Kurzzeitgedächtnis der Blogger und Musikredakteure. Der Fairness halber und weil wir finden, dass diese 50 Tracks Credits verdient haben, haben wir jetzt schon im August unsere erste Bestenliste.

 

Kasabian – Are You Looking For Action?

Mit den einstigen Szenelieblingen aus Leicester ist es derzeit, wie mit so einigen vergangenen Größen der Nuller Jahre: Es ist einfach, da von der Kritik einstimmig betrieben, sie ganz schön schlecht und abgenutzt langweilig zu finden. So waren auch die Meinungen zum letzten Album „You’re In Love With A Psycho“ gelinde gesagt, unzufrieden. Während der ebenfalls mit Video veröffentlichte Titeltrack der Kritik Wasser auf ihre hämisch mahlenden Mühlen gewesen sein muss, halten wir „Are You Looking for Action“ allerdings mindestens für ein Lebenszeichen der Briten. Vielleicht wird’s ja was mit dem nächsten Album.

The Drums -Blood Under My Belt

Hört sich immer noch genauso gut an wie auf Portamento oder im allseits bekannten „Let’s Go Surfing“. Aber eben auch fast genau gleich.

 

Bryson Tiller – Get Mine (ft. Yung Thug)

Uns ist Bryson Tiller ja viel lieber, wenn er, wie hier, mit schnörkellosen Basslines arbeitet und den schmusigen Romantiker im Schrank hängen lässt. Dass Thugger Thugger ebenfalls ein paar Verse zum Besten gibt, schadet fast nie und so macht „Get Mine“ auch drei Monate nach Erscheinen noch richtig Laune.

Rhumba Club – Reunion

Was Tom Falle hier mit seinem neuesten Projekt vorhat, ist noch nicht in Gänze klar, lässt sich aber sehr gut an und wurde hier von uns ein wenig näher betrachtet. Dass das Video immer noch nicht mal tausend Views erreicht hat, ist ungerechtfertigt und schade zugleich, ist die Box-Tanz-Kombination doch viel zu gut, um so verschmäht zu werden.

Code Walk – Guess What (feat. Smerz)

Drummachine Sound aus Kopenhagen, kombiniert mit dem Gesangsduo Smerz, man hat sich anscheinend auf einer kleinen Insel an der Küste Norwegens getroffen, soweit der Pressetext. Was dabei entstanden ist, lässt sich seit Mitte des Jahres auch visuell im Video betrachten. Minimalistische Ästhetik, kombiniert mit reduzierten, direkten elektronischen Klängen.

Beach Fossils – Down the Line

Sollte eigentlich viel höher platziert sein, könnte man meinen. Muss man auch, da Sound doch sehr lovely. Das dazugehörige Album „Sommersault“ ist im Juni erschienen und eignet sich perfekt für die Fahrt nach Italien. Oder durch Frankreich. Oder überallhin, wo’s schön ist.

Yungblud – King Charles

Dominic Harrison kleidet sich wie ein früher Matt Healy und würde wahrscheinlich gerne letzterem ein Stück weit im süßen Windschatten des Hypes hinterher schwimmen. Die Cheesyness hat er, mal sehen ob’s mit den Hits klappt.

John Milk – When I Get Down

Der Funkt blitzt und glitzert, der Soul schleicht sich leise wispernd in’s Unsichtbare. Auf dieser Basis funktioniert John Milks im März erschienenes Album „Paris Show Some Love“, das neben der hier gezeigten ersten Single eine Reihe an Songs aufweist, die nichts geringeres fordern, als Milks Wahlheimat Paris zum tanzen zu bringen.

J. Bernardt – Wicked Streets

Wie oft wohl Jinte Deprez auf Balthazar oder seine neu getroffene Wahl der Gesichtsbehaarung in den Interviews zu seinem Soloprojekt angesprochen wurde, wissen wir nicht. Die Redaktion ist auf jeden Fall gespaltener Meinung, ob hier schlicht ein audiovisueller Chet Faker (aka Nick Murphy) Klon, der dazu zu keiner Zeit an die Qualität seines Originals heranreicht, zu sehen ist oder ob Deprez mit seinem Album „Running Days“ all das Positive verwirklicht, was in der Gemeinschaft seiner Band und der gebundenen Kreativität von Vielen nicht möglich zu sein scheint.

