Die Mischung machts! Bei der diesjährigen Ausgabe des Way Back Whens bekamen die Besucher wieder eine bunte Mischung aus lokalen, nationalen und internationalen Newcomern und Szene-Lieblingen. Von Indie über Rock, Folk und Pop war alles vertreten.
Eröffnet wird das Festival am frühen Freitagabend von den Lokal-Heroen East Ends. Durch den treibenden akustischen Punk-Rock-Sound der Dortmund und den schmissigen Gitarrenriffs wird der erste Festivaltag im FZW Club gebührend eingeweiht. Mit Strange Bones und Pabst geht es in deftiger Rock-Manier gleich weiter im Programm.
Kammermusik von Sam Vance-Law in der Pauluskirche
Neben dem FZW gibt es in diesem Jahr nur noch einen weiteren Spielort: Die Pauluskirche. In dieser spielt Sam Vance-Law, der sein Set von Sonntag auf Freitag vorgezogen hat, weil die südamerikanische Folkore-Sängerin Malena Zavala absagen musste. In wunderschöner und ungewöhnlicher Kulisse kommt die glasklare Stimme und die kammermusikalische Popmusik des Singer-Songwriters besonders gut zur Geltung.
Poppiger und groovinger geht es anschließend mit Her daher. Das einstige Duo aus Victor Solf und Simon Carpentier macht schönen samtig-loungigen und schmissigen Dandy-Soulpop. Durch den tragischen Tod von Sänger Simon im vergangenen Jahr, übernimmt mittlerweile Victor alle Gesangsparts allein. In der Halle des FZW sorgen Her vor allem für reichlich Hüftschwungs. Das liegt vor allem an sinnlichen Tracks wie „Five Minutes“. Genauso schmissig, jedoch rockiger, geht es auch bei Rikas weiter.
Highlight am ersten Festivaltag ist jedoch die Show der brasilianischen Sängerin und Pianistin Dillon. Komplett in weiß gekleidet steht die Musikerin in schummrigen Licht auf der Bühne und präsentiert dabei viel neues Material. Die zarten melancholischen Harmonie entfalten sich erst durch die wummrigen elektronischen Basslinien. Dazu die auf die Musik perfekt abgestimmten Lichter, so dass der Auftritt von Dillon sofort unter die Haut geht.
Auch der zweite Festivaltag startet wieder mit einer lokalen Band – der Alternative-Pop Band Walking On Rivers. Für all diejenigen, die fernab der Konzerte im FZW oder der Pauluskirche noch mehr sehen und erleben wollen, haben die Veranstalter mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm Abhilfe geleiset. Neben einem Vinyl Talk mit Findlay steht am Festivalssamstag auch ein Streetart Workshop sowie das Interview-Café mit Fil Bo Riva auf dem Programm.
Wer Letzteres im Café verpasst hat, hat am Abend noch die Chance den Musiker auf der Bühne zu sehen. Spärlich beleuchtet und kaum zu sehen, geht die außergewöhnlich tiefe Stimme von Fil Bo Riva schon beim ersten Song direkt unter die Haut. Rau, melancholisch und ein bisschen verdrogt wirkt die ganze Kulisse, was die melancholische und düstere, aber auch gefühlvolle Stimmung wiederspiegelt. Fil Bo Riva stürzt die Zuhörer gar in eine emotionale Achterbahnfahrt. So ist man stets zwischen den hochemotionalen und melancholischen, wie auch den souligen Tanznummern, hin- und hergerissen.
Weitere Highlights des Tages sind neben der eindrucksvollen emotionalen Show von All The Luck In The World in der Pauluskirche, vor allem der Auftritt von Findlay im FZW Club. Im rappelvollen Club wird zum Garage-Indie-Pop mit Synthie-Einflüssen der Britin abgerockt. Dazu die rotzige Attitude und der Samstag-Abend bekommt nochmal richtig Aufwind. Denn trotz der guten Mischung blieb die Stimmung am ganzen Wochenende beachtlich ruhig.
Am letzten Tag geht es wieder ruhiger zu. Mit Kat Frankie steht in der Pauluskirche am Nachmittag eine wahre Ausnahmekünstlerin auf der Bühne. Ganz in rot gekleidet, performt die Musikerin mit ihrer Band viele Songs der neuen Platte „Bad Behaviour“ und überzeugt vor allem durch Vielfalt und ihre einzigartige Stimme. Werden bei Tom Grennan zu seinem schmissigen Soul-Pop noch einmal die Tanzschühchen ausgepack, so wird es spätestens zu schönster Singer-Songwriter-Manier von Das Paradies und Die Höchste Eisbahn nachdenklich und verträumt.
Das Way Back When ist und bleibt ein Festival für Musikliebhaber. Die Konzerte und das Rahmenprogramm sprechen für sich. Trotzdem ist dir, liebes Way Back When, in den letzten Jahren ein wenig die Seele verloren gegangen. Dein Publikum ist andächtig und still. Kann man auch verstehen bei dem gut erlesenen Line-up, doch sollte ein solch großartiges Festival mehr zelebriert werden und weniger an Messdienste erinnern. Wo ist deine Euphorie geblieben?