Mit neuem Konzept und gewohnt vielseitigen Acts schafft das Way Back When eine charmante Festival-Oase in der Dortmunder Nordstadt und bietet neben alten Stärken auch viel frischen Wind.
Während am Eingang der Werkstatt noch Graffiti gesprüht werden, eröffnen in der Werkstatt Inseln die sechste Auflage des Way Back When Festivals. Inspiriert vom deutschen Post-Punk der 80er und der Dringlichkeit der Hambuger Schule entfacht die Dortmunder Band ein furioses Feuerwerk. Anschließend lassen Some Sprouts mit ihrem Gute-Laune-Indie auch in den schummrigen Örtlichkeiten der Werktstatt die Sonne herei und animieren zum Hüften kreisen.
Wagt man sich doch mal heraus aus der Werktsatt in die Sonne, erblickt man einen Verantstaltungsort mit viel Charme. Der Junkyard in Dortmund überzeugt durch charmanten Schrottplatz-Flair, zahlreiche Schattenplätze und Liebe zum Detail laden zum Verweilen ein. So lässt sich an dem Wochenende in jeder Ecke immer wieder viel Neues entdeckten, oder aber, es kommen auch einfach neue Graffitis hinzu. Auch mit dem Wetter hatten die Veranstalter in diesem Jahr ein glückliches Händchen, so gibt es strahlend blauen Himmel und Sonne satt an den beiden Festivaltagen. Schattenplätze beim ersten Out-Door-Act Goldroger sind daher hart umkämpft. Daneben ist der Dortmunder auch der einzige Rap-Act an diesem Wochenende, was Goldroger als Herausforderung aufnimmt, die Menge mit seinem wortgewandten und facettenreichen Rap-Sound abzuholen.
Jules Ahoi anstatt L’aupaire
Wer sich am ersten Festivalttag auf L’aupaire gefreut hatte, musste mit Jules Ahoi vorlieb nehmen. Krankheitsbedingt musste der Gießener seinen Auftritt leider kurzfristig absagen. Umso besser jedoch, dass Jules Ahoi kurzfristig einspringen konnten und mit ihrem Surf-Folk-Sound á la Mumford and Sons ein gebührender Ersatz für L’aupaire abgeben konnten. Ein krasses Gegenprogramm zu den harmonischen Folk-Noten liefern am Abend Gurr mit ihrem schrammeligen Indie-Garage. In der Werkstatt bieten Laura Lee und Andreya Casablanca ein gewohnt euphorisches und energetisches Set und beweisen, dass sie zurecht eines der gefragtesten Live-Duos derzeit sind. Laura Lee verrät beim Auftritt übrigends, dass sie ein riesiger Fan von Deerhunter ist.
Die spielen ganz zufällig nur ein Set später im Sonnenuntergang auf dem Schrottplatz, der sich mittlerweile gänzlich mit Menschen gefüllt hat. Mit ihren langen Gitarren-Intros und ihrem psychedelischen Rock-Sound hat die US-amerikanische Band ihr Publikum schon nach wenigen Takten voll im Griff. Wer nach dem furiosen Set von Deerhunter noch nicht Müde ist, für den warten in der Werkstatt experimentelle Klänge und in Traumsprache gesungene Worte von den Japanern Kikagaku Moyo sowie anschließend ein ausgelassenes DJ-Set von Moglii, der für amtliche Tanz-Beats zum Ausklang sorgt.
Der Schrottplatz lädt zum Verweilen ein
Den Anfang am zweiten Festivaltag macht Shelter Boy. Seine Zuneigung zum Slacker-Rock á la Mac DeMarco hört man dem Briten sofort an. Seine catchy Hooks und der verträumte Shoegaze animieren in der Werktstatt zum sofortigen Mitschunkeln und Schwelgen. Hingegen liefern Drens anschließend mit ihrem Surf-Rock ein krasses Gegenprogramm ab und bringen die Örtlichkeit zum Beben. Wem es In-Door an dem heißen Tag zu warm wird, chillt einfach bei einem der beliebten Schattenplätze auf dem Junkyard. Unter Sonnenschirmen, umgeben von Palmen und mit einem kühlen Astra in der Hand, lässt es sich entspannt den Auftritt von Money for Rope begutachten, die mit ihrem staubigen Blues-Rock und ihre dynamischen Sound Bewegung in den Schrottplatz bringen.
Ganz großes Highlight am Samstag ist jedoch der Auftritt von Temples. Trotz 30 Grad und prallem Sonnenschein lassen es sich die Briten nicht nehmen trotzdem in Rollkragenpulli, langen Schlaghosen und Boots aufzutreten. Die 70er haben hier Programm und so sieht man Temples keinerlei Müdigkeitserscheinungen an, währned sie ein fulminantes Live-Set voller krachiger Gitarrenhooks, 70er-Glam-Rock und viel psychedelischen Sounds abliefern. Nebenbei präsentiert die Band auch einige neue Nummern vom kommenden Album.
Kuschelige Festivalatmosphäre auf dem Junkyard
Viel einfühlsamen Singer-Songwriter-Sound liefert Angie Mc Mahon, die auch den weitesten Anreiseweg bei dem Festival hatte. Die Australieren stellt in der Werkstatt jedoch nicht nur herzzerreissende Songs vor, sondern beweist auch, dass sie zugleich in Teilen raue Rockerin sein kann. Schon in den frühen Abendstunden hängt jedoch bereits die Vorfreude auf den Headliner des Abends in der Luft. So machen sich manche gar nicht mehr die Mühe, den Schrottplatz zu verlassen und sichern sich ein Plätzchen für den bevorstehenden Auftritt von Blood Red Shoes. Als es letztendlich soweit ist, eröffnen Laura-Mary Carter und Steven Ansell rifforientiert und mit viel Lärm ihr Set. Dabei hat das Duo ihre neue Band im Gepäck, die sie live unterstützt. Laut und druckvoll geht es das komplette Set über auch weiter und man kommt nicht drumherum die Musik des Band am ganzen Körper zu spüren. Neben einigen Mitsing-Chören bilden sich hier und da auch kleinere Moshpits und so wird im kollektiv zum Indie-Garage-Sound des Duos abgefeiert.
Auch zur sechsten Auflage überzeugt das Way Back When wieder auf ganzer Linie. Durch die neue Location im Junkyard ist die Veranstaltung kuscheliger geworden, alles ist enger zusammengerückt und gerade dadurch kommt es zu einer intensiveren Festivalstimmung. Ein abwechslungsreiches Line-up, Bands zum Entdecken und Wiederentdecken und ein liebevoll gestaltetes Areal bieten zahlreiche Möglichkeiten am Wochenende voll auf seine Kosten zu Kommen. Das Way Back When ist und bleibt ein Festival für Musikliebhaber und hat bewiesen, dass es auch im neuen Gewand von seinem Publikum freudig aufgenommen wird.