RIN – Doverstreet

Ja, „Blackout“ hat’s krachen lassen, ja, „Blackout“ läuft sogar auf dem Splash, ohne dass das Bietigheimer Original Rin überhaupt zum Mic greift (was ohnehin während seiner Auftritte nicht unter seinen Vorlieben zu liegen scheint, aber hey, Raucherlunge muss ja irgendwo Tribut zollen). Trotzdem ist „Doverstreet“ schlicht der bessere Song. Nicht erzwungen auf Hit produziert und dennoch einer geworden, war es „Doverstreet“, das Rin in Sachen Lässigkeit und musikalischer Reduktion auf’s nächste Level hob. Wer einfach „für so Scheiß keine Zeit“ hat, macht’s im deutschen Rap 2017 anscheinend ganz schön easy richtig.

HAIM – Want You Back

Die zweite Single des Sophomore Albums der Haim Schwestern, zeigt mit Abstand die schönsten Lyrics auf „Something To Tell You“. Danielle Haim erzählt vom Eingeständnis der eigenen Fehler, der zu späten Erkenntnis eigentlicher Wahrheiten und der unbedingten Sehnsucht nach der- oder demjenigen, die oder den man von sich geschickt hatte. Haim sind auf ihrem neuen Album, das hier genauer besprochen wird, niemals berührender als im wunderbaren „Want You Back“.

 

Dem Wandl unterworfen – wie ein St. Pöltner zu einem der interessantesten Klangkünstler Europas wurde

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Der Österreicher Wandl ist nicht erst seit seinem Debütalbum „It’s All Good Tho“ einer der spannendsten Fälle Europas. Kaum ein anderer Musiker hat bereits in solch jungen Jahren ein derart weites Musikspektrum.

Bescheidenheit ist eine der Tugenden, die den jungen Musiker Wandl aus St. Pölten beschreibt – zumindest, wenn man seinen Interviews glauben schenkt. Stets versucht er seine Musik in den Vordergrund zu rücken und nicht seine eigenen Interessen oder irgendwelche Eitelkeiten. Doch für welche Musik steht einer der progressivsten Klangkünstler Europas überhaupt? Schenkt man dem Pressetext seines Labels Affine Records Glauben, ist es Schlafzimmer-Soul. Doch spätestens hier sollte man als eifriger Hörer Einspruch erheben. Der Sound ist viel weitgehender als, dass man ihn mit einem konstruierten Begriff abtun kann.

Wandl, der wie kaum ein anderer Musik mit verschleppten Loops, Samples und einer durch Songs gejagte Stimme arbeitet, zeigt bereits seit seiner ersten „Soon EP“ immer wiederkehrende Stilmerkmale auf. Durch die verschleppten Loops werden Nebelbette auf seine Trackspuren gelegt, was auch mit seiner Heimat St. Pölten zu tun hat, wie er bereits 2014 in einem Interview mit den Kollegen von Noisey erwähnt hat. Die niederösterreichische Hauptstadt wird von ihm selbst als trist und langweilig beschrieben und so unterlaufen auch manche seiner Tonspuren dieser sich wiederholenden Monotonie. Seine Frühwerke werden vom Hörer oft als in sich gekehrt wahrgenommen.

Als Schüchternheit zur Musik sollte dies aber keinesfalls gedeutet werden. Wandl kam bereits früh in Kontakt mit Musik, da beide Elternteile äußerst musikalisch sind, seine Mutter gar Musiklehrerin ist. Auch seine Nachbarn beschreibt er wiederholt in Interviews als musikbegeistert. Sozialisiert werde er musikalisch aber erst mit Hip Hop, was ihn dann im späteren Verlauf zu Soul und Jazz geführt hat. Wandl, der immer wieder im Zusammenhang mit dem oft thematisierten Hanuschplatz-Flow thematisiert wird, hat aber sicherlich leicht differenzierte Herangehensweisen an sein Schaffen. Die prominentesten Beispiele für den Hanuschplatz-Flow sind Künstler Yung Hurn, Crack Ignaz oder Young Krillin, die allesamt heute noch viel stärker durch von Trap geprägt werden.

