So war es bei Der Ringer in München

Die derzeit vielleicht interessanteste Band Deutschlands auf der Tour zum Debütalbum – flirrender Krach im Orangehouse

Nach der Veröffentlichung von „Soft Kill“ im Januar diesen Jahres und der kollektiven Begeisterung der Musikpresse für den sterilen und gleichzeitig überschäumenden Mix aus technologischer Kälte und emotionaler Sehnsucht der fünf jungen Männer aus Hamburg also die Tour zum Debüt, auf der man Der Ringer unter anderem auch im Oranghouse im Münchener Westen erleben konnte. Ebenfalls dabei waren die Newcomer Erregung öffentlicher Erregung vom gemeinsamen Hamburger Label Euphorie, die letzte Woche noch ihre neue Single „Wo soll ich hin?“ veröffentlicht hatten.

Obwohl die Stimme von deren Sängerin Anja Kasten zum Teil ein wenig im übrigen Postpunk Feuerwerk untergeht, ist genau diese Rauheit und die Ungeschliffenheit des Sounds der Band mit dem sperrigen Namen, von dem man sich mehr als einmal fragt, ob man ihn nun originell oder prätentiös finden soll, der kratzige Performancemittelpunkt des Quintetts aus Hamburg und Berlin. Im Kontrast zur eher klassisch punkigen Bühnenattitüde der Vorband, treten Der Ringer selbst vor einer atmosphärisch stillen Wasserprojektion auf und Sänger Jannik Schneider bleibt sich auf der Bühne treu: Verstellte Stimme, wenig Interaktion mit dem Publikum, Songs werden knapp bis gar nicht angekündigt und umso spektakulärer umgesetzt. „Knochenbrecher“, „Ohnmacht“ oder „Violence“ scheinen in ihren explosiven Höhepunkten schier zu platzen, Gitarrist Jakob Hersch fällt ekstatisch zu Boden, nur um mit seinen vier Bandkollegen wieder in die nächste Synthieorgie hineinzurennen. Der Ringer mögen keine Showband sein und sind sicher keine Rampensäue, aber sie bringen dem Publikum „Soft Kill“ in seiner Sehnsucht und in seiner versteckten Wärme mit einem angemessenen Hauch Brutalität näher. Wer braucht schon Säue auf Rampen?

Leider zu erwähnen ist wahrscheinlich auch, dass im Orangehouse am Samstag vielleicht fünfzig Leute vorbeigeschaut haben und der Konzertraum damit nicht mal annähernd zur Hälfte gefüllt war, was man Bands wie Der Ringer und Erregung Öffentlicher Erregung dann doch so gar nicht wünscht. Vielleicht klappt’s ja bei der nächsten Tour und der Süden Deutschlands erscheint zahlreicher, wenn Der Ringer mit Roboterstimme zum Tanz bitten. Vielleicht dann nicht mehr als Geheimtipp der Postpunk-Szene und hoffentlich vor gefüllten Sälen. Wäre ihnen natürlich zu wünschen, aber vor allem jedem Musikinteressierten zu empfehlen.

 

 

 

 

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