Wandls Sound jedoch ist melodischer, lässt den Zuhörer durch die Melodie, nicht durch die Lyrics durch dunkle Nächte treiben. Die Nähe zu Hip Hop kann man dem jungen Musiker dennoch nicht abschreiben. Bassig sphärisch sind nämlich eine Vielzahl seiner insgesamt 17 Tracks auf dem Debüt. Dass 17 eine stattliche Zahl für eine Debütalbum ist, illustriert ganz gut, dass sich der noch junge Musiker nicht einen Stempel aufdrücken lassen möchte. Selbst style-technisch gibt sich Wandl, der auch noch ein damn cute boi ist, auf Pressebildern sehr wandlbar. Mal schiebt er den Daddy-Look und taucht ganz in die Riege des russischen Modedesigners Gosha Rubchinsky. Hier werden die 90er neu aufgemischt und dann mit modernen Schnitten kombiniert. Ein andermal gibt sich der in Wien lebende Musiker aber schlicht und puristisch im weißen T-Shirt und kombiniert dies schlicht mit Tennissocken und weißen Sneakers. Die Eleganz der Street-Credibility hält nicht bloß in seine Musik Einzug.

2015 hat er zusammen mit Crack Ignaz das Album „Geld Leben“ aufgenommen, welches im späteren Verlauf von einigen hochrangigen Hip Hop-Medien (Juice, All Good, Intro) als eines der besten des Jahres gekürt worden ist. Mit seinem Debütalbum „All Good Tho“ stellt er knapp zwei Jahre später klar, dass er auch selbst als Sänger selbstbewusst in den Vordergrund rücken kann. Süße Songs wie „Cola“ unterstreichen die soulige Farbe in Wandls Stimme, die nicht mehr bloß Mittel zum Zweck ist. Durch die lässigen Gesangspassagen wird trotz der manchmal kalten Loops ein Wohlbefinden beim Hörer erzeugt.

Ein Gefährte, der ihm geholfen auf diesen Weg zu gehen ist der Label-Mate Oliver Thomas Johnson genannt Dorian Concept. Der selbsternannte autodidaktische Jazzmusiker ist Halb-Amerikaner geht den Weg von Größen wie Aphex Twin und Co. und hat großen Einfluss auf den amerikanisierenden Einklang in Wandls Musik gehabt. Neben Dorian Concept, haben auch Gorillaz den Musiker bereits in der ersten Klasse inspiriert. Im Interview mit Red Bull zählt er zudem Madlib zu einen seiner Vorbilder. Tatsächlich scheut sich der US-Multiinstrumentalist nicht davor rein instrumentale Stücke zu produzieren, die von einer gewissen vintage Stimmung leben und sich auch der besten Nuancen aus Soul, Jazz und Hip Hop bedienen. Selbiges gilt eben auch für den Sound von Wandl.

Doch was sind schon Genre-Bezeichnungen? In dem Schaffen eines Wandl steht vielmehr das Bildhafte der Songs im Vordergrund. Die Live-Perfomance ist es, die viele seiner Songs antreibt und die er zu einem späteren Zeitpunkt dann in Zusammenarbeit mit dem Visual Artist Clemens Haas umzusetzen versucht. Dies zeigt nicht nur, dass der 23-jährige keineswegs nur mehr ein Schreibtischtäter ist, der im stillen Schlafzimmer an ein paar Samples herumschraubt. Der Kreativität sind längst keine Grenzen mehr gesetzt. Für die Abschlussprüfung eines befreundeten Regisseurs schrieb er für das Stück „Der gestohlene Gott“ die Musik in Hamburg und feilte nebenher an seinem Debüt. Dies verschaffte ihm Zugang zu neuen Möglichkeiten wie dem Recorden der Vocals und dem Flügel im Theater-Foyer.

Ausschließlich Produzent oder auf neudeutsch Producer ist Lukas Wandl also längst nicht mehr. Und in dem Punkt würde man den Begriff Schlafzimmer-Soul dann doch vollends unterschreiben. Sein komplettes Schaffen macht der Musiker in erster Linie für sich selbst. Der Dienstleister-Gedanke liegt seiner Musik fern und vielleicht finden wir gerade deshalb so intimen Zugang zu seiner Musik. Tracks wie „Schulhof“ oder „Window Color“ auf mögen uns auf den ersten Blick banal erscheinen, sind aber das Resultat ehrlicher und direkter Gedankengänge Wandls.

Man könnte als Nichthörer seiner Musik jetzt leicht denken, dass Wandl verdrehte Musik ohne Popgedanken macht, doch weit gefehlt! Auf Nachfrage der Intro wie er sein Debütalbum „It’s All Good Tho“ beschreiben würde, antwortet er knapp aber bestimmt mit „Nur Hits“. Der Junge weiß halt was er macht. Vor großen Hooks macht hier längst niemand halt. Popmusik muss nicht immer Mainstream sein.

Doch was macht Lukas Wandl jetzt letztendlich zu einem solch interessanten Musiker? Es ist das Austesten der Genregrenzen ohne sich jemals in etwas zu verlieren. Laut eigener Aussage hängt dies mit der Tatsache zusammen, dass er sich schwer damit tut sich einen Signature-Sound zuschreiben zu wollen. Aufgenommene Songs sind für ihn abgeschlossene Kapitel, die nur den Weg für neue Ideen freimachen. An dieser Stelle sollte man sich auch die Frage stellen, ob Musiker in Zeiten von Streaming überhaupt noch sich einem prägenden Stil zuschreiben lassen müssen. Songs tauchen über Nacht im Netz auf und werden als Momentaufnahme konsumiert.

Dass die Musik Wandls auch international annehmbar ist, macht nicht nur alleinig die Tatsache, dass er auf Englisch singt, aus. Sein Song implementiert Elemente aus der amerikanischen Afro-Kultur, europäischem Kunst-Bohème und österreichischem Schmäh. In diesem Sommer zeigt er diese Tauglichkeit auf den verschiedensten Bühnen Europas, wobei besonders Frankreich auf große Zuneigung zu stoßen scheint.

Die große Stärke Wandls besteht darin sich aus jedem Topf die besten Zutaten herauszupicken und sich zu eigen machen. Und genau das ist das Geniale an seiner Musik. Es ist nicht ein bloßer Abklatsch von Trends aus den Staaten, die europäisch umgedeutet werden, um dann als massentauglich zu gelten. Nein, Wandl geht es vielmehr um das Pure der Musik. Sie soll gefallen, in erster Linie ihm selbst aber nicht aus Eitelkeit, sondern aus Liebe zum Detail. Und wer dies bereits in jungen Jahren kapiert hat, hat es einfach verdammt nochmal faustdick hinter den Ohren und an dieser Stelle bleibt zuletzt nur als Abschluss des Kreises den Presstext mit den Worten: „Sky is the limit.“, zu zitieren.

Foto Credits gehen an: Christian Stantchev.

Charmante Progression – Das Fuchsbau Festival zwischen Kunst & Musik

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Das Fuchsbau Festival in Hannover bietet nicht nur auf musikalischer Ebene eine kreative Auswahl an Acts. Auch in Kunst & Kultur wissen die Veranstalter mit innovativem Booking zu überzeugen.

Unter dem Motiv  „splitter faser ___“ findet auch dieses Jahr wieder vom 11.-13. August das Fuchsbau Festival statt. Ein Festival, das sich nicht einfach unter die Rubrik Musikfestival einordnen lässt. Vielmehr ist es ein Fest der Künste aus Lesungen, Konzerte, DJ-Auftritten, Filmen und Gesprächsrunden. Musikalisch immer am Nervt der Zeit hat das Festival aus Hannover dieses Jahr die R’n’B Sensation Ace Tee zu sich eingeladen. Der deutsche Song „Bist du Down“ ging weltweit viral und konnte zeigen, dass die heutige Online Pop-Zeitrechnung so gut vernetzt ist wie noch nie. Mit Lea Porcelain und Der Ringer stehen auch zwei deutsche Acts im Line Up, die bereits seit geraumer Zeit die Runde in der Postie Redaktion machen. Zum einen erfrischender Post Punk, zum anderen Autotune in seiner puristischsten Form.

Es mag an der geografischen Lage liegen, oder am guten Gespür der Booker, eins steht jedoch fest – das Fuchsbau Festival hat verstanden, dass man in der elektronischen Welt momentan nicht an den Niederlanden vorbei kommt. Kuenta i Tambu ist die weirdere Version von M.I.A. und Job Jobse wird für Boiler Room Flair sorgen.

Neben dem sehr internationalem Line-Up wird es auch wieder in Gesprächsrunden und Filmen um das Zwischenspiel aus Technik und dem menschlichen Körper gehen. Ergänzend dazu wird vor allem in den Gesprächen auch der 2017 allgegenwärtige Kapitalismus in die Diskussionen Einzug erhalten.

Das Festival aus Kunst & Kultur ist also ein Festival, das sämtliche Sinne bespielt und trotz allem seine progressive Haltung behält. Der Spaß und das Wohlbefinden steht trotz der kritischen Hinterfragungen stets im Vordergrund und mit dem Konzept ist das Fuchsbau Festival eines der spannendsten Projekte der deutschen Festivallandschaft.

Musik:
Efdemin | Laurel Halo (US) | Ace Tee | Smerz (NO) | Job Jobse (NL) | LSDXOXO (US) |
Lea Porcelain | Kuenta i Tambu (NL) | Nadia Tehran (IR) | Der Ringer | Oliver Coates (UK)
| Shanti Celeste (UK) | Born In Flamez | Dasco (IL) | Nugat | Deena Abdelwahed (TN) |
Umlilo & STASH Crew (ZA) | Jan Brauer & Patrick Flynn | Lady Blacktronica (US) | Nene
Hatun (TU/DE) | Tom Adams (UK) | Ziùr | Dj Pam Bam | FFX (SVN) | Demir Cesar | Jamila &
the other Heroes | Hope | zv_k | Frankfurd (NL) | Sultan’s Court | 9T Antiope (IR)

Gesprächsgäste:
Holly Herndon (US) | Prof. Dr. Eva Illouz (IL) | Minna Salami (UK/FI) | Michael Seemann |
Prof. Dr. Daniel Loick | Adam Harvey (UK) | Nina Scholz | Shaheen Wacker | Tarik Tefsu |
Volkan Agar | Valerie Lux | Janina Loh | Mihir Sharma | Ricardo Ferrer | Jire Gözen | Philipp
Khabo Koepsell | Simone Vrckovski | Valerie Göhring | Konrad Siller | Dr. Theresa Züger

Tanz/Performances/Lesungen:
Don’t Worry Be Yoncé (NL) | On Confluence | Ya-Wen Fu | Hannes Bajohr | Korhan Erel &
Göksu Kunak | Houweida | Rudi Nuss & SHŌ | Christo Bertram & Peter Lüneschloß

Kunst-LAB:
Christopher Schmidt | Florian Model | Inside Job (Ula Lucinska & Michal Knychaus,
PL) Jutojo | Kajetan Skurski | Kuba Matuszczak (PL) | LaTurbo Avendon | Lu Yang (CH) | Marie-Eve Levasseur (CA) | Noah Voelker (US) | Pinar Yoldas (TU) | Stefanie Schwarzwimmer | Tulo Hamkens

Film:
Finding Fanon Trilogy (UK) | Storytelling for Earthly Survival (BE) | Space is the Place
(US) | Vanishing Waves (LT) | Live Score: Metropolis

Datum: 11.-13. August 2017
Ort: Alte Ziegelei Lehrte (bei Hannover)
Tickets: www.fuchsbau-festival.de

Sechs neue Songs, die du unbedingt gehört haben solltest

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Mit Everything Everything kehrt eine Konstante in das Sommerloch ein. Eine der wenigen britischen Bands, die seit Ewigkeiten keine schlechten Songs mehr produziert hat. Neben den Lads ist außerdem schöner Dream Pop, droppender Hip Hop, Kleberschnüffeln und ein spannendes Duett mit dabei.

Everything Everything – Desire

Es gibt weniger Indie-Bands, die es über die Jahre geschafft haben durchweg gute Qualität abzuliefern. Everything Everything gehört ganz bestimmt dazu. Zwar liefern die Briten mit jedem Album immer wieder neue Nuancen, bleiben sich aber immer treu. Schriller Indie Pop mit mal mehr, mal weniger Math Rock-Einflüssen. Dennoch werden wir das Gefühl nicht los, dass die Jungs sich für brandneue Video zu „Desire“ bei den Math-Legends von Battles haben inspirieren lassen. „Lass mal ein Video in ’ner Box machen“, haben die sich nämlich schon vor zehn Jahren gedacht. Das neue Album von Everything Everything „A Fever Dream“ erscheint am 18. August via RCA Records.

 

Yumi Zouma – December

Jeder Sommer sollte seine ganz eigene Dream Pop-Hymne haben. Diese liefern Yumi Zouma aus Neuseeland für den anstehenden Spätsommer. Unpassenderweise heißt die neue Single der Band jedoch „December“, was die sommerlichen Gefühle, die der Song auslöst jedoch kaum mindert. Der Song ist Teil des neuen Albums „Willowbank“, das für Oktober geplant sein soll.

 

Kele Okereke – Grounds for Resentment (feat. Olly Alexander)

In Deutschland wird die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt und Kele Okereke singt ein offenes Liebesduett mit Olly Alexander. 2017 hat durchaus auch seine Sonnenseiten. Die beiden schwulen Musiker haben sich anlässlich des zweiten Solo-Albums von Kele Okereke (Bloc Party) zusammengetan und singen über die offen ausgesprochene Liebe zu einem Mann. Ein Thema, das noch viel zu oft in den Songtexten verschwiegen wird. Der Sound ist weitaus weniger elektrisch als noch bei seinen letzten beiden Solo-Versuchen. Es ist ein süßlich duftender Sommernachtstraum.

 

The War On Drugs – Pain

„Thinking Of A Place“, „Holdin On“ und „Strangest Thing“, The War On Drugs wissen, wie man ihre Fans verwöhnt. Mit „Pain“ folgt nun der bereits vierte Streich und ist keine Spur schlechter als seine Vorgänger. All diese träumerischen Kirschen sind auf dem anstehenden Longplayer „A Deeper Understanding“ enthalten. Eine Platte mit der wir wegen die vielen Releases jetzt bereits in Luv sind. „Pain“ ist ein etwas mehr als fünf Minuten dauernder Gefühlsrausch, der beim Schließen der Augen an die Weiten der Schönheit Amerikas erinnert.

 

Rae Sremmurd – Perplexing Pegasus

Mehr Atlanta geht eigentlich kaum als beim Duo Rae Sremmurd. Dieser zweiköpfige Enery Drink haut seine Lines mit einer solchen Gelassenheit raus, dass wir vor Neid nur erblassen können. Andere Rapper bestechen vielleicht durch mehr Glamour und fettere Produktionen, Rae Sremmurd aber brauchen dies für ihren ehrlichen Sound nicht, da dieser einfach lit af ist.

 

Bicep – Glue

Und ein weiteres Duo, das mindestens genau so viel Energie transportiert. Die in London lebende DJ-Kombo Bicep hat mit „Glue“ abermals gezeigt, warum sie momentan eine der gefragtesten Acts im Biz sind. „Glue“ ist eine moderne Hommage an die vergangenen Rave-Zeiten, an die man sich gerne in UK zurückerinnert. Am Wochenende haben sie auf dem Amsterdamer Dekmantel den Release ihrer neuen Single feiern können, der Teil des im August erscheinenden Albums ist.

Foto Credits gehen an: Ben Price (Bicep), Dustin Condren (The War On Drugs), Diwang Valdez (Rae Sremmurd), Melt Booking (Kele Okereke, Everything Everything), Aaron Lee (Yumi Zouma).

Atmosphärischer Roadtrip – die besten Stills aus dem Albumvideo von Toro y Moi

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Still aus Toro y Moi – „Boo Boo“ (album stream)

Toro y Moi hat in Zusammenarbeit mit den Videografen und Fotokünstlern Tyler McPherron und Mancy Gant an einem träumerischen Album-Video gearbeitet. Wir haben für euch die schönsten Stills aus dem Roadtrip herausgesucht.

Toro y Mois Chaz Bear hat mit seinem fünften Album nicht nur seinen musikalischen Höhepunkt erlebt, sondern mit dem dazugehörigen Video auch den Rausch der Musik in etwas weniger als 50 Minuten filmisch zusammengefasst. Die Naturaufnahmen aus dem Van wurden von Tyler McPherron, einem Filmemacher aus San Francisco realisiert. Dieser hat in der Vergangenheit bereits an mehreren Naturdokus gearbeitet und ist auch in der Musikwelt kein Unbekannter. FKA Twigs ist hier als eine seiner prominentesten Kollabos zu nennen. Die Retrospektiven, die immer wieder eingeblendet werden und Chaz Bear beim Kunstschaffen zeigen, wurden von dem Fotografen Mancy Gant aufgenommen. Dessen Kunst beschäftigt sich vor allem mit persönlichen, intimen Portraits, die das Leben und den Lebensraum der dargestellten Personen mit einzugreifen versucht. Beide Künstler finden sich in dem Spiel mit dem Licht und schaffen dadurch eine durchweg positive Stimmung beim Betrachter.

Die erste Aufnahme aus dem Album-Video ist an der Avenue of the Palms mit Blick auf die Skyline von San Francisco. Der gänzlich in weiß gekleidete Chaz Bear unterstreicht hier den sommerlichen Charakter, der bereits von Palmen und azurblauem Wasser geprägt wird. Laut einem Youtube User befinden sie sich auf Treasure Island und reisen von da aus weiter auf die Bay Bridge.

Still aus Toro y Moi – „Boo Boo“ (album stream)

Aus dem Van heraus wird mit der Wildlederjacke, der freiheitliche Roadtrip-Charakter unterstrichen. Es ist ein letzter Blick auf die Skyline, das hektische Leben, bevor es in intimere Spähren geht. Durch die Glasfront und das Wasser werden dem Betrachter gleich zwei Grenzen zu der aufreibenden Zivilisation gezeigt. Mit dem Minivan geht es dann über die Yerba Buena Island auf die Bay Bridge Richtung Downtown Oakland.

Auf der Reise nach Downtown Oakland wird das Innenleben des vintage anmutenden Vans gezeigt. Die Kulisse etliche Statussymbole eines kalifornischen Hipsters. Angefangen mit Pflanzen, über Vintage Deko aus den 60er Jahren. Natürlich darf hier Schnaps und Musik für das boheme Leben nicht fehlen. Trotz dieser Stereotypen wird der Innenraum warum und einladend.

Nachdem sie Oakland hinter sich gelassen haben, fahren sie durch eine typische, amerikanische, Mittelklasse-Siedlung vorbei. Die Holzfronten zeigen in der fallenden Sonne ihren ganzen Charme und ebnen den Weg nach Berkeley.

An dieser Stelle wird er Charme des Videos vollends ausgereizt. Ein Roadtrip mag bereits der Traum eines jeden Millennials sein; mit cutem Doggo wird diese Reise aber gleich nochmal um das Hundertfache attraktiver.

Über die Canyon Road geht es am Stadium Rim Way vorbei. Die Kamera schweift immer wieder zu der Fensterfront, die mit dem Aufkleber „Reality’s tight if the music is right“ dekoriert ist. Wahre Worte.

Das vermehrte Auftauchen von Natur demonstriert die Nähe zum Grizzly Peak. Nordamerikanische Wälder und tief liegende Täler werden in romantisierenden Panorama-Schnappschüssen bescheiden in Szene gesetzt.

Auf dem Hügel angekommen werden dem Betrachter die Schattenseiten der malerischen Orte in unserer heutigen Gesellschaft gezeigt. Selbst diese wurden von der Menschheit zu einer Touristenattraktion und einer Massenhandlung abgefertigt. Idylle muss man sich im Jahr 2017 teilen.

Auch hier wird gezeigt, dass selbst der schönste Sonnenuntergang durch das fortgeschrittene Eingreifen in die Natur gemindert wird. Dennoch bekommt der Betrachter hier ein Gefühl von Freiheit vermittelt, welches nur noch durch die letzte Aufnahme gestärkt wird.

Gegen Ende sieht man Chaz Bear in Rückenansicht auf das neblige Tal blickend. Hier werden Freiheitsgedanken der Romantiker à la Caspar David Friedrich teils bewusst, teils unbewusst aufgegriffen. Die Connection zwischen dem Popstar-Künstler und Toro y Moi spielt aber eh nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr findet man hier in der Schönheit seine Ruhe und genießt.

© Sämtliche Stills wurden dem Album-Video „Boo Boo“ von Toro y Moi entnommen.